« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg Kapitel B 6 »
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Benningen,


Gemeinde III. Kl. mit 1003 Einw., worunter 1 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

In dem freundlichen Neckarthale und theilweise an dem nördlichen Abhange gegen dasselbe, liegt 11/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt das nicht große, gedrängt gebaute Pfarrdorf, dessen ziemlich regelmäßig angelegten Ortsstraßen durchgängig gekandelt sind. Die meist mittelgroßen, theilweise kleinen Wohnungen verrathen die minder günstigen Vermögensumstände der Einwohner; sie sind aus Holz erbaut und größtentheils mit steinernen Unterstöcken versehen, im Allgemeinen übrigens nicht unfreundlich aussehend. Die Totalansicht des Dorfs bietet, namentlich von der Neckarseite, viel Malerisches.

Im südlichen Theile des Orts liegt etwas erhöht die im spät germanischen Styl erbaute Pfarrkirche; an der Ostseite derselben steht der viereckige massive Thurm mit schlankem spitzem Zeltdach, das im Jahre 1846, nachdem der Blitz das frühere Dach zerschmettert hatte, neu aufgesetzt wurde. Der untere Theil des Thurms ist sehr alt und ein tief eingehendes rundbogiges Fenster setzt die Erbauung desselben in die romanische Periode. Von den zwei auf dem Thurme hängenden Glocken ist die größere 1818, die kleinere 1705 gegossen. Das Innere der Kirche hat außer dem im germanischen Geschmack gehaltenen, achteckigen Taufstein nichts Bemerkenswerthes; derselbe trägt an seinem Fuß die Jahrszahl 1480 und an den Flachseiten folgende Wappenschilde: 1) das einfache württembergische Wappen mit den drei Hirschhörnern, 2) das württembergische Hüfthorn, 3) das vereinigte württembergische und mömpelgard’sche Wappen und 4) einen Schild mit einem Kreuz. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen in das untere, mit einem einfachen Netzgewölbe gedeckte Stockwerk des Thurms, das die Stelle des Chors vertritt. Der um die Kirche gelegene ehemalige Begräbnißplatz ist gegenwärtig noch mit einer hohen, mit Streben versehenen Mauer und Zwinger umgeben; an der Außenseite der Mauer ranken üppige Reben und tragen im Verein mit einem schönwüchsigen, an der Westseite stehenden Nußbaum Vieles zu der überaus malerischen Ansicht der Kirche bei. Die Unterhaltung der Kirche steht der| Stiftungspflege zu, die übrigens wegen Mittellosigkeit von der Gemeindepflege unterstützt werden muß.

Der im Jahre 1629 errichtete, dermalige Begräbnißplatz liegt außerhalb, südöstlich des Orts.

Das gut erhaltene Pfarrhaus liegt zunächst der Kirche frei und mit freundlicher Aussicht in das Neckarthal und nach dem jenseits des Flusses gelegenen Marbach; die Unterhaltung desselben hat der Staat zu besorgen.

Die beiden Schulhäuser liegen in mäßiger Entfernung von der Kirche; das eine zu Ende des vorigen Jahrhunderts erbaute und in neuerer Zeit namhaft verbesserte enthält ein geräumiges Schulzimmer für ältere Kinder und die Wohngelasse des Schulmeisters und eines Schulgehilfen; das andere 1841/42 erbaute steht zunächst dem ersteren und enthält die Lehrgelasse für die jüngeren Schulkinder. Eine Industrieschule besteht.

Das ansehnliche, im Jahre 1600 erbaute und in neuerer Zeit namhaft verbesserte Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First, steht nahe an der Neckarbrücke am nördlichen Ende des Dorfs, an dasselbe ist die Ortskelter mit vier Bäumen angebaut, welche vor etwa zehn Jahren die Gemeinde um 300 fl. von dem Staat erkaufte. Im Jahre 1842 erbaute die Gemeinde zwei öffentliche Backhäuser, von denen eines zugleich ein Waschhaus enthält. Ein Schafhaus ist vorhanden.

Der Ort wird durch fünf Pumpbrunnen das ganze Jahr hindurch mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen; überdieß fließt der hier gegen 450′ breite Neckar nahe an der nördlichen Seite des Dorfs vorüber, welcher durch sein Austreten nicht nur dem unteren eben gelegenen Theile des Orts, sondern auch den Thalwiesen und dem flach angrenzenden Ackerfelde öfters schadet. In einem hufeisenförmigen Bogen fließend bildet der Neckar, welcher nur 1/8 Stunde oberhalb des Orts die Murr aufgenommen, mit wenigen Abweichungen auf drei Seiten die Grenze der Ortsmarkung; sein gegen 1/8 Stunde breites wiesenreiches Thal hat diesseits ganz unbedeutende Gehänge, die theilweise als flaches Ackerfeld gegen den Fluß ziehen, während sich jenseits steile, schroffe Gehänge amphitheatralisch anlehnen, von denen die südlich geneigten, für den Weinbau benützten vortreffliche Weine liefern.

Die Ortseinwohner sind im Allgemeinen fleißig; von ihnen bekennen sich etwa 1/4 zur Secte der Pietisten.

Als Sohn des Pfarrers wurde allhier geboren den 9. Mai 1796 Aug. Fried. (v.) Pauly, zu Tübingen in der Theologie gebildet,| zuletzt Professor am obern Gymnasium zu Stuttgart (seit 1830) und zugleich Mitglied des K. statistisch-topographischen Bureaus (seit 1840), gestorben den 2. Mai 1845. Er war ein Mann von vielem Geist, bedeutender Lehrgabe und namhaften schriftstellerischen Verdiensten im Fache der Philologie und württembergischen Vaterlandskunde (s. Nekrolog in Würt. Jahrb. Jahrg. 1845. Heft 1. S. 1–11).

Die Vermögensumstände der Einwohner sind mittelmäßig; der Begütertste besitzt nur 30 Morgen, während den sog. Mittelmännern etwa 15 Morgen, den minder Bemittelten aber nur 1–2 Morgen zukommen. Etwa 10–12 Personen erhalten beständig Unterstützung von Seiten der Gemeinde, welche ausnahmsweise schon an 40 Personen Hilfe zu leisten hatte. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; Unbemittelte suchen sich durch Taglohnarbeiten ihr Auskommen zu sichern.

Die mit Ausnahme der Neckarthalgehänge ziemlich ebene Markung ist im Verhältniß zu der Einwohnerzahl nicht ausgedehnt, daher auch die kleine Vertheilung der Grundstücke, welche größtentheils nur 1/4 Morgen betragen. Der Boden besteht auf der westlichen Anhöhe aus einem von Muschelkalk unterlagerten fruchtbaren Diluviallehm, wird aber dem Thale näher gelegen steinig, minder fruchtbar und ist meist von Geröllen und Sand unterlagert. Die Steilabhänge mit ihren Muschelkalkböden eignen sich sehr gut für den Weinbau.

Auf der Anhöhe nördlich vom Ort wird der Lettenkohlensandstein, der vortreffliche Werksteine liefert, aus mehreren Brüchen gewonnen; überdieß gewinnt man an vielen Orten Muschelkalk zu Straßenmaterial und Mauersteinen.

Die Luft ist gesund und mild, im Thale etwas feucht; die Ernte tritt um einige Tage früher als in den Nachbargegenden ein. Hagelschlag ist seit dem Jahr 1840 nicht mehr vorgekommen.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiße betrieben, übrigens ist der deutsche Wendepflug immer noch häufiger als der Brabanter. Im Dreifeldersystem mit zur Hälfte angeblümter Brache baut man vorzugsweise Dinkel, Hafer und Wicken, weniger Gerste, auch Hirsen, jedoch nur für den eigenen Bedarf. In der Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen Welschkorn, Mohn, Sommer- und Winterreps, Hanf etc. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 7 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Hafer und 3 Scheffel Gerste angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 120 und 325 fl. Nach Außen werden jährlich etwa 250 Scheffel Dinkel und 50 Scheffel Hafer verkauft.

| Die Wiesen, welche nicht bewässert werden können, liefern ein gutes, nahrhaftes Futter und zwar im Durchschnitt von dem Morgen 25 Centner Heu und 8 Centner Öhmd; letzteres fehlt in trockenen Jahrgängen, wegen des sandigen Bodens, zuweilen gänzlich. Die Preise eines Morgens Wiese steigern sich von 140–320 fl.

Die Weinberge liegen größtentheils an dem sog. Weingartsberg, einer steilen, südlich geneigten Halde jenseits des Neckars, ein kleinerer Theil diesseits des Flusses, an einem ebenfalls südlich geneigten, steil abfallenden Abhange, der sich von Hoheneck in der Richtung gegen Marbach hin zieht. Auf den Morgen pflanzt man 1600 Stöcke und zwar meist Trollinger und Elblinge; der dunkelrothe, gerade nicht besonders haltbare Wein wird zu den besten des Bezirks gezählt. Die Preise eines Eimers betrugen in den Jahren 1846 66–70 fl., 1847 34–40 fl., 1848 20–26 fl., 1849 25–31 fl., 1850 20–26 fl., 1851 32–40 fl., 1852 42–50 fl., 1853 30–36 fl., 1854 55–64 fl., 1857 42–70 fl. und 1858 35–54 fl. Der Morgen erträgt durchschnittlich vier Eimer und kostet in den besten Lagen gegen 1000 fl., in den geringsten 160 fl.

Die Obstzucht wird in großer Ausdehnung gepflegt; man zieht hauptsächlich Mostsorten, übrigens auch Tafelobst, wie Reinetten, Lederäpfel, Bietigheimer, Rosenäpfel, Apricosen, Pfirsiche etc. Die Kirschenbäume sind meist neu gepflanzt. Das Obst wird größtentheils im Ort selbst verbraucht.

Die Gemeinde besitzt 300 Morgen Waldungen, welche sie im Jahre 1842 für eine sog. Hardtberechtigung (vergl. Beihingen) erhielt; sie liegen im Oberamtsbezirk Marbach und sind mit verschiedenen Laubholzarten, denen viel Eichenoberholz beigesellt ist, bestockt. In 20jährigem Umtrieb liefern sie alle zwei Jahre 12.000 Stück Wellen, von denen jeder Bürger und jede verehlichte Wöchnerin 40 Stücke erhalten; überdieß werden aus dem Eichenoberholz etwa 500–600 fl. erlöst, welche in die Gemeindekasse fließen.

Eigentliche Weiden sind nur wenige vorhanden, welche nebst der Herbstweide zur Schäferei um jährlich 300 fl. verpachtet werden, daneben die Pferchnutzung der Gemeinde etwa die gleiche Summe einträgt.

Die Rindviehzucht ist wegen des stark vertheilten und nicht ausgedehnten Güterbesitzes nicht sehr bedeutend und beschränkt sich hauptsächlich auf eine gewöhnliche Neckarrace, die durch drei tüchtige Farren nachgezüchtet wird. Die Unterhaltung des Faselviehs besorgt ein Ortsbürger im Namen der Gemeinde und erhält hiefür, neben der Nutznießung von vier Morgen Wiesen, jährlich 170 fl. Der| Handel mit Milch, den etwa 15 Personen nach Marbach, Ludwigsburg und Pleidelsheim treiben, bringt gegen 1000 fl. jährlich in den Ort; überdieß wird Vieh auf benachbarten Märkten abgesetzt.

Die Schweinezucht ist unbedeutend, so daß weit mehr Ferkel eingeführt, als im Ort gezüchtet werden.

Geflügel wird häufig gezogen und mit demselben ein lebhafter Handel getrieben; die Bienenzucht ist von einigem Belang.

Die Fischerei liefert Weißfische, Barben, Schuppfische, seltener Aale und Hechte. Das Fischrecht haben die mit Wiesenbesitz an den Neckar grenzenden Bürger.

Was die Gewerbe betrifft, so dienen diese, mit Ausnahme einiger auch nach Außen arbeitender Meublesschreiner, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Eine Staatsstraße führt von Ludwigsburg nach Groß-Bottwar und Marbach durch den Ort und überdieß ist eine Vicinalstraße nach Beihingen angelegt. Jene wird, wenn die Schiffbrücke in Neckarweihingen nicht gangbar ist, häufig benützt, indem bei Benningen eine bedeckte, hölzerne, auf drei steinernen Pfeilern ruhende Brücke über den Neckar führt, welche im Jahre 1785/87 an der Stelle der früheren vom Staat erbaut wurde; von einer ältern, wohl aus der Römerzeit herstammenden Brücke finden sich noch Pfeilerreste unter dem Wasser südöstlich vom Ort, zunächst der sog. Burg, wo eine römische Niederlassung stand.

Außer den schon erwähnten römischen Niederlassungen (s. den allgem. Theil) finden sich etwa 1/2 Stunde südwestlich vom Ort auf dem sog. Königsrain noch schwache Spuren abgegangener Gebäude, und vor etwa 25 Jahren wurde daselbst ein altes Grab aufgedeckt, das ein menschliches Skelett mit bronzenen Armringen enthielt.

Über den günstigen Stand des Stiftungs- und Gemeindehaushalts s. Tab. III.

Die älteste Schreibung des Ortes Benningen (sonst auch Binningen) ist Bunninga (779), Buninga (978), Bueningen (1263). Genannt wird er erstmals im Jahre 779 in einer Urkunde des Klosters Fulda, welches durch die Gunst eines Grafen Kunibert allda Besitzungen erhielt (Cod. dipl. Fuld. ed. Dronke 39). Hiesige Güter kamen im Jahre 978 in den Besitz des Hochstiftes Speier (Wirt. Urk. Buch 1, 223), andere im 11. und 12. Jahrhundert, zum Theil als Geschenk Nibelunc’s von Weiler, an das Kloster Hirschau (Cod. Hirsaug. 30b. 41b. 42b.), welches im Jahre 1263 einen hiesigen Hof an das Kloster Steinheim verkaufte; der hiesige „Wendershof“ gelangte im Jahre 1291 durch Schenkung Albert Hacks von Hoheneck| an das Kloster Bebenhausen (Schmid Pfalzgr. v. Tüb. Urk. 97). Eine Fruchtgült hatte hier der Eßlinger Spital bereits im Jahre 1304 und um dieselbe Zeit das St. Clara-Kloster in Eßlingen Liegenschaften; einen Hof und Weinberge besaß im Jahre 1350 der Dominicanerorden zu Gmünd.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatten die Grafen von Veringen Besitzungen, namentlich auch den Kirchensatz; Gräfin Catharina von Veringen, Gemahlin Graf Hugo’s von Reichenberg (im Elsaß), überließ solche mit dem Dorfe Thamm (s. d.) im Juli 1351 an die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg.

Das Dorf war ursprünglich eine Zugehörung des Amtes Marbach, dessen Schicksale theilend es im Jahre 1463 von Graf Ulrich von Württemberg als Gefangenem des Pfalzgrafen Friedrich diesem zu Lehen aufgetragen werden mußte, und erst im Jahre 1504 wieder allodificirt wurde.

Den hiesigen Kirchensatz hatte der ebengenannte Graf von Reichenberg und seine Gemahlin, welche ihn ererbt hatte, schon den 5. Jan. 1346 an den Grafen Ulrich von Württemberg, Probst zu St. Guido zu Speier, für 60 Pf. verkauft. Damals bestund neben der Pfarrstelle schon eine Frühmeßstelle, deren Stiftung dieser Probst bereits am 22. Apr. 1345 bestätigt hatte und welcher obige Gräfin Catharina als Wittwe den 5. Febr. 1352 ihren hiesigen Weinzehnten übergab. So wird auch im 15. Jahrhundert neben der Pfarrstelle noch eine Frühmesserei aufgeführt (Würdtwein Subs. 10, 332).

Der Altar in der Kirche war den 11.000 Jungfrauen geweiht.

Am 7. Mai 1453 schenkte Graf Ulrich von Württemberg die Kirche dem Stift Backnang, welchem er auch im Jahre 1459 den halben hiesigen Zehnten im Tausch überließ (Steinhofer W. Chr. 2, 952. 1021).

Die Nomination auf die Pfarrei hängt von königl. Collatur ab.


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