Beschreibung des Oberamts Wangen/Kapitel B 2
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- 1) Beuren, katholisches Pfarrdorf mit 117 Einwohnern (die Häuser Aschenwinkel und Holzmeßner und die Mahlmühle Lettelesmühle mit eingerechnet), 41/2 Stunden ostnordöstlich von Wangen, in einer etwas eingedeichten, nach Norden aber freien Lage, an der Vicinalstraße von Winterstetten und Friesenhofen nach Wangen. Hier befindet sich Kirche und Schule für den ganzen Bezirk. Die Pfarrkirche zu St. Peter und Paul ist sehr alt und ihr Erbauungsjahr unbekannt. Erneuert wurde sie im Jahr 1452. Sie liegt auf einer kleinen Erhöhung auf der Südwestseite des Orts, und ist regelmäßig und solid gebaut. Die Baulast ruht auf dem Kirchenfond, der jedoch für Bestreitung der Kultkosten kaum zureicht; in außerordentlichen Fällen hat die Pfarrgemeinde und bei Baulichkeiten die Pfarrstelle als Zehntherrin einzutreten. Die Baulast des Pfarrhauses trägt die Pfarrei, welcher ein Widdumgut mit Haus zugehört. Patron ist der Freiherr Pappus von Trazburg und Laubenberg, welcher schon seit alten Zeiten als Vogtrecht von der Pfarrei zu beziehen hat: 240 Vrtl. Haber (Isnyer Maß) oder an Geld 100 fl., eine Wanne Heu und einen Lebkuchen. Die Schule hat Einen Lehrer.
- 2) Allmisried, Weiler mit 6 und Netzers, Haus mit 8, Röthelenbach, Haus mit 6, Seemang, Haus mit 5 Einwohnern, sämmtlich nordöstlich über dem Haldensee gelegen. Allmisried und Seemang entstanden durch die Vereinödung im Jahr 1715, und sind von Lengertshofen, Netzers aber und Röthelenbach von Beuren hinausgebaut.
- 3) Gumpeltshofen, Weiler mit 40 und Gaisau, Haus mit 11, Halden, Weiler mit 23, Unger, Haus mit 2 Einwohnern. Gumpeltshofen bestand schon vor dem Jahr 1490, in welchem das Kloster Isny hier gewisse Revenuen erkaufte. Die übrigen Parzellen entstanden später durch Vereinödung. Der erstere Ort hat eine Kapelle zur Privatandacht, die ohne Fonds ist und von den Ortseinwohnern unterhalten wird.
- 4) Hederazhofen, Weiler mit 31 Einwohnern.
- 5) Höllenmoos, Weiler mit 10 Einwohnern, bildet mit Nr. 3 Eine Markung.
- 6) Lengertshofen, Weiler mit 47 Einwohnern, verlor durch die Vereinödung 5 Höfe. In diesem Weiler steht ein Haus, das seine westliche Traufe nach der Argen und dem Rhein, die östliche nach der Iller und der Donau sendet. Südlich von Lengertshofen erhebt sich die Braunhalde oder Bernhardshöhe, ein hoher Punkt, von welchem man eine sehr ausgebreitete Aussicht genießt. Am Fuß dieser Höhe entspringt eine starke Quelle, welche das vorzüglichste Trinkwasser der ganzen Umgegend liefert. 1362 kaufte das Kloster Isny hier einige Einkünfte.
- 7) Michlebaindt, Weiler mit 30 Einwohnern. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts von einem Wirthe in Beuren, Paul Müller, gegründet, der sein großes Gut zerstückelte, eine Anzahl Wohngebäude errichtete und dieselben einzeln sammt den dazu gehörigen Grundstücken verkaufte.
- 8) Sommersbach, Weiler mit 116 Einwohnern, in der Ausmündung des Menelzhofer Thälchens gegen die Argen, mit einer Mahlmühle, und einer Kapelle zum heil. Eulogius, eingeweiht im| Jahre 1728, mit einem sehr alten Altar in gothischem Styl, der früher in der Pfarrkirche zu Urlau gestanden haben soll, durch neuere Zuthaten aber viel von seiner ursprünglichen Gestalt verloren hat. Die Kapelle besitzt einen Fonds von 100 fl. und unbedeutende Grundzinse. Zu der Unterhaltung ist die Parzellargemeinde subsidiarisch verbunden. Der Pfarrer liest bisweilen, jedoch ohne Verpflichtung, eine Messe in derselben. Sommersbach hatte früher eigene Edle, die sich von dem Orte schrieben. Ein Walther von Sumirsbach, Ministerial des Grafen Wolfrad von Vöringen, kommt in einer Schenkungsurkunde eines gewissen Presbyters Wernher an das Kloster Isny im Jahr 1169 als Zeuge vor, und zwei Jahre nachher machte er demselben selbst eine Schenkung. (Item Waltherus de Sumirspach dedit nobis praedium suum in villa sua.) Wann dieses Geschlecht aufgehört habe, ist nicht bekannt. Schon 1173 waren die Trauchburg hier begütert; Heinrich v. Trauchburg schenkte im angeführten Jahre dem Kloster Isny einen Hof. Die Burgstelle der Sommersbach liegt 1/4 Stunde nördlich von dem Weiler auf der äußersten Spitze des Bergrückens Rothholz. Mauerwerk ist keines mehr zu sehen, aber Wälle und Gräben sind noch in der schönsten Anlage vorhanden. Auf der minder steil abfallenden Ost- und Westseite ist die Burgstätte durch einen 40′ breiten Graben und 9′ hohen Wall von dem übrigen Berge getrennt. Noch ist deutlich die ehemalige Einfahrt von der Nordostseite her zu bemerken. Der Burgplatz ist beholzt, trägt aber, wahrscheinlich wegen des unter der Oberfläche befindlichen Gemäuers, nur verkümmerte Fichten. Unter der Burg führt eine Wiesenstrecke den Namen „die Magdbainbt," d. h. der Magdgarten, nach der Volkssage das Geschenk eines alten Burgherrn an seine Lieblingsdienerin.
Zu der Markung von Sommersbach gehören noch die Parzellen: a) Baumgarten, Weiler mit 14 Einw., b) Greut, Hof mit 5 Einw., c) Hesler, Hof mit 7 Einw., d) Hintertobel, Hof mit 2 Einw., e) Leimen, Hof mit 6 Einw., f) Maxenbauer, Hof mit 13 Einw., g) Öschner, Hof mit 11 Einw., h) Staig, Weiler mit 21 Einw.
- 9) Spieswengen, Ober- und Unter-, Weiler mit 23 Einwohnern, mit den Höfen Hanses, 7 Einw., Haidemoos, 2 Einw., Jerger, 10 Einw., Roser, 6 Einw., Schanz, 3 Einw., Weissen, 9 Einw. Diese Höfe wurden bei der Vereinödung größtentheils von Lengertshofen hinausgebaut.
- 10) Stockach, Weiler mit 58 Einwohnern, über dem rechten Argenufer, mit einer Feldkapelle ohne regelmäßigen Gottesdienst, die von der Parzellargemeinde unterhalten wird.
- 11) Winnis, Weiler mit 13 Einwohnern, an der nördlichen Grenze des Oberamts; die Zehentverhältnisse s. oben. Winnis wurde erst im Jahr 1821 von Engeratshofen, Oberamts Leutkirch, nach Beuren umgepfarrt. Über die hier aufgefundenen Münzen s. S. 108. Auffallend findet man in dem Moos der Markung von Winnis die sogenannten „Härten,“ deren in den Jahrb. 1835 II. S. 407 Erwähnung gethan worden ist. Es sind dieß jedoch nicht sowohl Hügel, wie sie in der angeführten Stelle genannt werden, sondern unregelmäßig gerundete Plätze, der eine von 40, der andere von 130 Schritten im Umfang, die sich durch einen auffallend trockenen und festen Boden, inmitten des sie umgebenden tiefen Torfmoores auszeichnen, übrigens keineswegs zu der Annahme künstlicher Entstehung berechtigen.
Noch in den diesseitigen Gemeindebezirk fällt die Stelle am südlichen Ufer des Haldensees, wo eine Wasserburg, Rudolfsegg, von Andern Hofmannsegg genannt, gestanden haben soll, von welcher aber keine geschichtlichen Nachrichten aufgefunden werden konnten. Vor einigen Jahrzehnten soll noch eine 7–8′ hohe Mauer zu sehen gewesen seyn, deren Material man zum Wiederaufbau des abgebrannten Seehaldenhofs (Gem. Christatzhofen) verwandte. Hart am Seeufer will man jetzt noch Fundamente unter dem Wiesenboden wahrnehmen.