« Kapitel A 7 Beschreibung des Oberamts Wangen Kapitel B 2 »
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B.


Ortsbeschreibung.


1. Gemeinde Wangen,

bestehend aus der Stadt und 7 Parzellen mit 1577 Einwohnern.[1]

  • 1) Wangen, die Oberamtsstadt, eine katholische, ehemalige freie Reichsstadt, liegt unter dem 27° 29′ 53″,1 östlicher Länge und 47° 41′ 10″,1 nördlicher Breite, den Kirchthurm als Mittelpunkt der Stadt angenommen; die Erdfläche an der Kirche erhebt sich 1931,6 Württ. oder 1703,5 Pariser Fuß über dem Mittelmeere. Die Entfernung von Stuttgart beträgt 461/4 geographische Stunden. Die Gemeinde Wangen gehört in die zweite Klasse, und zwar zählt die Stadt selbst 1504 Einwohner, darunter 50 evangelische. Wangen ist der Sitz des Oberamtsgerichtes, Oberamtes, Kameralamtes, des katholischen Dekanatamtes, Oberamtsphysikats, eines Postamtes; das Forstamt ist in Altdorf.
Den großen und kleinen Heu- und Novalzehnten bezieht die Stadtpflege in einem Geldaversum.[2] Nur aus sechs Morgen| Wiesen bezieht der Spital einen gesetzten Zehnten an Geld. Über die Zehntrechte der Stadt und des Spitals in den Gemeinden Deuchelried, Niederwangen und Eglofs s. diese. Die hohe und niedere Jagd gehört dem Staat und wird an Privaten verpachtet; das Fischrecht steht der Stadt zu. Die Lage der Stadt ist offen und freundlich am rechten Ufer der obern Argen, die hier ihr Thal erweitert und hart an der Ostseite der Stadt vorüberfließt. Von allen Seiten ist der Anblick der Stadt frei und gefällig, am vortheilhaftesten aber von der Südseite oder von dem St. Wolfgangshügel herab. Die schönste Rundsicht bietet die Höhe auf der Nordseite der Stadt, das sogenannte Buch (s. oben S. 14). Hier schließt die imposante Alpenkette den Horizont gegen Süden. Der Boden ist fruchtbar, die Luft rein und gesund; das Klima wird hinsichtlich seiner Milde unter den Allgäugegenden nur von der Gegend von Neuravensburg übertroffen. Wiesen, Baum- und Gemüsegärten bilden die nächste Umgebung; nördlich und nordwestlich breitet sich eine wohlangebaute Ackerfläche aus. Die Stadt ist mit Mauern und einem Graben umgeben und hat vier Hauptthore, die (das Leutkircher ausgenommen) mit Thürmen versehen sind, nämlich das Neuravensburger oder Lindauer, das Isnyer, Leutkircher und Ravensburger Thor. Das letztere hat einen besonders ansehnlichen und schönen Thurm. Außer diesen besteht noch ein Nebenthörchen oder sogenannter Einlaß. Zwei Thürme stehen an der östlichen Seite der Stadt. Eigentliche Vorstädte hat Wangen nicht; vor den Thoren befinden sich nur einzelne Gebäude, z. B. die des ehemaligen Kapuzinerklosters; doch sind in neuern Zeiten besonders an die Lindauer Straße einige Häuser hinausgebaut worden. Ohne eigentlich regelmäßig angelegt zu seyn, ist Wangen doch nichts weniger als unordentlich gebaut, die Straßen sind ziemlich gerade, breit, reinlich und mit Kieseln (Gerölle) gepflastert. Der starke Abfluß eines in der Nähe befindlichen Weihers, des Schießstatt-Weihers, ist durch die Stadt geleitet. Das Areal (317/8 Morgen) senkt sich östlich und südlich gegen die Argen, daher die größere östliche Hälfte die untere, die westliche die obere Stadt heißt. Die Bauart der Häuser ist zwar nicht modern, aber im Ganzen gut aussehend; alle Gebäude sind von Backstein, mit Ziegeln bedacht und fast durchgängig verblendet. Besonders macht die Hauptstraße, die sogenannte Herrengasse, vom Ravensburger Thor | bis an die Kirche, mit ihren an einander angeschlossenen ansehnlichen Häusern einen recht städtischen Eindruck, und gibt in dieser Hinsicht dem kleinen Wangen einen merklichen Vorzug vor so manchen dorfartigen Städten des Landes von ungleich größerer Bedeutung. Die Anzahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 428, darunter sind 296 Haupt- und Wohngebäude. Zu den öffentlichen Gebäuden gehören 3 Kirchen, 2 Kapellen, 1 Rathhaus, 1 Schulhaus, der Hospital, das städtische Theater, das Kornhaus, 2 Armenhäuser u. a., wovon unten das Nähere.

Staatsgebäude sind:

1) Das im Jahr 1838 neu erbaute Oberamtsgerichtsgebäude vor dem Lindauer Thor. Die oberamtsgerichtlichen Gefängnisse befinden sich auf dem Lindauer Thorthurm und auf dem Rathhause.

2) Das Oberamteigebäude auf dem Marktplatz, ehemals die Stadtkanzlei, oder das sogenannte Kapuzinerhaus, ein altes, sehr massives, neuerlich wohnlicher eingerichtetes Gebäude.

3) Die Kameralamtswohnung am Ravensburger Thor, vormals das Ritterhaus oder das Kanzleigebäude des Ritterkantons Hegau, für die Bezirke Allgäu und Bodensee, im Jahr 1789 neu erbaut.

Das alte Oberamtsgerichtsgebäude in der Herrengasse ist an Privaten verkauft.

Unter den öffentlichen Gebäuden nimmt den ersten Rang ein die Stadtpfarrkirche zum heil. Bischof Martinus am Ende der obern Stadt und am Marktplatz. Eine Mauer trennte den letzteren von dem Kirchplatz; neuerlich aber ist dieselbe zur Erweiterung des Marktes abgebrochen worden, wodurch auch das äußere Ansehen der Kirche sehr gewonnen hat. Diese ist ein geräumiges, altes, im Dachstuhl etwas schadhaftes Gebäude, über dessen Erbauungszeit keine Nachrichten vorhanden sind; nur schließt man aus der über dem Haupteingang eingehauenen Jahrszahl 1486, daß sie in diesem Jahr erweitert wurde. Der Charakter der ursprünglichen Bauart ist übrigens durch neuere Zuthaten ziemlich verwischt. Das Langhaus hat 110′ Länge, 74′ Breite, 38′ Höhe, der Chor 45′ Länge, 30′ Breite, 33′ Höhe. Ein hoher und wohlgebauter Glockenthurm steht an der Südseite. Das Innere der Kirche ist hell, und würdig, wiewohl mitunter etwas überladen, ausgeschmückt. Die Kirche hat einen reich verzierten Hochaltar und sechs Nebenaltäre, eine sehr gute, im Jahr 1803 neu gebaute Orgel, eine zierliche Kanzel, und an einem der Seitenaltäre ein von dem königlichen Hofmaler Gegenbauer gemaltes schönes Altarblatt, den heil. Sebastianus darstellend. Unter den Epitaphien befinden sich| welche von den Freiherren von Praßberg und Summerau. Ordentlicher Gottesdienst wird nur in dieser Kirche gehalten.

Die Hospitalkirche zum heiligen Geist mit einem kleinen Thurm, an den Hospital angebaut, mit vier Altären, hat nichts Ausgezeichnetes, und dient nur zu Frühmessen für die Hospitaliten. Erbaut wurde sie 1719. Zu einem alten geschnitzten Bilde, Christus im Kerker vorstellend, das im Jahr 1741 aus der Pfarrkirche in diese Kirche gebracht worden, geschehen zahlreiche Wallfahrten aus der Nähe und Ferne.

Die Kapuzinerkirche besteht nicht mehr, s. unten.

Die Gottesackerkirche zum heil. Rochus vor dem Lindauer Thor, 1593 erbaut, mit einer Emporkirche und vier Altären, ohne regelmäßigen Gottesdienst.

Die St. Wolfgangskapelle, eine Viertelstunde südlich von der Stadt auf einem Hügel über einem nun trocken gelegten See, aus unbekannter Zeit, mit drei Altären, einer Emporkirche und einer Kanzel. Gottesdienst wird gewöhnlich keiner gehalten; die dahin bestimmten Messen werden in der Pfarrkirche gelesen. Eben so ist ohne regelmäßigen Gottesdienst die Leprosenkapelle zum heil. Nikolaus bei dem Bade Sattel (s. d.). Die Zeit der Erbauung ist unbekannt.

Das Rathhaus, ein schönes Gebäude auf dem Markte, wurde im Anfang des achtzehnten Jahrhunderts in Form und Geschmack des Augsburger Rathhauses erbaut. Es ist geräumig und hat in seinem Innern etwas Großartiges. Besonders gut nimmt sich der ansehnliche Rathsaal aus. An Merkwürdigkeiten enthält das Rathhaus, außer der oben erwähnten Kupferplatte, einen großen auf Leinwand in Öl gemalten Plan über das ganze Gebiet der Reichsstadt, von welchem die erwähnte Landtafel nur eine verjüngte Kopie ist; und eine Marmortafel, in welche ein vor den Rathssitzungen zu sprechendes Gebet von dem Isnyer Maler Isaak Kiening 1569 mit erhabenen Buchstaben und vielen Zierrathen äußerst fein und nett eingeschnitten ist.[3] | Das Stadtpfarrgebäude ist, nachdem es im Jahr 1793 abgebrannt war, im folgenden Jahr neu aufgebaut und zur Wohnung des Stadtpfarrers und der beiden damaligen Kapläne eingerichtet worden. Es ist ein geräumiges und wohlgebautes Haus von 100′ Länge. Die Baulast hat die Stadt. – Das Schulhaus, welches ebenfalls der Stadt zugehört, ist ein großes Gebäude und enthält zugleich die Wohnungen des Präzeptors und zweier Lehrer. Über den Hospital, die Armenhäuser, das ehemalige Kapuzinerkloster s. unten.

In einem städtischen Gebäude, in dessen untern Räumen der Feuerlöschapparat aufbewahrt wird, dem sogenannten Spritzenhaus, hat neuerlich die Stadt mit einem sehr liberalen Aufwand das schon seit längerer Zeit dort bestehende Theater neu einrichten lassen, dessen wohlgegliederte Maschinerie und hübsche Dekorationen lediglich das Werk einiger kunstfertigen Bürger von Wangen sind. Während der Wintermonate gibt eine Liebhabergesellschaft bisweilen ihre Produktionen.

Noch besitzt die Stadt ein Kornhaus, die Schießstatt vor dem Leutkircher Thor, einen geräumigen Salzstadel, ein Schlachthaus u. a. – Auch fehlt es nicht an Privathäusern, die sich gut ausnehmen, z. B. die Post, das Frey’sche, Zeif’sche, Nors’sche Haus u. a.

Die Einwohner und ihr Nahrungsstand.
Nach der Aufnahme des Jahrs 1839 zählt die Bevölkerung der Stadt 712 männliche und 865 weibliche, zusammen 1577 ortsangehörige Einwohner. Bei der Zählung des Jahrs 1832 waren von 1502 Ortsangehörigen abwesend 159, dagegen Fremde anwesend 388, die ortsanwesende Bevölkerung betrug damals 1731; bei der Zählung des Jahrs 1837 war dieselbe 1715. Den 15. Dezbr. 1840 betrug sie 1769. Die Zahl der Ehen war 1832 257; es kamen also auf 1 Ehe 58/10 Einwohner. Geboren wurden jährlich nach dem Durchschnitt des Decenniums von 1830–40 46, darunter unehelich 2; auf 1000 Einwohner kommen hienach 30,5 Geborene (oder 1 Geborener auf 32,7 Einwohner), und unter 100 Geborenen befinden sich 5,2 uneheliche; letzteres Verhalten ist für eine städtische Bevölkerung überaus günstig. Gestorben sind jährlich nach demselben Durchschnitt 52, es kommen also auf 1000 Einwohner 34,4 Gestorbene (oder 1 Gestorbener auf 29,0 Einwohner). Bemerkenswerth ist hier die beträchtlich größere Sterblichkeit des männlichen Geschlechts, es kommen nämlich auf 1000 Personen männlichen Geschlechts 37,5 und auf 1000 Personen weiblichen Geschlechts nur 31,8 Sterbfälle. Auf 100 Gestorbene kommen nur 89 Geborene| und es folgt daraus, daß die Bevölkerung von Wangen nicht nur keinen natürlichen Zuwachs erhält, sondern im Gegentheil fortwährend abnehmen müßte, wenn nicht durch Einwanderung der Ausfall wegen des Mehrbetrags der Gestorbenen gedeckt würde. Dieser Ausfall betrug in dem erwähnten Decennium 58 Personen (männliche 33, weibliche 25), die Zunahme durch Einwanderer (über Abzug der Auswanderer) 152, der wirkliche Zuwachs demnach 94. Bei der Zählung des Jahrs 1832 fanden sich Übersechzigjährige 193, oder auf 1000 Einwohner 128; während nach dem Mittel des Königreichs auf 1000 Einwohner nur 77 kamen. Die größere Sterblichkeit der Stadt kommt daher mehr auf Rechnung der jüngeren Altersklassen und vornämlich betrifft sie das erste Lebensjahr; im Jahr 1822 starben von 100 Geborenen während des ersten Lebensjahres in der Stadt 42, im ganzen Oberamt 32.

Geborene Wangener, die auswärts zu Ansehen und Ehren gelangt sind, lassen sich nicht wenige aufzählen. Wir nennen unter den Verstorbenen nur folgende, welche den früheren Zeiten angehören, doch zum Theil noch in das laufende Jahrhundert hereinreichen:

Ulrich Rösch, eines Bäckers Sohn, starb als Fürst und Abt des Stiftes zu St. Gallen.[4]

Johann Georg von Goldbach, des innern Rathes und Bürgermeister der Reichsstadt Augsburg.

Rupertus Neß, Reichsprälat und Abt in Ottobeuren. Er war der Erbauer des Klosters Ottobeuren in seiner jetzigen prachtvollen Gestalt.

Gordianus Scherrich, Reichsprälat und Abt in Ottobeuren.

Paulus Alt, Reichsprälat und Abt in Ottobeuren. Unter ihm erfolgte 1802 die Säcularisation des Reichsstiftes, worauf er sich in seine Vaterstadt zurückzog, auf deren Gottesacker er auch begraben liegt.

Leopold Mauch, Reichsprälat und Abt in Weißenau.

| Franziskus Wagner, ex soc. Jesu, Kaiserlicher Historiograph in Wien.

Maria Fidelis Wachter, Custos des k. k. Kunst- und Antiken-Kabinets in Wien.

Andreas Ignatius von Müllern, Reichsstadt Wangen’scher Syndikus, später k. bayerischer Ministerialrath.

Pater Franziskus Kolb, des h. Paul-Eremiten Ordens Provinzial durch Deutschland.

Unter den jetzt Lebenden dient seiner Vaterstadt zu besonderer Auszeichnung der k. württembergische Hofmaler Joseph Anton Gegenbauer in Stuttgart, geb. den 6. März 1800, ein Künstler, der sein bedeutendes Talent durch mehrjährige Studien in München und Italien im Fache der Historienmalerei zu einer Virtuosität ausgebildet hat, die ihm die gerechte Bewunderung aller Freunde des Schönen sichert.

Die Nahrungsquellen der Einwohner bestehen in Landbau, Viehzucht und Gewerben. Nur wenige Bürger nähren sich ausschließlich vom Betriebe der Landwirthschaft; bei weitem der größere Theil übt irgend ein Gewerbe. Dagegen ist auch nicht leicht ein Professionist oder Handelsmann, der nicht nebenbei durch Feldbau und Viehhaltung sein Fortkommen zu sichern oder seinen Wohlstand zu erhöhen suchte. Im Allgemeinen kann der ökonomische Zustand der Bürger gut genannt werden; es gibt keine besonders reiche, aber auch nur wenige ganz arme Familien. Die hiesigen Bürger sind arbeitsam und haushälterisch, dabei lebensfroh und gesellig. Zur Ehre gereicht ihnen die ansehnliche, durch freiwillige Beiträge zusammengebrachte, aus nützlichen und angemessen unterhaltenden Werken bestehende Büchersammlung.

Das Areal der Stadtmarkung beträgt 3144 Morgen. Wie sich dieses auf die einzelnen Kulturen vertheilt, ergibt sich aus der Tabelle, wobei nur zu bemerken ist, daß in Folge der neuerlich allgemein gewordenen Stallfütterung die Zahl der nur einmähdigen Wiesen sich immer mehr verringert. Die Stadtmarkung ist gut angebaut und gehört hinsichtlich ihres Bodens zu den besten im Oberamt. Sie besteht zu 2/5 aus Getreideland, reicht jedoch zur Ernährung der Bewohner nicht vollkommen hin. Weil keine Vereinödung stattfindet, so ist der flürliche Ackerbau bei weitem der vorherrschende. Von 12276/8 Morgen bestehen nur 1691/8 aus willkürlich gebauten oder Wechsel-Feldern. Die Landwirthschaft hob sich in den letzten Jahren bedeutend, wozu die Beschränkung und allmählige Einstellung der Weidewirthschaft das Meiste beitrug. Die Verdienste des Posthalters Frast in dieser Hinsicht sind oben S. 57 schon erwähnt. Auch hatte die Vertheilung der Allmanden (137 Jauch)| unter die minder Vermöglichen einen sehr wohlthätigen Einfluß. Die Güllenbenützung ist längst eingeführt und wird mit Sorgfalt gehandhabt. Der Gartenbau genügt dem Bedürfniß. Fast jeder Hausbesitzer hat einen eigenen Gemüs- oder Baumgarten. Handelsgewächse werden nicht kultivirt. Obstbäume sind an allen Straßen, auch auf mehreren öffentlichen Plätzen gepflanzt und versprechen gutes Gedeihen; besonders werden in Gärten seit einigen Jahren sehr viele junge Bäume mit erwünschtem Erfolg gepflanzt. – Ein sehr bedeutender Nahrungszweig ist die Rindviehzucht, welche hier in hohem Flor steht. Über die Stärke des Viehstandes s. die Tabelle. Der Schlag gehört zu den vorzüglichsten der Gegend und ist besonders von schweizer und vorarlberger Händlern gesucht. Käsereien entstehen in neueren Zeiten mehrere in der Stadt; ob sie jedoch in vortheilhaftem Betrieb sich erhalten werden, müssen weitere Erfahrungen lehren. Die Pferdezucht dagegen ist hier nicht zu Hause; der Bedarf an Pferden wird meistens im Bayerischen gekauft.

Die Gewerbe beschränken sich, mit wenigen Ausnahmen, auf die Bedürfnisse des Ortes selbst und der Umgegend, zu welcher hauptsächlich auch die nahegelegenen und ehemals theilweise zu Wangen gehörig gewesenen Ortschaften der k. bayerischen Landgerichte Lindau und Weiler zu zählen sind. Der oben erwähnte Umstand, daß sehr viele Gewerbetreibende sich zugleich mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen, ist allerdings geeignet, einen gewissen Wohlstand der mittleren Klasse zu begründen, ist aber einem höheren Aufschwung der Gewerbe bisher hinderlich gewesen, da mancher tüchtige und geschickte Handwerker, zumal wenn er einiges Vermögen besitzt, seine Profession dem Feldbau hintangesetzt hat. Eigentliche Kunstgewerbe bestehen nicht in Wangen. Fabrikmäßige Gewerbe sind:

1) Die Papierfabrik des Georg Anton Lott, in neueren Zeiten wesentlich verbessert, hat ihren Absatz in die Vereinsländer[ws 1], hauptsächlich nach Bayern; sie verfertigt, außer den gewöhnlichen Papiersorten, ein besonders starkes Papier von sehr großem Format (4′ Länge und 3′ Breite).

2) Die Pfannenfabrik des Joseph Anton Knöpfer in Burgelitz, mit welcher zugleich eine Eisenhandlung verbunden ist, verfertigt Pfannen aller Art, wie auch Kessel, beschäftigt 8 Arbeiter, und verschließt ihre Fabrikate in die Schweiz, ins Inland und die benachbarten Vereinsländer.

3) Die Hammerschmiede des Wilhelm Fischer aus Lindau und Georg Lingenhöl in Burgelitz bereitet Stahl nach englischer Art, der zu Prägmaschinen, Silberwalzen u. dgl. verarbeitet und für Waffen- und Zeugschmiede zugerichtet wird. Das Eisen wird| aus den inländischen Eisenwerken bezogen, und die verfertigten Gußstahlwaaren gehen nach den Vereinsstaaten und in die Schweiz.

Nicht unerheblich ist auch der Gewerbfleiß der hiesigen Rothgerber, welche hauptsächlich Sohl-, Schmal- und Kalbleder, Zeugleder und Verdeckhäute liefern, und zum Theil auf der Zurzacher Messe absetzen. – Unter den Schreinern zeichnen sich einige durch besonders gute und schöne Arbeit aus.

Die Gewerbeliste der Stadt war nach der Aufnahme vom Jahr 1835 folgende:

Bäcker 19, Barbier 3, Bleicher 1, Buchbinder 3, Buchdrucker 1, Büchsenmacher 1, Bürstenbinder 1, Brenner 3, Beindreher 1, Schwarzfärber 2, Flaschner 1, Glaser 3, Rothgerber 7, Weißgerber 2, Hafner 3, Hauderer 3, Hutmacher 2, Kaminfeger 1, Kürschner 3, Kleemeister 1, Knopfmacher 1, Kornmesser 6, Kübler 2, Kupferschmiede 3, Küfer 3, Lumpensammler 2, Metzger 9, Maurer 1, Messerschmied 1, Nagelschmiede 4, Nähterinnen 2, Pflästerer 1, Rechenmacher 2, Säckler 3, Seiler 2, Seifensieder 1, Sattler 4, Schirmmacher 1, Schlosser 5, Schneider 7, Schuster 12, Schreiner 8, Hufschmiede 4, Hammerschmied 1, Silberarbeiter 1, Steinhauer 3, Großuhrmacher 5, Wachszieher 1, Wagner 3, Lohnweber 13, Verkaufsweber 2, Ziegler 1, Zimmerleute 5, Zinngießer 2, Zuckerbäcker 1. Somit Zahl der Gewerbe 186 mit einem Steueransatz von 444 fl. 48 kr. Die Zahl der Gehülfen und Lehrlinge beträgt 86.

Wasserwerke. Die Stadt zählt drei sehr frequente und gut gebaute Mahlmühlen, wovon zwei außer der Stadt an der Argen liegen und mit Sägmühlgängen versehen sind. Die dritte, in der Stadt, wird von dem Bach aus dem Schießstatt-Weiher getrieben. Außer diesen sind noch eine Sägmühle mit doppeltem Gang, eine Ölmühle, eine Weißgerber-Walke und eine Lohmühle vorhanden, die sämmtlich von der Argen getrieben werden. Zwei Hanfbleyel sind Nebenwerke der Müller, Steueransatz 88 fl. 6 kr.

Wirthschaften und Getränkefabrikation. Es finden sich 16 Schild- und 2 Badwirthschaften, letztere in Sattel und Briel, 8 Weinschenken, 11 Bier- und Branntweinschenken, 3 Essigverkäufe, 3 Billards. Bierbrauereien bestehen 8, darunter einige von sehr ansehnlichem Betrieb, Branntweinbrennereien 21, Essigsiedereien 2. Steueransatz 288 fl. 47 kr.

Die Nebengewerbe sind nicht von Belang. Nur die Mousselin- oder sogenannte Stückstickerei wird von Weibern und Mädchen in Wangen und der Umgegend fleißig betrieben. In Wangen ist eine Hauptniederlage, wohin die schon gezeichneten Baumwollenstücke aus der Schweiz geschickt werden, und wohin die Landleute ihre fertigen Stücke liefern.

| Der Handel ist ebenfalls unbedeutend und besteht fast ausschließlich aus Kleinhandel für die lokalen Bedürfnisse. Es finden sich hier: Buchhandlung (von Lingenhöl) 1, Apotheke 1, Handlungen mit Spezereien allein 6, mit Spezereien nebst Ellenwaaren und verschiedenen andern Artikeln 9, mit Seide- und Baumwollenwaaren und Tuch 1, mit Porzellan und Kunstwaaren 1, mit Leder 1, mit Bandwaaren 1, mit Getreide 2, mit Mehl, Gerste etc. 1, mit Kinderspiel-Waaren 2, mit Glaswaaren 1, mit Eisen 4, mit Schmutzwaaren 5, Trödler 3. Zusammen (die obigen Fabriken Nr. 1 und 2 hieher mitgerechnet) 38 Gewerbe, mit einem Steueransatz von 277 fl. 48 kr.

Mit dem Holzhandel, namentlich mit Schnittwaaren, beschäftigen sich einige Bürger, die Sägholz nach Lindau bringen und dort an Schweizer absetzen. Eigentlicher Weinhandel findet sich hier nicht; nur hie und da legen Einzelne, wenn die Umstände günstig scheinen, Wein in nicht bedeutender Quantität, meistens vom Bodensee, zum Wiederverkauf ein. Einen ziemlich lebhaften Verkehr veranlassen die aus der Umgegend stark besuchten Jahrmärkte, deren vier im Jahre gehalten werden und unter welchen der Pfingst- und Martini-Markt die bedeutendsten sind. In früherer Zeit führten die Feste des Kapuzinerklosters, namentlich das Portiunkulafest, einen sehr großen Zulauf von Landvolk und damit einen reichlichen Gewinn für die Stadt herbei, den sie jetzt sehr vermißt. Überhaupt will man in neueren Zeiten eine Abnahme des Marktverkehrs gegen früher wahrnehmen; besonders gilt dieß von dem Fruchtmarkt. Erhebliche Marktartikel sind im Spätjahr Flachs, Hanf und Abwerg. Mit drei jener Jahrmärkte sind Viehmärkte verbunden; außer diesen wird jeden Monat (den Juni, Oktober und November ausgenommen) ein besonderer Viehmarkt gehalten. Über die namhafte Bedeutung dieser Viehmärkte s. oben S. 69. Auch außerdem wird viel in Vieh gehandelt, wiewohl eigentliche Viehhändler sich nicht in der Stadt befinden, allein es kommen häufig welche aus der Schweiz und aus Vorarlberg, welche Vieh aus dem Stall aufkaufen. Am wichtigsten ist für die Stadt die Durchfuhr, namentlich von Getreide, das aus dem Inland, mehr noch aber aus dem Bayerischen von Memmingen her hier durch nach Bregenz und Lindau geführt wird. Man kann annehmen, daß diese Durchfuhr jährlich 100.000 Scheffel beträgt. Eigene Frachtfuhrleute hat übrigens Wangen (den oben erwähnten Landboten ausgenommen) keine.

Was die Preise und Beschaffenheit der Lebensmittel betrifft, so findet sich hier im Ganzen dasselbe Verhältniß, wie in den meisten andern Städten Oberschwabens. Die Bäckerwaaren sind hier| vorzüglicher, als sehr häufig anderwärts; an gutem Fleisch fehlt es nie, das Bier steht keinem in der Nachbarschaft nach, und die Weine, welche man gewöhnlich aus dem badischen Oberland und aus den Seegegenden, seltener aus der Schweiz, bezieht, sind zwar wegen des minder raschen Absatzes etwas theuer, aber in nicht minderer Güte und Auswahl zu haben, als in manchen Landstädtchen der eigentlichen Weingegenden. Die Holzpreise s. oben.
Gemeindewesen.

Nachdem die gegenwärtige Regierung der Stadt eine Schuldenlast abgenommen hat, welche, wie wir unten sehen werden, den gänzlichen Ruin der Gemeinde herbeizuführen drohte, erfreut sich diese jetzt eines geordneten und vortheilhaften Zustandes. Statt aller Passiva besitzt die Stadt ein Vermögen von c. 10.000 fl. Kapitalien. Über das Grundeigenthum der Stadt s. die Tabelle. An Zinsen, Pachtungen, Walderträgniß, Rekognitionen, Lehen- und Grundgefällen, Lokalgebühren und Aufnahmsgeldern nimmt die Stadtpflege jährlich ein in runder Summe: 10.000 fl. Das Stiftungsvermögen ist unter zwei Verwaltungen getheilt.

a) Die Wohlthätigkeits-Stiftung, welche den Hospital, das ehemalige Leprosorium, und das Seelhaus begreift, besitzt

an Kapitalien 45.765 fl.
an Gütern, nach dem Pachtvertrag kapitalisirt 33.200 fl.
an Lehengütern im Werth von 25.000 fl.
Grundzinsen im Kapitalwerth von 14.000 fl.
Zehnten im Kapitalwerth von 54.000 fl.
171.965 fl.

b) Die Kirchenpflege enthält alle früher bestandenen Kapellen- und Bruderschafts-Pflegen, und besitzt

an Kapitalien 26.816 fl.
an Gütern 1.250 fl.
an Gebäuden (nach der Brandvers.) 20.300 fl.
an Grundzins-Kapital 5.200 fl.
Baufond-Kapital 2.000 fl.
55.566 fl.
Betrag des Stiftungs-Vermögens überhaupt 227.531 fl.

Passiva ruhen auf den Stiftungen keine.

Ortsnutzungen bezieht der Bürger, außer dem Holz aus den städtischen Waldungen in einem mäßigen Preise, nicht; dagegen dürfen die nicht begüterten Bürger die Allmanden unentgeldlich nützen und nach Belieben anbauen, s. o.

Das Wappen der Stadt besteht aus einem dreigetheilten Schild; die obere, horizontal abgeschnittene Hälfte hat drei halbe menschliche| Gesichter (Backen oder Wangen); die untere ist getheilt und hat rechts einen halben Adler, links eine Lilie (Doppelanker?).
Kirchliche Einrichtung, Schulanstalten, ehemaliges Kapuzinerkloster.

Der Pfarrgottesdienst wird in der oben beschriebenen Hauptkirche zu St. Martin gehalten, und von dem Stadtpfarrer, der zugleich Dekan für den Oberamtsbezirk ist, und zwei ständigen Vikaren besorgt. Diese letzteren traten an die Stelle der früher angestellt gewesenen zwei Kapläne, indem die eine Kaplanei den 5. November 1812, die andere den 27. März 1827 in ein ständiges Vikariat verwandelt wurde. Wegen Mangels an Geistlichen ist jedoch gegenwärtig nur eines der beiden Vikariate besetzt. Das früher städtisch gewesene Patronat ist jetzt königlich. Der Pfarrsprengel begreift den Gemeindebezirk der Stadt, mit Ausnahme von Dürrenberg und Lottenmühle; von Deuchelried die Parzellen: Beutelsau, Epplings, Gießen, Grub und Offlings; von Eglofs: Hummelberg, Loch, Schönenberg, Straß und Zellers; von Niederwangen: Herzmanns und Nieratz; von Praßberg: Praßberg, Fünfers, Grünenberg, Herfatz, Hofstett, Holzmaier, Mischen, Müllern, Nebenberg, Praßberger Bauhof und Mühle, Reutstock, Röhrenmoos, Samen, Trifts und Weiherhäusle. Ausgepfarrt wurden im J. 1810 die Filialisten in Staudach, welche bei Bayern verblieben und der bayerischen Pfarrei Wohnbrechts zugetheilt wurden, wogegen Herzmanns an die Pfarrei Wangen fiel; im Jahr 1814 fielen an die Pfarrei Leupolz die hieher gepfarrt gewesenen Häuser des Weilers Reischmann, und 1821 Leupolzer Bauhof, Merken und Stützenberg; in demselben Jahre an Eglofs die Weiler Stall und Bühl; 1826 wurden endlich Erlach, Missen, Nußbaum, Ungerhaus, und 1827 Girensberg, Höfen, Knöpfler und Loch der Pfarrei Leupolz zugetheilt. Bis zum Jahr 1823 war die Pfarrei Deuchelried eine Filialpfarrei der Stadtpfarrei Wangen und wurde durch einen Pfarrvikar versehen. S. Deuchelried.

Die Zeit der Stiftung der Pfarrei läßt sich nicht angeben, reicht aber jedenfalls in ein sehr hohes Alter hinauf. Sie ging ohne Zweifel vom Kloster St. Gallen aus, welches in frühesten Zeiten die Zehnten hatte (s. oben) und bis zum Jahr 1608 im Besitze des Patronats war. Nach der Volkssage war es der heilige Gallus selbst, der im sechsten Jahrhundert die hiesige Kirche gründete, und in dem benachbarten, ehemals städtischen, jetzt k. bayerischen Dorfe Thann zeigt man eine kleine Kapelle, welche diesem Apostel des Allgäus zur Wohnung gedient haben soll. Auch wird in Wangen der heil. Gallus neben dem heil. Martin als zweiter Patron der| Pfarrkirche verehrt. Nicht minder steht das Gedächtniß seines Mitapostels, des h. Magnus, hier und in Niederwangen in großem Ansehen. – Früher bestanden in Wangen 10 Kaplaneien und Meßstiftungen, die größtentheils von Privaten aus dem 14–16. Jahrhundert herrührten. Die Pfründen waren: die Frühmeßpfründe, die Kaplanei zu U. L. Frauen, den hh. Nikolaus, Johannes, Leonhard, Sebastian, Ursus, Magnus, Jodocus und den 14 Nothhelfern. Allein der Ertrag dieser Stiftungen war unbedeutend und bestand meistens aus Grundgefällen. Die Verödung der Umgegend während des dreißigjährigen Kriegs, die hieraus entstandene Verminderung der Gefälle und der Mangel an Priestern waren die Ursachen, daß die Zahl dieser Kaplaneien auf 2 und eine Nachprädicatur (gestiftet im J. 1464) beschränkt und die Einkommenstheile mehrerer Pfründen mit einander vereinigt wurden. Damit aber die Seelsorge und die Meßstiftungen nicht vernachlässigt würden, berief man im Jahr 1640 einen Kapuziner-Konvent nach Wangen und erbaute ihm ein Kloster. S. u. Diesem wurde auch die Nachprädicatur übertragen. Die Verwandlung der zwei noch übrigen Kaplaneien in zwei Vikariate wurde oben erwähnt; ihre Einkünfte wurden theils zur Dotation der letztern, theils zur Aufbesserung der Stadtpfarrstelle verwendet.

In älteren Zeiten besaß die Pfarrei, außer einem Antheil am Zehnten, ein Widdum mit verschiedenen Güterstücken, zwei Waldungen und verschiedenen Zinsen und Gülten. Die näheren Nachweisungen darüber sind aber verloren gegangen. Den 21. März 1615 kam mit bischöfl. Konstanzischer Bewilligung zwischen dem Pfarrer Knorr und dem Magistrat ein Vertrag zu Stande, wonach der Pfarrer die Zehnten, Äcker, Wiesen, Waldungen, Zinsen und Gülten dem Magistrat gegen eine Geldbesoldung von 400 fl., eine Natural-Abgabe an Holz zur Genüge und die Übernahme der Baulast an allen pfarrlichen Gebäuden, Brunnen, Zäunen etc. überläßt. Dieser Vertrag wurde von jedem nachfolgenden Pfarrer, letztmals 1784, erneuert. Eine Redotation der Pfarrei kam den 23. Februar 1827 zu Stande, indem, wie oben bemerkt, ein Theil des Kaplanei-Einkommens mit derselben verbunden wurde.

Den Aufwand für kirchliche Zwecke, namentlich die Bau- und Unterhaltungskosten der Kirche und des Thurms, hat die Kirchenpflege zu bestreiten; deren Vermögen s. oben, sie hieß die St. Martinipflege und war in ihrem früheren Bestand für ihre Bestimmung unzulänglich. Daher hat der Stiftungsrath die Fonds der verschiedenen Bruderschafts- und Kapellenpflegen (Rosenkranz, St. Sebastian, gefangenen Jesus-Wallfahrt, St. Eulogius, St. Anna, Gottesacker- und St. Wolfgangs-Kapelle) zu einem gemeinschaftlichen Kirchenstiftungsfond vereinigt. Nur eine Bruderschaft,| die des h. Ulrich, hat noch ihre Kapitalien (1500 fl.) in eigener Administration.

Wangen war früher lange der Dekanatsitz des Landkapitels Lindau.

Die evangelischen Einwohner halten ihren Gottesdienst im Rathhaussaale, zu welchem Ende der zweite Pfarrer in Isny alle sechs Wochen sich hieher begibt.

Schulanstalten. Eine Präzeptorats-Schule ist im Jahr 1823 auf Staatskosten errichtet worden. Die deutsche Schule besteht aus drei Abtheilungen mit drei Lehrern, nämlich aus der Vorbereitungsschule für Knaben und Mädchen mit einem Lehrer, aus der Knaben- und aus der Mädchenschule je mit einem Lehrer. Sämmtliche Schulen, mit Ausnahme der Vorbereitungsschule, sind in Einem Gebäude vereinigt; letztere ist in einem besondern Lokal. Außer der gewöhnlichen Sonntagsschule besteht auch für junge Handwerker eine Gewerbe- und Zeichnungsschule, in welcher Sonntags Unterricht ertheilt wird. Von den Mädchen wird eine Industrieschule, und von Kindern beiderlei Geschlechts eine Musikschule besucht. Die Kosten der deutschen Schulanstalten bestreiten die Stadt und die Stiftungen. – Sämmtliche Parzellen der Pfarrei sind hieher schulpflichtig, mit Ausnahme der zur Gemeinde Eglofs gehörigen Filialisten, welche die Schule zu Bühl besuchen.

Das Kapuzinerkloster zum heiligen Schutzengel. In der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts, zu einer Zeit, wo mehrere Städte Schwabens Kapuziner-Konvente bei sich aufnahmen, entschloß sich auch die Stadt Wangen, ein solches Kloster zu erbauen, und wählte dazu die Stelle vor dem Lindauer Thor, wo die uralte St. Leonhardi-Kapelle mit einer Armenstiftung gestanden hatte. Der Beweggrund, wie er gewöhnlich angegeben wird, ist oben S. 128 erwähnt. Schon im Jahr 1640 wanderten Kapuziner in Wangen ein, und wurden, wie es scheint, in dem nach ihnen benannten Kapuzinerhaus, dem jetzigen Oberamtei-Gebäude, untergebracht. Im Jahr 1652 aber wurde auf dem oben bezeichneten Platze das Kloster mit der Kirche sammt angebauter St. Fidelis-Kapelle vollendet und eingeweiht. Ein Theil der Kaplanei-Stiftungen und Gutthaten der Privaten und umliegenden Gutsherrschaften, besonders aber des Pfarrers Andreas Göser in Aichstetten, der einen Beitrag von 5800 fl. leistete, sicherten nach und nach den Bestand dieses Klosters, das bisweilen über 20 Konventualen gezählt haben soll. Zwar wurde schon im Jahr 1803 unter Bayern das Kloster aufgehoben, doch wurden die älteren Konventualen in seinen Mauern belassen, und noch mit Kapuzinern aus den aufgehobenen Klöstern von Ravensburg und Langenargen vermehrt. Auch Württemberg gestattete den| Fortbestand bis zum Aussterben der wenigen noch übrigen Religiosen, und wies auch aus andern Klöstern die alten, zur Seelsorge nicht mehr brauchbaren Ordensgeistlichen hieher, so daß das hiesige für eines der Sammel- oder Central-Klöster des Landes galt. Der letzte Guardian war P. Mansuetus; er starb 1828; der letzte Frater, Vitus, starb 1829. Mit diesem erreichte das Kloster den 6. Sept. nach einem 177jährigen Bestand, zum großen Bedauern mancher an das Alte anhänglichen Wangener, seine Endschaft. Wie oben schon gesagt worden, hatten das Portiunkulafest und andere Feste des Klosters eine große Menge Menschen, besonders aus dem Bayerischen und Österreichischen, herbeigezogen, wodurch der Stadt eine bedeutende Einnahme zufloß. Das genannte Fest dauerte jedesmal 3–4 Tage, während welcher Zeit außer den Klostergeistlichen noch 10–12 andere Priester die Beichte der Wallfahrer anhörten. Die durchaus massiven Klostergebäude wurden im Jahr 1835 vom Staat um 4100 fl. an Privaten verkauft; eine Zeitlang befand sich in denselben eine Tuchfabrik, die ebenfalls einging; nunmehr sind sie mit Einschluß der Kirche zu Privat-Wohnungen eingerichtet und von 9 Familien bewohnt. Die Kellergewölbe dienen zu Sommerbierkellern, der Garten zum Betrieb zweier Bierwirthschaften.
Wohlthätigkeits-Anstalten und Stiftungen.
Der Hospital zum heil. Geist. Über die Entstehung und ersten Stifter desselben sind alle urkundlichen Nachrichten verloren gegangen. Nur schließt man aus einem, noch aus dem dreizehnten Jahrhunderte herrührenden Grundzins, welchen die Hospitalpflege der Pfarrei Mariathann zu entrichten hat und welcher auf dem Platze haftet, den die alte Spitalkapelle an der Stelle einer ehemaligen Schmiede einnahm – daß die erste Gründung eines Hospitals in das gedachte Jahrhundert fällt. Die Stiftung kommt, gleich andern Anstalten dieser Art, ohne Zweifel von mehreren einzelnen wohlhabenden Bürgern her und erhielt nach und nach immer größeren Zuwachs ihres Vermögens durch fromme Schenkungen. Die Anstalt besteht jetzt aus zwei Pfründe- oder Armenhäusern und einer an das eine derselben oder den eigentlichen innern Hospital angebauten Kirche. Dieses eigentliche oder Hauptgebäude ist in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts, so wie es noch besteht, erbaut worden. Der Hauptwohlthäter, daher auch uneigentlich der Stifter genannt, war Hans Fiegen, mit seiner Tochter, die im Jahr 1501 starb, wie auf einer Tafel in der Hospitalkirche zu lesen ist. Außer diesen werden als Gutthäter verschiedene hiesige und auswärtige Familien genannt, z. B. die Hinderhofen, Hindelang, die von Heimenhofen, Neukamm, Anton Premer oder Bremer und seine| Hausfrau aus Nürnberg, Bartolomä Aicheler aus Isny u. A. Das zweite Gebäude ist in den Jahren 1600–1614 entstanden. Anstatt der alten, jetzt in ein geräumiges Schlafgemach verwandelten Kapelle wurde die jetzige Kirche im Jahr 1719 erbaut. S. oben.

Die Bestimmung des Hospitals ist die unentgeldliche Verpflegung mittelloser, alter oder gebrechlicher Ortsangehörigen. Nur eingeborne, eingekaufte oder sonst angenommene Bürger und Beisassen der Stadt, nicht aber Angehörige des ehemals reichsstädtischen Gebiets, haben an dieses Benefizium Anspruch. Die Zahl der Hospitaliten, welche hier Wohnung, Kleidung, Kost und Kranken-Verpflegung finden, beträgt ungefähr 40.

Das Armenhaus an der Stadtmauer, früher ein Badhaus, daher noch das alte Bad genannt, ein ziemlich geräumiges Haus, wo arme Ortseinwohner unentgeldlich in Wohnung genommen werden.

Das sogenannte Seelhaus vor dem Lindauerthor beim Gottesacker dient zur Unterbringung von erkrankten wandernden Handwerksburschen, Vaganten u. dergl. Der von Einwohnern der Stadt in einzelnen Gaben nach und nach zusammengelegte Fond ist im Jahr 1820 mit der Hospital-Stiftung vereinigt worden.

Noch bestand in früheren Zeiten ein Leprosorium oder Haus der Sondersiechen zum h. Nikolaus bei dem Bad Sattel, eine kleine halbe Stunde von der Stadt an der Landstraße nach Lindau. Über seine Entstehung hat man keine Nachrichten. Die Bedrängnisse der Stadt im Anfang dieses Jahrhunderts machten es nothwendig, Haus, Gut und Badanstalt zu Gunsten der Stadtkasse an einen Privatmann zu veräußern, die gestifteten Gefälle aber mit denen des Hospitals zu vereinigen. Letzteres geschah erst im Jahr 1820. Bad und Kapelle bestehen noch.

Diese sämmtlichen, nunmehr kombinirten Armenstiftungen bilden die allgemeine Wohlthätigkeits-Stiftung, deren Kapital-Betrag oben s. 126 unter lit. a angegeben ist, und deren jährlicher Ertrag sich in runder Summe auf 7000 fl. beläuft. Darunter bilden einen Hauptposten (mit 2178 fl.) die fixen Geld-Averse der Zehnten von Niederwangen, Deuchelried und Eglofs (das Nähere s. bei den betreffenden Gemeinden). Unter den liegenden Gütern ist das bedeutendste das Lehengut Durrenberg.[5] Die übrigen Einkünfte fließen aus verpachteten Grundstücken, Grundzinsen, einigen Fruchtgülten und den Zinsen der Aktivkapitalien. Unter der reichsstädtischen Verwaltung betrugen die Revenüen des Hospitals| kaum über 2500 fl. – Die Leistungen bestehen außer der oben erwähnten Unterhaltung der Hospitaliten, in Verabreichung von Geldbesoldungen, namentlich an die Pfarrer in Eglofs und Niederwangen, an den Verwalter und Arzt u. A., in Unterhaltung von Gebäuden, und in monatlichen Beiträgen zur Unterstützung von ungefähr 40 Hausarmen, Wittwen u. A.

Außer der Spitalstiftung bestehen noch folgende besondere Stiftungen zu wohlthätigen Zwecken:

1) Die Jahrtagsstiftung, von welcher jährlich für 443 fl. Brodspenden an hausarme Bürger und Waisen in Wangen in wöchentlichen Partien vertheilt werden.

2) Die Stiftung des Pfarrers Johann Georg Egg mit 1000 fl. für Arme seiner Verwandtschaft.

3) Des Pfarrers Andreas Werder mit 1600 fl. für Studirende.

4) Des Pfarrers Matthäus Gößer mit 4000 fl. zur Unterstützung von Studirenden der Theologie und Handwerkslehrlingen.

5) Des Pfarrers und Domherrn Andreas Wieser mit 1600 fl. für Studirende der Theologie.

6) Des Doktors Schütz mit 1000 fl. für Studirende.

7) Des Beneftziaten Jakob Menner mit 1000 fl. für Knaben, die ein Handwerk lernen, und Mädchen zur Erlernung weiblicher Arbeiten.

8) Das Freiherrl. v. Praßberg’sche Stipendium mit 4000 fl. für Studirende der Theologie.

9) Das Wezel’sche Stift mit 110 fl. zu Prämien für brave Dienstboten.


Sonstige Anstalten.

Wangen besitzt, wie bemerkt, eine k. Postanstalt und hat dadurch Verbindung mit Leutkirch und Ravensburg. Den 3. Mai 1628 hat Kaiser Ferdinand II. die Reichspost in Wangen angelegt.

Die Brunneneinrichtung ist gut; das vorzügliche Trinkwasser wird durch hölzerne Deuchel in genügender Quantität aus drei Quellen (eine in Deuchelried, eine im Durrenberger Wald und eine zunächst an der Stadt) in die Stadt geleitet. Bade-Anstalt ist in der Stadt selbst keine. Über die beiden Bäder Briel und Sattel s. u.

Das Straßenpflaster (vgl. oben) besteht zwar nur aus Argenkieseln, ist aber größtentheils wohl unterhalten und reinlich.

Des Theaters ist oben gedacht. Vergnügungsplätze sind hauptsächlich die Bierkeller in der nächsten Umgebung der Stadt, unter welchen der Keller des Mohrenwirths, nördlich von der Stadt, an der Straße nach Leutkirch, wegen seiner angenehmen Lage und| schönen Aussicht besonderer Erwähnung verdient. In der Nähe desselben ist auch die städtische Schießstätte an dem nach ihr benannten Weiher, aus welchem der oben erwähnte Bach, der bei Feuersgefahren noch verstärkt werden kann, durch die Stadt geleitet ist. Das Schießhaus ist auf der einen, die Scheiben sind auf der andern Seite des Weihers angebracht.

Der Begräbnißplatz mit der dazu gehörigen Gottesackerkapelle zum h. Rochus befindet sich außerhalb der Stadt, rechts von der Lindauerstraße. Er ist geräumig, wohlangelegt und mit einigen geschmackvollen Denkmälern geschmückt.


Geschichte und frühere Verhältnisse.

Daß schon die Römer die vortheilhafte Lage Wangens zu einer Niederlassung, wenigstens zu einem festen Posten benutzten, ist möglich und selbst wahrscheinlich; daß aber das römische Vemania keineswegs hieher zu verlegen ist, wie gewöhnlich geschieht, glauben wir oben gezeigt zu haben. Urkundlich finden wir den Namen Wangen[6] schon sehr früh, wenn wir auch nicht dazu berechtigt sind, das in zwei Urkunden des Jahres 805 und einer von 842 unter den Schenkungen der Söhne des Grafen Bertold, Chadaloch und Wago an das Kloster St. Gallen erwähnte Wangen auf unsere Stadt zu beziehen (Neug. CLIV., CV. und CCCI. Vgl. Trad. San Gall.). Um so unzweifelhafter ist letztere in einer Urkunde vom 26. Juni 815 gemeint (Neug. CLXXXIII), nach welcher ein Hadupert dem Kloster St. Gallen eine Hube in Wangun in pago Argunense und einen Wald, zwischen den zwei Flüssen (den beiden Argen) gelegen, übergibt. Das Kloster verleiht 852 einem Burkhard gegen 1 Schilling jährlichen Zinses 3 Huben in marcha Wangon prope Argunam aquiloniorem (Trad. San Gall.). Im Jahr 874 aber tauscht St. Gallen in Wangen von vier Brüdern, Meginbert, Fridibert, Waldpert und Ratfried, Besitzungen in Mitten bei Wasserburg gegen gleich große in Wangun ein. Überhaupt scheint Wangen unter die ersten und ältesten Stiftungsgüter gehört zu haben, welche dieses Kloster in Oberschwaben besaß. Nach der Sitte jener Zeit hatte das Kloster ein Villikat oder Meyeramt in Wangen, das unter die bedeutenderen gehörte, da demselben nicht nur die Güter in Wangen selbst, sondern auch die vielen Kloster-Besitzungen in der Umgegend, und selbst noch ein Hof bei Isny (s. d.) untergeordnet waren.

| Wie und wann der Ort allmählig zur Stadt aufblühte, wissen wir nicht. Die ersten Schirm- und Schutzvögte der St. Gall’schen Güter in Schwaben waren die Gaugrafen des Argengaus, von welchen die Vogtei an die Welfen und die Grafen von Bregenz, und von diesen (1169 und 1180) an die Hohenstaufen überging. Die Ausdehnung der Vogteirechte und noch mehr die Fehden des Herzogs Welf mit dem Abt Ulrich von St. Gallen (1077–1090) hatten Wangen immer von den Welfen abhängig gemacht,[7] so daß die Stadt unter diesem und später unter Hohenstaufenschem Schutze den Kreis ihrer Freiheiten ungestört erweiterte. So kam es, daß schon K. Friedrich II. (laut Urk. vom 5. Febr. 1216)[8] die Stadt Wangen als eine dem Reiche unmittelbar angehörige Stadt anerkannte, dabei erklärte, daß die Reichsvogtei über Wangen immer bei seinen und seiner Nachfolger im Reiche Handen behalten werden solle, übrigens die Gerechtsame des Klosters St. Gallen, Kirchensatz und Zehenten, bestätigte und die Vogtei dem jeweiligen Reichsvogt von St. Gallen übertrug. Gleichwohl verpfändete sein Sohn Konrad IV. die Reichsvogtei über Wangen mit dem Blutbann an Rudolf von Tanne um 200 Mark Silber. Von diesem löste sich 1267 die Stadt selbst wieder aus, und wußte besonders in den Unruhen des Zwischenreichs ihre Reichsfreiheit und Unabhängigkeit von St. Gallen immer mehr zu befestigen, so daß K. Rudolf I. den 15. Okt. 1281 in Kolmar sie (jedoch ohne Präjudiz für die Rechte des Kl. St. Gallen) förmlich für eine freie Reichsstadt erklärte, und die nachfolgenden Kaiser ihre Privilegien bestätigten.[9] Diese bestanden | ihrem Hauptinhalt nach darin, daß die freie Reichsstadt Wangen sich selbst regieren und nicht verpfändet werden, ihren Amman selbst wählen, ihre Bürger vor kein fremdes Gericht solle stellen dürfen und alle Freiheiten und Rechte der Stadt Überlingen (laut Arch. Urk. dd. 10. Jan. 1286, wonach der Kaiser Rudolf auch einen Wochenmarkt bewilligte) zu genießen, ihre Austrägalinstanz aber in den Städten Konstanz, Lindau und Ravensburg haben solle. In diesem Umfang bestätigten die Rechte der Stadt die K. Maximilian (1494 und 1515) und Karl V. Daneben behauptete jedoch St. Gallen wichtige Rechte, den Kirchensatz, die Patronatrechte in Wangen und Deuchelried, Zehenten, Güter, Lehen etc. in und um Wangen, nur mit der Beschränkung, die Lehen nirgends anders als in der Stadt selbst vergeben zu dürfen. (Arx. II. S. 70.) Allein den Zerfall, in welchen St. Gallen besonders durch den Appenzeller Krieg gerieth, wußte Wangen klug zu benützen, immer mehr von jenen Rechten, z. B. den Zoll, alle Gerichtsbarkeit, an sich zu ziehen, so daß endlich Abt Bernhard 1608 gegen die Summe von 2990 fl. alle Rechte und Einkünfte des Stiftes in und um Wangen (namentlich also die Patronatsrechte auf die städtischen Kirchenstellen und in Deuchelried) der Stadt abtrat (s. unten bei Neuravensburg). Die Stadt Wangen war eine eifrige Theilnehmerin an den Verhandlungen, Bündnissen und Kämpfen der schwäbischen Reichsstädte; sie trat bei: den Landfriedensbündnissen von 1356 u. 1376, den Bündnissen mit Appenzell und St. Gallen 1377, mit dem Pfalzgrafen am Rhein, den Herzogen von Bayern und dem Markgraf Bernhard von Baden 1379, mit den Städten am Rhein, im Elsaß, in Franken und Bayern 1381, 1384, 1385, mit dem Erzbischof von Salzburg 1387, sie nahm 1386 an der Richtung Antheil, welche die Botschafter von Ulm, Augsburg und Regensburg in Nürnberg zwischen den Fürsten und Herrn und den Reichsstädten zu Stande brachten; sie war endlich unter den 39 Städten, welche 1387 dem König Wenzeslaus, nachdem er versprochen, ihren Bund nimmer abzuthun, und sie bei ihren Rechten und Freiheiten zu belassen, die Zusicherung gaben, daß sie ihm beiständig seyn wollen gegen Jeden, der sich gegen ihn als römischen König aufwerfen würde.| Als Glied des Seestädtebundes gegen den Adel zeichnete sich Wangen durch eine tapfere Waffenthat aus. Im December des J. 1389[10] gedachte Hans Truchseß von Waldburg mit 500 Bewaffneten, darunter die Herrn von Ellerbach, von Asch und andere waren, die Stadt Wangen zu überrumpeln. Kaum noch zu rechter Zeit, als der Feind schon unter dem Thor war, merkten die Bürger sein Vorhaben und setzten sich zur Wehre, wo denn vor allem die Schmiedezunft mit kräftigen Armen und gewichtigen Waffen, mit Zangen und Hämmern auf den eindringenden Haufen so nachdrücklich losarbeitete, daß der Truchseß mit zerschmettertem rechten Bein sich zurückziehen mußte, und todesschwach mit Mühe die Burg Leupolz erreichte, wo der Vogt von Summerau ihm Einlaß und Pflege gewährte. Die Waldburgschen Reiter zogen gen Wolfegg und Wurzach. Ein Thurmwächter auf dem Schlosse Leupolz, ein geborner Wangener, wiewohl schon 15 Jahre in Diensten des Vogtes v. Summerau, verließ in der Nacht seinen Posten, lief nach Wangen, und zeigte seinen Mitbürgern den Zufluchtsort des Truchsessen an. Unverzüglich rückten diese vor das Schloß, belagerten es und benachrichtigten auch ihre Bundesverwandten, daß sie ihnen Zuzug leisteten. Da sah der Truchseß keine Ausflucht und keine Mittel zur Gegenwehr; er ergab sich in der Städte ritterliche Gefangenschaft und wurde nach Ravensburg geführt; das Schloß zerstörten die von Wangen. Die Schmiedezunft aber erhielt zum Dank von der Stadt die Auszeichnung, bei der alle Jahre am Neujahrstage um die Stadt zu haltenden Procession den Vortritt vor allen übrigen Zünften zu haben. Nicht minder erwiesen sich die Wangener auch in andern Fehden als wackere Kämpen, z. B. durch die Hülfe, welche sie dem Stift St. Gallen im Appenzeller Kriege leisteten, durch die Erstürmung und Zerstörung des Schlosses Rauchburg bei Bregenz (1447), das Hans von Rechberg besessen, und von welchem aus er die ganze Umgegend beschädigt hatte. Ungeachtet der vielen blutigen Fehden und einzelner Unglücksfälle – wie denn im J. 1406 die Stadt fast ganz abbrannte, so daß K. Rudolf mit Rücksicht auf diesen und zwei in kurzer Zeit vorangegangene ähnliche Brandfälle die Stadt auf 6 Jahre von der Reichssteuer freisprach – hob sich doch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert der Wohlstand Wangens fortwährend. Gewerbe| und Handel blühten; besonders begünstigte die Verbindung mit Italien den Leinwandhandel. Auch will die Sage, daß in jenen Zeiten bedeutende Sensen- und Waffenschmieden hier waren, und daß die Pfannen- und Papierfabrikation schon damals lebhaft betrieben worden sey. Das feste Zusammenhalten der Städte zu Schutz und Trutz (1408 wurde der Seestädtebund erneuert; 1488 trat Wangen dem schwäbischen Bunde, und 1520 seiner Erneuerung bei) gewährte den Bürgern Muth und Sicherheit, gute Ordnung im Innern setzte das Gemeinwesen in den Stand, nach und nach ansehnliche Erwerbungen zu machen. So erkaufte Wangen 1431 Niederwangen für das Hospital (s. unten Niederwangen), ein Jahr darauf Sigmanns von den Guggern von Staudach, so wie das Dörfchen Mutten bei Wohnbrechts (in Bayern) von den von Hinderhofen, außerdem mehrere Höfe von Ratzenried und Praßberg, das Hospitalgut Durrenberg (1467) von St. Gallen, Burgelitz von den von Brandenburg in Biberach (1456), Haldenberg von den Reichlin von Meldegg, die hohe Gerichtsbarkeit über Wohnbrechts und Tann (1521) von dem Grafen Ulrich von Montfort, nachdem sie die niedere und die Grundherrlichkeit schon früher theils von St. Gallen erhalten, theils von den Humpiß, Tann, Croaria u. A. erkauft hatten. Die Reichsherrschaft Eglofs ließ sich die Stadt 1516 verpfänden (s. Eglofs). Durch den Kaufvertrag mit St. Gallen (s. Neuravensburg) 1586 und 1608, wie auch durch frühere und spätere einzelne Kauf- und Tauschverträge fiel nach und nach der ganze jetzige Gemeindebezirk Deuchelried an die Stadt. So war Wangen im Besitz eines nicht unbedeutenden Gebietes, und mehrere seiner Bürger waren sehr reich und geachtet, namentlich die Familie der Wermeister, Halder, Falk, Gugger, später die Scherrich, Goldbach, Mauch u. A. Aber seit der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts theilte Wangen mit so manchen schwäbischen Städten das Schicksal eines allmähligen Zurückkommens. Außer den allgemeinen Ursachen (vgl. unten Isny) wirkten hier noch besondere nachtheilige Verhältnisse und einzelne schwere Unglücksfälle. Eine große, von verbrecherischer Hand veranlaßte Feuersbrunst zerstörte 1538 den größten Theil der Stadt. Auf eine große Theurung folgte 1564 eine Seuche, welche die Bevölkerung gewaltig lichtete. (Verheerende Epidemien brachten auch die Jahre 1611, 1627, 1682, 1704.) Unter mehreren verwüstenden Überschwemmungen wird die des Jahrs 1570 als die furchtbarste bezeichnet. Streitigkeiten über eine neue Besetzung des Raths, und noch mehr die Einflüsse der Reformation führten auch für den Wohlstand Wangens verderbliche Zerwürfnisse herbei. Ganz dem Gang in den meisten übrigen Städten entgegen, waren die untern Klassen in Wangen hinsichtlich der Religion | konservativ, während die Geschlechter und die meisten der reichen und angesehenen Familien der neuen Lehre, aber der alten Rathsform anhingen. Dieß hatte zur Folge, daß sich (1552) diese Familien zur Auswanderung entschlossen, aber damit auch den Gewerbfleiß und den Wohlstand von Wangen zu einem großen Theil mit sich nahmen; so zogen z. B. die Halder von Mollenberg nach Augsburg, wo ihr Geschlecht noch jetzt zu den blühendsten gehört; es wanderten ferner aus: die von Gugger, von Hinterhofen, von Seutter, von Furtenbach, von Grimmstein u. A. Die ärgsten Zerrüttungen hatte auch für Wangen der 30jährige Krieg in seinem Gefolge, schon in den ersten Jahren desselben (bis 1627) hatte die Stadt 47.841 fl. Einquartierungskosten getragen. Den 12. April 1632 nahm ein schwedisches Korps die Stadt ein und entwaffnete sie, indem alle Rüstungen und Munition (12 Stücke, 1 Mörser, 25 Doppelhaken, 101/2 Tonnen Pulver u. s. w.) aus dem Zeughause abgeführt wurden. In diesem und den folgenden Jahren betrugen die Quartier-, Requisitions- und andere Kosten 214.000 fl. Nur allein an den Kaiserl. Generalkommissär Ossa in Lindau hatte Wangen 45.000 fl. Kontribution zu bezahlen. 1646 besetzten die Schweden (unter Hofmark) die Stadt zum zweitenmal, wurden aber den 1. Aug. des folgenden Jahrs von den Kaiserlichen Truppen überfallen und in der Stadt selbst theils niedergemacht, theils gefangen genommen. Beidesmal war die Stadt gänzlicher Plünderung preisgegeben. Die Winterquartiere und Lieferungen während des spanischen Successionskrieges (1703 bis 1710) kosteten abermals 220.000 fl. Es läßt sich denken, wie durch solche Leistungen die Mittel erschöpft werden mußten und das Gemeinwesen um so mehr in Unordnung kam, als man nie daran gedacht zu haben scheint, wenigstens einen Theil des Schadens durch gute Ökonomie und angemessene Umlagen zu decken, sondern immer nur zu Anleihen seine Zuflucht nahm. Die zerrüttete Haushaltung führte Zerwürfnisse im Innern, Klagen und Kaiserliche Kommissionen (1705, 1712, 1717) herbei und verursachte neue Schulden. Der Mißwachs in den 70r, wiederholte große Überschwemmungen in den 80r Jahren des vorigen Jahrhunderts, die Feuersbrünste vom 13. Juli 1793 und 11. Mai 1794, welche 81 Häuser in Asche legten, endlich all das Elend, welches die französischen Revolutionskriege mit sich brachten[11] – zerstörten vollends die Überreste eines Wohlstandes, dessen Quellen längst versiegt waren. Neue Klagen und neue Kommissionen zeigten zwar die Schuldenlast, aber nirgends eine Abhülfe; | da theilte der Reichsdep.-Receß vom J. 1803 die Stadt mit ihrem Gebiet der Krone Bayern zu, nachdem sie schon im Septbr. 1802 von Bayern in Besitz genommen worden war. Nach dem Pariser Vertrag 1810 aber trat Bayern die Stadt mit den Gem. Deuchelried und Niederwangen an Württemberg ab, und behielt nur Wohnbrechts und Thann (Mariathann). Wie die Stadt unter Bayern Sitz eines k. Landgerichts gewesen war, so verlegte jetzt die königl. württembergische Regierung das Oberamt von Isny hieher und bildete den noch jetzt bestehenden Oberamtsbezirk. Das wohlthätige Gesetz vom 27. Juli 1824 sollte der tief niedergedrückten Stadt endlich aufhelfen. Nachdem schon früher 41.000 fl. als vorläufige Unterstützung vom Staat an die Stadt bezahlt worden waren, wurde nach obigem Gesetz ein Aversalbeitrag von 420.000 fl., vom 1. Juli 1820 an verzinslich, zu der sodann im Vergleichswege bewirkten Tilgung der noch übrigen Schulden, unter gleichzeitiger Bestätigung der früheren Abscheidung der vormals reichstädtischen Einkünfte und Lasten, auf den Gesammtstaat übernommen. Wie befriedigend in Folge dieser Erleichterung der jetzige Finanzzustand Wangens ist, wurde oben schon bemerkt.

Die älteste Verfassung und Verwaltung Wangens war dieselbe wie bei allen St. Gallischen größeren Besitzungen. Den Leibeigenen war der Meier vorgesetzt, der die Arbeiten leitete, die Früchte und Grundgefälle bezog.[ws 2] Die Gerichtsbarkeit besorgte der Schirmvogt, dessen Stelle der Amman versah. Die Frevel und Strafen theilte das Kloster mit dem Schirmvogt und mit dem Amman, doch wurden, der altdeutschen Verfassung gemäß, zu den gehegten Gerichten freie Männer als Beisitzer und Urtheilssprecher beigezogen. Schon in alten Zeiten war Wangen, in der freien Pürsch gelegen, eine der vier Mahlstätten des Landgerichts in Oberschwaben.[12]

So wie in Wangen das Gemeindewesen sich ausbildete, und die Schirmvogtei an das Reich kam, entstand ein eigener Stadtmagistrat mit einem Bürgermeister an der Spitze, der, von der Bürgerschaft nach und aus den Zünften frei gewählt, alle städtischen Angelegenheiten verwaltete. Ihm war der Amman oder Reichsvogt beigegeben, welcher den Blutbann und die Rechtsstreitigkeiten besorgte, bis die Stadt 1394 das Ammanamt vom Reich an sich löste. Diese Gemeindeverfassung wurde beibehalten bis Kaiser Karl V. 1548 das Zunftregiment in den Städten Oberschwabens| abschaffte und einen neuen Rath auch für Wangen einsetzte.[13] Dieser bestand aus drei, alle vier Monate abwechselnden Bürgermeistern, welche mit zwei Geheimen den geheimen Rath bildeten, und acht Rathsherren, welche dreizehn zusammen der kleine Rath hießen und das ganze Regiment zu besorgen hatten. In wichtigeren Fällen wurde das Stadtgericht (bestehend aus dem Stadtamman und sechs Beisitzern), welchem die Rechtsverwaltung in erster Instanz oblag, und acht weitere Räthe beigezogen, welch letztere jedoch der Magistrat selbst aus der Bürgerschaft wählte, und die mit jenen zusammen den großen Rath bildeten. Die Mitglieder des Magistrats versahen in der Regel auch alle Nebenämter, das Steuer-, das Säckelamt etc.

Die Stadt und ihr Gebiet bildete fünf Gerichtsbezirke, oder zwei Distrikte und drei Hauptmannschaften, nämlich: 1) die Stadt selbst mit Sattel, Lottenmühle, Burgelitz, Staudach (bayerisch) und die Spitalgüter Durrenberg und Sigmanns. 2) Gemeinde Deuchelried. 3), 4) und 5) die Hauptmannschaften Niederwangen, Wohnbrechts und Thann, die beiden letztern sind bayerisch. Auf dem Reichstage hatte Wangen auf der schwäbischen Städtebank die 24., auf dem Kreistag die 19. Stelle. Der Reichsmatrikularanschlag betrug 80 fl., wurde aber 1682 auf 40 fl. herabgesetzt. Zu einem Kammerziel gab sie 45 Rthlr. 54 kr., an die Landvogtei unter dem Namen einer Ehrung 8 Pfund Pfennig. Ihr Kontingent waren (als Simplum) 2 Reiter und 13 Mann zu Fuß. Die Kommunaleinkünfte wurden zu Anfang dieses Jahrhunderts auf 18.000 fl. berechnet.

Noch verdient bemerkt zu werden, daß der Ritterkanton Hegau für die Bezirke Allgäu und Bodensee hier seine Zusammenkunft hielt und 1789 ein Ritterhaus baute (s. oben), wo seine Kanzlei war. Über die Gerichtsbarkeit und andere Verhältnisse schloß er den 30. Juni 1784 einen Vertrag mit der Stadt (s. Reuß deutsche Staatskanzlei XVI. S. 142).

Zur Stadtgemeinde gehören folgende Parzellen:

  • 1) Briel, Hof mit 9 Einwohnern, eine geringe Badanstalt auf einer kleinen Anhöhe, eine kleine Viertelstunde nordöstlich von der Stadt, meist nur von den Landleuten der Umgegend als Waschbad benutzt.
  • 2) Burgelitz, Weiler mit 22 Einwohnern, 1/4 Stunde nördlich von der Stadt am Hammerweiher, gehörte um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts den Brandenburg in Biberach (s. oben).| Über die Pfannenfabrik und Hammerschmiede s. oben. Der Hammerweiher hieß früher der Burgholzweiher, und ohne Zweifel lag hier der Burgstall Burgholz, welchen Johannes Humpiß 1417 von St. Gallen zu Lehen erhielt.
  • 3) Durrenberg, Hof mit 12 Einwohnern, eine kleine halbe Stunde westlich, ein Hospitalgut mit eigener Markung, dem Kloster St. Gallen abgekauft (s. oben), Filial von Deuchelried.
  • 4) Lottenmühle, Papiermühle mit 5 Einwohnern an der Argen, 1/2 Stunde südwestlich, Filial von Niederwangen; über die Papierfabrikation s. oben.
  • 5) Sattel, Weiler mit 13 Einwohnern, eine kleine halbe Stunde südwestlich, an der Straße nach Lindau, auf eigener Markung, mit einem Bad von sehr unvollkommener Einrichtung. Hier befand sich das Leprosenhaus und befindet sich noch eine Kapelle zum heil. Nikolaus, s. oben.
  • 6) Sigmanns, Hof mit 3 Einwohnern, eine kleine halbe Stunde östlich, an der Argen und an der Straße nach Isny, mit einer eigenen Markung, ein Spitalgut, früher den Guggern von Staudach zugehörig, s. oben.
  • 7) Wittwais, Hof mit 9 Einwohnern, eine starke halbe Stunde nordwestlich, unweit der untern Argen.



  1. Besondere Druckschriften über Wangen sind, so viel uns bekannt geworden, nicht vorhanden. Für die Topographie ist nicht uninteressant ein „Verjüngter Abriß der des Heil. Röm. Reichs Statt Wangen Landtafel, welche Anno 1617 von Johann Andrea Rauhen, Wangnischem Bürger, gemalet und 1647 ins Kupfer gebracht worden.“ Diese Landtafel beruht auf für jene Zeit ziemlich genauen Messungen, und verzeichnet mit großer Sorgfalt die Grenzen von der Stadt hoher und niederer Gerichtsbarkeit. Die Original-Kupferplatte befindet sich noch auf dem Rathhause. – Auch besitzt man ein von dem sogenannten Buch aufgenommenes, lithographirtes Panorama von Wangen, von Max Späth, und eine lithographische Ansicht der Stadt, gezeichnet von Ed. Paulus.
  2. Die Zehnten gehörten ursprünglich dem Kloster St. Gallen; aber schon im Jahr 1369 besaß ein Drittel desselben Friedr. Wermeister, als ein St. Gallisches Lehen, der dieses Drittel „an Otmarstag“ an seinen Vetter Ulr. Wermeister verkaufte. Später erwarb die Stadt diesen Antheil. Ein weiterer Theil, den St. Gallen noch bezog, wurde der Stadt durch Kauf im Jahr 1586 und den Vertrag von 1608 (s. Neuravensburg) überlassen. Das Übrige bezog die Pfarrstelle in partem competentiae. Wie in der Folge die Stadt in den Besitz sämmtlicher Zehnten der Stadtmarkung gelangte, s. unten bei den kirchlichen Verhältnissen.
  3. Dieses Gebet, ein wahres Muster einer einfachen und frommen Gebetsformel, mag hier in getreuer Abschrift eine Stelle finden: MDLXIX. Ein schön gebeet, So Man in Rath geet. O Herr und Gott Jhesu Christe, von welichem Alle weise Rathschläg flueßen, durch welichen auch alle gottseelige Gedanken seind, und alle gute werk gefürdert werden, Gib uns Deinen Dienern Craft und weißhait Deines worts, vnd wöllest durch deinen heiligen Gaist bey vns in diesem Rath zugegen sein, Darmit wir nichts setzen noch verordnen, das dein Göttliche Mayestett verletze, Sonder in allem dich fürchten, dein Glory, lob, Eer und preiß, auch die Liebe des Nechsten betrachten und suechen darmit wir samptlich durch Dich daß Ewige Leben erlangen.   Amen.
  4. Das Stift St. Gallen war seiner Auflösung nahe; zwiespältige Abtswahlen, die Lebensweise seiner adeligen Mitglieder, die Fehden mit der Stadt St. Gallen und den Appenzellern und andere Umstände hatten die größte Zerrüttung herbeigeführt. Da wurde Ulrich Rösch, geb. 1426, zuerst Pfleger, dann von 1463–1491 Abt zu St. Gallen. Als ein ausgezeichnet thätiger, gewandter und unterrichteter Geschäftsmann steuerte er dem Verfall des Klosters, stellte dessen Wohlstand und Ansehen in jeder Beziehung wieder her, und wurde so gewissermaßen der zweite Stifter desselben. Seine Gegner nannten ihn spottweise den „rothen Uhli.“ Ildefons von Arx II, S. 307 f. sagt: Ulrich Rösch war „ein starker, vierschrött, rothhaarigter Mann,“ eines Bäckers Sohn, den Abt Eglolf zuerst als einen Kucheljungen annahm, hernach dem Studieren widmete und auf Universitäten schickte, wo er großen Fortgang machte. Vergl. S. 432.
  5. Noch besitzt der Hospital ein Lehengut von ungefähr 60 Morgen zu Hergaz im k. bayerischen Landgericht Lindau. Sonst hat Wangen auf den bayerisch gebliebenen Gebietstheilen keine Besitzung mehr.
  6. Dieser sowohl allein als auch in Zusammensetzungen so häufig vorkommende Ortsname ist altdeutsch und bedeutet Au, Anger vgl. Schmid, Schwäb. Wörterb. S 527. Scherz Gloss. Wang, Wangen, quod frequens nomina locorum terminat, campus pascua inter et nemora, laetus et viridis sed sepimento cinctus.
  7. Im J. 1080 nahm Herzog Welf dem Abt Ulrich alle Besitzungen im Allgäu. Arx. I. S. 282.
  8. Zum erstenmal abgedruckt in Jägers jurist. Magaz. für die deutschen Reichsst. III. S. 161.
  9. Dennoch verpfändet K. Adolf dem Abt Wilhelm von St. Gallen den 30. Jun. 1298 Wangen und Altstetten für 300 Mark Silber (Hugo, die Mediatis. S. 156), den 13. Jun. 1306 aber verkauft St. Gallen an die Stadt die Vogtei, die Erbgerechtigkeit der eigenen Leute des Klosters und andere Rechte. Nur den Zehenten in der Stadt und auf dem Lande behielt das Kloster, von welchem ihn 1369 die Wermeister zu Lehen trugen, s. oben. – Wieder verpfändete Kaiser Ludwig den 20. Febr. 1330 dem Grafen Hugo von Bregenz (Montfort) „unsere Stadt zu Wangen,“ wie er sich ausdrückt, und die Steuer zu Altdorf um 500 M. S., und in dem Theilbriefe zwischen Hugo und Rudolf einer, und ihrem Vetter Wilhelm von Montfort andererseits (1338) wird letzterem unter Anderem zugetheilt: „das Maieramt zu Wangen und was dazu gehört mit allen seinen Rechten und Gewohnheiten.“ Darauf entbeut Graf Hugo denen von Wangen, daß sie seinem Vetter Graf Wilhelm schwören sollen. Aber schon 1348, als K. Karl IV. dem Gr. Wilhelm alle seine Reichslehen bestätigte, ist die Pfandschaft über Wangen ausdrücklich ausgenommen und vom König der Stadt das Versprechen gegeben, sie ferner nie mehr, weder wegen seiner, noch wegen des Reiches Noth zu versetzen oder zu verkaufen, und Wenzeslaus wiederholte 1377 dieses Versprechen. Doch scheint die wirkliche Auslösung erst 1384 erfolgt zu seyn. Noch 1382 verkauft K. Wenzeslaus das Ammanamt in Wangen um 30 M. S. an Dietrich Wermeister, Bürger in Wangen, als erblichen Besitz, nachdem der Kaiser das im Jahr zuvor eingeführte Zunftregiment mit Bürgermeister, Amman und Rath, bestätigt hatte. Allein die Stadt löste dieses Erbamt aus, und erhielt 1394 vom Kaiser das Privilegium, ihren Amman selbst zu wählen.
  10. Wir folgen der Erzählung Pappenheims in der Truchsessen-Chronik I. S. 69, welche durch eine alte lat. Relation aus der Stadtregistratur ergänzt wird. Nach Späths Constanz. Chron. S. 229 fiel die Einnahme von Leupolz auf den 22. Juli 1389, und der Truchseß, der es wirklich zum Sturm der Städter auf die Burg habe kommen lassen, sey nicht nach Ravensburg, sondern nach Constanz abgeführt, aber sogleich wieder freigelassen worden.
  11. Eine vom Stadtmagistrat der Schwäbischen Kreisversammlung übergebene Übersicht der von der Stadt von Anfang des Reichskriegs 1791 bis 1800 getragenen Kriegskosten sammt den Partikular-Erlittenheiten und Unglücksfällen gibt die Summe von 685.638 fl. 5 kr.
  12. Die letzte gerichtliche Verhandlung fand statt den 6. Mai 1801. Die Gerichtstage waren seit undenklicher Zeit nie von einem kaiserl. Landrichter in Person besucht, sondern die Verhandlungen immer von einem Statthalter in der Person des jeweiligen Amtsbürgermeisters geführt, auch diese nie, wie andernwärts, unter freiem Himmel, sondern bei offener Thüre des Rathhauses in dessen unterer Hausflur gehalten worden.
  13. S. Jägers jurist. Magaz. für die d. Reichst. III S. 135 ff. „Grundgesetze der Reichst. Wangen“
Anmerkungen [WS]
  1. Vereinsländer, Vereinsstaaten: Die Staaten des Deutschen Zollvereins.
  2. Korrektur von Seite 280a eingefügt.