« Kapitel B 2 Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg Kapitel B 4 »
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Asperg,


Gemeinde II. Kl. mit 1927 Einw.; worunter 37 Kath.; nämlich: a. Asperg, Pfarrdorf mit Marktrecht, evang. Pfarrei. b. Hohen-Asperg, Festung, mit einem evang. und einem kath. Garnisonspfarrer.[1]
Das ansehnliche, ziemlich regelmäßig angelegte Dorf ist am südlichen Fuß des frei aus der Ebene sich kräftig erhebenden Aspergs, theils an dem untern Abhang des Bergs selbst, größtentheils aber in einer sanften Einsattelung, gerade auf der Wasserscheide zwischen dem Neckar- und Enzgebiet gelegen. Wie auf der einen Seite des Orts der Asperg, so erhebt sich auf der andern, nur etwas weiter entfernt und minder hoch der lang gestreckte Siechenberg mit dem kleinen Aspergle auf dem Rücken, so daß das Dorf gleichsam in einem weiten Thale liegt, zu dem der Asperg den rauhen| Nordwinden das Eindringen nicht gestattet, während der Siechenberg nicht so hoch ist, daß er den Zutritt der Sonnenstrahlen verhinderte.

Laufende Brunnen hat der Ort nicht, dagegen liefern neun Pumpbrunnen hinreichend Trinkwasser, das übrigens in heißen Sommern etwas spärlich fließt und in Beziehung auf Güte sehr verschieden ist; das weichste und beste Wasser führen der Badbrunnen, der Schulbrunnen und der Brunnen im äußeren Dorf, während die übrigen meist hartes, gypshaltiges Wasser liefern, das zum Kochen untauglich ist und auch auf die Gesundheit nachtheilig einzuwirken scheint, indem sich unter den Einwohnern einige Neigung zum Kretinismus findet. Früher soll eine Badstube im Ort bestanden haben, wofür noch der Badbrunnen, wie auch die am Dorf gelegenen Badwiesen sprechen. Gegen Feuersgefahr sind zwei Wetten vorhanden, auch soll östlich vom Ort demnächst noch ein Weiher angelegt werden; früher bestand östlich vom Dorf ein See, von dem noch der Damm, Seebuckel genannt, sichtbar ist. Bei dem Ort entspringen zwei Bäche, wovon der eine unter dem Namen Riedgraben gegen Osten dem Neckar, der andere gegen Westen der Enz zufließt; sie haben beide einen ganz geringen Fall und waren Ursache an der Wiesen-Versumpfung, die übrigens in neuester Zeit mit einem Gemeindeaufwand von 1000 fl. entfernt wurde. Periodisch fließende Quellen, sog. Hungerbrunnen, sind auf der Markung mehrere vorhanden.

Der Ort ist im Allgemeinen freundlich, gut aussehend und mit breiten, gerade geführten, größtentheils gekandelten Straßen versehen, an denen sich die etwas gedrängt, meist aus Holz erbauten Häuser, die zum Theil ein städtisches Aussehen haben, lagern. An der nordwestlichen Seite des Dorfs steht die ursprünglich im spät germanischen Styl erbaute, später stylwidrig veränderte Pfarrkirche, und an deren Südseite ein im Renaissancestyl erbautes, rundes Thürmchen, über dessen Eingang die Jahrszahl 1614 angebracht ist. Der einfache viereckige Kirchthurm trägt ein Zeltdach, aus dessen Spitze ein kleines Thürmchen emporwächst; auf demselben hängen zwei Glocken, von der die größte 1701, die andere in neuerer Zeit gegossen wurde. Das einfache Innere der Kirche bietet nichts Bemerkenswerthes; die im Rococcogeschmack gehaltene Kanzel trägt an der Brüstung die vier Evangelisten, am Kanzelstock ist Moses dargestellt. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in den um zwei Stufen höher gelegten Chor, den ein schönes, eigenthümlich construirtes Gewölbe deckt, auf dessen Schlußsteinen das württembergische Wappen und zwei Rosetten dargestellt sind; die Gewölbegurten gehen von den| 12 Aposteln, welche in ziemlich modernem Geschmack gehalten sind, aus. In der Kirche befindet sich auch das Grabmal des Generals Rieger († 1782). Die Unterhaltung der Kirche steht der Stiftungspflege zu.

Der zwei Morgen große, ummauerte Begräbnißplatz, über dessen Eingang die Jahrszahl 1603 steht, stößt an die Kirche.

Das zunächst der Kirche frei und angenehm gelegene Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, wurde im Jahre 1825 namhaft verbessert und modernisirt.

Das Schulhaus, welches im Jahre 1836 bedeutend vergrößert und 1851 durch ein viertes Lehrzimmer erweitert wurde, enthält überdieß die Wohnungen der an der Schule angestellten Lehrer (1 Lehrer, 2 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe). Auch ist eine Industrieschule mit zwei Lehrerinnen und einer Hilfslehrerin vorhanden.

Das alte, übrigens gut erhaltene Rathhaus steht frei an der Hauptstraße nach Markgröningen; an der nördlichen Seite desselben ist ein rundes Thürmchen angebracht, das im untern Stockwerk die Küche der Suppenanstalt, im mittleren das Ortsgefängniß und im oberen die Ortsregistratur enthält.

Von den zwei vorhandenen Gemeindebackhäusern, mit je zwei Öfen, ist das eine in den 30ger Jahren erbaut, das andere im Jahre 1853 aus Privathänden erkauft worden.

Eine große Gemeindekelter mit sieben Bäumen und zwei Trotten steht am nördlichen Ende des Dorfs.

In Asperg ist geboren den 31. Dec. 1725 Heinr. Wilh. Clemm, zu Tübingen in der Theologie gebildet, Professor und Prediger im Kloster Bebenhausen 1755, Professor der Mathematik am Gymnasium und Mittwochsprediger in Stuttgart 1761, Professor der Theologie, Superintendent und Stadtpfarrer zu Tübingen 1767 und gestorben als solcher den 27. Jul. 1775. Er war ein fruchtbarer Schriftsteller im theologischen, mathematischen und literärgeschichtlichen Fache.

Die Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in dem Feld- und Weinbau, der Viehzucht und der Ausbeutung der reichen, am Fuß des Aspergs vorhandenen Gypslager. Von den Handwerkern finden 50–60 Maurer und Zimmerleute meist in der nur 1 Stunde südöstlich gelegenen Oberamtsstadt Verdienst und das Brechen und Mahlen des Gypses beschäftigt gegen 60 Personen. Die neun, durchgängig mit Pferdekraft betriebenen Gypsmühlen setzen jährlich in die Umgegend auf 5–6 Stunden etwa 150.000 Sri. gebrannten und gemahlenen Gyps ab; außerdem wird noch ein starker| Handel mit rohen Gypssteinen, besonders nach Enzweihingen, Heilbronn, Ulm und Bruchsal betrieben. Einen namhaften Verdienst liefert der Milchhandel nach Ludwigsburg und Hohen-Asperg, welcher jährlich gegen 6000 fl. einträgt.

Was die Vermögensumstände der Einwohner betrifft, so hat etwa 1/3 derselben das ganze Jahr – 1/3 das halbe Jahr hindurch selbst gebautes Brod; die übrigen suchen sich ihren Unterhalt durch Taglohnarbeiten zu sichern. Der begütertste Bürger besitzt 35 Morgen, die mittel Begüterten 8–10 Morgen; gegen 60 Personen erhalten Gemeindeunterstützung; auch ist ein Armenhaus vorhanden.

Die nicht große Markung, außer welcher die Einwohner noch etwa 600 Morgen Güter auf Markgröninger Markung besitzen, ist ziemlich uneben und großentheils, wie namentlich der Asperg und der Siechenberg, für den Weinbau benützt; der übrige, für den Acker- und Wiesenbau benützte Theil hat eine ebene oder leicht geneigte Lage. Der Boden besteht meist aus einem stark gebundenen Thon (Verwitterung des unteren Keupermergels), der nur in der Richtung gegen das Osterholz mit Diluviallehm bedeckt, im Allgemeinen aber fruchtbar ist. Auf der Markung kommen mehrere Erdfälle vor, die vermuthlich in Folge der allmäligen Zersetzung des hier vorkommenden Gypses entstanden.

Das Klima ist mild und erlaubt den Bau aller in Württemberg vorkommenden Kulturgewächse; die Ernte und der Herbst treten gewöhnlich um acht Tage später ein, als in der Gegend von Besigheim. Frühlingsfröste und sog. Wasserreifen schaden zuweilen, dagegen ist Hagelschlag selten und war seit langer Zeit nur in den Jahren 1822 und 1847 von Bedeutung.

Die Landwirthschaft steht im Allgemeinen in mittelmäßigem Betrieb; dem etwas starken Boden wird außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch mit Gyps und Abfall aus der Potaschesiederei nachgeholfen. Neben der immer allgemeiner werdenden Anwendung des Schwerzischen und Suppinger Pflugs wird wegen der großen Zerstückelung der Güter der Boden häufig mit dem Spaten bearbeitet.

Außer den gewöhnlichen Getreidearten, von denen der durchschnittliche Ertrag zu 9 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Gerste, 6 Scheffel Hafer und 8 Scheffel Einkorn pr. Morgen angegeben wird, pflanzt man noch Wicken und in der zu 7/8 angeblümten Brache Kartoffeln, Futterkräuter, Ackerbohnen, etwas Hirsen, Welschkorn, Mohn, Zuckerrüben, Reps etc. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 60 und 600 fl. In günstigen Jahren werden gegen 1000| Scheffel Dinkel und 200 Scheffel Gerste meist nach Ludwigsburg abgesetzt.

Die Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, welche aber in den letzten Jahren durch Entwässerung sehr gebessert wurden, ertragen im Durchschnitt 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd pr. Morgen; der Preis eines Morgens Wiese beträgt 200–600 fl., letzterer hauptsächlich nur für Baumwiesen. Von dem erzeugten Futter wird ziemlich viel nach Außen abgesetzt.

Der Weinbau wird in großer Ausdehnung und mit vieler Umsicht, etwa 3200 Stöcken auf den Morgen, in der gewöhnlichen Bauart des Unterlandes betrieben; man pflanzt hauptsächlich Silvaner, Trollinger, weniger Elblinge und Gutedel, und erzielt einen ziemlich lagerhaften, guten Wein, meist sog. Schiller. Der höchste Ertrag eines Morgens belauft sich auf 12 Eimer und der Eimer kostete in den Jahren 1846 50–70 fl., ausnahmsweise 84–90 fl., 1847 wegen Wetterschlag ganz unbedeutender Ertrag, 1848 22–45 fl., 1849 12–40 fl., 1850 14–24 fl., 1851 20–30 fl., 1852 20–30 fl., 1853 22–35 fl., 1854 50–70 fl., 1857 48–77 fl. und 1858 32–60 fl. Die Preise der Weinberge, von denen die an dem südlichen Abhange des Aspergs die besten sind, wechseln von 200–1200 fl. pr. Morgen. Der Absatz des Weins geht hauptsächlich in die Umgegend.

Die in ziemlicher Ausdehnung betriebene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich, neben ziemlich viel Zwetschgen, mit Mostsorten und unter diesen vorherrschend mit Luiken, Knaus- und Palmischbirnen. Tafelobst, das übrigens in einzelnen Gärten und Weinbergen sehr gut gedeiht, wird weniger gepflegt. Das Obsterzeugniß wird größtentheils im Ort verbraucht.

Nachdem die Gemeinde in neuester Zeit 66 Morgen Wald ausstocken und zu Ackerfeld umwandeln ließ, besitzt sie noch 180 Morgen meist mit Eichen bestockte Waldungen, deren jährlicher Ertrag mit etwa 500 fl. in die Gemeindekasse fließt.

Eigentliche Weiden sind nur etwa 10 Morgen vorhanden, die nebst der Herbstweide an einen Ortsschäfer um jährlich 200 fl. verpachtet werden; derselbe läßt 300 Stück Bastarde, die auch im Ort Überwinterung finden, auf der Markung laufen. Der Pfercherlös trägt der Gemeinde etwa 100 fl. jährlich ein.

Die Pferdezucht kommt nicht in Betracht, dagegen werden, wegen des starken Gypsfuhrwerks, viele, jedoch geringe Pferde gehalten.

Der vorherrschend aus einem braunen, sog. Neckarschlag bestehende| Rindviehstand wird mittelst drei Farren (einer von Simmenthaler Kreuzung, die übrigen von Neckarschlag) nachgezüchtet, deren Unterhaltung den Widdumhofbesitzern obliegt. Viehmastung findet nicht Statt, indem man hauptsächlich auf Melkvieh Rücksicht nimmt und mit diesem neben der Milchnutzung noch einigen Handel auf benachbarten Märkten treibt.

Schweine werden zwar gezogen; es müssen jedoch zur Mastung immer noch viele Ferkel (in neuester Zeit meist englische Bastarde) auswärts, namentlich in Ludwigsburg zugekauft werden.

Geflügel (Gänse, Hühner) wird viel gezogen und meist nach Ludwigsburg verkauft.

Außer den für die gewöhnlichen Bedürfnisse arbeitenden Handwerkern befindet sich im Ort eine Potaschensiederei, ein Kaufmann, zwei Krämer und vier Schildwirthschaften.

Der Ort hat das Recht, alljährlich den 25. Juli einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten, auf dem der Umsatz von Leder beträchtlich ist.

In mäßiger Entfernung, östlich vom Ort, führt die Eisenbahn vorüber mit einem Haltplatz, zugleich Postexpedition und Bahnwärterhaus auf der Markung; auch dienen dem Verkehr die Vicinalstraßen nach Möglingen, Eglosheim und Markgröningen, welch letztere in neuerer Zeit als Poststraße Leonberg, Schwieberdingen, Markgröningen und Asperg mit der Eisenbahnstation Asperg verbindet.

Die Verhältnisse des Gemeinde- und Stiftungshaushalts sind nicht ungünstig. Die Gemeinde hat über 12.000 fl. Kapitalien und ist außer den schon angeführten Waldungen noch im Besitz von 179 Morgen Güter, welche theils verliehen, theils den ältern Bürgern gegen einen Looszins ausgetheilt sind und der Gemeindepflege jährlich gegen 1500 fl. eintragen. Bei der Stiftungspflege ist eine Armenstiftung von 1400 fl. vorhanden, deren Zinse theils an Arme vertheilt, theils zu Brod für Unbemittelte verwendet werden. Die jährliche Gemeindeschadensumlage beschränkt sich auf 1000 fl. (vergl. Tab. III.).

Als Wappen führt das Dorf in goldenem Felde eine Aspe zwischen zwei aufrecht stehenden, die Zinken auswärts kehrenden schwarzen Hirschhörnern.

In der Gemeindemarkung ist auch die Festung Hohen-Asperg begriffen. Nördlich von dem Dorfe erhebt sich frei aus der wellenförmigen Hochebene ein beinahe ringsum mit Reben bepflanzter, steil ansteigender Hügel, dessen Kuppe die Festung Hohen-Asperg trägt. Von dem Dorfe gelangt man ziemlich steil den Berg hinan zu| dem an der Südwestseite desselben gelegenen, im Renaissancestyl gehaltenen, unteren Eingang in die Festung, welcher nach einer über dem Thorbogen angebrachten Inschrift unter Herzog Wilhelm Ludwig im Jahre 1675 erbaut wurde. Vor dem Eingang liegen Vorwerke, die man im Jahre 1813 ausbessern ließ, nun aber wieder in Zerfall gekommen und mit Reben ausgepflanzt sind. Von dem unteren Eingang führt ein steiler, bis zum Jahr 1844 überwölbter Weg zu der im Jahre 1852 namhaft verbesserten, über den äußeren Graben angelegten, steinernen Brücke, über die man zu dem eigentlichen, schon unter Herzog Ulrich erbauten, oberen Festungsthore gelangt. Dasselbe bildet ein ziemlich langes Gewölbe, über dem sich zwei Thorthürme, der innere und der äußere, erheben. Von dem oberen Thore führt der Weg zwischen der Kaserne und dem Kellereibau nach dem Festungshof, welcher, durch die Form der Bergkuppe bedingt, ein beinahe gleichseitiges Dreieck bildet, dessen Fläche etwa 2,6 Morgen beträgt und den Truppen der Garnison als Übungsplatz dient. Beinahe in der Mitte des reinlich gehaltenen Hofraums steht eine schönwüchsige Linde, um die in neuerer Zeit drei junge Linden gepflanzt wurden. Diesen Hofraum umschließen zunächst die Festungsgebäude, welche mit Ausnahme der Kaserne dicht an die Futtermauer des inneren Festungswalles angebaut sind, und diesen theils mit dem oberen Stockwerk, theils nur mit dem Dache überragen.

Die Gebäude sind, von dem Eintritt in den Festungshof in dem Umkreis von der rechten zur linken Seite gerechnet, folgende:

Der vierstockige Kellereibau, welcher den 16. Juli 1638 durch den Blitz größtentheils zerstört und bald darauf wieder erbaut wurde; er enthält die Wohnungen des protestantischen und des katholischen Geistlichen, des Auditors (dessen Gelasse früher der bekannte General Rieger bewohnte), des Regimentsarztes, zweier Offiziere der Disciplinarcompagnie, des katholischen Organisten, die Wohn- und Wirthschaftsgelasse des Metzgers und ein Arbeitslocal für die Mannschaft der Disciplinarcompagnie.

An das Kellereigebäude schließt sich der Arrestantenbau und an diesen der Spitalbau an, der eine die Militärarrestlocale und einige Wohnungen für verheirathete Unteroffiziere, der andere den Spital und die Gelasse für die Disciplinarcompagnie enthaltend. Die unteren Räume dieser aus drei Stockwerken bestehenden Gebäude, in welchen früher Sträflinge untergebracht waren, dienen gegenwärtig als Magazine.

Der dreistockige Commandantenbau, welcher nur durch eine Treppe von dem Spitalbau getrennt ist, wurde unter Herzog Karl| erbaut und enthält außer den Wohngelassen des Commandanten, des Schulmeisters und des Bäckers noch den für beide Confessionen gemeinschaftlichen Betsaal, das Schullocal, die Kanzlei, die Bäckerei und die Werkstätte der Disciplinarcompagnie.

Das freistehende Stallgebäude mit Raum für 10 Pferde.

Der Arsenalbau, früher Galliotenhaus, steht dem Thore gegenüber an der Ostseite des Hofraums; derselbe steht größtentheils zur Verfügung des Strafanstalten-Collegiums in Stuttgart und enthält die für die Civilstrafgefangenen bestimmten Zellen und die Wohnung für den Aufseher[2]; der kleinere Theil, in welchem sich auch| ein Mannschaftswohnsaal befindet, ist von den Kasernenbeamten und einer Unteroffiziersfamilie bewohnt. Im untern Stockwerk sind Magazine eingerichtet.

Es folgen nun einige Ökonomiegebäude und an der nordöstlichen Spitze des Hofraums erhebt sich ein viereckiger Thurm, einst das Gefängnis des unglücklichen Dichters Schubart und deßhalb „Schubartsthurm“ genannt. Auf der mit einem Geländer umgebenen Plattform desselben, „Belvedere“ genannt, erschließt sich dem Auge eine Rundsicht, die nicht nur die schönste des Bezirks ist, sondern sogar zu den schöneren des Landes gehört (s. hierüber den allg. Theil).

Die 236′ lange, aus vier Stockwerken bestehende Kaserne, welche, wie schon angeführt wurde, links am Eingang in den Festungshof steht, enthält außer den Localen für etwa 500 Mann die | Wohngelasse für den Commandanten und den Profosen der Disciplinarcompagnie, der drei Commandooffiziere, des Stabsfouriers und des Kasernenaufsehers.

Diese Gebäude, welche sämmtlich Eigenthum des Staats sind, haben ihre Eingänge gegen den Festungshof und einzelne noch überdieß Ausgänge auf den inneren Wall. Außer diesen Ausgängen sind noch zwei fahrbare Rampen und einige Freitreppen angelegt, die unmittelbar von dem Hofraum nach dem Wallgange führen. Um den Festungsraum laufen zwei Wälle und Gräben, von denen der innere Wall 640 Schritte im Umkreis hält und einen äußerst freundlichen Spaziergang bildet.

Den äußeren, durchaus gemauerten, allmälig unbrauchbar gewordenen Wall läßt gegenwärtig der Festungscommandant, Oberst v. Sonntag, der sich überhaupt die Verschönerung der Festung zur besonderen Aufgabe macht, angemessen wiederherstellen.

Die vorhandenen Flankenthürme und die unter dem Hauptwall befindlichen Kasematten, welche theilweise noch als Magazine dienen, sowie auch die Escarpe- und Contrescarpe-Mauern selbst, werden nur so weit in gutem baulichen Zustande erhalten, als erforderlich ist, um Entweichungen der Strafgefangenen zu verhüten.

An der Westseite der Festung, an dem sog. scharfen Eck, befindet sich ein runder Thurm, welcher das Pulvermagazin enthält und an dessen Stelle im 17. Jahrhundert die Kirche stand.

Auf dem inneren – theilweise auch auf dem äußeren Wall, im Graben, wie in den an der südwestlichen und südöstlichen Seite der Festung noch vorhandenen Zwingern, sind freundliche Gärtchen angelegt, welche an die Bewohner von Hohen-Asperg gegen Entrichtung eines billigen Pachtgelds verliehen werden.

Auf der Festung sind mehrere Cisternen angelegt, wie überhaupt auf jede Weise Bedacht genommen wird, das Regenwasser etc. zum Waschen und Kochen zu sammeln, an Trinkwasser aber fehlt es, seit der von Herzog Ulrich angelegte Zugbrunnen zugedeckt wurde, so daß dasselbe aus dem Dorf herbeigeführt werden muß. Dieser sehr tiefe, rund ausgemauerte Brunnen befand sich in dem noch vorhandenen sog. Wasserthurm im Graben an der Westseite der Festung.

Obgleich die zu Ende des 17. Jahrhunderts zerstörte Festung schleunigst wieder aufgebaut wurde, so verlor sie doch seit dieser Zeit ihre militärische Bedeutung und wurde nur noch als Staatsgefängniß gebraucht.

Seit der im Jahre 1850 erfolgten Auflösung der sog. Garnisonskompagnien besteht die Garnison unter dem Oberbefehl des| Festungscommandanten gegenwärtig aus der Disciplinarcompagnie und einem Bewachungscommando, welches nebst drei Offizieren von den in Ludwigsburg stehenden Infanterieregimentern gegeben wird; mit der Detailleitung des Garnisonsdienstes ist der jeweilig dienstälteste Offizier des Commando’s betraut.

Außer dem Festungscommandanten und den sechs Offizieren beider Truppentheile sind in der Garnison aufgestellt: ein Auditor, ein Garnisons- (Regiments-) Arzt, ein Kasernenverwalter, zugleich mit der Function eines Regimentsquartiermeisters für die Truppen und eines Ökonomieverwalters für die Civilstrafanstalt betraut, ein evangelischer und ein katholischer Pfarrer, von denen letzterer zugleich als Hausgeistlicher im Arbeitshause zu Markgröningen und in der Beschäftigungsanstalt zu Vaihingen functionirt, ein evangelischer Schullehrer, ein katholischer Organist, ein Kasernenaufseher, ein Amtsbote, ein Metzger, zugleich Wirth, und ein Bäcker.

Sämmtliche Offiziere und Militärbeamte genießen freie Wohnung, während der Metzger und der Bäcker für die zum Betrieb ihrer Gewerbe ihnen überlassenen Locale ein mäßiges Pachtgeld zu entrichten haben.

Belangend weitere innerhalb des Gemeindebezirks sich findende Merkwürdigkeiten, so ist hier zunächst des Gemeindewaldes Osterholz (das am Saume des Waldes gelegene Jägerhaus gehört zur Gemeinde Pflugfelden) zu erwähnen; derselbe enthielt früher eine Fasanerie, welche Herzog Karl im Jahre 1752 hatte einrichten lassen. Nach dem Tode des Königs Friedrich ist die Fasanerie aufgehoben worden und gegenwärtig gilt das Osterholz noch als ein beliebter Spaziergang für die Einwohner Ludwigsburgs.

Südlich vom Dorf Asperg führte eine Römerstraße vorüber (s. auch den allg. Theil). Auch befinden sich in der Nähe des sog. kleinen Aspergle drei germanische Grabhügel, während das Aspergle selbst ein künstlich aufgeworfener Wachhügel zu sein scheint.

Auf dem sog. Grafenbühl, einem östlichen Ausläufer des Aspergs, stand eine Burg, von der man noch im Jahre 1820 Fundamente ausgrub; ohne Zweifel lag hier die Burg Richtenberg.[b 1]

Am südlichen Fuß des Aspergs lag das Dorf Weihenberg, das nach 1534 mit dem Dorf Asperg vereinigt wurde; man findet auch in dieser Gegend immer noch Grundreste ehemaliger Gebäude. Auch bei dem sog. Hutbrunnen, im Garten des Schultheißen, in den Schafgärten und andern nahe am Ort gelegenen Stellen findet man Grundmauern und Gebäudeschutt, die für eine ehemalige größere Ausdehnung, oder, was wahrscheinlicher ist, für eine andere Lage| des Orts sprechen. In der Nähe des abgegangenen Orts Weihenberg wurden bei dem sog. Laienweg Reihengräber aufgedeckt, die neben den Skeletten alte Waffen (meist sog. Sachse) und Perlen von Thon, Glas etc. enthielten.

Auf dem östlichen Ausläufer des Aspergs ragte die längst verschwundene Burg Richtenberg. Sie ging mit Asperg selbst den 19. März 1308 durch Kauf an Württemberg über. Nachher bestund sie wohl nicht mehr lange. Als zur Zeit der Vertreibung Graf Eberhards des Erlauchten von Württemberg den 6. Aug. 1312 die Stadt Leonberg sich an das Reich und an die Stadt Eßlingen ergab, wurde wenigstens bestimmt, daß Richtenberg abgebrochen und nicht mehr gebaut werden solle (Sattler Grafen 1. Beil. Nr. 45).

Von Richtenberg nannte sich ein edles Geschlecht. Albert und Werinher Ritter von Richtenberg erscheinen im Jahre 1226 als Lehensträger Rudolf Hacg’s (von Hoheneck) und Afterlehensträger der Grafen von Zollern (Mone Zeitschr. 1, 109). Im 15. Jahrhundert machten sich bekannt die Sölr und die Röflin von Richtenberg. Konrad und Albrecht Sölr von Richtenberg kommen vor im Anfang des 14. Jahrhunderts (Stälin Wirt. Gesch. 3, 432), Eberhard Sölr von Richtenberg und sein Bruder Friedrich Sölr, Domherr zu Constanz, ferner Eberhard Sölr von Richtenberg und Aulbrecht Röflin von Richtenberg, alle im Jahre 1450 (Pez Thes. anecd. t. 3. pars 5, 265. 272). Heinrich Röffelin von Richtenberg bekleidete in den Jahren 1470–1477 die hohe Würde eines Hochmeisters des deutschen Ordens (Voigt Gesch. Preußens 9, 34. 94.).

Im Übrigen ist in Absicht auf die Geschichte Aspergs Folgendes anzuführen:

Die älteste Nennung des Ortes, dessen Name wohl von dem Baumnamen Esche stammt, fällt in’s Jahr 819. Damals stellte ein Graf Gozbert eine Schenkungsurkunde allhier für das Kloster Weißenburg im Elsaß aus (publice in uilla cognominata Assesberg[3]. Tradit. Wizenburg. ed. Zeuss 156). Genanntes Kloster hatte bereits in der karolingischen Zeit allhier stattliche Besitzungen, namentlich auch zwei Gotteshäuser, basilice II cum decimis, einen Weinberg u. s. w. (ibid. 296), und beklagte den Verlust eines hiesigen Hofes durch die Gewaltthaten Herzog Otto’s von Schwaben zwischen 973–982 (ib. 298; Stälin Wirt. Gesch. 1, 602). Überhaupt galt der Berg als| ein von dem genannten Kloster rührendes Lehen; indeß war im Anfang des 14. Jahrhunderts dieser Lehensverband bis zum Verschwinden locker geworden (Tradit. Wizenburg. X.).

Wie beim allgemeinen Theile erzählt, waren die ältesten Besitzer des wichtigen Orts, des Hauptpunktes der damit verknüpften Herrschaft, die Grafen von Calw, dann die Welfen, nachher die Tübinger Pfalzgrafen, unter denen allhier z. B. Pfalzgraf Rudolf den 30. Jul. 1191 für das Kloster Bebenhausen und späterhin mehrere seiner Nachkommen urkundeten und in deren Hause in der Mitte des 13. Jahrhunderts eine besondere Linie auf die Herrschaft Asperg abgetheilt wurde, sich „Grafen von Asperg“ nannte und um 1358 erlosch, nachdem sie bereits im Jahre 1308 „Burg und Stadt“ Asperg und deren Zugehörungen an den schon länger darnach trachtenden Grafen Eberhard von Württemberg veräußert hatte (s. allg. Theil).

Ein gräflich Aspergischer Vogt, Rudolf, erscheint in Urkunden von 1291, 1295, 1304 (Schmid Pfalzgrafen v. Tüb. Urk. 98. 100. 124).

Die Hauptanlage des Orts, sowohl Burg als Stadt, war ursprünglich und lange Zeit auf dem Berge selbst, da das unten gelegene Dorf erst später gegründet wurde. Die erste Befestigung, für welche die geschichtlichen Belege fehlen, wurde wohl sehr frühe aufgeführt. Von Zeit zu Zeit wurden natürlich neue Befestigungen vorgenommen; ein amtlicher Bericht der Stadt vom Jahre 1450 erwähnt, wie die gnädige Herrschaft Württemberg das Schloß Asperg angehoben hab zu bauen und wie 16 erbaren Mannen von dem Dorf Thamm geboten worden sei, ihr Heimwesen in der Stadt Asperg zu nehmen (Reyscher Stat. Rechte 103).

Nicht lange bevor die Veste Asperg an Württemberg kam, mußte hier ein Glied der württembergischen Nebenlinie von Grüningen, der Graf Hartmann, eine sehr emporstrebende Persönlichkeit, am Ende aber vom Glück verlassen, ein halbes Jahr lang, bis zu seinem am 4. Oct. 1280 erfolgten Tode Gefangenschaft erdulden (Stälin Wirt. Gesch. 3, 36).

Asperg war kaum drei Jahre an Württemberg gekommen, als im Jahre 1311 der Erwerber, Graf Eberhard von Württemberg, in unglücklichem Kampf gegen das Reich, fast das ganze Land verlor, auch diese Veste erobert, beziehungsweise zerstört wurde, und erst im Jahre 1314 oder 1315 wieder an den Grafen zurückkam (Stälin Wirt. Gesch. 3, 128. 133).

Im Anfang des 16. Jahrhunderts hatte der Asperg folgende Gestalt: Auf seiner höchsten (nordöstlichen) Spitze stand ein festes, im Viereck gebautes Schloß mit großem Hofraum, umgeben von| hohen Thürmen, Vorwerken und sehr breiten Graben. Nicht ferne von dem Schloß am Berg (südwestlich) lag das Städtchen, aus etlich und zwanzig Häusern bestehend und mit einer Mauer, vielleicht auch andern Befestigungswerken versehen. Auf der nördlichen Seite zog sich ein Waldgesträuch herab. Zur Zeit der österreichischen Regierung, während welcher wir den König Ferdinand den 29. Nov. 1530 allhier anwesend treffen, wurde den Bewohnern des Städtchens befohlen, ihre Häuser zu verlassen, weil man diesen Platz zu Festungswerken einzurichten beabsichtige, und sich unten, wo jetzt das Dorf ist, anzubauen (Heyd Ulrich 1, 563). Eine größere Ausdehnung gab übrigens erst Herzog Ulrich den Festungswerken im Jahre 1535 u. ff. mit einem Aufwand von 66.944 fl., was den Abzug der noch übrigen Bürger in die neue niedere Ansiedlung „Unter-Asperg“ zur Folge hatte. Auch Herzog Christoph verbaute 26.000 fl. allhier. Nach dem 30jährigen Krieg ließ Herzog Eberhard III. die Festungswerke nach neuer Art in schönen Stand setzen. Auch der Herzog Karl Alexander, mit Hilfe des nachherigen Generals v. Wolf und des nachmaligen Geheimenraths Bilfinger, sowie der Herzog Karl Eugen sorgten für ihre Vergrößerung.

Im Jahre 1438 erscheinen Hermann und Richter der Stadt Asperg (Crusius Annal. Suev. 3, 370). Die Stadt besaß in früher Zeit mancherlei ihr späterhin entzogene Freiheiten, namentlich Asylrecht, Freiheit von Steuern und Schatzungen (Reyscher Stat. Rechte 103 ff.). Als Graf Eberhard den 22. Dec. 1489 solche bestätigte, gab er als Grund an „die Höhe des Berges und die Unbequemlichkeit alle nothdürftigen Dinge dahin zu bringen.“

Das hiesige Stadtrecht vom 26. Nov. 1510, welches Herzog Ulrich ertheilte (Fischer Erbfolge 2, 137–176, Reyscher a. a. O. 108), ist fast ganz dem Tübinger vom Jahre 1493 entnommen (Wächter Würt. Priv.-Recht 1, 90), wie denn bereits in pfalzgräflich Tübingischer Zeit Asperg sein Recht in Tübingen geholt hatte (Schmid a. a. O. Urk. 246); es bestund im Marktflecken Unter-Asperg fort, nachdem Hohen-Asperg um’s Jahr 1535 durch Verpflanzung des Restes der Bürger aufgehört hatte, Stadt zu sein.

In früher Zeit hatte Asperg eine eigene Gerichtsbarkeit. Mit der Erbauung von Ludwigsburg wurde es dorthin getheilt. Sitz und Stimme auf den Landtagen hatte es bis zum Jahre 1805. Die hiesige Stabskellerei wurde im Jahre 1810 dem Kameralamt Ludwigsburg einverleibt.

Was die kirchlichen Verhältnisse Aspergs vor Gründung des Dorfes betrifft, so sind die bereits im Jahre 819 vorkommenden| zwei Gotteshäuser schon oben erwähnt. Der Pfarrsatz gehörte dem jeweiligen Besitzer der Burg; so namentlich im 12. Jahrhundert den Pfalzgrafen von Tübingen (Urk. v. 1181 bei Mone Zeitschr. 1, 104). Ein Rudolfus decanus de Asperck kommt 1191 vor (Schmid a. a. O. 7). Seit 1308 ist der Pfarrsatz württembergisch. Vor 1721 war nur ein Prediger, welcher im Dorfe seinen Sitz hatte; im genannten Jahre dagegen wurde ein eigener Garnisonsprediger angestellt; doch blieben die auf der Festung wohnenden Kellereiverwandten noch im Dorfe eingepfarrt.

Allhier soll ein im Jahre 1312 zerstörtes Tempelhaus bestanden haben (Steinhofer Württ. Chronik 1, 47).

Von benachbarten Klöstern erhielt das St. Petersstift zum Einsiedel im Jahre 1495 durch die Gunst seines Stifters, Herzog Eberhards im Bart, die Neubrüche bei Asperg (Steinhofer W. Chr. 3, 627). Im Besitz hiesiger Gülten war der Eßlinger Spital schon im Jahre 1304.

Eine Veste, wie Asperg war, konnte nicht umhin, in der Kriegsgeschichte eine besondere Rolle zu spielen. Im Jahre 1519 in dem Kriegszuge des schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von Württemberg rückten die Bundestruppen nach Eroberung des ganzen Landes am 14. und 15. Mai auch vor das feste Schloß und Städtchen Asperg und bereiteten zunächst der Umgegend vielen Schaden. Vom 17. bis 23. Mai dauerte die Beschießung der Veste. Am 24. mußte der Commandant, Joh. Leonhard von Reischach, capituliren und erhielt die Besatzung freien Abzug. Dieser erfolgte am 25. und die Bundestruppen unter Georg von Frundsberg traten an die Stelle.

Kühn trotzte die Veste im Jahre 1524 im Bauernkrieg dem aufrührerischen Landvolke. Bei der Wiedereroberung seines Landes führte Herzog Ulrich den 31. Mai 1534 mit dem Landgrafen Philipp von Hessen das beiderseitige Heer vor das Schloß Asperg, in welches sich der bei Laufen geschlagene und verwundete österreichische Statthalter in Württemberg, Pfalzgraf Philipp, geflüchtet hatte. Den 2. Juni ergab sich die Festung den beiden Fürsten, trotzdem, daß der Pfalzgraf kurz vorher hatte antworten lassen: „der hohe Asperg solle sein Kirchhof sein“ (Martens 245). In Folge des für Herzog Ulrich so unglücklichen Schmalkaldischen Krieges kam Hohen-Asperg durch den Heilbronner Vertrag vom 8. Jan. 1547 bis zur Vollziehung desselben an den Kaiser und erst im Jahre 1553 zog die kaiserliche Besatzung, welche der Umgegend viele Beschwerde verursachte, wieder ab. Im 30jährigen Krieg wurde in Folge der Nördlinger Schlacht Unter-Asperg am 12. (22.) Sept. 1634 durch eine Truppe Kaiserlicher| ausgeplündert; auch wurden acht Häuser niedergebrannt; gänzlich in Asche gelegt wurde das Dorf am 8. (18.) Dec. d. J. durch das Belagerungsheer, welches vor der Festung lag. Nach langer Belagerung, welche der kaiserliche Armeeoberst und Oberstlieutenant des Regiments von Gallas, Achilles von Soyes, leitete, und über welcher bei den öfters vorfallenden kleinen Gefechten die Umgegend überhaupt zur Wüste wurde, mußte Hohen-Asperg selbst, wohin Herzog Bernhard den Oberstlieutenant Rüdiger von Waldo als Befehlshaber der eingelegten schwedischen Besatzung gestellt hatte, sich am 28. Juli (7. Aug.) 1635 ergeben, übrigens unter leidlichen Bedingungen[4]. Auf den westphälischen Frieden hin erfolgte die Rückgabe der Veste an Württemberg erst am 20. (30.) Sept. 1649. Beim Einfall der Franzosen im Jahre 1688 besetzten diese die Festung am 3. (13.) Dec. in Folge einer zwischen dem französischen General Montclar (einem Parteiführer des berüchtigten Melac) und dem württembergischen Bevollmächtigten geschlossenen Übereinkunft (Biffart 174). Sie zogen zwar den 22. Dec. 1688 (1. Jan. 1689) auf Annäherung des Schwäbischen und Sächsischen Heeres wieder ab, doch zündeten sie noch vorher das Zeughaus an und sprengten – so weit in Eile thunlich – die Festungswerke. Im Jahre 1693 mit einem neuen französischen Heere hereinbrechend ließ der Dauphin den 13. (23.) Juli die unvertheidigte Festung durch den General Uxelles mit 400 Mann besetzen, was jedoch keinen Bestand hatte. Der damalige Schaden des Dorfes Asperg wurde zu 31.694 fl. berechnet. Auch Orte der Umgegend, Markgröningen, Schwieberdingen und Kornwestheim litten damals schwer durch Plünderung.

In Friedenszeit sanken im Dorfe den 6. Nov. 1725 zehn Häuser in Asche (Steinhofer W. Chr. 1, 847).

Als württembergisches Staatsgefängniß hatte Hohen-Asperg mehrere merkwürdige Gefangene innerhalb seiner Mauern, unter andern 1737–38 den berüchtigten Juden Joseph Süß Oppenheimer und 1777–87 den berühmten Dichter Christian Friedr. Dan. Schubart.

Unter der Reihe der Commandanten ist der durch seine abwechselnden Schicksale bekannte Phil. Friedr. von Rieger, ein Günstling Herzog Karls, darauf plötzlich in des Herzogs Ungnade gefallen, von 1762–67 in härtester Gefangenschaft – kurze Zeit auf dem| Asperg, dann auf Hohentwiel – gehalten, dagegen 1776 bis zu seinem Tode im Jahre 1782 Commandant auf demselben Asperg.
  1. Literatur: Hoch, Imman., Geschichte der würtemb. Veste Hohen-Asperg und ihrer merkwürdigsten politischen und anderer Gefangenen. Biffart, M., Oberlieutenant, Geschichte der württembergischen Veste Hohen-Asperg u. ihrer merkwürdigsten Gefangenen. Mit 5 Holzschnitten. Stuttgart, Aue 1858. 8.
  2. Die hier befindliche Civil-Festungsarrest- und Strafanstalt, in welcher 64 Gefangene hinlänglich Raum finden, für den Fall des Bedürfnisses aber die doppelte Anzahl untergebracht werden kann, erhält nur männliche Gefangene, und zwar:

    Festungsstrafgefangene, welche ihre Strafzeit statt in dem Zucht- oder Arbeitshause, auf der Festung zu erstehen haben und

    Festungsarrestanten, welchen statt den Bezirksgefängnissen der Aufenthalt während ihrer Strafzeit auf der Festung angewiesen wird.

    Dauert diese Strafzeit länger als drei Monate, so werden sie als Hausarrestanten, bei einer Strafzeit von drei oder unter drei Monaten aber als Arrestanten mit Festungsfreiheit behandelt.

    Durch eine Hausordnung vom Jahr 1852 ist die Behandlung dieser Gefangenen in der Strafanstalt genau geregelt worden.

    Bemittelte Arrestanten haben ihre Verpflegung auf eigene Kosten zu bestreiten und geben noch einen Beitrag für Heizung und Beleuchtung des Sommers mit 10 und des Winters mit 20 Kreuzer täglich; diese Gefangenen dürfen sich ihre Beschäftigung selbst wählen.

    Unbemittelte Arrestanten dagegen, sowie die Festungsgefangenen, werden vom Staate verpflegt und erhalten eine angemessene Beschäftigung in Copialien oder Papparbeiten, wobei ihnen ein Viertel des Verdienstes zu gute kommt.

    Der Festungscommandant ist zugleich Vorstand der Anstalt; dem Auditor der Festung ist das Justitiariat, und dem Kasernenverwalter die Ökonomieverwaltung übergeben; der Regimentsarzt und ein Unterarzt haben die Functionen als Hausarzt und Wundarzt übernommen.

    Bei der gegenwärtig kleinen Zahl der Gefangenen ist nur ein Aufseher angestellt, welchem ein aus dem Arbeitshaus Ludwigsburg der Anstalt zugetheilter Strafgefangener als Hofschäffer beigegeben ist.

    Die Seelsorge der Gefangenen ist dem evangelischen und katholischen Pfarrer der Festung übertragen; die Gefangenen werden jedoch nicht genöthigt, die Kirche zu besuchen. Der erste katholische Geistliche auf Hohen-Asperg wurde im Jahre 1817 ernannt.

    Ein Bewachungscommando gibt die Posten zur Sicherung der Anstalt, zu Überwachung der Gefangenen bei der Bewegung im Freien und Verhinderung der Communication mit Fremden oder Einwohnern.

    In den Jahren vom 1. Juli 1848 bis 30. Juni 1852 war die jährliche Durchschnittszahl der Gefangenen:

    54      037 Arrestanten mit Festungsfreiheit,
    008 Hausarrestanten,
    009 Strafgefangenen,
    065 Untersuchungsgefangenen,
    Zusammen 119 Gefangenen,

    welche sich in den letzten drei Jahren auf die jährliche Durchschnittszahl bis auf:

    28 Arrestanten mit Festungsfreiheit,
    03 Hausarrestanten und
    03 Strafgefangenen,
    zusammen 34 Gefangenen, vermindert hat.

    Bei der gesunden Lage der Festung und den geräumigen Zimmern der Anstalt zeigen sich keine besondere Krankheitsformen, wenn sie nicht etwa schon von den Gefangenen in die Anstalt gebracht werden.

    Im Laufe von 12 Jahren ist 1 Gefangener gestorben und 1 Gefangener wegen Geisteskrankheit entlassen worden; beide Fälle waren jedoch nicht Folge der Gefangenschaft.

    Bei einem Gefangenen-Stand von 54 Mann wären durchschnittlich jährlich 2 Kranke in ärztlicher Behandlung. Gegenwärtig kann kaum 1/12 Kranker auf das Jahr gerechnet werden.

  3. Spätere Schreibweisen: Ascisberc 1181 (Mone Zeitschr. 1, 104), Asperk 1191 (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 7), Asperc 1251 (Stälin Wirt. Gesch. 2, 447), Aschberg (Reyscher Statutarrechte 100).
  4. Des Markgröninger Stadtpfarrers Wendel Bilfinger wahrhaffte Beschreibung, was sich mit der Festung Asberg 1634–5 zugetragen, bei Schmidlin Beitr. 1, 197 ff.
Berichtigungen
  1. Berichtigung nach Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg#Errata: S. 174 u. 175 ist durch Versehen die Lage von Richtenberg zweimal angegeben.
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