« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Wangen Kapitel B 3 »
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2. Gemeinde Beuren,
bestehend aus 11 (34) Parzellen auf 5 Markungen mit 661 kathol. Einwohnern. Der Bezirk gehört zu den höher gelegenen; die oben (S. 7) beschriebene Hauptwasserscheide zieht durch denselben, ohne übrigens durch einen merklichen Grat bezeichnet zu seyn. Der größere Theil liegt auf der Nordabdachung des Höhenzugs (Braunhalde und Rothholz) zwischen Beuren und Menelzhofen. Westlich stößt der Bezirk an die untere Argen. Das Terrain ist ziemlich uneben, die Luft rauh. Der Feldbau ist durch stehende Gewässer, Moosgründe und Wälder beschränkt. Der große und kleine Mauersee liegen im Umfang, der Haldensee an der Grenze des Bezirks. Auch gehört das ausgedehnte Taufach- oder Haidemoos zum größeren Theile hieher. Dieses Moos ist das ausgedehnteste unter den zusammenhängenden des Oberamts; es begreift 588 Morgen, ist größtentheils naß, mit Legforchen bewachsen, und gehört 15 Privaten in Spieswengen. Die höheren Striche ausgenommen, gerathen übrigens die Feldfrüchte wohl, indem die Dammerde zwar flach, doch nicht unmittelbar auf reinem Kies aufliegt, sondern zur Unterlage eine Mischung von Kies und fruchtbarer Erde hat. Selbst Obstbäume gedeihen noch ziemlich gut. Bedeutender jedoch als der Ackerbau ist die Viehzucht. Besonders stark wird die| Bienenzucht, wiewohl nur Schwarmbienenzucht, betrieben; ein Bauer z. B. hat allein über 60 Körbe. Der Bezirk ist vereinödet; die Vereinödung rührt theils aus sehr frühen Zeiten, theils vom Jahr 1715. In Sommersbach erfolgte sie erst 1803. Die Gewerbe (mit Ausnahme eines Rothgerbers und eines Wachsziehers) beschränken sich lediglich auf das lokale Bedürfniß. Im Ganzen herrscht ein mittlerer Wohlstand. Gemeindefonds sind nicht vorhanden; alle Bedürfnisse werden durch Umlagen gedeckt; nur für die wenigen Dürftigen besteht in Beuren eine Ortsarmenpflege. Grundherr ist der Fürst von Waldburg-Zeil und Trauchburg. Einzelne Lehen und Söldgüter besitzt auch der Graf Quadt zu Isny. Ein Lehengut gehört dem Hospital Bärenweiler. Universaldezimator ist die Pfarrstelle, mit Ausnahme der Parzelle Winnis, wo die Pfarrei nur den kleinen, den Großzehnten aber der Graf Quadt zu Isny bezieht. Der Novalzehnten im ganzen Bezirk steht dem Grundherrn zu. Die ganze Gemeinde bildet auch zugleich einen Pfarr- und Schulsprengel. Eigene Markungen bilden: 1) Beuren mit Allmisried, Hederazhofen, Lengertshofen, Michlebaindt und Spieswengen. 2) Gumpeltshofen mit Höllenmoos. 3) Sommersbach. 4) Stockach. 5) Winnis.
  • 1) Beuren, katholisches Pfarrdorf mit 117 Einwohnern (die Häuser Aschenwinkel und Holzmeßner und die Mahlmühle Lettelesmühle mit eingerechnet), 41/2 Stunden ostnordöstlich von Wangen, in einer etwas eingedeichten, nach Norden aber freien Lage, an der Vicinalstraße von Winterstetten und Friesenhofen nach Wangen. Hier befindet sich Kirche und Schule für den ganzen Bezirk. Die Pfarrkirche zu St. Peter und Paul ist sehr alt und ihr Erbauungsjahr unbekannt. Erneuert wurde sie im Jahr 1452. Sie liegt auf einer kleinen Erhöhung auf der Südwestseite des Orts, und ist regelmäßig und solid gebaut. Die Baulast ruht auf dem Kirchenfond, der jedoch für Bestreitung der Kultkosten kaum zureicht; in außerordentlichen Fällen hat die Pfarrgemeinde und bei Baulichkeiten die Pfarrstelle als Zehntherrin einzutreten. Die Baulast des Pfarrhauses trägt die Pfarrei, welcher ein Widdumgut mit Haus zugehört. Patron ist der Freiherr Pappus von Trazburg und Laubenberg, welcher schon seit alten Zeiten als Vogtrecht von der Pfarrei zu beziehen hat: 240 Vrtl. Haber (Isnyer Maß) oder an Geld 100 fl., eine Wanne Heu und einen Lebkuchen. Die Schule hat Einen Lehrer.
Beuren war von jeher der Trauchburgischen Herrschaft zugehörig; 1347 erkaufte das Kloster Isny einen Hof zu Buraha von Heinrich von Trauchburg, und erhielt einen weitern durch Tausch. Im Jahr 1396 schließt Konrad Bechler, Kirchherr zu Biurun einen| Zehntvergleich mit dem Pfarrer zu Urlow und der Marienkaplanei zu Isny. 1445 schenken die von Mühlegg dem Kloster Isny ein Gut, das dem Truchseß Johann von Waldburg als Lehen eignete. Weitere Güter kaufte das Kloster in den Jahren 1644 und 1743. In der Reformationszeit lebte hier als Pfarrer J. Georg Brecht, Dekan des Landkapitels Isny, welcher sich durch seinen eifrigen Widerstand gegen die neue Lehre einen Namen erwarb. Während der Jahre 1630–1710 wurde von dem Pfarrer in Beuren auch die Pfarrei Enkenhofen versehen, s. d. Mit der Grafschaft Trauchburg kam die Gemeinde 1806 unter württembergische Oberhoheit.
  • 2) Allmisried, Weiler mit 6 und Netzers, Haus mit 8, Röthelenbach, Haus mit 6, Seemang, Haus mit 5 Einwohnern, sämmtlich nordöstlich über dem Haldensee gelegen. Allmisried und Seemang entstanden durch die Vereinödung im Jahr 1715, und sind von Lengertshofen, Netzers aber und Röthelenbach von Beuren hinausgebaut.
  • 3) Gumpeltshofen, Weiler mit 40 und Gaisau, Haus mit 11, Halden, Weiler mit 23, Unger, Haus mit 2 Einwohnern. Gumpeltshofen bestand schon vor dem Jahr 1490, in welchem das Kloster Isny hier gewisse Revenuen erkaufte. Die übrigen Parzellen entstanden später durch Vereinödung. Der erstere Ort hat eine Kapelle zur Privatandacht, die ohne Fonds ist und von den Ortseinwohnern unterhalten wird.
  • 4) Hederazhofen, Weiler mit 31 Einwohnern.
  • 5) Höllenmoos, Weiler mit 10 Einwohnern, bildet mit Nr. 3 Eine Markung.
  • 6) Lengertshofen, Weiler mit 47 Einwohnern, verlor durch die Vereinödung 5 Höfe. In diesem Weiler steht ein Haus, das seine westliche Traufe nach der Argen und dem Rhein, die östliche nach der Iller und der Donau sendet. Südlich von Lengertshofen erhebt sich die Braunhalde oder Bernhardshöhe, ein hoher Punkt, von welchem man eine sehr ausgebreitete Aussicht genießt. Am Fuß dieser Höhe entspringt eine starke Quelle, welche das vorzüglichste Trinkwasser der ganzen Umgegend liefert. 1362 kaufte das Kloster Isny hier einige Einkünfte.
  • 7) Michlebaindt, Weiler mit 30 Einwohnern. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts von einem Wirthe in Beuren, Paul Müller, gegründet, der sein großes Gut zerstückelte, eine Anzahl Wohngebäude errichtete und dieselben einzeln sammt den dazu gehörigen Grundstücken verkaufte.
  • 8) Sommersbach, Weiler mit 116 Einwohnern, in der Ausmündung des Menelzhofer Thälchens gegen die Argen, mit einer Mahlmühle, und einer Kapelle zum heil. Eulogius, eingeweiht im| Jahre 1728, mit einem sehr alten Altar in gothischem Styl, der früher in der Pfarrkirche zu Urlau gestanden haben soll, durch neuere Zuthaten aber viel von seiner ursprünglichen Gestalt verloren hat. Die Kapelle besitzt einen Fonds von 100 fl. und unbedeutende Grundzinse. Zu der Unterhaltung ist die Parzellargemeinde subsidiarisch verbunden. Der Pfarrer liest bisweilen, jedoch ohne Verpflichtung, eine Messe in derselben. Sommersbach hatte früher eigene Edle, die sich von dem Orte schrieben. Ein Walther von Sumirsbach, Ministerial des Grafen Wolfrad von Vöringen, kommt in einer Schenkungsurkunde eines gewissen Presbyters Wernher an das Kloster Isny im Jahr 1169 als Zeuge vor, und zwei Jahre nachher machte er demselben selbst eine Schenkung. (Item Waltherus de Sumirspach dedit nobis praedium suum in villa sua.) Wann dieses Geschlecht aufgehört habe, ist nicht bekannt. Schon 1173 waren die Trauchburg hier begütert; Heinrich v. Trauchburg schenkte im angeführten Jahre dem Kloster Isny einen Hof. Die Burgstelle der Sommersbach liegt 1/4 Stunde nördlich von dem Weiler auf der äußersten Spitze des Bergrückens Rothholz. Mauerwerk ist keines mehr zu sehen, aber Wälle und Gräben sind noch in der schönsten Anlage vorhanden. Auf der minder steil abfallenden Ost- und Westseite ist die Burgstätte durch einen 40′ breiten Graben und 9′ hohen Wall von dem übrigen Berge getrennt. Noch ist deutlich die ehemalige Einfahrt von der Nordostseite her zu bemerken. Der Burgplatz ist beholzt, trägt aber, wahrscheinlich wegen des unter der Oberfläche befindlichen Gemäuers, nur verkümmerte Fichten. Unter der Burg führt eine Wiesenstrecke den Namen „die Magdbainbt," d. h. der Magdgarten, nach der Volkssage das Geschenk eines alten Burgherrn an seine Lieblingsdienerin.

Zu der Markung von Sommersbach gehören noch die Parzellen: a) Baumgarten, Weiler mit 14 Einw., b) Greut, Hof mit 5 Einw., c) Hesler, Hof mit 7 Einw., d) Hintertobel, Hof mit 2 Einw., e) Leimen, Hof mit 6 Einw., f) Maxenbauer, Hof mit 13 Einw., g) Öschner, Hof mit 11 Einw., h) Staig, Weiler mit 21 Einw.

  • 9) Spieswengen, Ober- und Unter-, Weiler mit 23 Einwohnern, mit den Höfen Hanses, 7 Einw., Haidemoos, 2 Einw., Jerger, 10 Einw., Roser, 6 Einw., Schanz, 3 Einw., Weissen, 9 Einw. Diese Höfe wurden bei der Vereinödung größtentheils von Lengertshofen hinausgebaut.
Bei dem Hofe Schanz, auch Schwedenschanz genannt, zeigt sich ein künstlicher Graben mit einem Walle, der von der Beurerstraße zum Menelzhofer Wege herüberzieht und auf der Waldhöhe Bantenholz sich verliert. Diese Schanze führt auch den Namen| „Lezthörle" und so ist sie auf einer Mappa des Trauchburger Territoriums angegeben, was zu der Annahme führt, daß die Anlage älter als der dreißigjährige Krieg seyn dürfte. Denn in einem Lehenbrief König Ruprechts vom Jahr 1402, in welchem die Grenzen des Trauchburger Wildbanns bezeichnet sind, heißt es: „von Hinznang zum Rimpach in die Leze, und als die Leze gant hineben gen Merharzehofen bis in die Argen und dasselben dannen als die Lez gant von der Argen hinter dem Isenharz hin u. s. w.“ Demnach scheint es, als ob dieser Name einer längeren Linie von Schanzen angehörte, wovon die obige nur ein Überrest wäre. Diese Linie war nämlich wahrscheinlich der Trauchburgische Landgraben oder Landhag. S. unten Ortsbeschreibung von Neutrauchburg. Über die Hügel im Haidemoos s. oben S. 113.
  • 10) Stockach, Weiler mit 58 Einwohnern, über dem rechten Argenufer, mit einer Feldkapelle ohne regelmäßigen Gottesdienst, die von der Parzellargemeinde unterhalten wird.
  • 11) Winnis, Weiler mit 13 Einwohnern, an der nördlichen Grenze des Oberamts; die Zehentverhältnisse s. oben. Winnis wurde erst im Jahr 1821 von Engeratshofen, Oberamts Leutkirch, nach Beuren umgepfarrt. Über die hier aufgefundenen Münzen s. S. 108. Auffallend findet man in dem Moos der Markung von Winnis die sogenannten „Härten,“ deren in den Jahrb. 1835 II. S. 407 Erwähnung gethan worden ist. Es sind dieß jedoch nicht sowohl Hügel, wie sie in der angeführten Stelle genannt werden, sondern unregelmäßig gerundete Plätze, der eine von 40, der andere von 130 Schritten im Umfang, die sich durch einen auffallend trockenen und festen Boden, inmitten des sie umgebenden tiefen Torfmoores auszeichnen, übrigens keineswegs zu der Annahme künstlicher Entstehung berechtigen.

Noch in den diesseitigen Gemeindebezirk fällt die Stelle am südlichen Ufer des Haldensees, wo eine Wasserburg, Rudolfsegg, von Andern Hofmannsegg genannt, gestanden haben soll, von welcher aber keine geschichtlichen Nachrichten aufgefunden werden konnten. Vor einigen Jahrzehnten soll noch eine 7–8′ hohe Mauer zu sehen gewesen seyn, deren Material man zum Wiederaufbau des abgebrannten Seehaldenhofs (Gem. Christatzhofen) verwandte. Hart am Seeufer will man jetzt noch Fundamente unter dem Wiesenboden wahrnehmen.