« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg Kapitel B 5 »
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Beihingen, am Neckar.


Gemeinde III. Kl. mit 849 Einw., worunter 8 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

An der Einmündung des Mühlbachs (Gründelbachs) in den Neckar liegt eine Stunde nördlich von der Oberamtsstadt der mittelgroße, unregelmäßig gebaute Ort, dessen meist kleinen Häuser theils in der Thalebene des zunächst vorbeifließenden Neckars, theils zu beiden Seiten des Mühlbachs und dessen Gehänge hingebaut sind, so daß der Ort im Allgemeinen eine ziemlich unebene Lage hat. Die Gebäude sind meist in dem unteren Theile aus Stein, in dem oberen aber aus Holz erbaut und haben mit Ausnahme der beiden Schlösser und der öffentlichen Gebäude gerade nichts Ansprechendes, dagegen suchen die Einwohner dieselben durch gepflanzte Zierbäume vor den Eingängen, wie durch Anlage freundlicher Gärtchen und Kammerzen zu verzieren. Die Ortsstraßen sind gekandelt und durch Umfriedigung und zweckmäßige Anlage der Düngerstätten ist für die Reinlichkeit ziemlich gut gesorgt.

An der Ostseite des Dorfs auf einem gegen 90′ beinahe senkrecht sich erhebenden, felsigen Vorsprung liegt die Pfarrkirche, zu welcher auf der Nordseite 100 – auf der Südwestseite 60 steinerne Treppen führen, auf der Südseite ist ein Fahrweg dahin angelegt. Sie bildet im Verein mit dem nächst gelegenen ansehnlichen Pfarrhause, wie mit den beiden an der Südseite des Orts stehenden Schlössern nebst den dazu gehörigen Ökonomiegebäuden, die interessanteste und großartigste Partie des mit üppigen Obstbäumen umgebenen Dorfs, das, von dem Neckarthal aus gesehen, wohl die malerischste Ansicht in dem Oberamtsbezirk bietet.

Die dem heil. Amandus geweihte Kirche ist ursprünglich in spät germanischem Styl erbaut, der im Laufe der Zeit vielfältig geändert und gestört wurde, namentlich hat die Kirche in der Renaissanceperiode beträchtliche Veränderungen erlitten, wie denn auf der Südseite ein Anbau nebst einem runden Thürmchen in diese Periode fällt; an demselben ist eine Inschrift angebracht, die ausweist, daß der Anbau im Jahre 1620 ausgeführt wurde. Neben dieser Inschrift befindet sich ein Stein, der ohne Zweifel früher an der ursprünglichen Kirche angebracht war und bei der Veränderung derselben hier eingemauert wurde; er enthält das Wappen der Herren v. Nothaft| mit der Jahrszahl 1500 und der nur theilweise leserlichen Inschrift „Anno domini millesimo quingentesimo dominus Peter Nothaft … hanc capellam fieri fecit. Durch diese Inschrift erfahren wir die Zeit der Erbauung der Kirche, mit der auch ihre Bauweise übereinstimmt. An der Ostseite der Kirche steht der aus drei Stockwerken bestehende monströse, mit einem spitzen Zeltdach gedeckte, bis an den Dachfrieß 66′ hohe Thurm, welcher offenbar entweder früher höher war, oder, was wahrscheinlicher ist, nicht ausgebaut wurde. Die beiden unteren Stockwerke desselben enthalten nur schmale Lichtöffnungen, das obere aber germanische, in den Bogentheilen mit Fischblasenmaswerk gefüllte Fenster. Von den drei Glocken sind die zwei größern von Christ. Ludwig Neubert in Ludwigsburg 1763 gegossen, die kleinste enthält die Umschrift: Soli deo gloria heilig Amandi zu Beihingen am Neckar. Von dem Thurme genießt man eine reizende Aussicht in das schöne Neckarthal, das namentlich in der Nähe des Ortes, wo es gegen 1/4 Stunde breit ist, eine besondere Anmuth entfaltet; überdieß erblickt man mehrere stattliche Ortschaften, den freistehenden Wunnenstein und einen großen Theil der Löwensteiner Berge mit dem Schloß Lichtenberg. Das Innere der Kirche ist etwas düster, hat eine getäfelte, bemalte Decke und die Emporenbrüstungen sind mit kunstlosen Gemälden versehen. Um den sehr alten, hohlen Taufstein liegen mehrere, zum größten Theil unleserlich gewordene Grabplatten, von denen eine das Wappen der Herren von Grüningen und die Jahrszahl 1771 enthält. An der Kirchenwand stehen folgende Monumente:

1) Ein geharnischter Ritter mit der Umschrift „1467 Jar in dem lezten Dag des Monetz Hornung ist gestorben der edel und fest Bernhart Notthaft dem Got gnedig sy. In den Ecken des Grabdenkmals sind vier Wappen angebracht, von denen eines der Familie von Nothaft, das andere der von Sachsenheim angehören.

2) Ein geharnischter Ritter auf einem Hund stehend; die Umschrift ist theils unleserlich, theils durch Kirchenstühle verdeckt, übrigens geht aus dem zweimal angebrachten Wappen der Herren von Nothaft hervor, daß dieses Denkmal ebenfalls einem Nothaft gewidmet ist.

3) Das im Rococcogeschmack gehaltene, an der Rahme mit vielen Wappen gezierte Grabmal des Freiherrn Ludwig von Gemmingen, Präsident bei dem Oberappellationsgericht zu Zelle, geb. 1694, gest. 1771.

4) Zunächst hiebei dessen Sohn Eberhard, † 1757.

Neben der im Rococcostyl gehaltenen Kanzel hängt eine hölzerne| Gedächtnißtafel, auf der ein Wappen gemalt ist, mit der Umschrift „Jacob Christoff von Erlach Obrister Lieutenant unter der schwedischen Armee starb anno 1634“. Der Brustharnisch des etc. Erlach, der zur Zeit des 30jährigen Kriegs hier starb, wird in der Sacristei in einem Wandbehälter aufbewahrt. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in das um sechs Stufen höher gelegte untere Stockwerk des Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt und mit einem doppelten Kreuzgewölbe gedeckt ist, auf dessen beiden Schlußsteinen das Wappen der Herren von Nothaft und ein Agnus Dei dargestellt sind. Der Chor enthält die Gruft der früher im Ort angesessenen adeligen Familien und viele Grabdenkmale liegen theils auf dem Chorboden, theils stehen sie an den Chorwänden; von letzteren sind folgende zu nennen:

1) Ein geharnischter Ritter, die Hände auf die Brust legend, mit der Umschrift „Anno 1560 starb der edel und vest Ludwig v. Fryberg etc.“; unter den in den Ecken des Grabmals angebrachten Wappen befinden sich die der Herren von Freiberg, Stadion und Speth.

2) Neben demselben steht eine weibliche Figur ohne Umschrift, vermuthlich die Gemahlin des Ludwig von Freiberg, Maria Jacobe, geb. von Sachsenheim, † 1590.

3) Ein Ritter mit seiner Gemahlin, Johann Georg v. Hallwyl, † 1593, und Magdalena geb. v. Freiberg.

4) Oben an der südlichen Chorwand befindet sich ein im Renaissancegeschmack gehaltenes Denkmal des Friedrich v. Breitenbach, † 1588, und dessen Gemahlin Radigunde, dritte Tochter des Ludwig v. Freiberg, † 1590.

Unter dem Dach des Langhauses sind drei alte Holzbilder (Petrus, Jacobus etc.) aufbewahrt, die übrigens wenig Kunstwerth haben; ebendaselbst befindet sich noch ein alter Altarschrank, in dessen Mitte der heil. Amandus und neben demselben eine männliche Figur mit langem Barte aus Holz geschnitten angebracht sind. Die Bilder waren früher in der Kirche aufgestellt.

Die Unterhaltung der Kirche, des Pfarr- und Schulhauses hat die Stiftungspflege.

Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde längst aufgegeben und im Jahre 1610 ein neuer angelegt, welchen man im Jahre 1833 namhaft vergrößerte.

Das nächst der Kirche frei stehende, ansehnliche Pfarrhaus, von dem man eine sehr anziehende Aussicht genießt, befindet sich, obgleich schon im Jahre 1590 erbaut, in gutem baulichen Zustande.

Das ziemlich großartige, im Jahre 1807 erbaute Schulhaus| enthält neben 2 geräumigen Schulzimmern die Wohngelasse des Lehrers und Lehrgehilfen. Eine Industrieschule besteht seit 1820.

Das Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First wurde nach einer über dem Eingang angebrachten Jahreszahl 1614 erbaut.

Ein Gemeindebackhaus ist im Jahr 1837 mit einem Aufwand von 500 fl. erbaut worden.

Die bei der Kirche stehende Zehentscheuer ist Eigenthum der Stiftungspflege (Pfarrpflege).

Eine im Jahr 1730 erbaute Kelter mit 3 Bäumen gehört der Gutsherrschaft.

An dem südlichen Ende des Dorfes stehen das alte und neue Schloß mit ihren Nebengebäuden, zwei namhafte nur durch die Straße nach Ludwigsburg getrennte Gebäudecomplexe bildend.

Das neue Schloß, auch das Breitenbach’sche Schloß genannt, ist ein großes, dreistockiges, in einem einfachen Styl massiv erbautes Gebäude, das Friedrich von Breitenbach, Obervogt zu Urach, Tochtermann Ludwigs von Freiberg nach einer Inschrift über dem Eingang oberhalb der Wappen der Herren von Breitenbach und Freiberg im Jahr 1573 errichtete; dasselbe umschließt in Gemeinschaft mit einer an die Straße stoßenden Mauer und namhaften Ökonomiegebäuden einen sehr geräumigen Hofraum, auch grenzt an das Schloß ein 4 Morgen großer Gras- und Baumgarten. Bei der freiwilligen Theilung der Brüder von Gemmingen fiel das Schloß dem älteren Bruder, Baron Ernst, zu, der es im Innern wieder einrichten und zu einem zeitweiligen Aufenthalt herstellen ließ.

Das alte Schloß besteht eigentlich aus 2 Gebäuden, die an den vorderen und hinteren Seiten durch 3 Mauern verbunden sind, durch die vordere führt der spitzbogige Eingang in den engen, düsteren Burghof, während auf der hinteren Mauer ein Gang sich befindet, der beide Gebäude in Verbindung setzt. Die Burg ist von hohem Alter, übrigens durch Anbau etc. allmählig so verändert worden, daß ihre ursprüngliche Bauweise nicht mehr zu erkennen wäre, wenn sich nicht an der Vorderseite des nördlichen Flügels ein Rundbogenfries erhalten hätte, das für ihren ursprünglichen romanischen Styl spricht und ihre Erbauung in das 12. Jahrhundert setzt. Dieser mit Rundbogenfries versehene Bau scheint ein Thurm gewesen zu sein, an den später der übrige Theil des Flügels angebaut wurde. Der gegenüberstehende (südliche) Flügel, welcher gegenwärtig die Wohnung des gutsherrschaftlichen Verwalters enthält, gehört wohl| einer späteren Periode an und wurde vermuthlich nach der über einem Eingang angebrachten Jahreszahl 1480 erbaut. Das Gebäude enthält an der nordwestlichen Giebelseite einen Erker und an der südöstlichen Ecke ein halbrundes Thürmchen, während an der südwestlichen Langseite ein Anbau nebst einem runden Thürmchen, mit dem ehemaligen Burgverließ, sich befindet. Auf dem massiven Brunnen im Burghof sitzt ein Löwe, der das Gemmingen’sche Wappen hält. Um die Burg lief ein tiefer Wassergraben, von dem sich noch ein kleiner Weiher zunächst des Eingangs in den Burghof als letzter Rest erhalten hat; über den Graben führte eine Fallbrücke zu dem Burgthor, an dem noch die Vorrichtungen zum Aufziehen der Brücke und des aus Stein gehauenen Wappen der Herren von Freiberg sichtbar sind. Das Ganze trägt noch das ehrwürdige Gepräge einer mittelalterlichen Burg. Außerhalb der eigentlichen Burg stehen namhafte Ökonomiegebäude, die in Verbindung mit ziemlich hohen Mauern 2 Hofräume einschließen; über dem rundbogigen Eingang an der Westseite des äußersten Hofes ist das Wappen der Herren von Gemmingen angebracht und über dem Eingang an der Nordseite befinden sich die Wappen der Herren von Gemmingen, von Freiberg und von Sachsenheim. Ein 6 Morgen großer, ummauerter Schloßgarten dehnt sich im Rücken des Schlosses aus.

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Auf der Ortsmarkung befinden sich viele Quellen, von denen der Klingenbrunnen, die Quellen in dem Plebser und in dem Lachen die bedeutendsten sind. Von den im Ort bestehenden 6 laufenden Brunnen, welche sämmtlich sehr gutes Wasser liefern, werden der Pfarrbrunnen und der Brunnen im untern Dorf mittelst einer 1/4 Stunde langen Wasserleitung gespeist; die übrigen erhalten ihr Wasser aus der nächsten Umgebung des Dorfs. Früher bestand eine Badanstalt in einem Hause in der Mühlgasse, gegenwärtig dem Friedrich Leix, Schreiner, gehörig. Die Badstube mußte Gülten nach Geisingen geben. Mitten durch den Ort lauft der von dem Seegut herkommende Mühlbach (Gründelbach), welcher am Ort eine der Gutsherrschaft gehörige Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt; oberhalb der Mühle bestand früher ein nun in Wiesengrund umgewandelter Weiher. Der Mühlbach läuft bei starkem Regenwetter oder Schneeabgang öfters sehr schnell an, und wird, wenn der Neckar ufervoll anschwellt, von diesem zurückgedrängt, so daß er das untere Dorf überschwemmt. Der an dem Ort in großen Serpentinen vorüberfließende Neckar, welcher hier eine Breite von etwa 200′ erhält und in der Nähe des Orts sich in 2 Armen um eine kleine Kiesinsel wendet, soll nach der| Volkssage früher einen andern Lauf gehabt und sich oberhalb des Orts getheilt haben, so daß ein Arm an dem jenseitigen Thalrande, der andere an dem disseitigen floß, wofür die noch bestehende Benennungen „die Insel und das alte Wasser“ zeugen. Das Flußbett ist hier sehr felsig und hat mehrere Vertiefungen, die das Baden den Unkundigen gefährlich machen. Das Austreten des Neckars richtet in der Gegend von Beihingen keine große Verheerungen an, weil hier die Thalebene sehr breit wird, so daß die Gewässer sich gehörig ausdehnen können. Überdieß hat die Gemeinde dem linken Neckarufer entlang eine schöne Reihe amerikanischer und Silberpappeln in kleinen Abständen pflanzen lassen, was nicht nur die im Rücken derselben vorhandenen Obstbaumpflanzungen und Felder bei den Eisgängen schützt, sondern auch der Gegend eine besondere Zierde verleiht. Über den Fluß besteht eine Fähre mit Wagenschiff und einem Nachen für Fußgänger; die Gemeinde sorgt für die Anschaffung und Unterhaltung der Fahrzeuge, dagegen bezieht sie von dem dieselben benützenden Fährmann ein jährliches Pachtgeld von 154 fl. Bis zum Jahr 1607 führte ein Steeg über den Neckar und im Jahr 1778 ist bei einer Überschwemmung die Schiffbrücke nach nur 10jährigem Bestand weggeführt worden. Im Jahr 1754 den 24. Mai war eine Überschwemmung, welche die beiden von 1817 und 1824 nicht erreichten; die Höhe des Wasserstandes ist durch einen Gedenkstein an dem Hause der Andreas Wirth’schen Kinder der Nachwelt aufbewahrt worden. Bei der Überschwemmung im Oktober 1824 lief das Wasser über den sog. Fleckenbrunnen, so daß man dessen Rohre nicht mehr sah.

Die Einwohner sind im Allgemeinen rüstige, gesunde Menschen, die nicht selten ein hohes Alter erreichen, und sich durch unermüdete Geschäftigkeit, Mäßigkeit und Sparsamkeit vor manchen Orten der Umgegend auszeichnen. Geboren wurde allhier als Sohn des Schertelschen Amtmanns den 3. Okt. 1713 Joh. Fried. Flattich, ein sehr frommer Geistlicher, gestorben als Pfarrer in Münchingen den 1. Juni 1797 (K. F. Ledderhose, J. F. Flattich’s Leben und Schriften. In zwei Abth. 3. Aufl. Heidelb. 1856. 8.).

Erwerbsquellen der Einwohner sind hauptsächlich Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; auch wird ein lebhafter Handel mit Victualien, namentlich mit Milch, nach Ludwigsburg getrieben. Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen, der begütertste Bürger besitzt etwa 30 Morgen, der mittlere Besitz beträgt 15 Morgen und der häufigste 1–2 Morgen; ziemlich viele haben gar kein Grundeigenthum und suchen sich durch Taglohnarbeiten etc. zu erhalten. Gegenwärtig genießen 38 Personen Unterstützung von Seiten| der Gemeinde. Der Grundbesitz der Bürger ist schon deshalb in Vergleichung mit andern Orten nicht beträchtlich, weil die Gutsherrschaft auf der Markung etwa 425 Morgen besitzt, welche sie übrigens, mit Ausnahme der Gärten und Weinberge, an die Ortsbürger verpachtet.

Die Volksbelustigungen bestehen nur noch im Tanzen an einigen Feiertagen, an der Kirchweihe etc.; der früher übliche Fechttag ist mit dem Jahr 1808 abgegangen. Er war ein Überbleibsel der ehemaligen Waffenschau über die wehrpflichtige Mannschaft und wurde von den Schulknaben am Pfeffertage oder an Georgi gefeiert. Die Schulknaben theilten sich in die gemmingen’sche und schertel’sche (württembergische) Rotten, spielten Soldätchens und fochten gegeneinander mit hölzernen Säbeln, wobei die vorzüglichsten und ältesten Schüler die Anführer der beiden Abtheilungen machten; sie begannen ihre Übungen zuerst vor dem Schloß zu Beihingen und bei der alten Schanze im Neckarthal (s. unten) und zogen dann vor das Schloß der Herren von Schertel zu Geisingen. Bei dieser Gelegenheit wurde Wein und Wecken an die jungen Leute ausgetheilt.

Die ziemlich große Markung hat, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Neckarthal und das Bowiesen-Thälchen (Mühlbach-Thälchen) eine theils wellige, theils ebene Lage und im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der größtentheils aus einem tiefgründigen Diluviallehm besteht, dem der Hauptmuschelkalk als Unterlage dient; letzterer tritt an den Neckarthalabhängen zu Tage und liefert dort einen für den Weinbau sehr günstigen, kalkreichen, wärmehaltenden Boden. Die ergiebigsten Felder liegen im Hummelbrunnen, Thaläcker, Breitefeld, hinter der Schloßmauer etc. Die Luft ist rein und mild; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Eifer und Umsicht betrieben und verbesserte Ackergeräthe wie der Flanderpflug, die Walze etc. haben Eingang gefunden, jedoch ist der deutsche Wendepflug neben dem neu eingeführten immer noch im Gebrauch. Dem Boden wird durch reichliche Düngung kräftig nachgeholfen und neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, die man auch in beträchtlicher Menge von Ludwigsburg bezieht, wird sehr viel Jauche, Gyps, Asche, Compost, Straßenkoth etc. angewendet. Die Düngerstätten sind meist zweckmäßig angelegt und beinahe durchgängig mit Güllenlöchern versehen. Von den Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, und weil die Ernteweiden gänzlich fehlen, so kommt um des Bindstrohs willen auch ziemlich viel Roggen zum Anbau. In der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen auch Hirsen, Welschkorn, Reps, Mohn, Hanf u. s. w. Bei| einer mäßigen Aussaat wird der durchschnittliche Ertrag eines Morgens zu 9–10 Schfl. Dinkel (ausnahmsweise 12 Schfl.), 6–7 Schfl. Hafer, 4 Schfl. Gerste, 8 Schfl. Einkorn, 3 Schfl. Sommerwaizen und 3 Schfl. Roggen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–600 fl. Von den erzeugten Getreidefrüchten werden jährlich etwa 2500–3000 Schfl. Dinkel, 800 Schfl. Hafer und etwas Gerste nach Außen verkauft. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes nahrhaftes Futter, von dem sehr viel nach Außen abgesetzt wird. Die Wiesen, denen keine Wässerung zukommt und die allgemein zweimähdig, bei heißen Nachsommern aber nur einmähdig sind, liefern durchschnittlich 16 Ctr. Heu und 8 Ctr. Öhmd pr. Morgen; die Preise eines Morgens bewegen sich von 200–400 fl.

Der Weinbau hat in neuerer Zeit etwas abgenommen, indem die eben gelegenen Rebengelände in Ackerfeld umgewandelt wurden; man zieht in der üblichen Bauweise des Unterlandes, mit 3200 Stöcken auf dem Morgen, meist Trollinger, Elblinge und Silvaner und erzielt einen mittelguten, übrigens sehr lagerhaften rothen Wein, der hauptsächlich nach Ludwigsburg und im Ort selbst abgesetzt wird. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens belauft sich auf 6 Eimer und die Preise eines Eimers waren in den Jahren 1846 50–70 fl., 1847 18–32 fl., 1848 12–20 fl., 1849 16–26 fl., 1850 12–20 fl., 1851 14–25 fl., 1852 20–33 fl., 1853 20–34 fl., 1854 48–62 fl., 1857 36–82 fl. und 1858 32–50 fl. Der durchschnittliche Preis eines Morgens Weinberg beträgt 400 fl.

Die in großer Ausdehnung mit gutem Erfolg getriebene Obstzucht beschäftigt sich außer den gewöhnlichen Mostsorten auch mit Tafelobst, so daß ein namhafter Theil des Obstertrages nach Außen abgesetzt werden kann. Von Steinobst pflanzt man viele Zwetschgen und etwas Kirschen. Die Gemeinde hat 12 Morgen Allmanden in der Neckarthalebene mit Obstbäumen auspflanzen lassen, die ihr in günstigen Jahrgängen schon einen Erlös von 1500 fl. eingebracht haben. Mehrere Privatbaumschulen sind vorhanden.

Beihingen hatte mit den Gemeinden Marbach, Steinheim, Murr, Pleidelsheim, Benningen und Erdmannshausen, Antheil an der sog. Hardtstiftung, welche Elisabeth von Steinheim, Gattin des Berthold von Blankenstein vor ihrem im Jahr 1280 erfolgten Tode errichtete. Nach dieser hatten die Einwohner der genannten Orte, so einen eigenen Rauch- oder Feuerheerd führten, Holz- und Streuberechtigungen in dem zwischen Steinheim und Kleinasbach gelegenen Walde Hardt, was bald zu Mißbräuchen führte, so daß im Jahr 1580 eine| besondere Hardtordnung festgestellt werden mußte. Hauptpunkte derselben waren, daß die Wöchnerinnen, welche bisher einen zweispännigen Wagen Holz erhielten, solchen zwar auch fernerhin, jedoch nicht mehr zu Unzeiten, im Sommer etc., erhalten sollen, auch sollen künftig in jedem gehauenen Morgen 16 der schönsten Raitel zum Nachwuchs stehen bleiben und von jeden ausgemessenen 100 Morgen soll dem Kloster Steinheim 1/2 Morgen zukommen. Ein besonderes Hardtgericht bestand aus dem Kloster-Hofmeister von Steinheim, der den Vorsitz hatte, und den Hardtrichtern, zu welchen jeder der betheiligten Orte 2, Marbach aber 3 Personen wählte. Das Hardtgericht versammelte sich alle Jahre um Georgi in Murr unter der Linde und besprach dort die Angelegenheiten der Berechtigten, wobei die Hardtrichter bewaffnet erscheinen mußten. Auch wurden alljährlich 4 Rugtage, 2 in Marbach, einer in Murr und einer in Steinheim abgehalten. Die Gemeinschaft wurde im Jahr 1839 aufgehoben und der Hardtwald unter den berechtigten Gemeinden vertheilt, wobei Beihingen 256 Morgen erhielt. In diesem Wald, der auf der Markung Steinheim, O.A. Marbach, liegt, wird alle 2 Jahre Holz gefällt und das Unterholz so vertheilt, daß jeder Bürger und jede verehlichte Wöchnerin 25–50 Stück Wellen erhält, das Oberholz aber verkauft, was der Gemeindekasse etwa 300–350 fl. einträgt.

Eigentliche Weiden sind gegen 50 Morgen vorhanden, die nebst der Herbstweide an einen Pachtschäfer um 375 fl. jährlich verliehen werden, woneben die Pferchnutzung der Gemeindepflege weitere 375 fl. einträgt.

Die mit einem tüchtigen Neckarschlag sich beschäftigende Rindviehzucht ist in gutem Zustande und wird durch 3 Farren, welche ein Ortsbürger im Namen der Gemeinde gegen eine jährliche Entschädigung von 140 fl. und der Nutznießung von 5 Morgen Wiesen hält, immer noch verbessert. Mit Vieh wird einiger Handel auf benachbarten Märkten betrieben, auch besteht im Ort eine Käserei.

Die Schafzucht, bei der man hauptsächlich auf spanische Bastarde Rücksicht nimmt, ist im Zunehmen begriffen; die Wolle kommt nach Kirchheim zum Verkauf.

Schweinezucht wird nicht betrieben, wohl aber kauft man viele Ferkel, meist englische Bastarde, und mästet sie theils für den eigenen Bedarf, theils für den Handel.

Geflügel wird in ziemlicher Ausdehnung gezogen und nach Ludwigsburg abgesetzt; die Bienenzucht ist im Abnehmen.

Das Fischrecht in dem Neckar hat der Staat, der es um eine geringe Summe an Ortsbürger verpachtet.

| Von Gewerben sind die gewöhnlichen Handwerker 2 Krämer, 2 Branntweinbrennereien und 3 Schildwirthschaften vorhanden.

Durch Vicinalstraßen nach Ludwigsburg, Pleidelsheim, Heutingsheim, Benningen und Geisingen ist der Verkehr mit der Umgegend erleichtert. Die Entfernung bis zum nächstgelegenen Eisenbahnhof Ludwigsburg beträgt beinahe 11/2 Stunden.

Die Vermögensverhältnisse der Gemeinde- und Stiftungspflege sind günstig, so daß ein Gemeindeschaden nicht umzulegen ist (Vrgl. Tab. III.). Von Gemeindegütern sind neben den schon angeführten noch 55 Morgen Wiesen vorhanden, welche an die Bürgerschaft ausgetheilt werden, so daß jeder Bürger dem Alter nach zuerst 1/4 und später 1/2 Morgen erhält, wofür er durchschnittlich 2 fl. jährlich entrichtet, was der Gemeindepflege etwa 250 fl. einträgt. Armenstiftungen sind etwa 700 fl. und Schulstiftungen gegen 100 fl. vorhanden.

Sattler meldet in seiner Geschichte von Württemberg, deren 1. Theil 1757 herauskam ff.: „vor ungefähr 30 Jahren haben die Fischer in dem Neckar unfern Beihingen einen ungeheuren Hirnschädel mit den Hörnern aufgefischt, welcher alle Anzeigen hat, daß es von einem Auerochsen gewesen.“ Später, im Frühjahr 1836, fand ein Bürger von Beihingen, Andreas Schilling, beim Reuten eines Weinbergs auf Hohenecker Markung, 5′ unter der Oberfläche mehrere Mamuthsknochen und einen 3′ langen Zahn. Etwa 40 Jahre früher sollen weiter unten bei Anlegung eines Weinbergs ähnliche Knochen gefunden worden sein.

Auf der Anhöhe hinter dem Schloßgarten ist man öfters schon auf Mauerreste gestoßen, in deren Nähe man verschiedene römische Münzen (aus der Mitte des 3. Jahrh. nach Chr.) fand. Im April 1834 hat der gemming. Rentamtmann Krieger in Beihingen auf dieser Stelle eine kleine Nachgrabung veranstaltet, bei der man Grundreste eines römischen Gebäudes, bestehend in einer halbrunden Mauer, römische Ziegel, Reste von Wandmalereien etc. aufdeckte. (Vergl. auch oben VII. A.A.)

Etwa 1/4 Stunde nordöstlich von Beihingen wird eine oben am Thalgehänge gegen den Neckar gelegene Stelle „die alte Burg“ genannt; daselbst soll nach der Volkssage eine Stadt gestanden sein; auch hat man zuweilen schon Grundmauern ausgegraben, deren Richtungen sich in dürren Sommern an dem Getreide durch früheres Gelbwerden wahrnehmen lassen. Eine neuere Untersuchung dieser alten Burg zeigte bald römische Ziegel, Heizröhren, Bruchstücke von Amphoren etc., die eine ziemlich ausgedehnte römische Niederlassung| bekunden. Ein Hohlweg führt unter dem Namen „alter Burgweg“ von dem Neckarthal bis zur Stelle der ehemaligen Niederlassung, gegenüber derselben liegen in der Thalebene die Fahrwiesen, von denen der alte Fahrwiesenweg den jenseitigen Thalhang hinauf- und auf der Ebene gegen die Kelter bei Murr geht. Über die Markung zieht von Benningen her eine Römerstraße, das Hochsträß genannt, auf welche die gegenwärtige Benninger–Ludwigsburger Straße theilweise gegründet ist, und die ihre Richtung gegen Markgröningen hatte. Der sog. grasige Weg von Beihingen in das Hochsträß führend, verband die römische Niederlassung daselbst mit der röm. Heerstraße.

Etwa 1/8 Stunde nordwestlich des Dorfs in der Neckarthalebene sind noch unfern des linken Flußufers die Reste einer ehemaligen viereckigen Schanze, deren größere Seiten 35, die kleineren 22 Schritte Länge haben, sichtbar. Gegenüber derselben auf der rechten Neckarseite sind die Überbleibsel einer ähnlichen Schanze noch vorhanden.

Am Dorf, gerade wo die Fähre über den Fluß geht, stand eine Kapelle und in der Nähe derselben ein Bruderhaus.

Der Ort Beihingen, bis in neuern Zeiten auch Neckarbeihingen geheißen, kommt erstmals vor im J. 836, in welchem hiesige Güter an das Kloster Lorsch an der Bergstraße vergabt werden (in pago Murrachgowe in villa Biginga. Cod. Lauresh. nr. 3504). Seit dem J. 978 erscheint auch das Hochstift Speier allhier begütert (Wirt. Urk.Buch 1, 223).

Herbrand von „Byhingen“ erscheint den 4. März 1257 als Zeuge Graf Hartmanns von Grüningen für Kl. Steinheim.

An Württemberg gelangte dessen hiesiger Besitz wohl meist mit der Grafschaft Asperg.

Wie aber der gräflich Aspergische (pfalzgräflich Tübingische) Besitz in dieser Gegend auf ursprünglich gräflich Calwischen zurückweist, so haben sich auch Spuren des auch hier mächtigen Calwischen Grafenhauses dadurch erhalten, daß Zweige desselben im Besitz von Rechten und Gütern auftreten. In dieser Beziehung sind die Grafen von Vaihingen zu nennen; sie hatten die Lehensoberherrlichkeit über ein hiesiges Fischwasser, welches mit ihrer Zustimmung Ulrich von Magenheim an das Kloster Bebenhausen veräußerte (Mone Zeitschr. 3, 336); mehr noch kommen in Betracht die Grafen von Löwenstein (mittleren, im 15. Jahrh. ausgestorbenen Geschlechts), welche den Pfarrsatz hatten (1399. Act. Pal. 1, 350, vergl. auch Steinhofer Wirt. Chron. 2, 473) und den hiesigen Hof, genannt| den Frohnhof verliehen, bis derselbe mit der Grafschaft Löwenstein selbst[1] im Jahre 1504 an Württemberg kam, wie er denn am 27. Aug. 1505 von dem Herzog Ulrich zu Lehen gegeben wurde an Daniel und Heimeran die Nothaften (Sattler Herz. 1 Beil. Nr. 41), deren Ahnherrn, Hans und Strub die Nothaften schon am 21. Juli 1344 von den Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg „Byhingen das Dorf halbes“ zu Lehen erhalten hatten (Sattler Grafen Bd. 1. Beil. Nr. 104. Bd. 4. Beil. Nr. 61).

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Diese Nothafte sind überhaupt die ältesten näher bekannten Besitzer des größeren Theils Beihingens (3/5) und blieben es, bis Heimeran Nothaft am 9. Jan. 1534 seinem lieben Schwager Ludwig von Freiberg-Steußlingen Schloß und Theil an dem Dorfe mit aller Obrigkeit, Herrlichkeit, Gerichten etc. für 13.000 fl. verkaufte. Der Lehensherr dieses Theils von Beihingen, Graf Friedrich von Löwenstein, willigte in den Verkauf den 15. Jan. 1534, und Württemberg (das damals unter österreichischer Herrschaft stund) bestätigte als Oberlehensherr der Grafschaft Löwenstein an demselben Tage diese Veräußerung. Der neue Besitzer, Ludwig von Freiberg, bekam aber bald verschiedene Streitigkeiten mit seinen Unterthanen, welche Herzog Ulrich von Württemberg den 19. Aug. 1535 verglich. (Reichsständ. Archivalurk. in causa equestri 1, 242.) Das Patronatrecht behielt Heimeran Nothaft im Jahre 1534 für sich noch zurück, bis er auch dieses den 14. Jan. 1551 an Herzog Christoph gegen die Kirche in Oßweil vertauschte. Nach Ludwigs von Freiberg Tode im Jahre 1569 fiel die Erbschaft an die drei Tochtermänner, Hans Georg von Hallweil (Würt. Hofmeister, Obervogt zu Backnang, Marbach, † 1593), Johann Wolf von Stammheim († 1588) und Friedrich von Breitenbach (Obervogt zu Urach, † 1580). Der mittlere dieser Tochtermänner wurde als kinderlos von den genannten zwei Schwägern, beziehungsweise deren Kindern, beerbt; Friedrich von Breitenbach erbaute das nach ihm genannte Neue Schloß; seine zwei Erbtöchter waren an Georg Spiegel von Jergendorf und an Konrad von Weiler verheirathet. Diese Theile kamen jedoch, da genannte Tochtermänner| ihren hiesigen Besitz bald verkauften, nach und nach wieder zur Hauptmasse der einen Ortshälfte. In der Hallweil’schen Familie vererbte sich sofort der Besitz noch auf einen Urenkel des Erwerbers, auf Friedrich Ludwig von Hallweil, welcher den 7. Juni 1684 als kaiserlicher Generalfeldwachtmeister und Obrister eines Kürassierregiments bei Gran in Ungarn in einem Gefecht gegen die Türken blieb.

Darauf brachten die von Gemmingen-Horneck den nothaftisch-freibergisch-hallweilischen Stab nach und nach ganz an sich und erhielten ihn, namentlich durch den Grundsatz des Majorats, in seiner Integrität. Der durlachische Geheimerath und Oberhofmarschall Reinhard von Gemmingen († 1707) hatte durch seine Gemahlin Maria Elisabeth von Neipperg, der Tochter einer geb. von Hallweil (nämlich der Helena Magdalena von Hallweil, Gemahlin Bernhard Ludwigs von Neipperg zu Klingenberg) allhier festen Fuß gefaßt. Auch heutzutage sind die von Gemmingen-Hornberg, welche im Dec. 1805 mit ihrer Hälfte des Dorfes unter württembergische Staatshoheit gekommen sind, Besitzer der beiden hiesigen Schlösser und Grundherren der genannten größeren Hälfte, nämlich: a) der k. k. östreichische Rittmeister und Kammerherr von Gemmingen-Hornberg zu Neckarzimmern, b) der k. k. östreichische Rittmeister August Freih. v. Gemmingen zu Neckarzimmern, c) der k. k. östreichische Lieutenant Reinhardt Freih. v. Gemmingen-Hornberg zu Neckarzimmern. Um 1800 wurden 432 von Gemmingen’sche Unterthanen gezählt (284 württembergische). Die Abtheilung zwischen v. Gemmingen und der Herrschaft Württemberg fand nach Häusern Statt. Wenn fünf neue Häuser errichtet wurden, so waren drei derselben als gemmingisch, zwei als württembergisch (früher schertlinisch) zu betrachten, weil der gemmingische Stab zu 3/5 und der württembergische zu 2/5 gerechnet wurde. Jeder Stab hatte auch sein Wirthshaus, der gemmingische den Ochsen, der württembergische das Rößle. Der gemmingische Antheil steuerte zur Ritterschaft Cantons Kocher. Das gemmingische Stabsamt hörte 1810 auf und blieb bloß Rentamt.

Die kleinere Hälfte, welche württembergisches Activlehen war, hatte seit dem Ende des 14. Jahrhunderts folgende Schicksale. Im Jahre 1395 gab Graf Eberhard der Greiner solche zu Lehen denen von Stammheim, welche dagegen das halbe Dorf Bonlanden an Württemberg, von woher sie es zu Lehen trugen, zurückgaben. Auf denen von Stammheim blieb das Lehen, bis das Geschlecht im Jahre 1588 mit Johann Wolf von Stammheim im Mannsstamm ausstarb, worauf Hans Sebastian Schertlin von Burtenbach, Mutterbruder des ebenerwähnten letzten von Stammheim, von Württemberg die| Lehen erhielt (s. Geisingen); der Rest der Stammheimischen Allodien dagegen wurde erst 1637 von Ursula von Stammheim, geb. von Schertlin, an Johann Heinrich von Schertlin, ihren Brudersohn, verkauft (Lebensbeschreibung Seb. Schertlins Beil. 64). Die hiesigen Erwerbungen vererbten sich sofort auf die Schertlin’schen Nachkommen, bis den 10. Dec. 1782 Christian Adam Schertel von Burtenbach seine Hälfte von Beihingen nebst der mit den von Gemmingen gemeinschaftlichen Mitherrschaft bei der hiesigen Kirche, ferner das Dorf Geisingen, beides Lehen von Württemberg, an den Herzog Karl von Württemberg verkaufte, welcher sie zu den herzoglichen Kammerschreibereigütern fügte.

Außer den beiderseitigen Vogtherrschaften hatte auch die Salve-Brüderschaft in Stuttgart (nachher die Stuttgarter Spitalpflege) Güter und Gefälle, und die Pfarrei Kleinbottwar eine Fruchtgülte von einem Hofe.

Von Beihingen existirt ein interessantes Vogtbuch oder Polizeiordnung vom Jahre 1590 nebst dem Losungs- und Erbrecht daselbst (abgedruckt bei Mader reichsritterschaftl. Magazin 10, 546–614).

Der älteste bekannte hiesige Pfarrer ist Reinhard (Reinhardus plebanus in Bihingen, in einer Kl. Steinheimer Urk. vom 4. März 1257). Kirchenrector in den 1390er Jahren war Graf Georg von Löwenstein (Act. Pal. 1, 350). Im 16. Jahrhundert bestund neben der Pfarrei noch eine Frühmesserei.

Johann Nothaft Ritter, Hans von Stammheim und Werner Nothaft Edelknechte, Meister Johann Schempf, der Kirchherr und Jodocus Schadhausen, der Beneficiat des Altars der Jungfrau Maria der Pfarrkirche in Beihingen errichteten die Brüderschaft der Heiligen Sebastian und Veit, welche von dem bischöflichen Generalvicariat in Speier den 21. April 1486 bestätigt wurde.

Nach der Reformation zog man die Brüderschaftskasse größtentheils zur Besoldung des Schulmeisters.

Die Pfarrei, deren Patronat Herzog Christoph den 14. Jan. 1551 von Heimeran Nothaft gegen das zu Oßweil vertauschte (Scheffer 108), wird heutzutage von der Krone allein besetzt; ehmals hatten die Herren von Gemmingen das Mitrecht, den Pfarrer zu confirmiren.

Die Ernennung zum Schuldienste steht der Grundherrschaft von Gemmingen zu, dagegen der Krone das Recht der Bestätigung.

In den Reichskriegen gegen Frankreich fanden hier Neckarübergänge Statt, am 17. (27.) und 18. (28.) Juli 1693 der Franzosen,| und 23. Aug. (2. Sept.) d. J. des Markgrafen Ludwig von Baden; der erstere setzte vom linken zum rechten, der zweite vom rechten zum linken Ufer über (v. Martens 533. 542).
  1. Als im Jahre 1482 die Nothaften als Mitbesitzer von Beihingen und Vasallen von Löwenstein mit dem damaligen Pfarrer einen Vertrag wegen des Hanf- und Rübenzehnten schloßen, wurde die Handlung in Heidelberg vorgenommen. In diesem Vertragsbrief heißt es: der Zehnt z. B. sei ein geistlich und weltlich Lehen des Pfalzgrafen und Kurfürsten (insofern nämlich die Grafschaft Löwenstein damals im Besitz des Pfalzgrafen war).
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