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Die im Allgemeinen gut aussehenden Gebäude sind theilweise noch mit Schindeln gedeckt und an den Außenseiten verschindelt.

Die an der Straße nach Marschalkenzimmern, am westlichen Ende des Orts gelegene Kirche, war vor der Reformation eine Kapelle zum heiligen Kreuz; sie wurde mehrfach verändert und trägt noch sichtliche Spuren des ursprünglich romanischen Styls, der später in den germanischen theilweise geändert wurde. In dem massigen, viereckigen, mit einem Satteldach versehenen Thurm befindet sich in seinem unteren Stockwerk der platt geschlossene Chor, der in den vier Ecken noch romanische Säulen und überdieß einen steinernen Altartisch enthält. Auf dem Thurme hängen zwei alte Glocken, von denen eine die vier Evangelistennamen und O glorie rex als Umschrift trägt; auf der andern steht: titulus triumphalis Salvatoris Jesus Nazarenus rex. Auf den Giebeln der Kirche und des Thurms sind sogenannte griechische aus Stein gefertigte Kreuze angebracht. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, welche sie auch im Bau zu unterhalten hat.

Seit dem Jahr 1827 ist ein eigener Begräbnißplatz hinter der Kirche angelegt; früher mußten die Verstorbenen nach Aistaig beerdigt werden.

Das mitten im Ort gelegene, im Jahr 1812 neu erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Ein Armenhaus ist vorhanden.

Der Ort ist mit vielen Brunnen versehen und man mag beinahe graben wo man will, so erhält man in geringer Tiefe Wasser, allein in sehr heißen Sommern versiegen sämmtliche Brunnen, bis auf einen immer fließenden, jedoch außerhalb des Orts in der Au gelegenen.

Durch den Ort führt die Landstraße von Sulz nach Alpirsbach, die im Jahr 1852 mit namhaften Opfern von Seiten der Gemeinde hergestellt wurde; eine Vicinalstraße ist nach Hochmössingen angelegt.

Die im Allgemeinen körperlich wohlgestalteten, gesunden Einwohner sind fleißige, gutmüthige Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Arbeiten in den Waldungen bestehen, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken. Schildwirthschaften bestehen zwei und Krämer ist einer im Ort. Die Vermögensumstände sind in Vergleichung mit den Nachbarorten ziemlich gut und nur etwa 1/6 der Einwohner ist minder bemittelt oder arm. Die wohlhabendste Klasse besitzt etwa 50 Mrg.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/270&oldid=- (Version vom 1.8.2018)