« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Wangen Kapitel B 15 »
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b) Gem. 12 Immenried,

bestehend aus 10 (24) Parzellen auf 9 Markungen mit 657 kathol. Einw. Immenried ist der nördlichste Gemeindebezirk des Oberamts; das Gelände ist sehr hügelig, die Luft bei der hohen Lage rauh, der Boden an vielen Stellen feucht und moorigt, und besonders bei Einthürnenberg lettig und kalt, daher der Feldbau beschränkt und die Fruchtbarkeit nur mittelmäßig. Der Wohlstand ist kaum ein mittlerer, doch gibt es wenige eigentlich Arme. Die unbedeutenden ländlichen Gewerbe haben nichts Bemerkenswerthes. Mit Ausnahme von Immenried und Oberreute, welche 1810 und 1804 vereinödet wurden, ist die Vereinödung schon Jahrhunderte alt. Durch die Gemeinde führt die Straße von Kißlegg nach Waldsee und Wurzach. Unter den mehreren Weihern ist der Holzmühleweiher der bedeutendste. Grundherr ist der Fürst von Waldburg-Wolfegg. Pfarreien sind zwei in der Gemeinde, Immenried und Einthürnenberg, zu jener gehören: 1, 3, 5, 7, 10, zu dieser: 2, 4, 6. Nach Arnach, Oberamts Waldsee, sind eingepfarrt 8 und 9. Zum Zehntbezug sind berechtigt: der Fürst von Waldburg-Wolfegg in 1, 2, 3, 5, 7, und zwar bezieht er den großen und kleinen Zehnten mit Ausnahme von 3, wo der kleine Zehnten der Pfarrei Einthürnenberg, und 5, wo der große und kleine Zehnten theilweise eben dieser Pfarrei gebührt. Ferner hat letztere den großen und kleinen Zehnten allein anzusprechen in 4 und 6, die Pfarrei Arnach in 8 und 9, und die Pfarrei Immenried in 10. Den Novalzehnten in der ganzen Gemeinde hat Wolfegg. Die Schulpflichtigkeit richtet sich nach dem Pfarrverbande.

  • 1) Immenried, katholisches Pfarrdorf mit 297 Einw., nebst| a) Frickers beim Holz, Hof mit 9 Einw., b) Gemeindehäusle, Weiler mit 11 Einw., c) Kramerhof, Hof mit 5 Einw., d) Peterhof, Hof mit 3 Einw., e) Schachen, Hof mit 3 Einw., f) Steig, Hof mit 7 Einw., g) Spamannshof, Hof mit 4 Einw. Immenried liegt etwas vertieft auf sumpfigem Boden an der Wolfegger Ach (wenn der Ausfluß des Holzmühleweihers dafür gelten soll) und an der Kißlegg-Waldsee-Wurzacher Straße, 43/4 Stunden von Wangen. Immenried war immer ein Theil der Herrschaft Kißlegg, und scheint früher von den alten Herren von Kißlegg, oder wenigstens einer Linie derselben bewohnt gewesen zu seyn, wie sich denn Bertold von Kißlegg zu Immenried schrieb, s. unten bei Kißlegg. Auch ist wahrscheinlich, daß ehe Kißlegg emporkam, der Pfarrsitz in Immenried war, und später erst nach Kißlegg verlegt wurde. So weit die Urkunden gehen, war Immenried Filial des letztern Orts, hatte aber eine eigene Kirche zur heil. Ursula, von alter Bauart, mit einem Fonds von 2712 fl. Kapital und einigen Grundzinsen und Gülten. Im Jahr 1719 stiftete Matthäus Sautter, Kaplan in Bärenweiler, ein Kapital von 1000 fl., dessen Zinsen zu 1/5 dem Kirchenfonds zu Immenried, zu 4/5 aber der Pfarrei Kißlegg zukommen sollten, wofür dieser durch seinen Vikar 36 Gottesdienste im Jahr halten lassen mußte. Im Jahr 1810 aber wurde die 1450 gestiftete Frühmeßkaplanei von Kißlegg nach Immenried verlegt und mit Zutheilung der oben genannten Filialien, wovon 10 nach Arnach, die übrigen nach Kißlegg gehörten, zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben, und 1811 aus dem Erlös der Kaplaneigebäude in Kißlegg und aus Intercalargeldern, nebst Beiträgen der Pfarrgemeinde ein Pfarrhaus gebaut. Obige 4/5 Zinsen fielen nun der neuen Pfarrei zu. 1833 wurde das Pfarrwiddum allodificirt. Die Baulast der Kirche liegt dem Kirchenfonds, die der Pfarrgebäude der Gemeinde ob. Patron ist der Fürst von Waldburg-Wolfegg. Die Schule für den Pfarrsprengel hat einen Lehrer. Auch besteht eine Feldkapelle zur Privatandacht, ohne Fonds, und von der Gemeinde zu erhalten. Das Hospital Bärenweiler hat hier ein Lehengut.
  • 2) Brunnen, Weiler mit 57 Einw., nebst a) Maucher, Hof mit 6 Einw., und b) Moos, Hof mit 4 Einw. Zwei Güter sind dem Hospital in Kißlegg, eines ist der Kirchenfabrik Einthürnenberg lehenbar. Erstere hat das Hospital pfandweise von der Standesherrschaft. – 3) Eberharz, Weiler mit 25 Einw., nebst a) Sägenhöfle, Weiler mit 9 Einw., und b) Windhag, Hof mit 6 Einw.
  • 4) Einthürnenberg, kathol. Pfarrweiler mit 36 Einw., in der nördlichsten Ecke des Oberamtsbezirks, in sehr hoher, ringsum| freier Lage, die eine schöne Aussicht gewährt, 53/4 Stunden von Wangen. Das am Fuß der Anhöhe liegende Dorf Einthürnen gehört schon in das Oberamt Waldsee. Auf derselben Anhöhe, welche die Pfarrkirche trägt, lag die Burg Einthürnen, die 1437 von Hildbrand Wyelin von Winnenden an Rudolf Mottelin, Bürger zu Ravensburg, verkauft wurde, s. Oberamtsbeschreibung von Waldsee, S. 150. Daß die Pfarrstelle alt sey, zeigt der Umfang ihres Sprengels, der sich bis 1793 selbst über die Pfarrei Röthenbach, Oberamts Waldsee, erstreckte. Noch gehören zu ihr von der Gemeinde Wiggenreute: Holderreute, Saamhof und Straß, und mehrere Parzellen des Oberamts Waldsee. Die Kirche zum heil. Martin wurde 1645 nebst dem Pfarrhaus eingeäschert, wie denn überhaupt im dreißigjährigen Krieg der Ort sehr hart mitgenommen wurde. Erst im Jahr 1671 konnten Kirche und Pfarrhaus durch mehrjährige Beiträge der Zehntherrn wieder hergestellt werden. In neuester Zeit hat diese Kirche eine schöne Zierde in einem Gemälde von Schabet aus Wurzach (gegenwärtig in München) erhalten, Jesus den Bergprediger vorstellend. Patron der Kirche ist der Fürst von Waldburg-Zeil-Wurzach; die Baulast ruht auf dem Kirchenfonds, der 384 fl. jährliches Einkommen besitzt. Die Pfarrei besitzt ein Widdumgut, das eine Zeit lang unbefugterweise als Falllehengut in den Händen eines Lehenbauern war, im Jahr 1838 aber der Pfarrstelle von den Oberbehörden wieder vindicirt wurde. Ein Lehengut hat die Kirchenfabrik; ein zweites hat sie in Brunnen. Die Pfarrschule hat einen Lehrer.
  • 5) Holzmühle, Hof mit 11 Einw., nebst Luzenhof, Hof mit 5 Einw. – 6) Klaren, Weiler mit 24 Einw., gehört zur Markung Einthürnenberg. – 7) Oberreute, Weiler mit 45 Einw. – 8) Pfenders, Hof mit 6 Einw. – 9) Rahmhaus, Weiler mit 55 Einw., nebst a) Brenters, Hof mit 13 Einw., und b) Töbele, Hof mit 4 Einw. – 10) Stadels, Weiler mit 12 Einw.