« Kapitel B 10 Beschreibung des Oberamts Wangen Kapitel B 13 »
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11. Gemeinde Großholzleute,
bestehend aus 20 (39) Parzellen auf 13 Markungen, mit 626 katholischen Einwohnern. Dieser Bezirk bildet die äußerste Südostspitze Württembergs und besteht theils aus dem Thal der untern Argen von ihrem Eintritt aus Bayern an bis in die Gegend von Isny, theils aus den Anhöhen und Bergen, welche dasselbe auf beiden Seiten begleiten. Der größere Theil ist gebirgig, besonders die Gegend rechts von der Argen, wo sich das oben S. 5 beschriebene Gebirge der Adelegg erhebt. Auch über die hohe Kuppe des Ibergs, die Kugel, s. dort. Nadelwald und Bergweiden bedecken zwei Drittel der Gemeindemarkung. Sonach bleibt zum Feldbau nur eine beschränkte Fläche übrig und zudem ist die Dammerde sehr flach und auf bloßen Kies aufgelagert, daher fast nur Haber und Flachs gebaut wird. Besonders ist dieß in dem engen Gebirgsthal von Bolsternang der Fall, wo überdieß das rauhe Klima keinen andern Getreidebau als den des Habers gestattet, der aber vorzüglich gedeiht. Es findet sich hier weder Winter- noch Brachösch, und von Futterkräutern gewinnt man hauptsächlich nur Ackergras; denn auch die Wiesenkultur ist sehr beschränkt. Die Argen, in welche sich mehrere Waldbäche und der Ausfluß des großen Hengelesweihers münden, richtet, namentlich bei Argen und Rain, oft große Verwüstungen an. Gleichwohl gehören die Bewohner zu den wohlhabenden, sie sind sparsam und thätig, betreiben die Viehzucht auf eine einträgliche Weise (daher sich auch die Zahl der Sennereien vermehrt) und benutzen ihre ausgedehnten Waldungen zu vortheilhaftem Holzhandel. Die Gewerbe sind unerheblich. Statt des Spinnens beschäftigen sich die Weiber und Töchter des Winters häufig mit Leinwandweberei. Schulden hat die Gemeinde nicht; im Übrigen s. die Tabelle IV. Mitten durch den Gemeindebezirk führt die Landstraße von Wangen, Leutkirch und Isny nach Kempten. Die Vereinödung geschah größtentheils in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts.| Grundherr ist der Fürst von Waldburg-Zeil und Trauchburg; auch fällt die Geschichte des Bezirks in der Hauptsache ganz mit der der Grafschaft Trauchburg zusammen. Einige Lehenhöfe und Gefälle gehören dem Grafen Quadt zu Isny. Zehntherr ist der Graf Quadt in Großholzleute, Anwanden, Blasenberg, Burkwang, Dürrenbach, Hengelesmühle, Kleinholzleute, Rothenbach, Schließlang, Wehrlang und Wolfbühl, wo er den großen und kleinen Zehnten nach der Aussaat zu beziehen hat und vom Haber ein Fünftel, von andern Früchten aber ein Drittel erhebt. Die katholische Pfarrstelle in Isny bezieht den großen und kleinen Zehnten in Haidlings, Häusings und von einem Hof in Großholzleute, und zwar akkordirter Maßen in Haber und Geld; eben so die Pfarrei Bolsternang den großen, kleinen und Heuzehnten in Argen, Bolsternang, Moos, Rain, Ried, Schidel und Simmerberg. Die in der Gemeinde befindliche Pfarrei Bolsternang hat die Parzellen Argen, Moos, Rain, Ried, Schidel und Simmerberg, die Pfarrei Rohrdorf den Weiler Wehrlang zu Filialien. Alle übrigen sind in die Stadtpfarrkirche nach Isny eingepfarrt. Früher hatten Haidlings, Häusings, Moos, Rain und Simmerberg in die königlich bayerische Pfarrei Gestratz, Argen und Schidel in die ebenfalls bayerische Pfarrei Grünenbach (eine Zeit lang auch nach Wengen) gehört. Nach diesen Verhältnissen richtet sich auch die Schulpflichtigkeit; nur Häusings, Haidlings und Simmerberg schicken die Schüler nach Mayerhof in Bayern und Großholzleute nach Bolsternang. Parzellen sind:
  • 1) Großholzleute, Weiler mit 57 Einw., nebst a) Buchenstock und Wiesacker, Weiler mit 20 Einw., b) Engen, Hof mit 5 Einw., c) Leimgrub, Hof mit 9 Einw.

Großholzleute liegt an der Landstraße nach Kempten, die hier über die Argen führt, 51/2 St. östlich von Wangen, und hatte früher eine Poststation, ungeachtet Isny nur eine Stunde entfernt ist. Eine Kapelle, welche von der Gemeinde unterhalten wird, besitzt eine Stiftung zu 10 Messen. Im Jahr 1168 bedenkt Adilhaid, Ministerialis des Grafen Wolfrad, dem Kloster in Isny einen halben Hof in Holzleuten; 1169 schenkt Graf Wolfrad dem Kloster einige Leibeigene.

  • 2) Anwanden, Weiler mit 3 Einw., zur Markung Schließlang gehörig.
  • 3) Argen, Weiler mit 40 Einw., im Argenthal. Der Ort hat eine sehr kleine Kapelle ohne Gottesdienst. Die Nachricht der Chronik von Isny, daß Rudolf, Pfalzgraf von Tübingen, seine Mutter Elisabeth und seine Gattin Mathildis, auf Bitten eines gewissen Rudolf, ihres Dienstmannes, ihn und sein Gut in Argun dem Kloster Isny überließen, ist auf Langenargen zu beziehen. |
  • 4) Blasenberg, Hof mit 6 Einw., gehört zur Markung Schließlang.
  • 5) Bolsternang, katholischer Pfarrweiler mit 74 Einw., nebst a) Altweg, Hof mit 2 Einw., b) Anger, Weiler mit 18 Einw., c) Deschenacker, Hof mit 1 Einw., d) Endberg, Hof mit 6 Einw., e) Gaiskopf, Hof mit 3 Einw., f) Grätte, Hof mit 4 Einw., g) Hofacker, Hof mit 1 Einw., h) Osterösch, Hof mit 13 Einw., i) Riedacker, Hof mit 3 Einw., k) Thoracker, Hof mit 7 Einw., l) Überruh, Hof mit 2 Einw., m) Weidenhalden, Hof mit 3 Einw.

Der Pfarrweiler, gewöhnlich Bolsterlang genannt, liegt sehr abgeschieden in einem engen, von hohen und waldigen Bergen eingeschlossenen Thalkessel des Allgäuer Gebirgs, der nur von dem Argenthal aus zugänglich ist, 61/2 geogr. St. von Wangen entfernt und ist somit der von dem Oberamts- und Dekanatsitz entlegenste Pfarrort. Die Kirche zu St. Martin ist alt, aber wohl unterhalten und ansehnlich. Schon 1169 kommt ein Priester Wernher vor, der dem Kloster Isny sein praedium in Bolsterlang und einen halben Hof überläßt. Bolsternang war übrigens keine selbständige Pfarrei, sondern Filial des Pfarrers in dem jetzt bayerischen Dorfe Wengen, der nur alle drei Wochen pfarrlichen Gottesdienst in Bolsternang zu halten hatte. Im Jahr 1690 wurde dieser Filialverband aufgelöst und in Bolsternang eine eigene Pfarrstelle errichtet. Das Pfarrhaus aber wurde erst 1769 gebaut, indem der Pfarrer früher in dem zur Stelle gehörigen Widdumhause gewohnt hatte. 1815 reparirte die Gemeinde das Pfarrhaus, welche in Folge des Zehntakkords die Baulast, die eigentlich auf dem Pfarrer als Decimator liegt, übernommen hat. Die Kirchenbaulast ruht auf der Kirchenpflege, deren unbedeutender Fonds (1500 fl.) nicht zureicht. Die Pfarrschule hat einen Lehrer. Patron ist der Fürst von Waldburg-Zeil und Trauchburg, der ein Vogtrecht von 40 Simri Haber bezieht. – Auf einer Höhe, südlich von Bolsternang, „das Faustrecht" genannt, wurden Überbleibsel eines wahrscheinlich römischen Gebäudes gefunden, wovon oben S. 111 die Rede war.

  • 6) Burkwang, Weiler mit 54 Einw., am Rothbach, nebst Bettmauer, Hof mit 4 Einw. 1177 übergeben Konrad de Tussin und seine Schwester dem Kloster Isny ihr Gut in Byrewanc (Byrcwanc? Burkwang?). 1252 überläßt Rudolf von Montfort eine Curia in Burkwang, die früher sein Dienstmann Konrad de Horgon als Lehen inne gehabt. Von dem historischen und antiquarischen Interesse dieser Punkte, wo man eine der wichtigern römischen Niederlassungen und Grenzbefestigungen annehmen muß, ist oben S. 110 gesprochen worden. |
  • 7) Dürrenbach, Weiler mit 23 Einw., am Fuß der Adelegg. 1170 acquirirt das Kloster Isny einen Hof in Dürrenbach und 1187 kauft es um 40 Mark Silber, welche Adilbert von Trauchburg dem Kloster geschenkt hatte, noch zwei weitere Höfe daselbst. Vielleicht ist auch das Durraha hierher zu ziehen, wo 1170 das Kloster ein Lehengut eintauschte. Der Weiler hat eine kleine Kapelle zur Privatandacht.
  • 8) Haidlings, Hof mit 5 Einw., nebst Hasenberg, Hof mit 10 Einwohnern und einer kleinen Privatkapelle.
  • 9) Häusings, Hof mit 1 Einw., in sehr hoher, kalter und unfruchtbarer Gegend.
  • 10) Hengeles-Mühle, eine Mahlmühle am Ausfluß des Hengeles-Weihers, mit 12 Einw., zur Markung Schließlang gehörig.
  • 11) Kleinholzleute, Weiler mit 63 Einw., nebst Grund, Hof mit 6 Einw. Kleinholzleute hat eine Kapelle, zum h. Wolfgang, ohne eigenen Gottesdienst. Abt Georg von Isny restaurirte die alte Kapelle im Jahr 1501. Die Brüder Berthold und Heinrich von Trauchburg schenkten dem Kloster Isny zwei kleine Güter in Holzleuthen viciniori, 1350.
  • 12) Moos, Weiler mit 8 Einw., zur Markung Argen gehörig, mit einer kleinen Feldkapelle zur Privatandacht.
  • 13) Rain, Weiler mit 9 Einw., zur Markung Argen gehörig.
  • 14) Ried, Hof mit 4 Einw., zur Markung Großholzleute gehörig, mit einer kleinen Privatkapelle.
  • 15) Rothenbach, Weiler mit 28 Einw., am rechten Argenufer, ein alter Ort. Im Jahr 861 bestätigt König Ludwig einen Tausch zwischen Grimald, Abt von St. Gallen, und Graf Konrad im Argengau, in welcher Urkunde (Neug. 394) Rotinbahc erwähnt wird, wenn man anders nicht mit mehr Recht Röthenbach (Oberamts Waldsee) darunter versteht. Vergl. oben Englisweiler. 1171 tauscht das Kloster Isny von Graf Wolfrad von Veringen eine Mühle in Rotenbach mit mehreren Rechten ein. 1290 verkauft Rudolf oder Ruland von Trauchburg ein praedium an dasselbe um eine halbe Mark Silber.
  • 16) Schidel, Hof mit 7 Einw. Diesen Hof, ehemals zu dem von Österreich, jetzt Bayern lehenbaren Dorfe Weiler gehörig, trägt der Fürst von der Krone Württemberg zu Lehen.
  • 17) Schließlang (unrichtig Schießlang), Weiler mit 16 Einw. Im Jahr 1618 erkauft das Kloster Isny Grundzinse in „Schlißlang.“
  • 18) Simmerberg, Weiler mit 25 Einw., von hohen und kalten Bergen eingeschlossen, hat nur Viehweide und etwas Haberbau. Eine Feldkapelle dient zur Privatandacht.
  • 19) Wehrlang, Weiler mit 55 Einw., am steilen Abfall der| Adelegg mit einer Kapelle. Von hier soll eine alte Straße über das Gebirg nach Kempten geführt haben. Nördlich über dem Ort befinden sich die Spuren einer alten Burg, wie auch von Schanzen längs der Straße nach Rohrdorf, die man für römisch gehalten hat, s. oben. Im J. 1499 kauft das Kl. Isny einen Wald in „Werdlangs."
  • 20) Wolfbühl, Hof mit 4 Einw. nebst Wolfbühlerberg, Hof mit 5 Einw., zur Markung Schließlang gehörig. Ersterer Hof liegt hart an der Grenze und ist ein Theil des Weilers Wolfbühl, der zum k. bayerischen Landgericht Weiler gehört.


12. Gemeinde Immenried,