Beschreibung des Oberamts Sulz/Kapitel B 28
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Gemeinde III. Klasse mit 423 Einw. – Dorf, Filial von Aistaig.
Das zerstreut gebaute, freundliche Dorf liegt 13/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt auf der Hochebene unfern des Neckarthals.| Die im Allgemeinen gut aussehenden Gebäude sind theilweise noch mit Schindeln gedeckt und an den Außenseiten verschindelt.Die an der Straße nach Marschalkenzimmern, am westlichen Ende des Orts gelegene Kirche, war vor der Reformation eine Kapelle zum heiligen Kreuz; sie wurde mehrfach verändert und trägt noch sichtliche Spuren des ursprünglich romanischen Styls, der später in den germanischen theilweise geändert wurde. In dem massigen, viereckigen, mit einem Satteldach versehenen Thurm befindet sich in seinem unteren Stockwerk der platt geschlossene Chor, der in den vier Ecken noch romanische Säulen und überdieß einen steinernen Altartisch enthält. Auf dem Thurme hängen zwei alte Glocken, von denen eine die vier Evangelistennamen und O glorie rex als Umschrift trägt; auf der andern steht: titulus triumphalis Salvatoris Jesus Nazarenus rex. Auf den Giebeln der Kirche und des Thurms sind sogenannte griechische aus Stein gefertigte Kreuze angebracht. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, welche sie auch im Bau zu unterhalten hat.
Seit dem Jahr 1827 ist ein eigener Begräbnißplatz hinter der Kirche angelegt; früher mußten die Verstorbenen nach Aistaig beerdigt werden.
Das mitten im Ort gelegene, im Jahr 1812 neu erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.
Ein Armenhaus ist vorhanden.
Der Ort ist mit vielen Brunnen versehen und man mag beinahe graben wo man will, so erhält man in geringer Tiefe Wasser, allein in sehr heißen Sommern versiegen sämmtliche Brunnen, bis auf einen immer fließenden, jedoch außerhalb des Orts in der Au gelegenen.
Durch den Ort führt die Landstraße von Sulz nach Alpirsbach, die im Jahr 1852 mit namhaften Opfern von Seiten der Gemeinde hergestellt wurde; eine Vicinalstraße ist nach Hochmössingen angelegt.
Die im Allgemeinen körperlich wohlgestalteten, gesunden Einwohner sind fleißige, gutmüthige Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Arbeiten in den Waldungen bestehen, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken. Schildwirthschaften bestehen zwei und Krämer ist einer im Ort. Die Vermögensumstände sind in Vergleichung mit den Nachbarorten ziemlich gut und nur etwa 1/6 der Einwohner ist minder bemittelt oder arm. Die wohlhabendste Klasse besitzt etwa 50 Mrg.| Felder und 20 Morgen Waldungen, die mittlere 30 Morgen Felder und 6–8 Morgen Waldungen und die ärmere 10–15 Morgen Felder und 1–2 Morgen Waldungen. Gemeindeunterstützung bedarf Niemand. Die Kleidertracht hat etwas Eigenthümliches und erinnert, wie auch die des Mutterorts, an die Tracht im Schabbacher Thal. Die Gebräuche bei Taufen, Hochzeiten etc. sind wie im Mutterort. Die verhältnißmäßig nicht unbeträchtliche und ziemlich eben gelegene Markung hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, meist aus den Verwitterungen des Lettenkohlendolomits und Sandsteins, des Hauptmuschelkalks etc. bestehenden Boden; in demselben gedeihen vorzugsweise Dinkel, Roggen, Haber und besonders Kartoffeln, die in namhafter Ausdehnung gepflegt werden. Ein Muschelkalksteinbruch befindet sich in der Nähe des Orts. Die Luft ist rein, trocken und etwas scharf; Frühlingsfröste kommen häufig vor, dagegen gehörte Hagelschaden früher zu den Seltenheiten, in den letzten 15 Jahren aber ist die Markung zweimal von Hagel beschädigt worden.Die Landwirthschaft wird unter Anwendung des Suppinger Pflugs gut betrieben; man baut im Dreifeldersystem die gewöhnlichen Cerealien und in der zu 1/4 angeblümten Brache Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Esparsette, Wicken etc. Von Handelsgewächsen kommen für den eigenen Bedarf Flachs, Hanf und Reps zum Anbau. Bei reichlicher Aussaat erntet man durchschnittlich 6–10 Scheffel Dinkel, 4–5 Schffl. Roggen und 5–6 Schffl. Haber per Morgen. Von den Getreideerzeugnissen werden jährlich etwa 500–600 Schffl. nach Außen abgesetzt. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 50–400 fl., während die Wiesenpreise etwas höher stehen.
Die durchgängig zweimähdigen, jedoch nicht wässerbaren Wiesen liefern durchschnittlich 25 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd pr. Morgen.
Die mit Mostsorten sich beschäftigende Obstzucht ist wegen der freien, den Winden zu sehr ausgesetzten Lage nicht bedeutend, obwohl das Interesse für dieselbe zunimmt und im Jahr 1853 allein 350 Bäume an die Straßen von Seiten der Gemeinde gesetzt wurden. Das Obst wird im Ort selbst verbraucht. Auf den vorhandenen Weiden läßt ein auswärtiger Schäfer gegen 200 St. Schafe laufen und entrichtet hiefür eine jährliche Pachtsumme von etwa 300 fl. an die Gemeindekasse, der überdieß die Pferchnutzung gegen 80–100 fl. einträgt.
Die Zucht der Pferde ist unbedeutend, dagegen die des Rindviehs in gutem Zustande; ein tüchtiger Landschlag wird durch zwei Schweizerfarren, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet| und verbessert. Einzelne Bürger haben wegen ihres schönen Viehs schon Preise auf dem landwirthschaftlichen Feste in Sulz erhalten. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend.Die Schweinezucht wird nicht betrieben, dagegen viele Ferkel von Außen bezogen und theilweise gemästet wieder verkauft.
Die Gemeinde besitzt 110 Morgen Waldungen, deren jährlicher in 50 Klaftern bestehender Ertrag für Gemeindezwecke verwendet wird.
Von den vorhandenen Allmanden erhält jeder Bürger 1/4 Morgen zu unentgeldlicher Benützung.
Etwa 1/4 Stunde östlich vom Ort befinden sich im sog. Eichwäldle Spuren von ehemaligen Verschanzungen.
Weiden (Wida 1330. Schmid, Gr. v. Hohenb. 429) hatte wahrscheinlich gleiches Schicksal mit Rosenfeld, so daß es 1317 an Württemberg kam. Im Jahr 1396 verkaufte Volkard von Ow an Jörg von Gippich seine hiesigen Besitzungen und 1399 den anfänglich noch vorbehaltenen Kirchensatz. Die Kaplanei war vor der Reformation in Verbindung mit der Pfarrei Marschalkenzimmern; sie wurde 1551 mit Schloß und Dorf Marschalkenzimmern von Jacob von Reckenbach an Wilhelm Freiherrn von Grafeneck verkauft und gelangte erst mit diesem Ort im Jahr 1598 an Württemberg. Die Bewohner von Weiden gehörten lebendig und todt nach Marschalkenzimmern. Ohne Zweifel löste die Reformation diesen Filialverband, indem in Weiden um 1534, in Marschalkenzimmern erst 1599 die Reformation eingeführt wurde.
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