« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Rottweil Kapitel B 11 »
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Dunningen,


Gemeinde II. Kl. mit 1609 Einwohnern, worunter 36 Evangelische. a. Dunningen, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1480 Einwohner; b. Auf der Stampfe, Weiler, 76 Einwohner; c. Frohnhof, Weiler, 47 Einwohner; d. Gifizenmoos, Hof, 6 Einwohner. Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Schönbronn, O.A. Oberndorf, eingepfarrt. 3 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.
Auf dem hügeligen Hochlande, das sich zwischen dem Neckarthal und dem eigentlichen Schwarzwald ausbreitet, hat das sehr ansehnliche, zu den schönsten Orten des Oberamtsbezirks gehörige Dorf eine freie hohe Lage und ist theils in das nur ganz unbedeutend| eingefurchte Eschach-Thal und in ein trockenes Seitenthälchen desselben, theils auf dem zwischen beiden Thälern flach auslaufenden Hügelrücken ziemlich regelmäßig hingebaut. Durch den Ort führt die Rottweil–Schramberger Landstraße, an ihr und an den übrigen gut unterhaltenen breiten Ortsstraßen lagern sich ziemlich gedrängt neben einzelnen im städtischen Stil gehaltenen Gebäuden die meist ansehnlichen, stattlichen Bauernwohnungen, von denen mehrere noch mit Stroh oder Schindeln gedeckt, theilweise auch an den Wänden verschindelt oder verlattet sind und schon den Charakter der Schwarzwaldhäuser an sich tragen. Mit Ausnahme von 25 älteren Häusern stammen sämtliche Gebäude theils aus neuerer Zeit, theils aus dem vorigen Jahrhundert, indem im Jahre 1736 der obere halbe Ort bis auf 8 Häuser und im Jahr 1786 den 10. August auch der untere Ort bis auf 18 Gebäude abbrannte. Der letzte Brand entstand durch Kinder, welche, während die meisten Einwohner mit der Ernte auf dem Felde beschäftigt waren, ein Feuer in einem Schopf machten, wodurch nicht allein die Hälfte des Dorfs, sondern auch noch der reife Dinkel auf mehreren an den Ort stoßenden Morgen ein Raub der Flammen wurden. Außer der durch den Ort führenden Landstraße sind noch Vicinalstraßen nach Seedorf, Locherhof und Lackendorf angelegt, so daß dem Orte der Verkehr nach allen Richtungen gesichert ist. Auch besteht im Orte eine Postexpedition.

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Die im nördlichen Theil des Orts stehende, in den Jahren 1830–32 erbaute große Kirche ist in wenig ansprechendem modernem Rundbogenstil gehalten, dagegen zeichnet sich der im Jahre 1860 mit Beibehaltung seiner unteren Geschosse neuerrichtete, an der Südseite der Kirche stehende Thurm durch seine schöne Form aus, und bildet eine Zierde des Orts und der Umgegend; er wird oben achteckig mit rundbogigen Schallfenstern und mit acht Giebeln, die ein schlankes achtseitiges Zeltdach tragen. Innen in dem mit sehr starken Mauern aufgeführten Thurme steht die Jahreszahl 1480. An der Westseite des breiten Kirchenschiffes ist ein uraltes räthselhaftes Bildwerk eingemauert, ein großer giebelförmiger Stein, wahrscheinlich der Deckstein einer Pforte, mit folgender Darstellung: auf einem Thronsessel sitzt eine weibliche Figur, zu der zwei Windhunde hinaufspringen. Über dem Bildwerk, das für eine Diana gilt, aber eher romanisch als römisch ist, sitzt ein Stein mit der (späteren) Jahreszahl 1494, und einem Steinmetzzeichen. Das helle geräumige mit hübschen modernen Stationsbildern geschmückte Innere der Kirche enthält zwei Beichtstühle im ausschweifendsten Rococo, erinnernd an die in der Dominikanerkirche zu Rottweil, ferner mit vergoldeten Reliefs geschmückte Chorstühle, die mehr im klassischen Zopfstil gehalten sind.| Dieselben wurden im Jahre 1785 in Rottweil unter Aufsicht des berühmten Bildhauers Landolin Ohnmacht (s. u. S. 398) verfertigt, standen im Chor der h. Kreuzkirche daselbst bis zum Jahre 1841 und wurden im Jahre 1863 von der Gemeinde Dunningen um 60 Gulden erworben. Auf dem Thurme hängen vier Glocken; an der größten steht folgende Inschrift:

In Villingen bin ich durchs Feir geflossen
Matheus Grieninger hat mich gegossen. 1683.

Die zweitgrößte, dem h. Martin geweihte, Glocke ist gegossen von Meinrad und Benjamin Grüninger in Villingen 1803; die dritte von Jos. Benjamin Grieninger in Villingen, Anno 1766. Auf der vierten auch nicht alten Glocke steht:

S. Maria Lauretana ora pro nobis.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der von einem dichten Tannenhag umgebene Friedhof liegt nördlich vom Ort und wurde im Jahre 1837 angelegt, er enthält ein großes steinernes Krucifix, hübsche Grabdenkmäler und viele schöne Schmiedeisenkreuze.

Östlich vom Ort, wo die Straßen nach Zimmern und Lackendorf sich trennen, steht eine große Kapelle, von der aus man eine schöne Aussicht genießt. Ferner sind zu erwähnen zwei an der Straße nach Lackendorf stehende Bildstöcke, die ein merkwürdiges Festhalten an den Formen der Renaissance bekunden; einer mit der Jahreszahl 1768, aus einem 12 Fuß hohen Sandstein bestehend, ein anderer mit der Jahreszahl 1775 und einem Giebeldach, woran die Ziegelbelegung zierlich in Stein nachgeahmt ist.

Das in der Nähe der Kirche gelegene, gut erhaltene, stattliche Pfarrhaus wurde in den Jahren 1827 und 1859 gründlich restaurirt und bildet mit der dazu gehörigen Scheune, dem Hofraum und Garten einen freundlichen, wohlgeschlossenen Pfarrhof. Die Unterhaltung desselben liegt dem Interkalarfonds ob, an welchen die Gemeinde das Ablösungskapital abgetreten hat. Das im Jahr 1811 erbaute Schulhaus enthält 4 Lehrzimmer. Das sehr ansehnliche, mit großem Mittelgiebel bekrönte Rathhaus wurde im Jahre 1842 erbaut und zugleich die an dasselbe anstoßende Wohnung der an der Schule angestellten Lehrer (2 Schulmeister und ein nicht ständiger Lehrer) errichtet. Überdieß stehen im Eigenthum der Gemeinde ein öffentliches Backhaus, ein Farren- und Schafhaus, in welchem sich auch die Lokale für arme Leute befinden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 10 laufende Brunnen, von denen 7 von einer starken im Ort entspringenden Quelle, dem sog. Badbrunnen, die übrigen von einer außerhalb des Orts| liegenden Quelle gespeist werden. Außer diesen sind 8 Schöpf- und 131 Ziehbrunnen vorhanden. Auch besteht eine Wette im Ort und überdieß fließt die Eschach ganz nahe an demselben vorüber; sie tritt zuweilen aus und verursacht einigen Schaden an den zunächst gelegenen Gütern. Außer der Eschach fließen über die im allgemeinen nicht quellenreiche Markung noch der Eberbach, der Kimmichgraben, der Haselbach, der Heckenweiherbach und einige andere unbedeutende Bäche. Früher bestanden 2 Weiher, einer am Heckenweiherbach und einer am Kimmichgraben, die trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurden. Über die Eschach sind 3 steinerne und 4 hölzerne Brücken nebst 3 Stegen angelegt, deren Unterhaltung der Gemeinde zusteht.

Die körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 3 über 80 Jahre zählen, sind geordnete, fleißige und sparsame Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, nebenbei sind die Gewerbe nicht ganz unbedeutend; außer den nöthigen Handwerkern, von denen die Schneider, Schuhmacher und Schmiede am stärksten vertreten sind und auch nach außen arbeiten, besteht eine Strohmanufaktur, die 10–12 Arbeiter im Hause und gegen 80 weibliche Personen außerhalb des Hauses und in der Umgegend mit gutem Erfolg beschäftigt; ferner sind vorhanden eine mechanische Werkstätte, in welcher auch auswärts vielgesuchte Mühlgeräthschaften und Strohschneidstühle verfertigt werden, 5 Mühlen mit 14 Mahl-, 5 Gerbgängen und 2 Malzschroten, eine Sägmühle, 2 Schildwirthschaften, 3 ansehnliche, mit Wirthschaften verbundene Bierbrauereien, welche ihr beliebtes Bier auch auswärts absetzen, 2 Kauf- und 3 Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den besseren, indem die vermöglichste Klasse 60–88, die mittelbegüterte 40–50 und die minderbegüterte 3–10 Morgen Grundeigenthum besitzt. In D. ist der berühmte Bildhauer Landolin Ohnmacht im Jahr 1760 geboren (s. u.)

Die sehr ausgedehnte, schön arrondirte Markung, von der etwa 1/3 dem Waldbau dient, hat eine hügelige, von leicht eingefurchten Thälchen, Rinnen und Mulden vielfältig durchzogene Lage und einen mittelfruchtbaren, gegen den Schwarzwald hin theilweise wenig ergiebigen Boden, der im östlichen Theil der Markung, auf der linken Seite des Eschach-Thales, aus den mit Lehm gemengten Zersetzungen des Hauptmuschelkalks und der Anhydritgruppe besteht, während auf der rechten Seite der Eschach die Zersetzungsprodukte des Wellenmergels und des Wellendolomits, theilweise noch des bunten Sandsteines auftreten. Es bestehen 2 Muschelkalksteinbrüche, aus denen hauptsächlich Straßenmaterial gewonnen wird, ein Buntsandsteinbruch,| der gute Werk- und Schleifsteine liefert, und beim Stittholzhof eine Streu- und Fegsandgrube. In den Jahren 1861–1864 wurde in dem 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort gelegenen Bergwald erfolglos auf Steinkohlen gebohrt (s. hier. den Abschnitt „Gebirgsarten und Mineralien“). Das Klima der hochgelegenen, den Winden sehr ausgesetzten Markung, die im Westen schon an den eigentlichen Schwarzwald grenzt, ist rauh und schädliche Frühfröste kommen häufig vor, daher auch das Obst nicht gedeihen will; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung zweckmäßiger Ackergeräthe gut betrieben und der Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln mit Gips, Asche, Kunstdünger etc. zu verbessern gesucht. Zum Anbau kommen vorherrschend Dinkel, ferner Gerste, Linsengerste, Haber, weniger Roggen, Kartoffeln, Futterkräuter, Wicken, Erbsen, Ackerbohnen und in geringer Ausdehnung Reps, Hanf und Flachs. Von den Felderzeugnissen können jährlich über den eigenen Bedarf nach außen abgesetzt werden 3500 Scheffel Dinkel, 450 Scheffel Gerste und Linsengerste und 600 Scheffel Haber. Der Absatz geht nach Schramberg und in das Kinzig-Thal, theilweise auch nach Straßburg. Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert größtentheils ein gutes und nur etwa 1/6 des Wiesenareals ein geringes Futter. Die Wiesen, von denen die meisten zweimähdig und nur wenige dreimähdig sind, können nicht bewässert werden. Die mit späten Mostsorten und Zwetschgen sich beschäftigende Obstzucht ist nicht von Belang und der Obstertrag reicht auch in günstigen Jahren nicht für das örtliche Bedürfniß. Eine Gemeindebaumschule ist vorhanden und zur Pflege der Obstkultur sind 2 Ortsbürger aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 2178 Morgen Nadelwald, die jährlich 900 Klafter und 9000 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger 11/2 Klafter und überdieß wird noch für 3–4000 fl. Holz zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft; ferner bezieht letztere 5–800 fl. Pacht aus der Brach- und Stoppelweide und 5–600 fl. aus der Pferchnutzung.

Die Pferdezucht ist nicht von Bedeutung, dagegen die Pferdehaltung (man hält einen kräftigen Landschlag) von einigem Belang, weil das Feld vorzugsweise mit Pferden und Ochsen, wenig mit Kühen bestellt wird. Einen besonderen Erwerbszweig der Einwohner bildet die mit einer Kreuzung von Land- und Simmenthalerrace sich beschäftigende Rindviehzucht, zu deren Erhaltung und Veredelung 5–6 gekreuzte Zuchtstiere aufgestellt sind. Der Handel mit Vieh in das Badische und in das württembergische Unterland ist ziemlich beträchtlich; Viehmastung treiben hauptsächlich nur| die Bierbrauereibesitzer und setzen ihr Mastvieh nach Frankreich ab. Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer 280–480 Bastardschafe laufen. Eigentliche Schweinezucht wird nicht getrieben, dagegen ist die Schweinemastung theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf ziemlich namhaft.

Das Fischrecht im Eberbach und nebenbei in der Eschach von der nördlichen Markungsgrenze bis zur Einmündung des Eberbachs in die Eschach hat die Pfarrei, von da an bis an die Landstraße nach Schramberg der Staat und von hier bis an die südöstliche Markungsgrenze die Gemeinde, die ihren Antheil um 3 fl., während der Staat den seinigen um 4 fl. 6 kr. verpachtet. Der Eberbach führt Forellen, die Eschach Rauhfische und Hechte.

Der Ort hat das Recht, in den Monaten April, Juni und September Krämer-, Vieh- und Roßmärkte abzuhalten, auf welchen jedoch nur der Handel mit Rindvieh bedeutend ist.

Eine Stiftung im Betrag von etwa 6000 fl. ist vorhanden.

Von Spuren aus früher Vorzeit nennen wir: die unter der Benennung „Heidenweg“ nordöstlich vom Ort vorüber ziehende Römerstraße, welche einst die römischen Niederlassungen bei Rottweil und Waldmössingen in Verbindung setzte. Etwa 1/4 Stunde südwestlich von Dunnningen befinden sich im sog. Heckenwald in der Nähe des Wullensteins 3 altgermanische Grabhügel, die untersucht und geöffnet wurden, jedoch außer Gefäßefragmenten, Kohlen etc. nichts Erhebliches enthielten. Auf einem 1/2 Stunde südlich von Dunningen gelegenen Hügel stand auf der rechten Seite des Eschach-Thals eine Burg, Bünberg auch Birnberg genannt, von der nur noch ein kreisrunder, mit Graben umgebener Hügel sichtbar ist, der mehr auf einen hier bestandenen Ringwall als auf eine eigentliche ehemalige Burg hindeutet. Im sog. Schloßgarten, zunächst (nördlich) am Ort, sieht man noch einen künstlich aufgeworfenen runden Hügel, der früher höher und mit einem Graben umgeben war; hier soll das Schloß der Herren v. Kirnegg gestanden sein. Etwa 1/4 Stunde westlich vom Ort kommt die Flurbenennung „Hinterburg“ vor; hier stand nach der Sage ebenfalls eine Burg, die übrigens spurlos verschwunden ist. Aus der Flur „auf Höfen“ soll ein Hof gestanden sein und südöstlich am Ort, auf dem sog. Gottesacker, sei früher der Begräbnißplatz gewesen.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Auf der Stampfe, ein kleiner Weiler, 1/2 Stunde nordwestlich von Dunningen im Eberbach-Thälchen freundlich gelegen.

c. Frohn-Berghof, hat 1/4 Stunde nordwestlich vom| Mutterort auf einem gegen das Eschach-Thal hinziehenden Flachrücken eine schöne freie Lage.

d. Gifizenmoos, liegt unfern der Oberamtsgrenze 1/2 Stunde westlich[b 1] von Dunningen.

Der Ort wird das erste Mal genannt, als den 3. Mai 786 Graf Gerold wie zu Dormettingen, so auch zu Dunningen Schenkungen an das Kloster St. Gallen machte, und zwar allen seinen Besitz „in villa quae dicitur Tunningas“ mit Ausnahme seines Theils an der dortigen Kirche. Auch dürfte es wohl hierher zu beziehen sein, wenn unter den frühesten Vergabungen an das im J. 1083 gestiftete Kloster St. Georgen diejenige von 3 Mansen „in villa Tunningen“ durch Sigehart und seine Mutter Ita von Karpfen, sowie im J. 1090 von 1/2 Mansus mit seinem Besitzer und dessen Nachkommenschaft durch den Vogt Hermann aufgeführt wird (Mone 9, 203. 209) wenn ferner diesem Kloster P. Alexander III. den 6. März 1179 seinen Besitz zu „Tuningen“ bestätigt (Wirt. Urkb. 2, 199), und wenn dasselbe Kloster den 5. März 1267 einen Hof bei „Tunningen“, Wolfhunen genannt, welcher dem Edlen H. von Burgberg zu Lehen gegeben, vom Kl. Mehrerau ertauscht (Neugart Cod. dipl. 2, 261). Vielleicht gehört es auch hierher, wenn K. Ludwig das Kind den 6. Aug. 902 – 21. Jan. 905 Fiskalgut zu Tiuinuuang, Tiunang, an das Kloster St. Gallen vertauscht (Wirt. Urkb. 1, 201, 204), während das in St. Galler Urkunden ebenfalls vorkommende Teiningas, Teininga, Dainingas wohl richtiger als Thuningen OA. Tuttlingen aufgefaßt wird.

Im J. 1222 erscheint ein Burchardus de Dunningen als Zeuge der Herren Heinrich und Berthold von Lupfen (Wirt. Urkb. 3, 126; vergl. übrigens auch Mone Zeitschr, 9, 199).

Der Ort war früher ein reichsunmittelbares Dorf, eine Immunität, hatte ein eigenes aus 12 Mitgliedern bestehendes Gericht, dem in Verbindung mit dem Vogt und dem Schultheißen die Justizpflege und Verwaltung oblag; allein den 25. Nov. 1435 erklärten Vogt, Schultheiß, Richter, Bauerschaft und ganze Gemeinde des Ortes, gelobten auch eidlich, daß sie künftig und ewiglich die Stadt Rottweil für ihre Herren halten und keinen andern Herrn und Schirmer mehr suchen wollen. Die Stadt sollte den Vogt setzen und dieser ihr schwören, auch alle Unzuchten und Frevel, in Dorf und Mark strafen und die davon fallenden Ainungen für die Stadt einsammeln; der letzteren stand auch der Blutbann zu, Schultheißen und Richter aber setzte die Gemeinde (Ruckgaber 2b, 380–385). Übrigens gab es nicht selten Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem Dorf wegen der herrschaftlichen Rechte, Einkünfte und dergl., die in der letzten| Zeit durch einen, 91 Artikel umfassenden Receß vom 11. März 1793 geschlichtet wurden.

Das Patronatrecht der hiesigen, schon im J. 1275 (s. ob. S. 158) genannten Kirche, zugleich der Mutterkirche von Herrenzimmern und Seedorf (OA. Oberndorf), stand in den J. 1348 und 1352 dem Rottweiler Bürger Johannes Canzler zu, in der Folge jedoch war dasselbe ein Lehen der auch sonst im 14. und 15. Jahrhundert (1315) als hier begütert genannten Familie Kirneck von dem herzogl. teckischen Hause: den 10. Nov. 1363 wird ein hiesiger Kirchherr Bruno von Kirneck genannt und den 8. April 1437 wurden Hans von Kirneck und die hiesige Bauerschaft wegen eines Streites über ein Haus an der Kirchmauer durch das Rottweiler Gericht an den Herz. Ludwig von Teck, Patriarchen zu Aquilea, als Lehensherrn der Kirche gewiesen. Später besaßen die Herren von Zimmern unter Anderem den hiesigen Kirchensatz: den 12. Okt. 1514 trat Johann Wernher von Z. denselben, Großzehenten und sonstige Rechte allhier an seinen Bruder Wilhelm Wernher ab, wobei er sich nur ein Weiherlein vorbehielt, allein im J. 1523 verkaufte Wilhelm Wernher den Kirchensatz, die Mühle, das Fischwasser nebst etlichen Gärten und dem großen Zehenten an die Bruderschaft zu Rottweil um 500 fl. (Pfarrbeschr.; vgl. Ruckgaber, Zimmern 171, 191).

In den Jahren 1773–1780 erregte eine hiesige Scheinheilige, Monika Mutschler, welche vorgab, daß sie keine menschlichen Bedürfnisse mehr kenne, weder Speise noch Trank zu sich nehme, sondern nur von dem alle 3 Tage genossenen h. Abendmahl sich nähre, große Aufmerksamkeit unter den niederen und höheren Ständen auch auf größere Entfernung hin, allein der Rottweiler Magistrat entdeckte durch strenge Bewachung derselben den Betrug, daß sie des Nachts sich das Essen und Trinken wohl schmecken ließ, und sie wurde daher im März 1781 verurtheilt, daß sie am Wochenmarkt eine Stunde lang mit einem ihr angehängten Täfelchen mit der Aufschrift: Strafe der betrügerischen Scheinheiligkeit, öffentlich ausgestellt werde.

Den 6. November 1760 wurde hier geboren Landolin Ohnmacht, einer der vorzüglicheren Bildhauer aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bei Melchior in Frankenthal und auf Reisen gebildet, wirkte er hauptsächlich in Straßburg, wo er im J. 1801 das Denkmal für den General Desaix fertigte und den 31. März 1834 starb. Von seinen Arbeiten werden die Denkmäler Oberlins, Blessigs und Haffners, eine Psyche und Hebe als die vorzüglichsten gerühmt (vergl. Strobel, Gesch. d. Elsasses 6, 624).

Das Kl. Rottenmünster erwarb hier 1295 eine Hube von Ritter Bentz Stöckli von Möringen und seinem Schwager Haug von| Neckarburg; das Kl. Alpirsbach erhielt den 6. März 1309 von Adelheid von Sinkingen Zinsen aus einer hiesigen Hube vermacht, den 12. Mai 1309 von Konrad und Aigelwart Gebr. v. Falkenstein eine hiesige Hube geeignet. Im J. 1312 erscheinen als hier gesessen zimmerische Dienstleute Heinrich von Tanneck und Rudolf Fliher (Ruckgaber, Zimmern 55). Sonstiger Besitz in früherer Zeit ergiebt sich aus folgenden Verkaufs-Urkunden: den 28. September 1315 verkaufte Hans von Kirneck, Bürger zu Rottweil, ein Gut zu Dunningen an die Heiligen der Leutkirche allhier um 4 Mark. löth. Silbers; den 27. Juni 1412 der Edelknecht Hans von Burgberg mehrere Güter mit Häusern, Scheuern, Hofstätten u. s. w.: „das Burglehen“, „den Hof“, seine Mühle vor der Burg, seine Wasser, das eine bei der Monsterbrugg und das andere bis an des Waldstraßers Wasser, und den Löseschatz an der Hälfte der Burg und des Weihers, den er von dem Herzog Reinhold von Urslingen mit 30 Pfd. Hllr. zu lösen hatte, und wovon die andere Hälfte dem Konrad von Rammingen gehörte, um 177 fl. an den letztgenannten; den 4. Dec. 1414 Hans von Zimmern 7 Mltr. Vesen Gült aus seinem Hause allhier im Moose „die Neu Burgberg“ genannt und der zugehörigen Mühle und Fischentz an Heinrich Aigelwart von Falkenstein; den 30. Okt. 1415 Konrad von Rammingen und sein Sohn Gabriel obiges Burglehen, den Hof die Mühle und seine zwei Wasser wiederum um 177 fl. an Hans von Zimmern; den 21. März 1440 Hans von Zimmern ein hiesiges Wasser und Fischentz an Hans von Kirneck um 80 fl. und den 27. April 1456 Kaspar von Kirneck an Gottfried von Zimmern sein Ziegelhaus und den Garten, Lehen von Ritter Beren von Rechberg, und einigen anderen hiesigen Besitz um 100 fl.[1] Den 13. Aug. 1787 brannten hier 38 Häuser ab; der Schaden betrug 13.500 fl. In Zeit von 2 Monaten waren jedoch 22 Häuser schon wieder aufgebaut (Pfaff).



  1. Über die genannten adeligen Familien zu Dunningen vrgl. Zimmerische Chronik 1, 148.
Berichtigungen
  1. Korrigiert nach Beschreibung des Oberamts Rottweil S. XII: Seite 397 Zeile 4 von oben: lies westlich statt nördlich.


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