« Kapitel B 30 Beschreibung des Oberamts Riedlingen Kapitel B 32 »
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31. Kappel mit Bruckhof und Ottobeurer Hof.

a. Kappel, ein kath. Dorf, Filial von Buchau, 1/8 St. davon und durch eine Pappelallee damit verbunden, mit 311 christlichen und 119 jüd. Einw. C. A. Ochsenhausen; Fst. Tax. Standesherrschaft, Amtsbezirk Buchau, Grund- und Zehntherr der Fürst.

Gefälle beziehen: Staat 15 fl. 45 kr., Taxis 616 fl. 35 kr., 150 Sch. D., 521/8 Sch. H., 425/8 Sch. R., 301/8 Sch. Gerste. Wie in Buchau hat der Staat 1/3 an den Judenschutzgeldern und andere kleine Gefälle.

| Der Ort liegt auf der Anhöhe, welche die Federsee-Ebene begränzt; er hat seine eigene Kirche, und von dieser, der alten Kapelle, welche bis 1806 selbst die Mutterkirche der Reichsstadt war, ohne Zweifel auch seinen Namen. Die Kirche wurde 1423 neu gebaut. Bey derselben ist noch der gemeinschaftliche Gottesacker für den ganzen Pfarrsprengel von Buchau. Jetzt ist die Kirche zwar Filial, aber durch einen der Caplane von Buchau muß noch an allen Sonn- und Feyertagen Gottesdienst darin gehalten werden. Das Patronat gehörte ehedem, wie der Ort selbst, dem Stift, dem die Kirche 1458 einverleibt worden war, von welcher Zeit an der Pfarrer, der bis dahin seinen Sitz in Kappel hatte, innerhalb des Stiftsbezirks wohnte. Die Juden haben eine Synagoge, aber ohne Rabbiner; Schule und Gottesacker derselben ist zu Buchau gemeinschaftlich. Der Ort hat 8 (jüd.) Kaufleute, 1 Schildw., 1 Mahlmühle mit 3 G., 1 Öhlmühle, von dem Mühlbache getrieben, und eine Ziegelhütte. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts waren die Schenken von Winterstetten im Besitz von Kappel, auf die es ohne Zweifel durch ihre Verwandtschaft mit dem Truchsessischen Hause gekommen war. Im Jahr 1223 verkaufte der bekannte Conrad von Winterstetten seine Güter und Rechte zu K. an die Äbtissinn von Buchau[1]. Ein Maierhof hatte wahrscheinlich schon zum ursprünglichen Stiftungsgute von Buchau gehört, und einzelne Güter kaufte das Stift später noch. Die Vogtey in dem Orte wurde 1390 von dem, bey Buchau erwähnten, Hildebrand von Brandenburg an das Stift für 201 Pf. H. verkauft. Außerhalb Etters gehörte die hohe Obrigkeit bis 1789 zur Grafschaft Friedberg. S. Buchau. Im J. 1793 wurden von dem Stifte 12 Judenfamilien aufgenommen und denselben ein herrsch. Garten als Bauplatz angewiesen. Sie haben sich bereits bis auf 119 Köpfe vermehrt. Zu derselben| Zeit ist ein schönes geräumiges Gebäude zu einer Strumpffabrik aufgeführt worden, wohin alle Vaganten aus der Stiftsherrschaft gesammelt wurden. Doch nach wenigen Jahren hörte das Geschäft wieder auf; die Bewohner des Hauses aber hatten sich ehlich und unehlich bis auf 87 vermehrt, und die innere Unordnung hatte bey denselben so sehr über Hand genommen, daß man sich genöthigt sah, sie 1811 mit dem Fond des Hauses auf die einzelnen Gemeinden, denen sie angehörten, zu vertheilen.

Aus den Trümmern einer Sennerey, welche außerhalb Kappel von dem Stift angelegt worden war, erhob sich nachher ein besuchtes Bad und Gasthaus, das aber nun auch wieder im Abgange ist.

Südlich von Kappel, auf einer Anhöhe, steht einsam und verwittert eine Capelle, welche 1560 von der Äbtissinn zu Buchau neu hergestellt worden ist. Sie beherrscht das Wiesthal, welches von dem Tode Atto’s und seiner Söhne (s. Buchau) das Plankenthal, vallis planctus (Thränenthal) genannt wird.

b. Der Bruckhof ist ein Fst. Taxisscher, vormals Stift Buchauischer Lehenhof mit 14 kath. Einw. in einem Wiesthale, zwischen Wäldern, 3/4 St. südlich von Kappel, Filial von Buchau. Der Fürst bezieht den Zehnten und an Grundgefällen 21 fl. 55 kr. nebst Landgarben im Betrag von 48 fl. 6 kr.

c. Der Ottobeurer Hof ist ebenfalls ein F. Taxisscher, vormals Stiftischer und nach Buchau eingepfarrter Lehenhof, an der Straße nach Altshausen, nahe bey dem Bruckhof mit 3 Einw. Der Fürst bezieht die Zehnten und an Grundgefällen 93 fl. 20 kr., und 305/8 Sch. D., 91/8 Sch. H. und 131/8 Sch. glatte Fr. Der Hof gehörte den von Hornstein, von welchen die Vogtey und der Zehnte 1429 an das Kloster Schussenried, das Grundeigenthum aber, durch verschiedene Hände, 1451 an das Stift Buchau kam. 1693 setzte sich, zur Schadloshaltung für eine Schuldforderung an Schussenried,| das Stift etwas gewaltthätiger Weise in den vollen Besitz des Hofes, und wurde darüber von dem Bischof in den Bann gethan. Der Lärm kam bis nach Rom, und erst durch Vermittlung des Grafen von Öttingen wurde endlich Friede gestiftet, und dieser mit einer Zeche von 200 fl. im Wirthshause zu Ochsenhausen besiegelt. Buchau zahlte noch 300 fl. an Schussenried, und behielt die Besitzung.



  1. Leuthold Arch. Nachr. S. 451.