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Römlinsdorf mit Erzwaschmühle.
Gemeinde III. Klasse mit 346 Einw., wor. 1 Kath. – Evang. Dorf, Filial von Peterzell; die Kath. sind nach Winzeln eingepfarrt. Der Ort liegt 2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt.


Das freundliche Dörflein liegt mäßig zerstreut am Rande der westlich vom Heimbachthale sich erhebenden Fläche, da wo ein kleines trockenes Seitenthälchen vom Heimbache heraufzieht und flach in die Ebene einschneidet; einige seiner Häuser treten auch schon am Thalabhang hinunter. Es sind meist ansehnliche Bauernwohnungen, von Wiesen mit hohen schönen Waldbäumen umgeben; die chaussirten Straßen befinden sich in ziemlich gutem Zustande. Der Weg von hier in den Mutterort Peterzell gewährt hübsche landschaftliche Ausblicke.

Am Südende des Dorfes auf einem kleinen Hügel steht das merkwürdige romanische Kirchlein; es ist von einfachster Anlage, an ein rechteckiges Schiff stößt ein ebenso breites quadratisches Chörchen, durch einen halbrunden, mit schlichten Kämpfern versehenen Triumphbogen getrennt. Die Ostwand wird von einem sehr schönen und eigenthümlichen Maßwerkfenster im Übergangsstile durchbrochen; die Südseite zeigt noch das romanische Rundbogenfensterchen; der Eingang ist jetzt auf derselben Seite und hat die Jahreszahl 1759; die| ursprüngliche, jetzt vermauerte Pforte ging durch die fensterlose Nordseite. In der Mitte des Dachfirstes sitzt ein hölzerner Dachreiter mit einer schönverzierten Glocke, sie hat die Inschrift: Beniamin Grieninger gos mich in Villingen 1765. Die Unterhaltung des Kirchleins ruht auf der Gemeinde.

Der Begräbnißplatz ist mit Peterzell gemeinschaftlich, früher scheint einer um die hiesige Kirche gelegen zu sein, indem man an ihr zuweilen auf menschliche Gebeine stößt.

Schul- und Rathhaus sind in einem zu Anfang dieses Jahrhunderts errichteten Gebäude vereinigt, das ein Lehrzimmer, die frühere sehr beschränkte Schulmeisterswohnung und die Gemeinderathsgelasse enthält; für den Schulmeister ist seit 1862 ein Privathaus mit anliegendem Garten erworben worden.

Hinreichendes, aber hartes Trinkwasser liefern 2 laufende, aus der Dorfbrunnenquelle kommende Brunnen; weicheres Wasser liefern 3 Pumpbrunnen. Nur bei anhaltender Trockenheit oder Kälte versagt der Dorfbrunnen. Das nöthige Wasser für gewerbliche Bedürfnisse muß alsdann für die Brennerei und die Brauerei aus dem Heimbach geholt werden. Unten in der Thalsohle des Heimbaches treten viele Quellen zu Tage, der Dorfbrunnen und der Gräblesbrunnen entspringen in dem Seitenthälchen; der über die Markung fließende Heimbach tritt zuweilen aus. Eine Wette ist im Ort angelegt.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Peterzell und Hochmössingen; 2 steinerne Brücken über den Heimbach und ein hölzerner Steg bestehen, ihre Unterhaltung hat die Gemeinde.

Die Einwohner, ein gesunder und wohlgebildeter Menschenschlag, sind im allgemeinen fleißig und sparsam; ihre so kleidsame Volkstracht haben sie zum Glücke beibehalten. Ein Ortsangehöriger zählt gegenwärtig 80 Jahre.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Waldwirthschaft. Ein Muschelkalksteinbruch liefert Steine für gröberes Gemäuer und Straßenbeschläg; östlich vom Heimbach liegen verlassene Grunderzgruben, von denen das Erz einst auf die „Pochmühle“ bei Fluorn geliefert wurde.

Von den Handwerkern sind Schmiede und Leineweber am meisten vertreten und arbeiten auch nach außen.

Eine Mahlmühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang, 1 Sägmühle und ferner 1 Ölmühle samt Hanfreibe, 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei mit Wirthschaft und 1 Kramladen bestehen.

| Die Vermögensverhältnisse gehören zu den günstigen, der begütertste Bürger besitzt etwa 60 Morgen Feld und 40 Morgen Wald, der Mittelmann 40–50 M., worunter 5–10 M. Wald, die am wenigsten bemittelte Klasse 5–10 Morgen Feld; auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger etwa 30 Morgen Güter.

Die wohl arrondirte, im Verhältniß zur Einwohnerzahl ziemlich große Markung bildet eine von dem Heimbachthale und dessen Seitenthälchen durchfurchte Hochebene mit fruchtbaren, meist aus Lehm und den Zersetzungen der Anhydritgruppe bestehendem Boden; an den Gehängen des Heimbachthales und auf der rechten Seite über demselben tritt ein kalkreicher steiniger Boden (Zersetzung des Hauptmuschelkalks) auf und in dem Thale lagert fruchtbarer Wiesengrund.

Das Klima ist ziemlich rauh und der Ort wegen seiner hohen Lage den Winden ausgesetzt; Frühlingsfröste und kalte Nebel schaden nicht selten der Obst- und Weizenblüthe. Hagelschlag kommt zuweilen vor.

Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß betrieben und der Boden mit den gewöhnlichen Düngungsmitteln, der sorgfältig gesammelten Jauche, und mit Gips, Asche, Hallerde, Kompost etc. zu heben gesucht. Verbesserte Ackergeräthe haben Eingang gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, sehr viel dreiblätteriger Klee, in neuerer Zeit auch ziemlich viel Luzerne, Kraut, Rüben und von Handelsgewächsen, jedoch meist nur für den eigenen Verbrauch, Reps, Mohn, Flachs, Hanf und in neuerer Zeit auch Hopfen. Von den Getreidefrüchten können jährlich nach außen abgesetzt werden etwa 250 Scheffel Dinkel und 100–150 Scheffel Haber.

Die in der Thalebene des Heimbachs und in dessen Seitenthälchen gelegenen Wiesen können bewässert werden und liefern in zwei Schnitten ein gutes Futter; auf der Hochebene läßt man auch sogenannte Egarten liegen, welche ohne Ansaat schon im ersten Jahr einen Schnitt erlauben, dann aber 8–10 Jahre lang zweimähdig ein ausgezeichnetes Futter liefern.

Das Obst (meist rauhe Mostsorten) gedeiht nicht besonders gerne und reicht für den örtlichen Bedarf auch in günstigen Jahren nicht hin. Neben einigen Privatbaumschulen besteht auch eine von der Gemeinde angelegte, und zur Pflege der Baumzucht ist ein besonderer Baumwart aufgestellt.

Gemeindewaldungen sind nur 15 Morgen vorhanden, deren unbedeutender Ertrag zu Gunsten der Gemeinde verkauft wird.

| Die 15 Morgen große eigentliche Weide wird mit der Brach- und Stoppelweide für Schafe benützt und liefert der Gemeinde eine jährliche Pachtsumme von 300 fl.; überdieß trägt die Pferchnutzung gegen 200 fl. ein.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde gering, jedoch im Zunehmen, dagegen die des Rindviehs (Schweizerrace) gut und wird durch 2 Schweizerfarren nachgezüchtet. Herbstaustrieb findet noch statt. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend.

Auf der Weide lassen einige Ortsbürger 150–170 St. deutsche, theilweise auch Bastardschafe laufen.

Schweinezucht besteht, jedoch nicht in der Ausdehnung, daß nicht die meisten Ferkel von außen bezogen werden müßen; von den aufgemästeten Schweinen wird ein Theil auswärts verkauft.

Von Geflügel werden hauptsächlich viele Hühner gezogen und Eier kommen in die Umgegend zum Verkauf.

Die Bienenzucht ist gut und im Zunehmen; Wachs und Honig wird theilweise nach außen abgesetzt.

Die Fischerei in dem Forellen führenden Heimbach ist nicht von Belang; das Fischrecht hat der Staat, der es um 2 fl. jährlich verpachtet.

Außer dem 825 fl. betragenden Stiftungsvermögen sind keine weitere Stiftungen vorhanden.

Auf der westlich vom Ort gelegenen Flur Kalköfele entdeckte man ein ausgemauertes gewölbtes Grab, das ein menschliches Skelett enthielt, aber nicht näher untersucht wurde; die Vermuthung, es möchte ein römisches Grab gewesen sein, liegt ziemlich nahe, um so mehr, als in der Nähe (westlich) eine Römerstraße vorüber zog.

Nördlich vom Ort kommt die Benennung „Burgösch“ vor, was auf eine hier gestandene Burg hindeutet. Gegenüber von Römlinsdorf lag am rechten Ufer des Heimbachs der abgegangene Ort Heimbach.

R. erscheint erstmals 1139, als Rimigesdorf, unter den Orten, wo das Kl. Gengenbach Besitzungen hatte (Bulle P. Innocenz II. Wirt. Urk. 2, 8, in der Bulle P. Nicolaus IV. für Gengenbach von 1287 steht dafür Rumilinsdorf. Würdtwein Nov. subs. dipl. 7. 110.) Sonst besaßen auch die Grafen von Hohenberg und die Herren von Geroldseck hiesige Güter und Rechte (Schmid, Mon. Hohenb. 207 und oben unter Fluorn).

Nach und nach erwarb das Kl. Alpirsbach den Ort, einzelnes 1337 von den Herren von Reuthin (s. bei Reuthin), 1411 von| Ulrich Hack von Oberndorf, 1422 die Besitzungen des Klosters Gengenbach.
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