« Kapitel B 29 Beschreibung des Oberamts Riedlingen Kapitel B 31 »
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30. Kanzach mit Ober- und Unter-Volloch.

a. Kanzach, ein kath. vormals Stift Buchauisches Pfarrdorf, an der Kanzach und der Buchauer Poststraße, 23/4 St. von Riedlingen, mit 320 Einwohnern; C. A. Heiligkreuzthal, F. Amtsbezirk und R. A. Buchau, F. V. Buchau und Sießen. Standes-, Grund-, Patronats- und Zehentherr: Fst. v. Thurn und Taxis.

| Gefälle beziehen: Der Staat 10 fl. 27 kr., Taxis 372 fl. 18 kr., 1734/8 Sch. D., 592/8 Sch. H., 1096/8 Sch. gl. Fr., Heiligenpflege 8 fl. 48 kr. 1 Sch. 2 Sr. 11/3 V. H. und eben so viel Roggen. Dazu Landgarben des Fürsten im Betrag von 353 fl. 55 kr.

Kanzach liegt zu beyden Seiten der Kanzach, über welche eine Brücke führt. Kirche und Pfarrhof liegen erhöht. Der Ort hat 1 Schildw., 2 Brauereyen, 1 Mahlm., 1 Säge-, 1 Öhl- und 1 Gypsmühle. Die Baulast hat der Patronatsherr. Eingepfarrt sind: Ob. u. Unt. Volloch und der Seelenhof. Auf einem Hügel am östlichen Ende des Dorfs liegen noch die letzten Spuren der Burg Kanzach, mit einem Burggraben, wo die Ritter von Kanzach, gemeiniglich die Bachritter genannt, ihren Sitz hatten. Von denselben kommt Ortolf von Canza in der Stiftungsurkunde von Heiligkreuzthal 1227 als Zeuge, Heinrich v. K. 1269 in Marchthaler, Heinrich der Bachritter von Canca 1295 und öfters als Heinrich der Bachritter, ohne den Beysatz von Kanzach, in Heiligkreuzthaler Urkunden vor. Sie waren Vasallen des Klosters Reichenau, von welchem Kanzach, das Dorf und die Kirche Lehen waren. I. J. 1392 hat Heinrich von Blankenstein die Burg mit den dazu gehörigen Höfen und Gütern, Vogtey, Zwingen und Bännen nebst der Fischerey und der Mühle zu Volloch von dem Kloster zu Lehen, und verkauft das Lehen an den Bürger Hans Hepplin zu Saulgau für 461 Pf. H., von dem es, mit Ausnahme der Mühle, 1442 an das Stift Buchau für 1500 fl. verkauft wurde, nachdem der Abt von Reichenau den Lehensverband aufgelöst hatte. Die von Hornstein besaßen einen Hof und die Mühle im Dorfe, und trugen auch Pfarr und Pfarrwiddum von Reichenau zu Lehen. Den erstern Besitz verkaufte Hans v. H. 1345 an das Stift Buchau für 150 Pf. H.; der letztere kam 1387 an das Kloster Schussenried, das ihn 1427 ebenfalls an Buchau vertauschte, welchem die Kirche 1793 einverleibt wurde. Übrigens hatte die Grafschaft Friedberg auch über Kanzach die Landeshoheit. Die neuern Veränderungen theilte der Ort mit Buchau.

| b. Obervolloch, oder Altvolloch, auch Vollochhof genannt, ist ein Taxischer Lehenhof mit 15 k. Einw. oberhalb Kanzach. Er war früher mit einer Mühle verbunden und gehörte dem Stift Buchau. Durch die letzte Seefällung verlor die Mühle ihr Wasser und wurde nach Untervolloch versetzt. Die Mühle war von obigem Hans Hepplin den Herzogen von Östreich zu Lehen aufgetragen, von Herz. Sigmund aber 1468 dem Stift geeignet worden, an welches das Lehen 1445 gekommen war.

c. Unter- oder Neuvolloch, auch untere Mühle genannt, ist eine F. Taxissche Lehenmühle mit 9 Einw. 1/4 St. unterhalb Kanzach, an der Kanzach, mit einem Bauerngut, das vormals dem Stifte Buchau gehört hatte. Der Verlegung der Mühle ist oben schon gedacht. Das Gut hatte ehemals zur Burg Rueßegg gehört. Diese Burg lag bey dem Gute und war der Sitz eines adeligen Geschlechts, wovon Anna von Rueßegg 1371 Äbtissinn zu Buchau war. Es war aber das Gut schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts im Besitze der von Hornstein zu Göffingen. Hans und Conrad v. H. verkauften 1345 all ihr Gut zu Rueßegg, unterhalb Kanzach gelegen, mit der Vogtey über 3 Güter, an das Stift Buchau. Diese Güter waren Eigenthum des Klosters Schussenried, von dem sie 1427 mit der Kirche zu Kanzach an das Stift Buchau vertauscht wurden, das sie in Ein Bauerngut vereinigte.