« Kapitel B 11 Beschreibung des Oberamts Wangen Kapitel B 14 »
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13. Gemeinde Isny, Stadt.
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Isny, ehemalige freie Reichsstadt, an der Aach, 43/4 geom. Stunden östlich von Wangen und 481/2 von Stuttgart (über Leutkirch) unter 47° 41′ 31,8″ nördl. Breite und 27° 43′ 32,3″ östl. Länge, wobei der Blaserthurm als der Mittelpunkt der Stadt angenommen ist. Die Erdfläche über dem Wasserthor (vor dem Gasthof zum Kreuz) erhebt sich 2434 Württ. oder 2146,5 Pariser Fuß über dem Mittelmeer. Die Einwohnerzahl beträgt 1881, darunter sind 1324 Evangelische, 557 Katholiken; somit ist Isny der bevölkertste Ort des Oberamts, und als Gemeinde der zweiten Klasse zugehörig. Isny ist der Hauptort der standesherrlichen Besitzungen des Grundherrn, Grafen von Quadt-Wyckradt, der sich daher auch Graf von Quadt-Isny nennt (s. u.), und hier seine gewöhnliche Residenz und seine Rentbeamtung hat. Außerdem ist Isny der Sitz eines k. Amtsnotariats und eines Postamts.

Das Groß-, Klein- und Heuzehntrecht auf der ganzen zehntbaren Markung steht der St. Nikolai-Stadtpfarr-Kirchenpflege zu;| der Zehnt wird in einem mäßigen Geldäquivalent bezogen und deßhalb jährlich abgeschätzt. Dieses Zehntrecht, welches früher dem Kloster Isny zugestanden hatte, ist 1583 nach langen Streitigkeiten um 4000 fl. von letzterem abgetreten worden. Die Jagd auf der Markung der Stadt und das Fischrecht in der Aach und dem sogenannten Sauweiher gehört dem Grundherrn.

Hart an der bayerischen Grenze, wo sich eine Anhöhe nordwärts gegen das weite Argenthal sanft verflacht, liegt die Stadt offen und frei und gewährt besonders von Neuchtrauchburg und von Leutkirch her mit ihren wohlgebauten Kuppelthürmen einen vortheilhaften Anblick. Ihre Umgegend besteht nach Nordwesten aus Moor und sumpfigen Wiesen, nach Norden aus fruchtbarem Ackerland, im Übrigen abwechselnd aus Getreide- und Grasflächen. Das Klima ist rauh, der Winter lange dauernd, wie die hohe Lage und die Nähe des Hochgebirgs dieß nicht anders erwarten läßt. Hinsichtlich der Schnee- und Regenmenge übertrifft Isny alle übrigen Orte des Landes. S. oben. In der nächsten Umgebung findet man einige hübsche Gärten und eine angenehme mit Bäumen bepflanzte Promenade führt rings um die Stadt. Diese ist mit Mauern umgeben und hat 4 Thore, das Lindauer oder Wangener, das Leutkircher oder Wasser-, das Kempter- oder Berg-, und das Espannthor, welches letztere nur nach Feldgütern hinaus führt. Durch die drei ersteren treten die durch die Stadt ziehenden drei Landstraßen von Wangen (oder Lindau und Bregenz), Leutkirch und Kempten ein. Die Anlage der Stadt ist wenigstens in ihren Hauptstraßen ziemlich regelmäßig. Eine breite, größtentheils gerade Straße vom Wangener zum Wasserthor theilt die Stadt der Länge nach in zwei fast gleiche Hälften; diese wird rechtwinklich von einer zweiten Hauptstraße durchschnitten, die vom Bergthor nach dem Espannthor führt. Von den beiden Vorstädten gehört zum städtischen Gemeindeverband nur die eine, die sogenannte Wasserthorvorstadt an der Leutkircher Straße. Das Areal der Stadt beträgt mit beiden Vorstädten 383/8 Morgen. Das Aussehen der Stadt macht auch von Innen keinen ungünstigen Eindruck, wiewohl manches unansehnliche und zu sehr ländliche Haus (selbst Landerendächer sind noch nicht ganz verbannt) das Auge stört. Es ist jedoch nicht zu verkennen, daß die vermöglicheren Bürger in neueren Zeiten Manches für die Verbesserung und Verschönerung ihrer Wohnungen gethan haben. Die Anzahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 494, die Wasserthor-Vorstadt mitberechnet. Darunter sind 2 Kirchen, 2 Kapellen, 1 Rath-, 1 Schulhaus, 13 Gebäude zu anderen öffentlichen Zwecken, 287 Hauptwohngebäude, 188 Nebengebäude.

Staatsgebäude sind nicht vorhanden. Unter den dem Grundherrn| zugehörigen Gebäuden zeichnet sich die ehemalige Benediktinerabtei an der Nordostseite der Stadt aus, welche zwar in den politischen Verband der katholischen Vorstadt, topographisch aber hieher gehört, in so fern sie innerhalb der Stadtmauern liegt. Dieses Klostergebäude wurde von dem Abt Leo in den Jahren 1737 und 38 neu erbaut und nach Aufhebung des Klosters von dem Grafen von Quadt seiner jetzigen Bestimmung einer gräflichen Residenz angemessen eingerichtet und verschönert. Es ist ein solides, ziemlich regelmäßiges, aber nicht eben sehr ansehnliches Gebäude, das mit der Rentamtswohnung ein geschlossenes Ganze mit 2 Höfen bildet; dazu gehören noch einige andere Ökonomie- und Nebengebäude und hübsche Gartenanlagen.

Von den zwei Kirchen dient die eine dem evangelischen, die andere dem katholischen Kultus. Die evangelische Stadtpfarrkirche zu St. Nikolaus steht am nördlichen Ende der Stadt. Schon nach dem großen Brande im Jahr 1284 erbaute das Kloster an der Stelle einer unansehnlichen hölzernen Kapelle diese ansehnliche und geräumige Kirche, und erhob sie im Jahr 1286 zur Pfarrkirche der Stadtgemeinde. Wie sie zur Zeit der Reformation in den Besitz der evangelischen Bürger kam, wird unten in der Geschichte der kirchlichen Verhältnisse der Stadt gesagt werden. Im Jahr 1631 brannte sie mit Ausnahme des gewölbten Chors und der Sakristei gänzlich aus, und wurde darauf durchgängig restaurirt. Sie steht erhaben und frei, ist hell und für die Gemeinde vollkommen zureichend. Im Chor steht noch aus den Zeiten des katholischen Kultus ein schöner Hochaltar mit künstlicher Schnitzarbeit. Ein hoher Kirchthurm mit einem Kuppeldach und fünf wohl harmonirenden Glocken (aber ohne Uhr) ziert das Kirchengebäude.

Neben dieser Kirche und in Verbindung mit dem gräflichen Schloß steht die katholische Stadtpfarrkirche zum heil. Jakob dem Größern und dem heil. Georg, sie ist noch schöner und ansehnlicher als die erstere, und besonders durch ein vortreffliches Altarblatt ausgezeichnet. Der wohlgeformte hohe Thurm hat ein kupfernes Kuppeldach und ein schönes Geläute. Diese Kirche war früher die Klosterkirche, und ist in ihrer ersten Gestalt schon im Jahr 1042 erbaut; darauf nach den Feuersbrünsten von 1284 und 1631 wieder hergestellt worden. Die letztere Restauration kam übrigens erst im Jahr 1666 zu Stande. Ihr jetziges sehr gefälliges Aussehen erhielt sie 1757. Eine Kapelle befindet sich neben der Kirche, in welcher bisweilen Messe gelesen wird. In einer kleinen Kirche oder Kapelle, welche zum Hospital gehört und der evangelischen Religionsübung eingeräumt ist, werden für die Hospitaliten Betstunden gehalten. Die katholische Gottesackerkirche gehört zur Vorstadt, s. d.

| Unter den städtischen öffentlichen Gebäuden ist das bemerklichste das Rathhaus, ein nicht eben schönes, aber für seinen Zweck wohl eingerichtetes Gebäude, das von einem Privatmann, Johann Albrecht, um das Jahr 1680 erbaut, von dessen Erben aber im Jahr 1733, nachdem das frühere Rathhaus ein Raub der Flammen geworden war, an die Stadt verkauft wurde. Hier wird die alte städtische Bibliothek, die übrigens nicht von Belang ist, aufbewahrt. Weiter sind zu erwähnen: das große aber unschöne Hospitalgebäude, die ehemalige Stadtkanzlei, jetzt Wohnhaus der kathol. Geistlichen, das Schulgebäude, das Waag- und Lagerhaus, die Schießstatt u. a. Beinahe in der Mitte der Stadt befindet sich ein hoher Wachtthurm, der sogenannte Blaserthurm, von welchem aus die ganze Stadt und Umgegend übersehen werden kann, und auf welchem sich die Hochfeuerwacht, ein Theil des Stadtarchivs und die Heuwage befindet. Der Thurm ist 180′ hoch und scheint, da er sehr alt ist, in früheren Zeiten ein Theil eines größeren öffentlichen Gebäudes gewesen zu seyn. Bedeutende Privatgebäude besitzt Isny nicht.

Der katholische Gottesacker befindet sich bei der Vorstadt, s. d. Der evangelische liegt an der Straße nach Kempten; unter seinen Monumenten bemerken wir das Denkmal des seiner Zeit als Dichter bekannt gewesenen k. w. Hauptmanns von Lohbauer, der hier 1809 in einem Gefecht gegen die tyroler und vorarlberger Insurgenten fiel.


Die Einwohner und ihr Nahrungsstand.
Am 15. Decbr. 1839 war die ortsangehörige Bevölkerung der Stadt 1881, darunter 899 männl. und 982 weibl. Seelen. Im Jahr 1832 waren von 1714 Ortsangehörigen 60 abwesend; die Zahl der Ortsanwesenden war demnach 1654; nach den Listen sollen damals keine Fremde anwesend gewesen seyn; im Jahr 1837 wurden dagegen gezählt Ortsangehörige 1839, Ortsanwesende 2128, es waren also hier zum wenigsten 300 Fremde anwesend; diese Angabe ist auch ohne Zweifel die richtige, die erstere dagegen schien auf einem Irrthum zu beruhen. Die Zählung vom 15. Decbr. 1840 ergibt jedoch nur wieder 1918. Die Zahl der Ehen war 1832 – 296, auf 1 Ehe kommen 59/10 E. Geboren wurden nach dem Durchschnitt der Jahre 1830/40 – 73, es kommen daher auf 1000 Einw. 41 Geb. (oder 1 Geb. auf 24 Einw.); unter 100 Geb. befinden sich 11 uneheliche. Gestorben sind nach dem gleichen Durchschnitt 66 oder von 1000 Personen 36 (1 Gest. auf 26 Einw.); auf 100 Gestorbene kommen 110 Geborene. Über sechszigjährige wurden im Jahr 1832 gezählt 208 oder auf 1000 Einw. 121. Innerhalb des Decenniums| von 1830/40 nahm die Bevölkerung der Stadt zu um 175 (männl. 95, weibl. 80), und zwar mittelst natürlicher Vermehrung um 69, durch Einwanderungen (über Abzug der Auswanderungen um 106).

Auch Isny fehlt es nicht an einigen Namen, die noch in weiteren Kreisen als in denen der Heimath bleibende Geltung gefunden haben. Merkwürdig ist besonders, daß die kleine Stadt aus der Mitte ihrer schlichten Bürger dem heil. römischen Reich einen Kurfürsten gegeben hat.

Heinrich Göckhelmann,[ws 1] genannt der Knoderer oder der Gürtelknopf, gewöhnlich unter dem Namen Heinrich von Isny bekannt, geboren im Jahr 1222 als der Sohn eines Bäckers, nach Andern eines Schmieds, trat in den Minoritenorden und wurde Guardian des M. Klosters in Luzern und später in Basel. In dieser Eigenschaft fand er Zutritt bei Graf Rudolf von Habsburg, wurde dessen Beichtvater, sein Rathgeber in allen Angelegenheiten, ja sogar sein und seiner Gemahlin Leibarzt, und als der Graf zum Kaiser erhoben ward, sein unentbehrlicher Vertrauter. Das Domkapitel in Basel wählte den klugen Franziskaner zu seinem Bischof. Nach der gemeinen Sage wären die Skrutinien immer ohne Ergebniß gewesen, bis man sich dahin vereinigt hätte, in das Minoritenkloster zu senden, und den ersten besten Frater, der entgegen kommen würde, zum Bischof anzunehmen. Die Abgesandten pochten an die Klosterpforte, und der sie öffnete, war Heinrich von Isny. Das Kapitel, hocherfreut, daß der Zufall gerade diesen angesehenen Mann ihm in die Hände führte, erwählte ihn ohne Verzug zu seinem Bischof – eine Sage, die ihre Unwahrscheinlichkeit in sich trägt. So viel ist gewiß, daß Göckhelmann als Bischof sich immer mehr geltend zu machen wußte, und von dem Kaiser zu wichtigen Sendungen, z. B. nach Böhmen gegen Ottokar und nach Rom gebraucht wurde. In Rom wußte er sich ebenfalls beim Papst, Honorius IV., sehr zu insinuiren, und so gelang es dem Barfüßermönch, mit Hülfe seiner beiden mächtigen Gönner, als der erzbischöfliche Stuhl in Mainz 1286 erledigt ward, sich auf denselben zu erheben und mit der Kurwürde bekleidet zu werden. Einen wichtigen Dienst hat dieser Isnyer dem Hause Württemberg erwiesen, als er 1287 den Frieden zwischen Rudolf und Graf Eberhard zu einer Zeit vermittelte, wo die Erfolge eines längeren Kampfes für den letzteren sehr nachtheilig hätten ausfallen können. Gewaltig war die Eifersucht des Klerus gegen den Erzbischof aus dem Bettlerorden. Sie rächten sich an seinem Glück durch Spottgedichte und durch den Beinamen der Knoderer oder der Gürtelkopf, worin eine Anspielung auf den Knotengürtel der Franziskaner liegt. Allerdings war G. nach seiner Erhebung weniger der Geistlichkeit und seinen| Ordensgenossen als dem Adel und den weltlichen Herrn ergeben. Daß er etwas für seine Vaterstadt gethan, wüßte man nicht, wozu er doch nach ihrem schrecklichen Brandunglück im Jahr 1284 so viele Gelegenheit gehabt hätte. Er starb im Jahr 1288.[2]

Ein Rudolf de Ysnina, Sohn eines Walter Faber oder Schmied, Bürgers von Isny, wird 1303 als Kanzler der Herzoge von Kärnthen und besonderer Wohlthäter des Klosters genannt.

Johannes Nieder trat 1400 zu Kolmar im Elsaß in den Dominikanerorden, studirte nachher in Wien und Köln, befand sich 1415 auf dem Konstanzer Koncilium, und lehrte später in Wien, 1428 wurde er Dominikanerprior in Nürnberg und 1431 in Basel, wo er auf der Kirchenversammlung sehr thätig gegen die Hussiten war. Er starb 1438. Er hinterließ mehrere, in jener Zeit viel gelesene Werke theologischen, moralischen und ascetischen Inhalts.

Peter Bufler, ein Isnyer Rathsherr, hat sich als eifriger Beförderer der Reformation einen Namen gemacht, s. unten.

Die Einwohner nähren sich von städtischen Gewerben, weniger von Feldbau und Viehzucht. Auch die unbemittelte Volksklasse findet mannichfaltigen Verdienst in den unten näher anzugebenden verschiedenen Gewerbe-Etablissements des Herrn Grafen von Quadt und einiger wohlhabender Privatleute. Der Wohlstand der Bewohner im Allgemeinen war in früheren Jahrhunderten namhaft; die Gründe seines Sinkens werden sich aus der Geschichte der Stadt ergeben; in neueren Zeiten hat er jedoch unverkennbar zugenommen, indem hauptsächlich der freigegebene Verkehr mit den Nachbarstaaten manche verstopft gewesene Erwerbsquelle wieder geöffnet hat. Gleichwohl ist der Vermögenszustand im Ganzen nur mittelmäßig zu nennen, indem die Zahl einzelner sehr reicher Handels- und Gewerbsleute von einer größeren Zahl Unbemittelter überwogen wird.

Das Areal der Stadtmarkung (die mit derselben durcheinander liegende Vorstadtmarkung mitgerechnet) beträgt 22136/8 Morgen; über 2/5 bestehen aus flürlich gebautem Ackerland; Vereinödung besteht nicht. Das Nähere siehe in der Tabelle I. Die Stallfütterung ist nicht durchgeführt; es besteht allgemeiner Trieb unter bestimmten Modifikationen, nach welchen das Vieh zeitweise eingestellt werden muß. Die Hornviehrace ist die gewöhnliche Allgäu’sche. Der Viehhandel ist von wenigem Belang, indem auch die hier bestehenden 4 Viehmärkte nicht sonderlich besucht werden. Pferde- und Schweinezucht ist unerheblich, Schaf- und Ziegenzucht finden| gar nicht statt. Mit der Bienenzucht befassen sich einzelne Bürger. – Die Güterpreise sind gegen vorige Jahre bedeutend gestiegen und scheinen sich zu halten. Der Boden gehört eben nicht zu dem besten, doch gedeiht Haber in sehr guter Qualität. Winterfrucht kommt in dieser schneereichen Gegend nicht gut fort. Der Mangel an Stallfütterung ist einer allgemeinen Besserung der Felder hinderlich. Der Gartenbau kann freilich bei diesen klimatischen Verhältnissen kein allgemeiner Kulturzweig seyn. Doch zeichnen sich einzelne Gartenanlagen durch feinere Gemüse- und Blumenzucht sehr vortheilhaft aus, unter welchen namentlich der schöne gräflich Quadtsche Schloßgarten, der Garten des Dr. Nick, der des Handelsgärtner Loher u. a. sehenswürdig sind. In dem Garten des letztgenannten geschickten Kunstgärtners vergißt man ganz, daß man sich 2400 Fuß über der Meeresfläche befindet. Die Obstkultur ist im Fortschreiten begriffen, so groß die natürlichen Schwierigkeiten sind, welche sich ihr entgegenstellen. Erwähnung verdient eine hier besonders beliebte und kultiviere Apfelgattung, die im Oberlande, namentlich in Lindau und Ravensburg, gewöhnlich nur unter dem Namen „Isner Apfel“ oder „Isner Fahrapfel“ bekannt ist. Es ist dieß der Fürstenapfel der Pomologen oder die deutsche Reinette, geschätzt wegen seiner vorzüglichen Haltbarkeit. Eine vielleicht eigenthümliche Birne besitzt Isny und seine Umgegend in der sogenannten Rothbirne, die in vielen Varietäten vorkommt, deren pomologischer Name aber nicht angegeben werden kann. Sie hat beinahe die Größe und Form der Knausbirne, ist sehr saftig und eignet sich besonders zum Dörren. Letzteres und das Brennen zu Branntwein ist die gewöhnliche Verwendungsart des Obstes, da das Bereiten von Obstmost eine kaum dem Namen nach bekannte Sache ist. Der Gewerbsbetrieb ist lebhaft und steht höher als in jedem andern Ort des Oberamts und der Nachbarschaft, Ravensburg ausgenommen. Dabei sind freilich manche Gewerbe mit einer starken Konkurrenz beladen und daher arme Professionisten nicht selten; Kunstgewerbe im engern Sinn bestehen hier nicht. Apotheken sind 2, Buchdruckerei ist eine vorhanden. Die Fabrikwerke des Herrn Grafen von Quadt werden bei der Gemeinde Isny Vorstadt zur Sprache kommen. Die bedeutendsten Etablissements in Isny sind die des Kaufmanns Christoph Springer. Es besitzt derselbe 1) eine Fabrik von Seidezwirn und Nähseide, welche in der Regel 80 Weibspersonen beschäftigt. Die Seide wird roh – aber bereits von den Kokons abgewunden – bezogen und in einer hiefür eigens und höchst zweckmäßig eingerichteten Färberei in allen Farben gefärbt; 2) eine mechanische Baumwollenweberei, in| welcher über 100 Arbeiter und Arbeiterinnen, und 30–40 alte und gebrechliche Personen verschiedentlich beschäftigt werden. Spinnen und Weben geschieht mittelst Maschinen nach der neuesten und vervollkommneten Struktur, die vor nicht langer Zeit erst aus den Niederlanden bezogen worden. Die erzeugten Sarsenets werden größtentheils gefärbt oder gebleicht versendet. Das Färben besorgen die hiesigen Färbermeister, das Bleichen aber geschieht in der dem Kaufmann Springer gehörigen chemischen Bleichanstalt. Derselbe besitzt auch eine eigene Appretur, welche in neuerer Zeit eine weitere Verbesserung zum Appretiren von Moll, Jaconnet u. s. w. erhalten hat. Der Absatz geht in die Vereinslande und in die Schweiz. Ein zweite Sarsenetfabrik und mechanische Baumwollenweberei, von Wocher und Kieser, früher in Neutrauchburg etablirt, ist neuerdings hieher verlegt worden; aus Mangel einer angemessenen Wasserkraft aber sahen sich die Besitzer genöthigt, ihre Maschinen und Webstühle in Schüttentobel, k. bayer. L.-G. Weiler, aufzustellen.

Die Nadelfabrik von David Rödel liefert Steck-, Strick-und Haarnadeln, alle möglichen Arten von Drathstiften, Drathgittern, Haften, Wandschrauben und dergl. Der Absatz geht nach Bayern und in die Schweiz.

Die Leinwandfabrikation ist eines der ältesten und war in früheren Zeiten ein sehr bedeutendes Gewerbe der Stadt Isny. Schon der im Jahr 1290 zwischen dem Kloster und der Stadt geschlossene Vertrag „von wegen des Fischwassers, Leinwattschlagens, Dorckhelns, Druckhens, Walkens, Blaichens“ deutet auf frühen Betrieb der Leinwandweberei. Im Jahr 1598, wo der unten zu erwähnende Webertumult ausbrach, soll die Zahl der Webermeister ohne die Knappen sich auf 300 belaufen haben. Ohne Zweifel war es auch die Blüthe dieser Industrie, was im Jahr 1599 den Herzog Friedrich von Württemberg, diesen berühmten Freund der Weberzunft, bestimmte, einen Besuch in Isny zu machen. In den guten Zeiten, wo der Handel in Italien lebhaft ging, soll die Leinwandfabrikation der Stadt gegen 150.000 fl. eingetragen haben. Nachdem sie tief herabgesunken war, fing sie in neuern Zeiten, hauptsächlich durch die Bemühungen der verdienstvollen Bürger Schlegel und Springer, wieder an sich, zu heben. Ihre Leinwandhandlungen beschäftigen mehrere Weber in der Stadt und der Umgegend. Die Zahl derer in der Stadt belief sich 1835 auf 27 mit 7 Knappen.

Die Gewerbeliste der Stadt ist nach der Aufnahme vom Jahr 1835 folgende: Barbierer 2, Blättersetzer 2, Beindreher 2, Bortenwirker 4, Brodbäcker 20, Buchbinder 1, Bürstenbinder 1,| Buchdrucker 1, Büchsenmacher 1, Färber 4, Flaschner 1, Gärtner 2, Glaser 2, Goldarbeiter 2, Hafner 6, Hufschmiede 3, Hutmacher 2, Instrumentenmacher 1, Karrenfuhrleute 6, Kammmacher 1, Knopfmacher 1, Küfer 3, Kupferschmiede 2, Kaminfeger 1, Kürschner 2, Kleinuhrmacher 1, Leineweber 27, Lumpensammler 1, Leimsieder 1, Maurer 10 (9 Gesellen), Maler 1, Metzger 15, Nagelschmiede 3, Nadler 8, Pflästerer 1, Rothgerber 15, Seiler 2, Seifensieder 1, Sattler 2, Schlosser 3, Schreiner 6, Schuhflicker 1, Sporer 1, Schneider 4, Schuster 12, Siebmacher 1, Strumpfweber 1, Wagner 1, Weißgerber 1, Zeugmacher 1, Zinngießer 2, Zimmerleute 22 (darunter 17 Gesellen), Zuckerbäcker 1. Zahl dieser Handwerker: 210, mit einem Steueransatz von 429 fl. Zahl der Gehülfen und Lehrlinge: 66. Wasserwerke sind zwei frequente Mahlmühlen, davon eine Eigenthum des Grafen von Quadt ist, und eine Ölmühle. Steueransatz: 25 fl. 30 kr.

Wirthschaften und Getränkefabrikation. 23 Schildwirthschaften, 6 Weinschenken, 14 Branntweinschenken, 27 Branntweinbrennereien und 13 Brauereien sind offenbar mehr als das Bedürfniß erfordert. Die letztern sind überdies durch die Konkurrenz der sehr gut eingerichteten Herrschaft-Brauereien in Rimpach und Vorstadt Isny beschränkt, Steueransatz 242 fl. 56 kr.

Handel. In die Kategorie größerer Handlungen gehören: Apotheken 2, Spezereihandlungen 5, Spezerei und gemischte Artikel 6, Spezerei und lange Waaren 4, Glashandlung 1, Käshandlung 1, Eisenhandlungen 2, Leinwandhandlung 1. Hierher gehören auch eine Handlung mit Peitschenstäben, die roh aus Italien kommen und hier zugerichtet werden, und der Springer’sche Fabrikbetrieb. Kleinhändler sind 28. Steueransatz der Handelsgewerbe überhaupt: 437 fl. 18 kr. Regelmäßiger Holzhandel findet nicht statt. Eine Weinhandlung befaßt sich vorzüglich mit Neckarweinen, ohne jedoch ihrem Geschäfte einen bedeutenden Umfang zu geben. Die Stadt hat 4 Jahrmärkte, welche Krämer- und Viehmärkte zugleich sind, und hält alle Vierteljahre einen regelmäßigen Viehmarkt. Die Krämermärkte sind ziemlich lebhaft. Über den Belang der Viehmärkte s. oben. Die Korndurchfuhren, insbesondere von Memmingen und Umgegend, nach Lindau und Bregenz sind bedeutend, so wie die Durchfuhr von Schmalz aus Bayern über Kempten in die Schweiz. Von Frachtfuhrleuten ist in Isny selbst nur Einer ansässig; dagegen kommen wöchentlich 8 Frachtfuhrleute regelmäßig in die Stadt und gehen wieder mit Ladungen nach den verschiedenen Gegenden ab.


Gemeindewesen.
Die Stadt hat sich hinsichtlich ihrer finanziellen Lage im Laufe von 25 Friedensjahren sehr erholt, und nachdem ihr eine bedeutende| in Kriegszeiten angehäufte Schuldenmasse vom Staate abgenommen, auch eine an den Grafen von Quadt schuldige Rente von circa 1300 fl. abgelöst worden ist (s. unten S. 211), besteht ihr Vermögensstand nach den neuesten Rechnungen pro 1839/40
in Ertrag gewährenden Liegenschaften im Gesammtanschlag zu 11.995 fl.
      (darunter sind noch auf bayerischem Territorium 116 Tagwerke 94 Dezimalen nach bayerischem Meß)
in einem Aktivkapital (zu 4 und 41/2 Proc. verzinslich) 1300 fl.
13.295 fl.
Dagegen: Verzinsliche Passiva zu 5 Proc. 1000 fl.
Summe des Vermögens 12.295 fl.

Unter den auf 4587 fl. sich belaufenden städtischen Einnahmen ist der bedeutendste Posten die Kornhaus-Einnahme mit 2030 fl. Der Ausfall der Gemeindeausgaben wird durch Umlagen gedeckt, die sich dermalen auf 1100 fl. belaufen. Vergl. die Tabelle IV.

Der Vermögensbetrag der verschiedenen Stiftungen wird unten im Einzelnen angegeben werden. Besondere bürgerliche Ortsnutzungen sind nicht vorhanden.

Das Stadtwappen zeigte in alten Zeiten das Bild des heil. Georg zu Pferd mit dem Lindwurm und einem Hufeisen. Wegen der 1488 bei Brügge bewiesenen Tapferkeit erhielten die Isnyer von Kaiser Friedrich III. das Recht, einen goldenen Adler mit dem Hufeisen auf der Brust als Wappen zu führen, welches gegenwärtig noch das Stadtwappen ist.

Kirchliche Einrichtung. Schulanstalten.

Es bestehen hier zwei Parochien, eine evangelische und eine katholische. Das Patronatrecht zu den beiderseitigen vier Kirchenstellen steht dem Grafen von Quadt zu. Die Religionsübung der Evangelischen wird in der oben beschriebenen St. Nikolauskirche gehalten; wie jene in den Besitz derselben kamen und auf welche Weise die Reformation hier zu Stande kam, wird unten in seinem historischen Zusammenhange dargestellt werden. An dieser Kirche stehen ein Stadtpfarrer und ein Pfarrer; vor dem Jahr 1804 bestanden noch 3 Pfarrstellen. Der Stadtrath schlägt im Erledigungsfalle 3 Kandidaten dem Patron vor und dieser wählt aus denselben Einen, welchen er zur landesherrlichen Bestätigung präsentirt. Filialisten sind die wenigen evangelischen Einwohner in Wangen und in Blitzer; das Dekanat ist in Ravensburg. Die Baulast hat die St. Nikolaikirchenpflege.

An der katholischen Stadtpfarrkirche sind ebenfalls zwei Geistliche, ein Stadtpfarrer und ein Kaplan, angestellt. Nachdem sich die Evangelischen der Parochialkirche zu St. Nikolaus bemächtigt hatten,| war die Klosterkirche zugleich auch die Pfarrkirche für die katholisch gebliebene Vorstadt und die umliegende Gegend, und der Abt war immer der oberste Pfarrer; nach der Aufhebung des Reichsstiftes im Jahr 1802 hatte der Universal-Successor desselben, Graf von Quadt, eine Pfarrei und eine Kaplanei zu dotiren, wie ihm auch die Bestreitung der Kultuskosten und die Baulast an der Kirche und den Priesterwohnungen obliegt. Dem Sprengel der katholischen Stadtpfarrei sind die Vorstadt und die bei den Gemeinden Eglofs, Großholzleute und Neutrauchburg näher bezeichneten Parzellen zugetheilt. Isny war von jeher bis auf die neuesten Veränderungen in der Capitelseintheilung der Haupt- und Versammlungsort des nach der Stadt genannten Landkapitels.

Schulen. Evangelischer Seits bestehen 4 Schulen mit 4 Lehrern, nämlich eine Elementarschule mit Kindern von 6–8 Jahren in zwei Alters- (nicht Geschlechts-) Abtheilungen; eine Knabenschule für Kinder von 8–10 und eine solche für Knaben von 10–14 Jahren; eine Mädchen-Schule für Kinder von 10–14 Jahren in zwei Abtheilungen. Für die Katholiken in der Stadt besteht eine Schule mit einem Lehrer. Die Gemeinde Vorstadt Isny mit den auswärtigen Filialisten der Pfarrei hat ihre eigene Schule. Auch besteht hier eine Industrieschule. Höhere Lehranstalt ist keine vorhanden. In früherer Zeit hat Isny für diesen Zweck mehr gesorgt; Schon im Jahr 1242 kommt als erbetener Schiedsrichter zwischen dem Stift Buchau und dem Kloster Isny ein Rudolf Rector puerorum in Isnina vor (Urk. d. d. Cal. Apr. in Burgo Sulgen), der diesem Auftrage zufolge ein Mann von Ansehen und Einfluß gewesen seyn muß. Nach der Reformation wurde außer der deutschen Schule auch eine lateinische mit einem Rektor oder Präceptor errichtet, der gewöhnlich der dritte Geistliche war. So besorgte bis in die neuesten Zeiten der zweite evangelische Geistliche den lateinischen Unterricht gegen ein besonderes Honorar, was nunmehr aufgehört hat. Nicht sowohl die Wiederaufnahme der letztern Einrichtung als vielmehr die Errichtung einer guten Realschule wäre in dem gewerbsamen Isny höchst wünschenswerth. – Wie in allen Benedictiner-Stiften, so bestand auch in dem hiesigen Kloster bis zu seiner Aufhebung eine lateinische Lehranstalt.

Wohlthätigkeits-Anstalten und Stiftungen.
Der in frühern Zeiten die Deutschen so sehr auszeichnende religiöse Wohlthätigkeitssinn war auch hier sehr lebendig und hinterließ Stiftungen, welche in Vergleichung mit den politischen Verhältnissen dieser Stadtgemeinde recht ansehnlich genannt werden müssen. Vor Allen ist zu nennen: | 1) Die Hospital-Stiftung. Sie besitzt ein Hospitalgebäude mit Kirche, ein Huberhaus, Gärten, Wiesen, Felder, Weiher und Alpen. Ihr reines Vermögen beträgt nach der Rechnung pro 1838/39 (über Abzug von 56 fl. 6 kr. Passiven) 78.470 fl. 55 kr. Ihre Hauptbestimmung ist Unterstützung und Verpflegung verarmter und hülfsbedürftiger Gemeindeangehöriger.

2) Die St. Nikolai-Stadtpfarrkirchenpflege. Ihr Fonds beträgt nach der Rechnung 1838/39, (über Abzug von 500 fl. Passiven) 33.233 fl. 44 kr. Auf ihr ruht die Kirchenbaulast und zum größten Theil die Unterhaltung der Kirchendiener.

3) Die Allmosenpflege besaß den 30. Juni 1839 11.348 fl. 49 kr. reines Vermögen.

4) Die St. Leonhardipflege hatte an demselben Termin 54.644 fl. 17 kr. reines Vermögen. Auch diese Pflege trägt zur Besoldung der Kirchen- und Schuldiener bei; ihre Hauptbestimmung ist die einer Wohlthätigkeitsstiftung.

5) Die Reinöl’sche Stiftung, von dem ehemaligen Bürgermeister Reinöl für Arme, zunächst für verwaiste Kinder, gestiftet, mit einem Vermögen von 12.168 fl. 23 kr. (den 30. Juni 1839).

6) Die Xell’sche Stiftung, von dem ehemaligen Bürgermeister Xell, ebenfalls für Arme, mit 621 fl. 43 kr. Vermögen (eod.).

7) Das Xell’sche Fidei-Commiß mit 7699 fl. 16 kr. (eod.).

8) Die Schulstiftung von Kaufmann Schlegel (vom 10. September 1834) hatte den 30. Juni 1839 ein reines Vermögen von 10.284 fl. 10 kr.

9) Die Andreas Friedrich Feyerabend’sche Stiftung hatte eod. ein reines Vermögen von 3178 fl. 56 kr., nebst noch einigen andern von wohlthätigen Stiftern herrührenden Pflegen, z. B. die Studien- und Armenstiftungen von v. Eberz, Hyrus, Feuerstein u. A.

Die zur Stadtgemeinde gehörigen Katholiken haben, da sie in Verarmungsfällen aus den öffentlichen Fonds unterhalten werden müssen, Antheil an den Wohlthätigkeitsstiftungen.

Sonstige Anstalten.

In Isny besteht eine Postanstalt, welche mit Stuttgart nur durch Influenz über Leutkirch in Verbindung steht.

Das Bedürfniß an Trinkwasser liefern 4 Wasserleitungen, wovon eine Hauptleitung aus der Gegend von Grünenbach im Bayerischen kommt und für 11 öffentliche und 22 Privatbrunnen das nöthige Wasser in guter Qualität liefert.

Badeinrichtungen gibt es zwei.

Das Straßenpflaster ist nicht schlecht zu nennen und ziemlich reinlich gehalten.

| Als Vergnügungsanlage dient die oben erwähnte angenehme Promenade um die Stadt mit einigen öffentlichen Gärten. Auch besitzt die Stadt eine Schießstätte.


Geschichte und frühere Verhältnisse des Klosters und der Stadt Isny.

Wenn gleich diese beiden Körperschaften im Lauf der Zeiten außer allen politischen Zusammenhang mit einander gekommen sind, so verknüpft sie doch wieder ein gemeinsames Schicksal, sowohl hinsichtlich ihrer Entstehung, als durch die Art, wie nach dem Aufhören ihrer Selbständigkeit über beide verfügt worden ist; und, von einer gemeinschaftlichen Ringmauer umschlossen, wurden sie fortwährend in gleicher Weise von den Ereignissen berührt, so daß es am angemessensten zu seyn scheint, ihre beiderseitige Geschichte zu verbinden, wobei wir uns freilich nur auf die Hauptmomente beschränken müssen.

Daß die Römer in der nächsten Umgebung von Isny eine nicht unwichtige Niederlassung hatten, haben wir oben S. 107 gesehen, und daß sie auch auf der vortheilhaften Stelle der jetzigen Stadt sich angebaut haben werden, ist wenigstens wahrscheinlich. Allein, daß hier ein Isistempel gestanden und die Stadt ihren Namen von diesem erhalten habe, ist eine zwar schon alte (s. schon Sim. Fabricius in seinem Kommentar zu des Tacitus Germ. p. 189 vom Jahr 1580), aber aller nähern Begründung ermangelnde Hypothese. Der Name der Stadt wird in den ältesten Urkunden Isinun,[3] Isinina, Ysnina, Ysinni, später Ysna, Ysne, Ysni, Isni, gegenwärtig gewöhnlich Isny oder Ißny geschrieben und vom Volk Ihsne (mit gedehntem I und kurz abgestoßenem e) ausgesprochen. Unter den verschiedenen Herleitungen des Namens hat die von dem Bache Eisenach (in Chron. Isn. ad ann. 1171 Ysenach[4] geschrieben), jetzt gewöhnlich Ach genannt, die meiste Wahrscheinlichkeit. Für Eisen spricht der Allgäuer Isen; und daher rührt auch das Y, denn bekanntlich wurde in ältern Zeiten das gedehnte, statt des Diphthongen ei gesprochene i mit y geschrieben, wie jetzt noch in der Schweiz Wyl, Wyß u. dgl. Daraus würde sich die Schreibart Ysni als die richtigere, die jetzt gewöhnliche (Isny) aber als eine gänzlich unbegründete ergeben.

Um das Jahr 1040 finden wir Isny als eine zur Herrschaft Trauchburg gehörige Villa[5] der Grafen von Vöringen, auf deren| ihm eigenen Boden Graf Wolfrad mit seiner Gattin Hildrud dem heil. Jakob d. Gr. und Georg zu Ehren eine Kirche erbaute, welche auf seine Bitte Bischof Eberhard von Constanz gegen Ende des Jahres 1041[6] einweihte. Schon damals scheint er beabsichtigt zu haben, ein Benediktinerkloster zu dieser Kirche zu stiften, wie er denn auch hiezu die Anstalten traf; aber der Tod vereitelte die Ausführung seines Vorhabens, 1065, in demselben Jahre, in welchem auch sein Sohn, Wolfrad, starb. Ihre Erben, Manegold, des jüngern Wolfrad Bruder, mit seiner Gemahlin Liutphild, seinen Söhnen Walter und Wolfrad, und seiner Schwester Irmengard, die Wittwe war und einen Sohn Mangold hatte, vollendeten die begonnene Stiftung, errichteten das Kloster (1090) und begabten es (1096) mit 12 Hofgütern und andern Zugehörungen an Waldungen u. dgl., mit Allem, was der ältere Wolfrad zu der von ihm erbauten Kirche gestiftet, und mit weitern Gütern in Mechensee, Cell, „in pago Herigzur (wohl in pago Eritgow, in welchem Groß- und Klein-Tyssen lagen), in Tüssin, in Watte, in Waldu, et in Stenowe.“ Die ersten Mönche kamen aus dem Kloster Hirsau; Mangold, aus der Familie der Stifter, wahrscheinlich der Sohn der Irmengard, wurde der erste Abt (1096); aber schon im Jahr 1100 fand er den Tod von der Hand seines eigenen Diakonus aus einem unbekannten Grunde. Im Jahr 1104 starb Mangold, der Stifter, und erst 1106, unter dem Abt Landold, erfolgte von Paschalis II. die päpstliche Bestätigung der Abtei, welche Ottokar von Tenchilishofen einzuholen beauftragt war. Nach der Sitte damaliger Zeit war auch ein Frauenverein mit dem Kloster in Verbindung, dessen erste Vorsteherin (1091) eine Adelheid, wahrscheinlich die Wittwe des Ritters Swigger von Rohrdorf, war. Dieses Frauenkloster wurde 1278 nach Rohrdorf übergesiedelt, wo es im 15. Jahrhundert allmählig erlosch. Seit der Stiftung der Abtei waren die Stifter und ihre Nachkommen, die Grafen von Vöringen und Nellenburg, die Schirm- und Kastenvögte derselben bis 1306, in welchem Jahre sie diese Schirmvogtei mit der ganzen Grafschaft Trauchburg an den Truchseß Johann von Waldburg verkauften, dessen Nachkommen dieselbe bis zum Jahr 1750 besaßen. Der Stifterfamilie verdankte das Kloster auch seine größten Wohlthaten. Mit der Zunahme des Klosters vermehrt sich die Zahl der Ansiedler, denen es bald an Raum gebrach. Daher schloß Graf Wolfrad von Vöringen im Jahr 1171 mit dem Abt Marquard einen Tauschvertrag, wonach das Kloster dem Grafen den südlichen Theil, wo das jetzige Isny steht, ganz| überließ und durch andere Besitzungen, Mühlen, Fischwasser u. s. w. entschädigt wurde. Auf diese Weise entstand die Stadt Isny, die wahrscheinlich von diesem Grafen ummauert und mit wichtigen städtischen Privilegien begabt wurde. So erließ er ihr den Zoll, den er bisher erhoben hatte, so daß das Städtchen, durch seine Lage begünstigt, sich schnell zu einiger Bedeutung gehoben zu haben scheint. Auch das Kloster machte in jener Zeit glückliche Fortschritte, indem der obengenannte Abt Marquard (1166–1194) eifrig darauf bedacht war, die Güter, Rechte und Freiheiten seiner Abtei zu vermehren. Marquard war einer der ausgezeichnetsten Äbte dieses Klosters und ein ritterlicher wehrhafter Herr, der einmal wegen eines streitigen Walddistriktes einen Krieg mit dem Abt von Kempten führte und ihn aus seinem Kloster verjagte, das er besetzt hielt, bis er den inzwischen gesammelten stärkern Streitkräften des Feindes weichen mußte.[7] Im Jahr 1219[8] finden wir die erste Streitigkeit des Klosters mit der aufblühenden Stadt, den Amman und Rath der Stadt mit Abt und Konvent verglich.[9] Im J. 1242 erscheint, wie oben bemerkt, sogar schon ein Rector puerorum. Doch behielten die Grafen von Vöringen als Herren von Trauchburg das Recht, den Amman zu setzen, das Recht der Tafern, den Steuerbezug; auch hatten sie in der Stadt eine eigene feste Wohnung, die Burg genannt. Die erste große Calamität kam über Stadt und Kloster im Jahr 1284. Eine große Feuersbrunst, deren Entstehungsart unbekannt geblieben, verzehrte das ganze Kloster, die Nikolauskapelle und die gesammte Stadt. Unvermögend aus eignen Mitteln das Kloster wieder herzustellen, nahm der Konvent seine Zuflucht zu Bitten um Unterstützung. Diese floß auch so reichlich zu, daß man schon im Jahr 1288 das neu erbaute Kloster beziehen und die Kirche einweihen konnte. Die Nikolaus-Pfarrkirche für die Stadt, welche an die Stelle der ehemaligen Kapelle trat, scheint schon im Jahr 1286 vollendet gewesen zu seyn. Auch die Stadt erstand schnell wieder aus ihrem Schutt. Denn schon ins Jahr 1290 fällt jener oben erwähnte Vertrag, aus welchem wir einen vortheilhaften Schluß auf ihren Gewerbsbetrieb machen mußten. Im Jahr 1306 kam die Stadt und die Vogtei nebst Vogtrecht über das Kloster (Oppidum Ysinni, advocatiam Monasterii et advocatiam extra oppidum Ysinni) mit dem Verkauf der Grafschaft Trauchburg an Johann, Truchseß, und somit eigenthümlich an das | Waldburg’sche Haus, nachdem Truchseß Johann und seine Vorfahren die Herrschaft schon früher als Lehen besessen hatten. (Nach dem Chron. Isn. hatten die Grafen von Vöringen schon 1052 den Truchsessen von Waldburg die Vogtei über Isny als Lehen übertragen?) Isny hatte diese Veränderung nicht zu bedauern; Johann sorgte väterlich für seine Unterthanen, indem er bei Kaiser Rudolf für seine Stadt Isny alle die Rechte und Freiheiten, welche die Stadt Lindau hatte, und die Zusicherung auswirkte, daß sie nicht sollte verpfändet werden dürfen, was 1309 Kaiser Heinrich VII., 1330 Kaiser Ludwig und 1348 Kaiser Karl IV. bestätigten (nach Urkunden des k. Staatsarch.). In den Jahren 1349 und 1350 raffte die damals in Deutschland wüthende Pest, der schwarze Tod genannt, in der Stadt 5000 Menschen (?) und im Kloster den Abt Konrad III. mit seinem ganzen Konvent weg, worauf Otto I., Truchseß, als Vogt und Schirmherr, weit entfernt, das leere Kloster einzuziehen, den damaligen Pfarrer an St. Nikolai bestimmte, in den Benediktinerorden zu treten, mit bischöflicher Zustimmung ihn zum Abt ernannte, und so gewissermaßen der zweite Stifter des Klosters wurde.[10] Schon um diese Zeit scheint sich der Wohlstand der Stadt auf eine bedeutende Höhe gehoben zu haben, wozu besonders der Leinwand- und Speditionshandel der Güter aus und nach Italien beitrug. Als im Jahr 1365 ihr damaliger Landesherr, Otto II., Truchseß, der tief verschuldet war, von der Stadt eine Summe Geldes bedurfte, kam ein Kaufsvertrag zu Stande, wonach die Stadt um die für jene Zeiten sehr bedeutende Summe von 9000 Pfund Heller von ersterem ihre Freiheit erhandelte, um sich unmittelbar in des Reiches Schutz zu begeben. Kaiser Karl IV. bestätigte laut Urkunde d. d. Veronae (Bern) in Üchtland d. d. V. N. Maji 1365 den Kauf. Der Truchseß behielt 1) sich dabei alle seine Nutzungen und Rechte über das Gotteshaus zu Isny und des Gotteshauses Leute mit aller Zugehör, 2) sich und seinen ehelichen Leibeserben die Stadtsteuer bevor, nämlich von jeder fahrenden Mark Silber 4 Pfenning, von jeder liegenden Mark 2 Pfenning, 3) das Ammanamt und alljährlich die Hälfte des Raths zu besetzen, 4) die „Zwäng und Bänn“ der Stadt, das ist: gewisse Zinse vom Weinschenken, Brodbacken, Metzgen, vom Salzmarkt, Marktrecht, von der Frohnwage u. s. w., 5) den Schutz und Schirm über die Stadt. Die Kaufsurkunde, so wie die kaiserliche Bestätigungsurkunde liegen in Original im k. Staatsarchiv. Diese vorbehaltenen Rechte wurden von dem Truchseß, dem Kaiser und Reich für sich und seine| Leibeserben zu Lehen aufgetragen, da sie früher sein Eigenthum gewesen sind. Sollte er ohne eheliche Leibeserben absterben, so soll die Stadt dieser Verbindlichkeit los und ledig seyn und die genannten Gerechtigkeiten ihr anheim fallen, in welch letzterm Falle sie 100 Pfund Heller, so lange aber jene dauerten, 50 Pfund Reichssteuer zu bezahlen hätte. So trat Isny, kraft des oben genannten kaiserlichen Briefs, in die Reihe der Reichsstädte mit allen Rechten ein.[11] Den Übermuth der jungen Reichsstadt hatte das Gotteshaus vielfältig zu empfinden, indem die beiderseitigen Privilegien nicht selten in Kollision kamen. Im Jahr 1379 erlaubten sich sogar die Städter, 90 den Klosterleuten gehörige, um die Stadt her liegende Gebäude niederzubrennen, angeblich weil sie für die Sicherheit der Stadt bei Annäherung der Feinde gefährlich seyen. Das Kloster führte Beschwerde vor dem Kaiser in Ulm, konnte aber weiter nichts erreichen, als die Abtretung der Viehweide, mit dem Rechte, seine Leute daselbst anzusiedeln, woraus dann die dermalige katholische Vorstadt entstand. Überhaupt finden wir von jetzt an das Kloster in mannichfaltigen Bedrängnissen. Eingeklemmt zwischen der Reichsstadt, die sich wiederholte Übergriffe und, besonders in der Reformationszeit, nicht zu rechtfertigende Brutalitäten erlaubte, und zwischen dem fest geschlossenen Ganzen der Herrschaft Trauchburg, deren Herren ihr Kastenvogtamt nicht immer in freundlicher Weise geltend machten,[12] blieb das Kloster hinter so manchen glücklich aufblühenden Abteien Oberschwabens weit zurück. Sein ganzes Vermögen beschränkte sich auf den Besitz vereinzelter Leibeigenen, Höfe und Grundstücke, ohne daß es irgend eine zusammenhängende Besitzung mit Gerichtsbarkeit gehabt hätte, welch letztere von den Schirmvögten theils als solchen, theils als Herren von Trauchburg ausgeübt wurde. – Nachdem die Stadt von dem immer geldbedürftigen Truchseß Otto II. im Jahr 1381 den Salzmarkt und die freie Wahl des Bürgermeisters und der Zunftmeister gegen 300 fl. erhandelt, und ihn im Jahr 1368, als er sich rüstete, dem Herzog Leopold von Österreich zu Hülfe zu ziehen, mit einem Anlehen von 8000 Pf. Heller unter dem Vorbehalt unterstützt hatte, daß, im Fall er aus dem Feldzug nicht wiederkehrte und ohne Leibeserben stürbe, alle seine| vorbehaltenen Rechte der Stadt anheim fallen sollten,[13] so wurde Isny im Jahr 1386 erst vollkommen frei und unabhängig, da Truchseß Otto wirklich in der Schlacht bei Sempach eines unbeerbten Todes starb. Die Bestätigung des Kaisers Wenzeslaus erfolgte in Nürnberg 1387 und alle folgende Kaiser bestätigten die Privilegien der Reichsstadt. Einen kleinen Überrest truchsessischen Anrechts an Kornzoll u. dergl. löste die Stadt im Jahr 1448 aus, so daß von jetzt an alle Beziehung zu der Trauchburg’schen Herrschaft aufhörte. Isny’s weitere Geschichte ist in der Hauptsache die der übrigen Reichsstädte. Durch Bündnisse, z. B. 1397 mit Graf Eberhard von Württemberg, 1440 mit den 40 Reichsstädten u. a., suchte sie ihre Freiheit und Unabhängigkeit im Kampf mit den Fürsten und dem Adel nach außen zu behaupten, während durch Handel und Gewerbsamkeit ihr Wohlstand sich täglich mehrte, aber auch innere Zerwürfnisse herbeiführte. Im Anfang des 16. Jahrhunderts erreichte der Stadt Ansehen und Reichthum seinen Höhepunkt. In Einem Jahre sollen aus dem kleinen Isny für 150.000 fl. Linnenwaaren ausgeführt worden seyn. Die Zahl der Bürger stieg auf 650 und Kaiser Maximilian, der Stadt besonders gewogen, ertheilte ihr 1507 das Recht, Silbermünzen zu schlagen.[14] Im Jahr 1514 widerfuhr der Stadt auch | die Ehre, eine der vier Mahlstätte des kaiserlichen Landgerichts auf Leutkircher Haide zu werden, indem Leutkirch dieser Eigenschaft verlustig gegangen war.

Weniger erfreulich gestaltete sich um diese Zeit die Geschichte des Klosters. In der Disciplin hatten große Unordnungen eingerissen, so daß der Abt Philipp, ein Edler von Stain, im Jahr 1502 in Gemeinschaft mit dem Truchseß Johann und dem Bischof Hugo von Konstanz eine Reformation vornahm, die ausgearteten Konventualen aus dem Kloster entfernte, nur einen Pater Senior und einen Konventbruder zurückbehielt und vier Religiosen aus Blaubeuren hieher berief. Um seine Ordensleute mehr von der Berührung mit den Laien abzuhalten, ließ er eine Ringmauer um das Kloster führen. So kam der Konvent allmählig wieder in Achtung. Der im Jahr 1505 verstorbene Truchseß Jakob setzte das Kloster zum Erben aller seiner fahrenden Habe in Gold und Silber ein.

Der Kirchenverbesserungseifer ergriff auch die Isnyer Bürger mit Macht, allein das erste Werkzeug, das in dieser Sache thätig war, erschien als ein sehr unwürdiges. An der Kirche zu St. Nikolaus stand ein Pfarrvikar aus Leutkirch, M. Wilhelm Steudlin, ein Mensch von ärgerlichen Sitten, was den Abt Philipp bestimmte, auf seine und seiner gleichgesinnten Cooperatoren Entfernung zu denken. Um dieser zuvorzukommen, predigte Steudlin mit zweien seiner Kapläne die neue Lehre, und das Volk, so verächtlich jener war, hing ihm an, so daß er es wagte, an Ostern 1525 in der Nikolaikirche das heil. Abendmahl unter beiderlei Gestalt zu reichen. Aber sey es, daß die Obrigkeit erkannte, daß dieser Mensch keineswegs für den Verkündiger eines gereinigten Christenthums zu achten sey, oder daß er, was wahrscheinlicher ist, im Einverständniß mit den zahlreichen empörten Bauernschaaren stand, welche das Kloster bedrohten – kurz, er wurde von der städtischen Obrigkeit verhaftet und starb im Gefängniß. Der Bauernaufstand hatte nämlich in dem genannten Jahr 1525 in dem Trauchburg’schen eine sehr drohende Gestalt angenommen (s. oben bei Rimpach, S. 179). An der Spitze stand ein Bauer aus dem benachbarten Holzleute, Johannes Vogt. Alles Eigenthum des Klosters außerhalb der Mauern fiel in ihre Hände und das Kloster selbst hatte einen Angriff zu besorgen, aber die Bürgerschaft verteidigte kräftig den bedrängten Konvent und besetzte die Mauern so zahlreich mit Bewaffneten, daß die Bauern um so weniger einen Angriff wagten, als der gefürchtete Bundeshauptmann Georg Truchseß gegen sie im Anzug war. Die Kirche blieb jedoch 16 Wochen lang geschlossen, der Abt und Konvent war wie im Gefängniß gehalten und die Glocken schwiegen. Endlich machte Truchseß Wilhelm dem Bauernkrieg in der Gegend von Isny| ein Ende; Vogt von Holzleute, Meßner von Bolsternang und andere Rebellenhäupter, welche in seine Hände fielen, wurden zu Durach bei Kempten mit dem Schwert gerichtet. Der Abt wollte jetzt die Pfarrkirche zu St. Nikolai mit einem würdigen Priester besetzen, allein die Bürgerschaft, und die beiden Kapläne nahmen ihn nicht an, sondern erklärten ihren förmlichen Austritt aus der römisch-katholischen Kirche. Isnysche Rathsdeputirte erschienen 1529 als Protestanten bei dem Reichstag in Speyer, und unterschrieben 1536 den Schmalkalder Bundesvertrag. Der erste evangelische Prediger, den Magistrat und Bürgerschaft wählten, war M. Konrad Frick († 1549). Neben ihm stand einige Jahre Paul Fagius als Rektor und Prediger. Dieser berühmte Gelehrte (eig. Büchlein, geb. zu Rheinzabern 1504) legte hier eine hebräische Druckerei an, von welcher noch Werke in der alten Nikolaikirchenbibliothek vorhanden sind. Doch schon nach fünf Jahren (1543) verließ er Isny, um einem Rufe als Professor der hebräischen Sprache in Straßburg zu folgen, von wo er einige Jahre später nach England in gleicher Eigenschaft ging. Er starb 1549. Ein eifriger Beförderer der Bemühungen des Fagius und überhaupt der evangelischen Sache war der Rathsherr Peter Bufler, der auf seine Kosten junge unbemittelte Studirende der Theologie aus Isny und anderen benachbarten evangelischen Städten unterstützte.[15] So rühmlich die Haltung der Isnyschen Bürger im Bauernkrieg und so zeitgemäß ihr Bestreben war, den religiösen Interessen zu genügen, so verwerflich war der intolerante, rohe Eifer, mit welchem sie dem Kloster und dessen katholischen Unterthanen ihren lutherischen Kultus aufdringen wollten. Sie verfuhren hier mit wahrem Vandalismus, zerstörten den Bilderschmuck der Klosterkirche, und nöthigten den Prälaten, die Kirche zu schließen (1534). Der Erbkastenvogt des Klosters, Truchseß Wilhelm, ein sanfter Mann, begnügte sich, das Kammergericht in Speyer anzurufen, dessen Restitutionsmandat ohne Wirkung blieb. Truchseß Wilhelm bot dem Konvent ein leeres Kloster in Mengen zu seiner Zuflucht| an, allein der würdige Abt Ambrosius zog es vor, den Besitz nicht aufzugeben, sich mit den Seinigen in seine Mauern zu verschließen, und den Gottesdienst in aller Stille fortzusetzen. Während des schmalkaldischen Kriegs (1546) fielen die Bürger aufs Neue über das Kloster her, legten ihm eine Kontribution auf, nahmen alles Kirchengeräth und Silber weg, bis der für die Protestanten unglückliche Ausgang des Kriegs (1547) für die Stadt die demüthigende Folge hatte, daß sie in Folge des Spruchs einer kaiserl. Kommission (v. 20. Mai 1548) dem Kloster die geraubten Güter herausgeben, 2000 fl. Schadenersatz leisten, und dem Kastenvogt, Truchseß Wilhelm, der sich väterlich seiner Schutzbefohlenen angenommen, 650 fl. bezahlen mußte. Die Kosten, welche der schmalkaldische Krieg der Stadt verursachte, berechneten sich auf 82.150 fl. In Folge des Interim (1548) mußte die Stadt die Nikolaipfarrkirche, in welcher seit 1525 der evangelische Gottesdienst gehalten worden war, dem katholischen Kultus wieder einräumen, der auch bis zum Passauer Vertrag (1552) im Besitz blieb. Erst durch diesen Vertrag wurde die Kirche der evangelischen Gemeinde förmlich überlassen. – Ein Besuch des Kaisers Ferdinand I., der auf der Durchreise von Bregenz nach Insbruck von der Stadt glänzend empfangen wurde und im Kloster übernachtete, ist in den Annalen der Stadt und des Klosters, als ein besonders hervorstechendes Ereigniß, eingezeichnet (25. Jan. 1563). Übrigens machte sich in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein allmähliches Herabkommen der Stadt von der Höhe ihrer Blüthe bemerklich. Der große Umschwung in den Handelsverhältnissen in Folge der Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach Ostindien, und das dadurch herbeigeführte Sinken der großen italienischen Handelsrepubliken, zugleich mit dem Emporkommen niederländischer und englischer Handels- und Gewerbsindustrie, hatte das Verblühen von Augsburg, Memmingen und anderen schwäbischen Städten zur Folge und verfehlte nicht, seine Wirkung auch auf unser Isny zu äußern. Dazu kamen noch große Kalamitäten, die besonders im folgenden Jahrhundert den Wohlstand der Stadt schnell zerrütteten. Noch im Laufe des sechszehnten richteten wiederholte Seuchen Verheerungen unter den Bewohnern an, so in den Jahren 1551, 1574 und im folgenden Jahre, wo 1100 Personen gestorben seyn sollen, und 1593. In den Jahren 1580, 1597 und 1598 ereigneten sich Aufstände der Weberzunft gegen die Obrigkeit, welche letztere die Stadt Wangen in einer alten Gerechtigkeit schützen wollte, ihre Leinwand in der Schau der Stadt Isny schauen, bleichen, färben und mit dem Isnyschen Stadtzeichen versehen lassen zu dürfen. Der Aufruhr ist das letztemal nur durch bewaffneten Zuzug der Städte Memmingen, Kempten und Lindau gedämpft| worden; doch kam es nicht zur wirklichen Anwendung der Waffengewalt.[16] Die eigentliche Jammerperiode kam für Isny, Stadt und Kloster, mit dem 30jährigen Krieg. Schon die Durchzüge der ligistischen und österreichischen Völker, noch ehe der Schauplatz der Feindseligkeiten selbst in diese Gegenden rückte, verursachten der Stadt bedeutende Kosten, die sich allein in den Jahren 1628–30 auf 66.314 fl. beliefen. Eines Tages aber, den 15. Sept. 1631, als eben eine kaiserliche Kompagnie ihre Quartiere in der Stadt verlassen hatte, brach in eines Beckers Wohnung Feuer aus, das mit so unaufhaltsamer Gewalt um sich griff, daß von 2 Uhr Nachmittags bis 1 Uhr Nachts 359 (nach andern 380) Gebäude ein Raub der Flammen wurden und nur 63 Gebäude, darunter der Hospital, übrig bleiben. Von der St. Nikolauspfarrkirche blieb nur der Chor mit der die Bibliothek enthaltenden Sakristei stehen; der sehr hohe und spitzige Glockenthurm stürzte zusammen. Eben so sanken die klösterlichen Gebäude, die Kirche mit ihren zwei Thürmen, und das Truchsessische Amthaus oder die Burg, in Schutt und Trümmer. Kaum fingen die Bürger an, ihre Wohnstätten wieder aufzurichten, als sich der Krieg mit allen seinen Gräueln heranwälzte. Die Schweden, diese vorgeblichen Beschützer des Glaubens, erschienen zuerst im Jahr 1632 und raubten den Abgebrannten den Rest ihrer Habseligkeiten, so dass sie den nachrückenden Österreichern und Bayern nur eine sehr geringe Nachlese übrig ließen. Eine pestartige Seuche, die schon 1611 und 1628 viele Opfer weggerafft hatte, brach im Jahr 1635 mit erneuerter Wuth aus, und fraß 2/3 der Bevölkerung; gleichwohl trieb in demselben Jahre der kaiserl. General von Ossa von der zertretenen Gemeinde eine Kontribution von 45.000 fl. ein. Mit einem Eifer, der dem patriotischen und religiösen Sinn der Isnyer Ehre macht, strengten alle Klassen der Bürger, selbst die Dienstboten nicht ausgenommen, ihre Kräfte an, vor allen Dingen zur Wiederherstellung der Kirche die nöthigen Kosten aufzubringen,| so daß diese schon im März 1643 ihrer Bestimmung wieder gegeben werden konnte.[17] Noch waren aber die Stadt, und namentlich das Kloster lange nicht aus ihren Trümmern erstanden, als im Spätherbst 1646 abermals eine wilde Schwedenrotte hereinbrach und sich nicht mit gänzlicher Ausplünderung begnügte, sondern auch gegen Leib und Leben der Einwohner wüthete. Der Abt Johannes mußte sich, nachdem der evang. Prediger M. Groß ihn einen Tag und eine Nacht in seinem Hause verborgen gehalten hatte, verkleidet zu einem Nebenthor hinausflüchten, um sein Leben zu retten.

Das verarmte Isny erholte sich von nun an nicht mehr, seine Bürgerzahl war von 650 auf ungefähr 250 herabgesunken. Mehrere der vermöglicheren Kaufleute und Gewerbsmänner hatten sich auswärts, in der Schweiz und anderswo, ansäßig gemacht. Um die ungeheuern Kriegsprästationen zu erschwingen (bis zum Jahr 1648 hatte es nur an Kontributionen, Quartier u. a. Kosten, ohne die schweren Reichsanlagen, 272.247 fl. zu bezahlen gehabt), mußte zur Aufnahme großer Kapitalien geschritten werden, die, verbunden mit nachtheiligen Gewerbsverhältnissen, keinen Wohlstand mehr aufkommen ließen. Brandunfälle wiederholten sich in den Jahren 1721, (wo der Blaserthurm gänzlich ausbrannte),[18] 1727, 1737, 1759. Mit Anfang des achtzehnten Jahrhunderts belaufen sich die städtischen Schulden auf 29.575 fl. 54 kr. Als aber im J. 1775 eine von dem Herz. v. Württ. ernannte Kreiskommission den Finanzzustand der Stadt untersuchte, ergaben sich an Kapital- und Zinsschulden, Kreis-, Steuer- und Kammerzieler- Rückständen 159.398 fl. 51 kr.

Ehe wir die letzte Katastrophe der Reichsstadt berühren, fassen wir die noch übrige Geschichte des Klosters in einer kurzen Übersicht zusammen. Ungeachtet Papst Leo X. schon im Jahr 1513 dem Abt Philippus die Pontifikalia (Abtsmütze, Ring und Stab) ertheilt hatte, blieb es doch fortwährend ein Mediatkloster unter der Gerichtsbarkeit der Truchsesse; daher auch, als das Kloster 1520 in die Reichsmatrikel gezogen wurde, Truchseß Wilhelm sowohl als das Kloster dagegen protestirten, und der erstere einen Proceß 1544 gegen den Reichsfiskal anhängig machte, der endlich 1591 dahin entschieden wurde, daß das Kloster aus der Reihe der zum Reiche steuerbaren Klöster wieder zu streichen sey. Inzwischen hatte aber das Kloster| die Reichsanlagen, Türkensteuer u. s. w. zu tragen gehabt und war noch überdieß durch schlechte Verwaltung so zurückgekommen, daß es im Jahr 1607 an 50.000 fl. Schulden hatte. Vollends wurde es durch den Brand von 1631 und die totale Ausplünderung 1646 seinem Untergange nahe gebracht; allein die Unterstützung, die es bei seinen Ordensmitbrüdern fand, und eine Reihe kluger und sparsamer Prälaten (Dominikus, Theodorich, Alphons, 1650–1689) bewirkten eine Herstellung des Wohlstandes, der den früheren übertraf, aber auch den Wunsch rege machte, gleich so vielen andern schwäbischen Stiftern, reichsunmittelbar zu werden – ein Wunsch, der das Kloster in einen fast hundertjährigen Kampf mit seinen Schirmvögten, den Truchsessen, verwickelte. Es ging siegreich aus demselben hervor, da die Äbte die öfteren Geldverlegenheiten ihrer Vögte klug zu benützen verstanden. Schon im Jahr 1652 fingen die Streitigkeiten zwischen Graf Johann Ernst und Abt Dominikus an, die so weit gingen, daß ersterer das Kloster mit bewaffneter Hand besetzte (1662), und die erst 1675 einigermaßen beigelegt wurden. Im Jahr 1693 kam zwischen dem Gr. Christian Franz und dem Abt Michael ein Hauptvergleich zu Stande, nach welchem der Abt gegen Auswärtige sich Reichsprälat nennen darf, und ihm die niedere Gerichtsbarkeit und das Besteuerungsrecht gegen eine jährliche Abgabe von 100 fl. über die alten Stiftungsgüter, und das Dinggericht über die Leibeigenen zugestanden wird, dagegen das Kloster mediat von dem Grafen vertreten bleiben und 3300 fl. bezahlen sollte. Dieser Vergleich wurde zu Gunsten des Klosters 1720 und 1728 dahin erweitert, daß ersteres gegen Bezahlung von 22.300 fl. die hohe Gerichtsbarkeit innerhalb der Klostermauern, die Vogteirechte und niedere Gerichtsbarkeit in mehreren dem Kloster gehörigen Gütern, und das Recht, Glashütten zu errichten, erhielt. Allein auch dieser Vergleich endigte die Streitigkeiten nicht, vielmehr kam es 1740 zu einem neuen Proceß, der endlich 1750 dahin verglichen wurde, daß das Kloster dem Grafen Eusebius Karl, Fürst-Bischof von Chiemsee, als damaligem Herrn von Trauchburg eine Schuld von 58.000 fl. nachließ und ein Darlehen von 100.000 fl. auf die Grafschaft Trauchburg machte, dagegen die hohe Gerichtsbarkeit mit dem Recht, Stock und Galgen zu haben, über sämmtliche Klosterbesitzungen, als die kathol. Vorstadt Isny, Herrenberg, Adelegg, Eisenbach und Blockwiesen, besitzen und reichsunmittelbar seyn sollte. Kaiser Joseph bestätigte 1762 diesen Vertrag: doch gab es noch einige Anstände, die im Jahr 1781 durch einen neuen Vertrag zwischen den Grafen von Waldburg-Zeil und dem Kloster gehoben wurden. Ersterer erhielt 50.000 fl. und mehrere im Trauchburgschen gelegene Klostergüter (1106 Winterfuhren); wogegen | er auf alle Rechte und Ansprüche an das Stift verzichtete und sich und seiner Familie nur die forstliche Gerichtsbarkeit und das jus sepulturae und suffragii in Isny vorbehielt. Nachdem auch dieser Vertrag die kaiserl. Bestätigung erhalten hatte, erhielt der Abt als Reichsprälat Sitz und Stimme auf der schwäbischen Prälatenbank. Im Reichsmatrikularanschlag zahlte das Kloster 5 fl. und stellte zwei Mann zu Fuß zum Kreiskontingent. Das stiftische Gebiet war in zwei Hauptmannschaften eingetheilt, die erste bildete die sog. Viehweide, d. i. die katholische Vorstadt mit den dazu gehörigen Mühlen und Wasserwerken, die zweite den von der ersten getrennten Komplex der Parzellen auf dem Gebirge (s. die folg. Gemeinde).

Die französischen Revolutionskriege berührten auch Isny empfindlich genug. Die Stadt berechnete ihre Kriegskosten an Reichs- und Kreisanlagen, Verpflegungs- und Lieferungskosten in den Jahren 1793-99 auf 158.599 fl. 5 kr.[19] Dazu gesellte sich ein zweimaliges Brandunglück den 29. Juni 1798 und den 13. August 1800; besonders richtete das letztere einen sehr beträchtlichen Schaden an.

Der Frieden von Luneville hatte auch für Isny wie für die übrigen Reichsstädte Schwabens die Folge des Verlustes ihrer Selbständigkeit. Die Verfassung war, so lange sie jene behauptete, ihrem Wesen nach Demokratie, indem die Zünfte regierten und zu den höchsten Stellen jeder Bürger wählbar war. Die Verwaltungsgeschäfte wurden durch den Rath, das Gericht und die Gemeinde besorgt.[20] Ersterer bestand aus zwei, auf Jahresdauer gewählten, abwechselnden Bürgermeistern, zwei Ammännern, 1 Geheimen und 10 Senatoren. Das Gericht hatte zwölf Beisitzer und besorgte nicht bloß die Rechtshändel der Bürger, sondern bildete auch – wie oben gesagt worden – eines der vier Land- oder Mahlgerichte für die Freien. Die Gemeinde bestand aus 20 Mitgliedern, auch der äußere Rath genannt, der in wichtigeren Fällen| von dem innern Rath beigezogen wurde. Für jede der 4 Pflegen waren 2 Pfleger bestellt. Das Kanzleipersonal bestand aus einem Kanzleiverwalter und einem Registrator.[21] Auf dem Reichstage hatte Isny unter den Städten der schwäbischen Bank die 25ste, auf dem Kreistag aber die 20ste Stelle. Der Reichsmatrikularanschlag, der früher 80 fl. betrug, wurde später (1686) auf 20 fl. herabgesetzt. Zu einem Kammerziel gab die Stadt 42 Reichsth., als Kreisanschlag 30 fl. Zum Kreiskontingent stellte sie einen Mann zu Pferd und 9 Mann zu Fuß. Das Gebiet erstreckte sich außer den Mauern nur einige Büchsenschüsse weit bis an die 7 sogenannten Freisäulen oder Territorialmarken, und war selbst innerhalb der Thore nicht unvermischt mit stiftischem Gebiet.

Gemäß dem §.24 des Reichsdeputations-Recesses vom J. 1803 fiel Stift und Stadt Isny nebst einer auf Ochsenhausen angewiesenen Rente von 11.000 fl. dem Reichsgrafen Otto von Quadt als Entschädigung für die Herrschaften Wyckradt und Schwanenberg zu, welche derselbe jenseits des Rheins besessen hatte. Die Besitzergreifung von der aus der Stadt und dem Stift nebst dessen Gebiet gebildeten Grafschaft erfolgte den 2. März 1803, und somit trat der Graf in die Reihe der schwäbischen Reichsstände. Den 12. April desselben Jahrs verließ Rupertus, der 48ste und letzte Abt von Isny, die aufgehobene Abtei.[22]

Die Grafschaft, mit einer Bevölkerung von 2000 Seelen, wurde getheilt in das Stiftamt und Stadtamt. Sie gab zu einem Kammerziel 76 fl. 7 kr. Die milde reichsgräfliche Regierung schonte die verarmte und verschuldete Stadt möglichst; sie ließ ihr alle ihre bisherigen Einkünfte und begnügte sich mit einem Surrogat von 1300 fl. wie es die Reichsdeputations- Subdelegation in Ochsenhausen gleich Anfangs festgesetzt hatte. Auf diese Art sah sich Isny im Stande, jährlich gegen 4000 fl. an seiner Schuldenlast abzutragen. Dieß änderte sich, als der Graf im J. 1806 durch die rheinische Bundesakte mediatisirt wurde und Isny unter die Oberhoheit der Krone Württemberg kam.[23] Die Stadt verlor ihre Einkünfte und behielt ihre Schulden. Die letzteren beliefen sich im Jahr 1806 auf 129.058 fl. 47 kr. Stiftamt und Stadt Isny wurden jetzt unter| dem Namen des Patrimonial-Obervogteiamts Isny dem Souverainetätsoberamt und Kreis Altdorf zugetheilt, machten sodann, nach Aufhebung der ersteren, auf kurze Zeit ein eigenes Oberamt aus, zu welchem das Fürstenthum Zeil, die Grafschaft Trauchburg und die Herrschaften Eglofs, Siggen und Kißlegg gehörten, und wurden endlich 1810 dem neu gebildeten Oberamt Wangen zugetheilt, wobei Isny bis zum J. 1819 der Sitz eines Unteramtes war. Als die Mediatisirung eintrat, betrugen die herrschaftlichen Einkünfte in Geld 23.662 fl. 57 kr., mit Einschluß der Ochsenhauser Rente von 11.000 fl. Württemberg setzte sich in den Besitz der Souverainetätsgefälle, ohne daß eine förmliche Ausscheidung derselben und der damit zusammenhängenden Schulden- und Lastenabtheilung vorgenommen wurde, welche erst durch den spätern Vertrag von 1827 erfolgte. Diese Gefällausscheidung umfaßt aber nur stiftische Gefälle und Lasten. Mit der Stadt kam im Jahr 1821 eine Schuldenausgleichung zu Stande, zu Folge welcher die Summe von achtzigtausend Gulden auf den Staat übernommen wurde, wobei die Staatskasse noch die Verbindlichkeit übernahm, die Stadt gegen den Grafen in Ansehung obiges Surrogates oder der Rente von 1300 fl. zu vertreten, welchem nun für diesen Anspruch eine jährliche ewige Rente von 1200 fl. auf die Staatskasse angewiesen wurde. Für die Forderung an die im Jahr 1825 durch Kauf an den Staat übergegangene Herrschaft Ochsenhausen wurde dem Grafen eine jährliche Rente von 10.800 fl. auf die Staatskasse zugestanden. Wegen Epavisirung mehrerer Güter und Gefälle von stiftischen Besitzungen in den Oberämtern Tettnang und Wangen verglich man sich dahin, daß dem Grafen die Hälfte des Kapitals, dem Staat die andere Hälfte und sämmtliche bezogene Nutzungen zufallen sollten. Aus einer Ausscheidung der landesherrlichen und grundherrlichen Revenuen des vormaligen Stiftes (berechnet im Nov. 1826) geht hervor, daß die landesherrlichen Einnahmen 305 fl., die grundherrlichen 11.955 fl. betragen. Zu letzteren obige 1200 und 10.800 fl. geschlagen, belaufen sich die Revenuen des Grafen von Quadt auf 23.955 fl. Die Deklaration über die standesherrlichen Rechte des Grafen datirt sich vom 8. Mai 1827. Regierungsbl. 1827. S. 179. Der k. württembergische Standesherr, gegenwärtig Se. Erlaucht Herr Wilhelm Otto Graf von Quadt-Isny, geb. den 24. Febr. 1783, ist Grundherr der Gemeinden Stadt Isny und Isny Vorstadt mit 2354 Seelen; außerdem aber besitzt er in den Gem. Beuren, Christatzhofen, Eisenharz, Friesenhofen, Winterstetten, Großholzleute, Neutrauchburg, Rohrdorf und Eglofs 154 Lehengüter und 27 Söldhäuser. In Bayern gehören dem Standesherrn einige Falllehengüter. Dem Staate lehenbar ist ein| einziges Gut in Ratzenhofen (Gem. Neutrauchburg), das vom Stift Kempten herrührt. Die unmittelbar verwalteten, nicht verliehenen Güter bestehen in 66/8 M. Gärten, 1213/8 M. Äcker, 2576/8 M. Wiesen, 565/8 M. Weiher, 45225/8 M. Waldungen.


  1. Wichtig für die Geschichte der Stadt und der Abtei Isny sind die Chronica Monasterii Ysnensis, welche sich handschriftlich im gräfl. Quadtschen Archiv befinden, und von der Gründung des Klosters bis zum Jahr 1777 herabreichen. Die früheren Abschnitte derselben bis zum Jahr 1239 sind abgedruckt in Heß Monumentis Guelphicis II. p. 275. Durch die uns gestattete längere Benutzung des Originals fühlen wir uns zu besonderem Danke verpflichtet. In Wegelins Thes. rer. suev. findet sich IV. p. 493 sqq. eine Dissertatio de natalibus civitatis imperialis Isnae in Algovia. Einige der wichtigsten Vertragsurkunden findet man abgedruckt in Jägers jurist. Magaz. für die deutschen Reichsst. III. S. 214 ff. und bei Hugo die Mediatis. der d. Reichsstädte S. 255 ff. Im J. 1750 gab ein evang. Pfarrer in Isny, J. H. Specht ein „Isnysches Denkmal“ heraus, das uns jedoch nicht zu Gesicht gekommen ist. Im J. 1822 erschien: Sammlung denkwürdigster Begebenheiten der Stadt und des Klosters Isny aus älterer und neuerer Zeit, von M. Weberbeck. Lindau. 8.
  2. Noch findet man einen Minoriten aus Isny erwähnt, der um dieselbe Zeit Bischof von Toul geworden seyn soll (Vitodur. bei Eccard I, 1753). Wir haben jedoch von diesem nichts weiter in Erfahrung bringen können.
  3. So in der Stiftungsurkunde von Ochsenhausen vom Jahr 1099, wo als Zeugen auftreten Manegoldus Comes et filius ejus Wolferadus de Isinun et de Alshausen.
  4. „Das Wasser, daß da heißet Isine.“ Urk. vom Jahr 1219.
  5. Auch St. Gallen hatte hier einen Hof, der in das St. Gallische Meieramt (villicatus) zu Wangen gehörte. S. Ildef. von Arx 1. S. 157.
  6. Die Isn. Chronik gibt das Datum so an: XVIII (alii habent VIII) Cal. Jan. 1042.
  7. Die mehrjährigen Zwistigkeiten mit dem Stift Kempten wurden erst durch den Leutkircher Vertrag vom Jahr 1239 beigelegt.
  8. WS-Anmerkung: handschriftlich geändert auf 1290
  9. Der Tädingsbrief ist abgedruckt in Jägers's Jurist. Magaz. für die Reichsst. III. S. 214. Diese Urkunde soll nach Schmidt Phis. S. 17, die bis jetzt entdeckte älteste ursprünglich deutsche seyn, gegen deren Ächtheit kein Zweifel erregt worden.
  10. Nach der gemeinen Sage starb der Konvent an Gift, indem durch die Unvorsichtigkeit des Kochs eine giftige Kröte mit in dem Fleischtopf gesotten worden seyn soll.
  11. Zwar wollte Otto im Jahr 1374 seine vorbehaltenen Rechte und Nutzungen in Isny, offenbar dem Vertrag zuwider, an seinen Vetter Johann, welchem er die Veste Trauchburg und die Advokatie über das Kloster käuflich überließ, zugleich mit verkaufen. Allein der Handel wurde durch eine kaiserliche Kommission für null und nichtig erklärt.
  12. So erzwang im Jahr 1424 Truchseß Jakob von dem Abt Werner einen Revers, daß hinfort kein Abt ohne Vorwissen des Erbvogts gewählt werden solle, worüber auch von den Nachfolgern Jakob’s streng gehalten wurde.
  13. So Pappenheim in der Truchsessen-Chronik; es ist jedoch mehr als wahrscheinlich, daß hier eine Verwechslung mit dem Vertrag vom Jahr 1365 vorgegangen ist. Die völlige Befreiung Isny’s erfolgte übrigens jedenfalls erst mit dem Tode Otto’s II.
  14. Das Recht nämlich, „daß sie silberne Münz an Hellern, Pfenningen, Groschen und bis in den Gulden hinein münzen möge.“ Die Stadt hat sich dieses Rechts von dem Jahr 1508 bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts häufig bedient, späterhin jedoch nur einige Male im 17. Jahrhundert. Man hat von Isny hauptsächlich: Kreuzer, einseitig geprägt, nach der Art der viel ältern oberschwäbischen eigentlichen Bracteaten, jedoch von geringerem Silber; eine Menge Batzen, zum Theil auch halbe Batzen, von den Jahren 1508 bis 1532, auf der Vorderseite mit dem einfachen Adler und dem Hufeisen auf dessen Brust, und der Inschrift MON. NOV. CIVITA ISNI und ähnlich, auf der Kehrseite mit dem sechseckigen Stern und einem Adler über demselben und GRA MAXIMILI RO. REG. u. desgl., später CAROLUS ROMA IMP. u. desgl.; auch wurden ähnliche Drei-Kreuzerstücke mit:CAROLI V. IMP. AUG. P. F. DECR u. desgl. auf der Kehrseite, in den Jahren 1554 und 1555 gemünzt. Thaler wurden geprägt 1538 und 1554, Doppelthaler im Jahr 1540. Die Vorstellung der Thaler auf der Vorderseite ist ein gekrönter Adler mit dem Hufeisen auf der Brust, auf der Kehrseite das gekrönte und geharnischte Brustbild Karls V., mit dem Scepter in der Rechten. Auf Thalern von 1554 erscheint auf der Kehrseite statt des Brustbildes auch ein gekrönter Doppeladler mit dem Reichsapfel auf der Brust. Einseitige Kupfermünzen (sog. Kupferbracteaten) von Isny kommen ohne Jahrzahl vor, solche sind aber vermuthlich in der gesetzlosen Zeit von 1622–23 entstanden. Ein Kupferheller trägt die Jahrzahl von 1698. Anm. von Herrn Prof. Stälin.
  15. Der Nachfolger des Fagius war Dr. Johann Marbach aus Lindau. Er wurde von Wittenberg hieher zum Pfarrer berufen und zwar von Luther selbst ordinirt und denominirt. Bezeichnend für Luthers Eifersucht gegen die Schweizer Reformatoren sind dessen Worte, als Marbach von ihm Abschied nahm: „Lieber Herr Doctor, weil Ihr aus dem Oberland bürtig, do in der Schweiz und etlichen Orten des Zwengels Opinion, so thut Ihr desto mehr Fleiß, damit solchem Irrthum gesteuert werde.“ Auch hat Luther selbst hierhier in dieser Angelegenheit geschrieben. Im Jahr 1545 folgte Marbach seinem Vorgänger Fagius nach Straßburg.
  16. Zum Beweis, wie unfreundlich sich auch bisweilen die Verhältnisse mit den Nachbarn gestalteten, mag folgender Vorfall dienen: Am Charfreitag 1617 wollte der evang. Pfarrer Porcelius den Siechen im Leprosenhaus zu Schweinenbach, das an die Bregenzer Herrschaft grenzte, das h. Abendmahl reichen, als er auf dem Wege dahin von 10 bewaffneten Bregenzer Bauern, den herrschaftl. Steurer an der Spitze, überfallen, der Patine, des Kelchs und der Kanne beraubt, und nach Bregenz abgeführt wurde. Erst nach drei Wochen gelang es den nachdrücklichsten Verwendungen der Isnyer, ihren Geistlichen aus gefänglicher Haft zu befreien. Der Zufall wollte, daß nach 29 Jahren, als Bregenz von den Schweden ausgeplündert wurde, der Kelch einem Soldaten in die Hände fiel, der gewissenhaft genug war, denselben seiner Eigenthümerin, der St. Leonhardipflege in Isny wieder zuzustellen.
  17. In jenen Zeiten der Drangsal erwarb sich besonders die noch jetzt blühende Familie Eberz (Bürgermeister Georg Eberz, dann Leonhard, Johannes und Abraham Eberz) durch die uneigennützigste Aufopferung ein ruhmvolles Gedächtniß. Dieses Geschlecht weist schon im 13ten Jahrhundert verdienstvolle Isnyer Rathsherren nach. Nach ihm war eines der ältesten und angesehensten das der Ritter von Hyrus.
  18. Die Brandstifterin, Maria Bechtlin aus dem Tyrol, wurde zum Feuertod verurtheilt.
  19. Den 20. Septb. 1796 kam es zu einem Gefecht zwischen den Österreichern und Franzosen in der Nähe der Stadt bei Isnyberg (Gemeinde Eglofs). Der franz. General Tarreau, der, bei Kempten geschlagen, über Isny nach Eglofs sich zurückgezogen hatte, war in der Nacht auf den 20. wieder vorgerückt, um die Österreicher in Isny zu überfallen. Diese aber rückten noch vor Tagesanbruch gegen die Franzosen aus, und nöthigten sie nach einer heftigen Kanonade mit beträchtlichem Verlust zum Rückzug. Was den Ausschlag gab, war, daß eine österreichische Truppenabtheilung bei Gründels den Franzosen in den Rücken fiel, wobei ein junger Isnyer Bürger, der oben (S. 191) erwähnte Kunstgärtner Loher, die Truppen auf Seitenwegen durch die Bodener Waldung führte. Kaiser Franz ehrte das Verdienst des unerschrockenen Führers durch eine goldene Medaille.
  20. Die Regimentsordnung datirte sich vom 12. Mai 1729, und war die im demokratischen Sinn modificirte Wahlordnung K. Karls V., deren Instrument im großen Brand 1631 verloren gegangen war.
  21. Die Stadt hatte einige eigene Statuten, die in Jägers jurist. Magazin für die Reichsstädte abgedruckt sind.
  22. Dieser in der Stadt wie in der Umgegend allgemein geachtete Prälat lebte von jetzt an in Augsburg, später in Kaufbeuren und starb an letzterem Orte den 24. Jan. 1811.
  23. Den 10. Sept. 1806 wurde die bisherige Reichsgrafschaft von dem franz. General Börner an den württ. Kommissär Frhrn. von Maucler zu Weingarten übergeben und ein Procès verbal darüber ausgefertigt.
Anmerkungen [WS]
  1. Heinrich von Isny