« Kapitel B 22 Beschreibung des Oberamts Künzelsau Kapitel B 24 »
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23. Hollenbach,
Gemeinde III. Kl., Pfarrdorf, mit 718 Einw., wor. 6 Kath., Fil. von Roth, OA. Mergentheim, und 38 Isr. zur Synag. Hohebach.

In der äußersten Nordostecke des Bezirks auf der waldreichen Hochebene zwischen Jagst und Tauber liegt das schöne Dorf Hollenbach in tiefer Einsamkeit. Es ist, als läge eine feierliche, geisterhafte Stille auf dieser Hochebene, auf der einst der Kultus von Donar und Holla, der weißen Frau, blühte, und die getränkt ist mit dem Blute der letzten Opfer des dreißigjährigen Krieges, aus welchem Hollenbach als der letzte Rest einer mit Weilern und Siedlungen bedeckten Landschaft sich gerettet hat. Es sind nämlich in der Umgebung Hollenbachs theils auf dem Gebiet des Bez. Künzelsau theils des Bez. Mergentheim nicht weniger als 7 Orte abgegangen. Den einzigen Reiz gewährt der an Obstbäumen armen Hochebene der Reichthum an herrlichen Wäldern.

Hollenbach selbst liegt in einer Einsenkung, die nach Westen dem Jagstthal zugeneigt ist. Durch das Dorf fließt der Häußernbach oder Hollenbach, der sich auf dem halben Weg nach Ailringen mit dem obern und untern Maisenbach vereinigt. Das Klima ist der hohen Lage des Ortes entsprechend rauh, doch gedeihen noch Gurken und Bohnen in den Gärten. Die Winde pflegen stark aufzutreten. Gewitter sind nicht häufig, da sie meist | den nahen Flußthälern des Kochers, der Jagst und Tauber zuziehen. Hagelschlag ist selten.

Der saubere Ort ist durch den Häußernbach oder Hollenbach in zwei Hälften getheilt und liegt etwas erhöht an den beiden Ufern desselben. Die Häuser sind durchgängig wohlgebaut und getüncht, wie auch mit Ziegeldächern versehen. Im nordwestlichen Theil des Dorfes steht, umgeben von Pfarrhaus und Schule und beschattet von einer mächtigen, alten Linde mit 25 Fuß im Umfang, der leider der Sturm die Krone abgebrochen hat, die große Kirche, dem h. Stephanus geweiht. Es ist ein durch verschiedenen Umbau eigenthümlich gestaltetes Gebäude, dessen Schiff erst im vorigen Jahrhundert angebaut ward. Der Chor hat ein zweifaches Kreuzgewölbe in frühgothischem Stil. Auf den Schlußsteinen sieht man ein Eichenblatt und ein fünffaches dreimal zierlich in einander gelegtes Kleeblatt ausgemeißelt.

Der untere Theil des Thurmes war ursprünglich eine Vorhalle, deren Wulste noch wahrnehmbar sind, und wurde zu einer Kapelle mit Kreuzgewölbe und schönen Trägern um 1300 bis 1340 umgebaut.

Das Schiff der Kirche ist geräumig und hell. Der Thurm hat noch 4 Fenster im Rundbogen. Auf demselben hängen drei Glocken, von denen eine von Schweinen in Ozendorf ausgegraben sein soll. Die große hat die Inschrift:

Gottes Wort bleibt ewig,
Glaub dem mit That, bist selig.

Christoph Glockengießer gos mich 1581. Die mittlere Glocke hat oben den Spruch: Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Luc. 11. 15, 28, unten am Rand: Hohenl. Newenstein. Gem. Herrschaft 1672 und auf 2 zierlichen Medaillons an den Seiten die Wappen der Gießer mit der Umschrift: M. Steffan Bruncler und Johannes Arnolt. Die kleine Glocke hat das Wappen Karl Ludwigs v. Hohenlohe und die Inschrift: In Gottes Namen gos mich Johann Leonhard Lösch von Morsbach nach Hollenbach. Sola bona quae honesta.

Neben dem Eingang in die Kirche ist ein Grabdenkmal mit der Inschrift: Anno 1612 am Tag Mariä Lichtmeß, welcher war der zweite Tag Februarii, ist in Gott seliglich entschlafen der ehrenfest und mannhaft Herr Georg Herbst, gewesener Vogt allhie, nachdem er 13 Züg wider den Erbfeind christlichen Namens, den Türken, und andere Feinde der Christenheit löblich | verrichtet. Dem Gott und uns allen an jenem grossen Tag eine fröhliche Auferstehung gnädiglich verleihen wolle. Amen. Wib. 4, 313.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Kirchengemeinde.

Der Begräbnisplatz liegt westlich außerhalb des Ortes und wurde 1838 angelegt.

Das saubere, von Hof und Garten umgebene Pfarrhaus, westlich neben der Kirche gelegen, ist 1737 neuerbaut. Die Baulast ist Sache der Staatsfinanzverwaltung.

Neben dem Pfarrhause steht das 1841 neuerbaute, wohnliche Schulhaus mit 2 Lehrzimmern und der Wohnung des ständigen Lehrers; der unständige Lehrer hat seine Wohnung im Rathhaus.

Das Ernennungsrecht für die Pfarrstelle und Schulstelle hat der Fürst von Hohenlohe-Langenburg.

Am südlichen Ende des Dorfes gegen Mulfingen steht das 1864 von der Gemeinde gekaufte und eingerichtete Rathhaus, früher eine Ziegelhütte. Über der Kellerthüre desselben befindet sich die Inschrift: M. I. K. 59 und dazwischen ein Zieglermodel. Dasselbe ist in gutem Stand und gewährt für die Gemeindebehörden ausreichenden Raum.

Mitten im Dorf steht das frühere Amtsgebäude, in welchem sich bis 1790 ein fürstliches Rentamt befand, ein ansehnlicher Bau mit einem Renaissancegiebel auf der Ostseite. Über der Hausthür die Jahreszahl 1786. Jetzt ist das Amthaus in Privathände übergegangen.

Am südwestlichen Ende des Dorfes ist ein fürstlich hohenlohe-langenburgisches Forsthaus, Wohnung eines Revierförsters. Die Gemeinde besitzt ein Armenhaus und ein Schafhaus. Die Israeliten haben einen kleinen Betsaal in einem Privathause.

Mit Trinkwasser ist der Ort reichlich versehen, doch erhält dasselbe bei starkem Regenwetter leicht einen Beigeschmack und ein trübes Ansehen (Jauche). Brunnen sind 2 laufende, bei 50 Pumpbrunnen und 4 Schöpfbrunnen vorhanden. Die früher im Osten und Nordosten der Markung befindlichen Seen sind jetzt zu Wiesen umgewandelt.

Steinbrüche, welche aber nur ganz gewöhnliches Material liefern, sind im westlichen Theil der Markung.

Vom Herrenholz aus genießt man eine freundliche Aussicht nach Süden und Westen bis zum Katzenbuckel.

Von Straßen berühren den Ort und die Markung die | Staatsstraße von Ailringen nach Niederstetten und Mergentheim, die Vizinalstraße nach Mulfingen, Steigerbach und Herbsthausen.

Zwei steinerne und eine hölzerne Brücke führen im Ort über den Bach; auf der Markung befinden sich ein Brückchen und zwei hölzerne Stege über den Häußernbach und den Maisenbach.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den günstigsten des Oberamts. Der größte Grundbesitz in einer Hand beträgt 28 Hektar an Feld und Wald, der mittlere 10 bis 20 Hektar, die ärmeren Leute besitzen 2–3 Hektar. Außer der großen Markung haben die Ortsbürger noch ansehnliche Güterstücke auf der Markung Ailringen und Mulfingen.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht. Gewerbe sind verhältnismäßig zahlreich vertreten, besonders Schuhmacher, Weber und Zimmerleute, welche auch nach Außen arbeiten. Der Handel der wenigen israelitischen Familien bedeutet nicht viel. Von größerem Gewerbebetrieb ist vorhanden eine Ziegelei und eine Bierbrauerei mit Wirthschaftsgerechtigkeit, neben welcher noch 6 Schildwirthschaften (für 718 Einwohner) bestehen. Den nothwendigen Bedarf an Waaren liefern ein Kaufmann und zwei Krämer. Auch werden zwei Märkte, jedoch ohne größere Bedeutung gehalten.

Die ausgedehnte Markung ist wegen ihrer ebenen Lage für den Landbau sehr günstig trotz des rauhen Klimas, der Boden unter der leichten Humusdecke meist lehmhaltig und schwer, aber nicht steinig, und erweist sich bei guter Düngung als mittelfruchtbar.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert gutes Futter. Die Wiesen sind meist zweimähdig, nur wenige dreimähdig. Wässerung wird auf ca. 30 Morgen geübt. Die bessere Lage der Wiesen gibt 25 Zentner Heu, 12 Zentner Öhmd auf den Morgen. Viel Futter wird verkauft.

Weinbau gestattet die hohe Lage der Markung kaum mehr.

Die Standesherrschaft Hohenlohe-Langenburg besitzt schöne Waldkomplexe auf der Markung, die Gemeinde nur 18 Morgen Laub- und 8 Morgen Nadelwald, deren Ertrag in die Gemeindekasse fließt.

Die Markung hat eine gute Weide von ca. 123 Morgen, welche von dem Ortsschäfer mit einheimischen Schafen befahren wird. Pacht wird nicht bezahlt. Dagegen trägt die Pferchnutzung der Gemeinde 2400 M. Die Allmanden sind gegen | ca. 50 M. an Bürger zum Anbau verliehen. Die 22 Morgen Güter, welche Gemeindeeigenthum sind, werden theils vom Ortsschäfer, theils vom Farrenhalter benützt.

Schafe von gewöhnlicher deutscher Rasse laufen im Sommer ca. 900, im Winter 600 auf der Markung.

Neben der Kirchen-Stiftung sind 2 Armenpflegstiftungen, nemlich von Michael Albrecht mit 75 fl. und dem † Schultheißen Georg Weidmann mit 100 fl., vorhanden.


Alterthümer. Wie oben erwähnt, sind auf der Markung Hollenbach mehrere Orte abgegangen, nemlich: 1. Albertsdorf, vorder und hinter Albertsdorf, nordwestlich vom Ort, früher getheilt zwischen Ozendorf und Hollenbach, also schon vor Ozendorf abgegangen. Im vordern Albertsdorf gab es noch bei Menschengedenken Weinberge. 2. Althollenbach, früher mit eigener Markung von 446 Morgen, getheilt in den obern und untern Hof, lag südöstlich vom Ort, es ist aber weder ein Brunnen noch ein Mauerrest zu finden. Das Feld ist zwischen Hollenbach und Roth getheilt. 3. Igelstrut siehe OA.Beschr. Mergentheim S. 564. 4. Ozendorf, eigentlich Azendorf, mit einer Markung von 1256 Morgen, im Norden von Hollenbach gegen Hachtel. Es findet sich dort noch ein Brunnen, der früher einen Trog hatte. Nach der Sage hatte Ozendorf 18 Bürger und trieb auch Weinbau. 5. Seelach, Salach nahe bei Hollenbach, nach Westen Ailringen zu gelegen, hatte 12 Bürger. Nur der Name „Weileräcker“ erinnert noch an den Ort. Brunnen und Gemäuer sind nicht vorhanden. Eine alte von Rasen überwachsene Straße führte nach Wachbach und eine zweite Herbsthausen zu. In dem Theil der Markung, der an das Schlachtfeld von Herbsthausen grenzt, finden sich noch Hufeisen, auch in der Roßklinge. Auf der Flur „rother See“ liegt ein alter Kreuzstein.

Von Flurnamen sind zu erwähnen das Bischofsholz, Bersten, Brummersroth, Häußern (Althollenbach?), Fritzenthal, Lützlensgrund, Lixen, Mönchswald (früher Schönthal, oder dem Deutschorden, jetzt dem Staat gehörig), Schenkenwald, dem Fürsten von Hohenlohe-Langenburg gehörig, Schenkenberg, auch bei Ripperg in der Markung Hohebach (? ob früher den Schenken von Limpurg gehörig, welche an der mittleren Jagst begütert waren, und wozu der Name Kallenberg und Kallenholz, alt Kolbenberg, | recht gut paßte, da die Colbones Vorfahren der Schenken von Limpurg sind), Mehlbaum, Stuhl, Regenbach, Reuperslöhlein, Pfingstberg, Harte Winden, Urbenrain, früher auch: beim Diebsbaum, Schelmenfirnz, im Erthal, Tazen, Freihartsacker, im Ansbach, Molkenberg, Mosenbach, Erelbronn, zum Stall, Berg ob der Grynnerin s. Ailringen.


Hollenbach, alt auch Holenbach (der Bach der Frau Holla?) mit Adolzhausen und Herbsthausen auf dem „Eigen“ gelegen, W. F. 6, 491, ist ein alter Mittelpunkt germanischen Kultus, cfr. oben die weiße Frau und den Dünnersberg, Berg des Dunar auf Mulfinger Markung, aber an die Hollenbacher stoßend, vielleicht auch Albersdorf, wie Albertsdorf in den alten Verzeichnissen heißt. Nach Fries Chronik von Würzburg 411, 425 soll es schon vom 9. Jahrhundert an in den Urkunden erscheinen. Doch ist keine aus dieser Zeit bekannt.

Es gehörte zum Hausbesitz („Eigen“) der Grafen von Hohenlohe, welche dort das Deutschordenshaus in Mergentheim mit Wald, Einkünften und Kochsalz begabten, Reg. 1219. 22. 23. Durch Kauf erwarb der Deutschorden noch weiteren Besitz 1268. 76. 13.

Neben den Grafen von Hohenlohe hatten die Edelherren von Jagesberg Besitz in H., der aber auch durch Kauf an den Deutschorden kam (1229).

Auch das Johanniterhaus in Mergentheim, sowie Kloster Schäftersheim hatte Einkünfte in Hollenbach (Reg. 1554/55). Nach dem Saalbuch von Jagstberg von 1593 besaß der Bischof von Würzburg Zins- und Lehengüter zu H. Als hohenlohische Lehensleute saßen ritterliche Dienstmannen in Hollenbach, später Herren von Stetten (v. Haltenbergstetten 1357). Von ritterlichen Herren hatten weitern Besitz in Hollenbach: die Herren von Gabelstein (1300), die Familie Klieber 1350, die Lesch 1363, die v. Rothenburg 1364 und Berlichingen 1491.

Durch Verehelichung mit Anna von Hohenlohe, der Witwe Konrads v. Brauneck, kam Konrad v. Weinsberg um 1396 in den Besitz von Hollenbach, das er 1422 an den Erzb. Konrad von Mainz und Bischof Johann von Würzburg auf Wiederlösung sammt andern Dörfern, als Adolzhausen, Elpersheim, Wermuthshausen, Nassau, Neubronn, Queckbronn, Schäftersheim und Streichenthal verkaufte, aber bald wieder löste. An Hohenlohe gelangte es wahrscheinlich mit Weikersheim durch den Tod | Konrads von Weinsberg zurück 1448. Fortan verblieb es im Besitz der Grafschaft Hohenlohe, kam bei der Theilung 1555 an Hohenlohe-Neuenstein und theilte die Geschicke der Grafschaft Weikersheim. 1634 vom Kaiser Ferdinand II. als Besitzung des geächteten Grafen G. Friedrich sequestrirt, kam es 1637 durch Schenkung des Kaisers unter den Deutschorden, der aber 1649 den hohenlohischen Besitz in H. wieder zurückgeben mußte. Die weiteren Herrschaftsverhältnisse s. bei Hohebach und Dörrenzimmern.

Seit der Zeit Karls des Großen war Hollenbach Sitz eines Centgerichts, zu welchem der Centbezirk Weikersheim mit Schäftersheim, Nassau, Elpersheim, Bronn, Honsbronn, Queckbronn, Ebertsbronn[ER 1], Vorbachzimmern, Laudenbach, Hagen, Adolzhausen, Herbsthausen, die abgegangenen Orte Rohhof, Westerberg, Dunkenrod, Radolzhausen, Schönthal, Niederhausen, sämmtlich im Oberamt Mergentheim, aber auch Mäusberg (?), Steigerbach und Althollenbach im OA. Künzelsau gehörte. W. F. 6, 45. Die Centgrenze des Gerichts Jagstberg lief von Ailringen am Bach die Steige hinauf zwischen H. und Seelach hindurch, welches letztere aber schon zur Cent Jagstberg gehörte. An die Cent erinnert noch der Stuhlacker und der Centbaum zwischen Herbsthausen und Hollenbach. 1360 gestattete Kaiser Karl IV. Kraft von Hohenlohe, die Cent nach Weikersheim zu verlegen, doch verblieb den 3 Dörfern auf dem Eigen ihr eigenes Gericht, welchem G. Wolfgang 1603 ein eigenes Siegel, einen getheilten Schild oben mit einem halben goldenen Löwen im schwarzen Feld, unten die 2 in einander geschobenen Buchstaben H A in Gold verlieh, W. F. 4, 136. 1677 wurde in H. wieder eine Richtstätte aufgerichtet, aber 1719 wieder beseitigt, W. F. 6, 45.

Hollenbach hatte einen Graben und 2 Thorthürme, den einen gegen Herbsthausen, der vor ca. 50 Jahren abgebrochen wurde, und einen zweiten früher beseitigten gegen Ailringen zu. Nach dem Jagstberger Saalbuch hatte Jagstberg ein Öffnungsrecht an dem „alten großen Thurm gegen der Kirche“ zu. Ein Übelthäter, der sich wegen Mords oder anderer Übelthat in den Thurm flüchtete, war die nächsten 3 Tage gesichert, Wib. Band 2 S. 963–65. Der Thürmer mußte aber binnen 2 Tagen Nachricht von dem Eintreten des Missethäters geben. Nach Akten des Amts Jagstberg gab es eine Hasengasse, Hefnersgasse, eine Gluckengasse, in derselben den Wolframsthurm.

| Das hohenlohische Amt Hollenbach umfaßte Hollenbach, Adolzhausen, Herbsthausen, Hohebach mit seinen 3 Parzellen, Dörrenzimmern und Stachenhausen, Ohrenbach, Steinbach, Büttelbronn, Wolfsölden, Berndshausen, Etzlinsweiler, Mäusberg und Sichertshausen, soweit sie Weikersheim zustanden (Bauer). 1806 württembergisch geworden, gehörte Hollenbach 1809–11 zum Oberamt Mergentheim.

Zu Hollenbach ist geboren Joh. Chr. Friedr. Meister, Prof. der Rechte zu Frankfurt a. d. Oder 1792–1811, zu Breslau 1811–19.


Kirchliches. Zur Pfarrei Hollenbach gehörte bis 1453 Adolzhausen, Herbsthausen und Schönthal, abg. Dunkenrod, Radolzhausen und Reckertsfelden, welche drei 1514 noch standen (Mayer Koll.), Roth, das erst 1629 von Hollenbach losgerissen wurde, ohne Zweifel auch Ozendorf und Seelach. Neben der Pfarrei scheint eine Frühmeßpfründe zu St. Nicolai bestanden zu haben, s. Reg. 1363, obwohl sie der lib. synodalis s. württ. Vierteljahrh. 1879, 283 nicht erwähnt.

Die Baulast am Pfarrhaus hatte der Deutschorden, die der Kirche war zwischen der Herrschaft Hohenlohe und dem Deutschorden streitig (um 1600). Den Kirchsatz hatte der Deutschorden von den Grafen von Hohenlohe erhalten Reg. 1219. 1223, aber in der Reformationszeit muß er an Hohenlohe zurückgekommen sein. Doch besaß ihn Hohenlohe 1500 noch nicht. W. F. 4, 260 ff. Die Reformation konnte erst durch die Visitation 1556 eingeführt werden. Der Pfarrer Joh. Durst konnte weder das Vaterunser noch den Glauben auswendig, wußte auch nicht wo das Vaterunser geschrieben steht. Wib. 1, 350. Auch hatte die Kirche einen Hubertusschlüssel wie die zu Gröningen OA. Crailsheim, der gegen Biß wüthender Hunde gebraucht wurde und nur gegen gute Bürgschaft ausgeliehen wurde, s. Visit.-Akten W. Vierteljahrshefte 1880 Heft 2. Eine Schule bestand schon 1541.


Pfarrer: Gotfried 1230, Wib. 1, 153. Eberhard Dekan (nach Gernods v. Mulfingen Resignation 1348) 1358. 1363. Staatsarch. OA.Beschr. Mergenth. 446. Jakob Stolz 1422 und 1431. Wib. 2, 153. Balthasar Wayser 1453, Wib. 2, 352. Johann Durst 1556–1560. Georg Batzer v. Öhringen 1560–70, kommt nach Orendelsall. M. Vit. Dreu 1571. Johann Götz bis 1587. Mich. Regius 1587–89. Georg Martin 1575–80 Pf. in Archshofen, 1589 | bis 1613. M. Lud. Lang bis 1632. G. Seiz 1635 (v. Schäftersheim). Mich. Krieg aus Braunschweig, 1626 Stadtpf. in Weikersheim, 1635–39. Joh. G. Guttermann (s. Hohebach) 1639–46. Matthias Planer (so das Kirchenbuch von Dörzbach) 1646–81. Joh. Eberh. Ans 1681–96, kommt nach Assumstadt. Otto Friedr. Weber, Pf. in Dörrenzimmern 1684. Holl. 1696–1734, Jubiläus und Konsistorialis. Joh. Ge. Schenk v. Hemmersheim, Pf. in Archshofen 1717, Holl. 1754–50. Fr. Alb. Meister von Weikersheim, Pf. in Wachbach 1741, Holl. 1754–69, Hofprediger in Weikersheim s. d. Joh. Fr. E. Ilg, Pf. in Nassau 1759, Holl. 1769–1801. J. Fr. v. der Pfordt, Münster 1780–1803, Holl. 1803–27. Ch. Fr. E. Diezel Nassau 1809, Holl. 1827–29. Lud. Fr. Meister, Pf. in Adolzhausen 1808, Elpersheim 1820, Holl. 1829–67. Ebert, Joh. E. Pf. in Adolzhausen 1847, in Holl. 1867.

1219. Heinrich und Friedrich v. Hohenlohe geben dem Deutschordenshaus in Mergentheim 1/3 des Waldes in Holenbach, den sie von ihrem Bruder Andreas ertauscht. W. U. 3, 95.

1219 22. Dez. Heinrich von Hohenlohe tritt seinen gesammten Besitz in Holenbach und alle seine Eigenleute, (tam milites quam rusticos) mit Ausnahme der Bauern in Mergentheim an seine Brüder Gottfried und Konrad ab. W. U. 3, 97.

1222 22. Juni beurkundet B. Otto v. Würzburg, daß Gottfried und Konrad v. Hohenlohe dem Deutschorden in Mergentheim statt des versprochenen Zehnten zu Mergentheim, würzb. Lehen, einstweilen andere Einkünfte, darunter Holenbach mit dem Kirchsatz und allen Zugehörungen übergeben haben. W. U. 3, 136.

1223 21. Nov. Gottfried von Hohenlohe und seine Gattin Richza geben dem Deutschorden den Kirchsatz zu Holenbach, übernehmen aber den Schutz der Zinsleute des Ordens. W. U. 3, 141.

ca. 1229 entsagt Konrad Reizo den Erbansprüchen an die Güter zu Holenbach, welche Siboto v. Jagesberg daselbst an den Deutschorden verkauft hat. W. U. 3, 243.

1243. Burkhard von Hollerbach Schultheiß v. Schweinberg, Zeuge Krafts v. Boxberg (B.), gehört nicht hieher, sondern nach Hollerbach bei Buchen (bad.).

1268 11. Aug. verkaufen Kraft v. Hohenlohe und seine Gattin Willebirg 11 Pfd. Gülten zu H. an den Deutschorden. Staatsarch. Stälin 2, 569.

1276 20. Febr. Heinrich v. Hohenlohe und seine Gattin Lucard verkaufen das Neugereut bei Holenbach, genannt Ruit (Dorf Roth), und alles, was sie selbst zu H. haben und was an Konrad v. Lutenbach versetzt ist, an den Deutschorden. Unter den Zeugen Heinrich von Holenbach, Ritter und sein Schwiegersohn Richard. Staatsarch. W. F. 4, 120.

1291. H. v. Hollenbach Altschultheiß Zeuge für Gebhard v. Bruneck W. F. 1853, 83.

1313. Konrad Marschall von Holnbach Zeuge für Konrad von Hohenlohe und seine Gattin Elsbeth. W. F. 1848, Arch. 12.

1300. Gernot von Gabelstein verkauft einen Leibeigenen zu H. an den Deutschorden für 6 Pfd. Staatsarch.

| 1336. Vasold von H. Edelknecht s. Hohebach.

1350. Walter und Friedrich gen. Klieber empfangen den Wilhelmshof zu H. als Lehen von Kraft von Hohenlohe. H. Arch. 1, 335.

1357. Fritz von Stetten, gesessen zu Rothenburg, und Heinrich sein Bruder zu Holenbach Zeugen in einer Schönthaler Urkunde. W. F. 4, 182. 8, 293.

1363. Hans Lesch von Mergentheim verkauft dem St. Nikolaus zu Hollenbach sein Gut um 43 Pfd. Zeuge der Dechant und Heinz von Stetten. Wib. 1, 152.

1364. Konrad von Hall, Custos zu Haug in Würzburg stiftet an den St. M. Magdalenenaltar daselbst Güter und Gülten zu Hollenbach, Igelstrut, Hohenrod und Nieder-Mulfingen. Ludwigsb.[ER 2] Arch.

1376. Hans von Rothenburg gibt an die Kirche des heiligen Stephan zu Hollenbach etliche leibeigene Leute um 34 Pfd. Öhr. Arch.

1406. Konrad von Weinsberg bewilligt Peter Meglin und Konz Doller zu H. ihre Äcker zu vertauschen. Staatsarch.

1420. Wilhelm von Klepsheim verkauft an St. Stephan zu Hollenbach seinen Theil am Zehnten groß und klein zu Ozendorf um 80 fl. Zeuge Jakob Stolz, Pfarrer. Öhr. Arch. Wib. 1, 153.

1422. Lupold von Seldeneck verkauft sein Neuntel am Zehnten zu Ozendorf an den Heiligen zu H. Öhr. Arch.

1422 verkauft Konrad von Weinsberg die halbe Vogtei zu Hollenbach an Erzbischof Konrad von Mainz. Öhr. Arch.

1423 Jan. 28. verkauft Konrad von Weinsberg 1/4 der Vogtei, das Gericht und Eigenleute zu Hollenbach. Zeitschr. f. Oberrh. 32, 227.

1431. Jakob Stolz Pfarrer und sein Bruder Hans stiften den halben Zehnten zu Ozendorf an die Kirche zu H. gegen eine Jahrzeit mit 3 Messen. Öhr. Arch.

1453 20. April trennt B. Gottfr. von Würzburg Adolzhausen, mit Herbsthausen und Schönbühl von Hollenbach. Wib. 2, 350 ff.

1458. Der Deutschordensschultheiß Hans Friedrich zu H. zahlt an Wilh. von Rechberg 70 fl.

1470. Albrecht und Kraft von Hohenlohe geben dem Deutschmeister Ulrich von Lentersheim einen Revers wegen der Schatzung zu Hol., Adolzhausen und Herbsthausen.

1491. Unter den Besitzungen der Herren von Berlichingen zu Schrotsberg, OA. Gerabronn ist ein Feldlehen zu Hollenbach. Kopialb. in Langenburg.

1513 5. Nov. Dinkelsbühl. König Maximilian I verleiht der Gräfin Elisabeth von Hohenlohe, Witwe Johanns, das Privilegium zu Hollenbach 2 Märkte am Mittwoch in der Kreuzwoche und am heil. Kreuztag im Herbst zu halten. Wib. Vorber. 13.

1525. Unter den plündernden Bauern zu Mergentheim ist Clemens von Hollenbach, überhaupt sind die Bauern des Amts Hollenbach am Bauernkrieg betheiligt. Oechsle 136, 143.

1536. Graf Wolfgang von Hohenlohe verträgt sich mit dem Deutschorden dahin, daß Ozendorf mit der Cent nach Weikersheim gehören, die Jagd im Risbach dem Orden, die im Mönchswald Hohenlohe zustehen soll, das Haus des Schultheißen Hohenlohe gehöre. Schöll Chr.

| 1541 wird der Schulmeister Johann Schatz von H. wegen Kirchenraubs mit dem Strang hingerichtet. Wib. 4, 99.

1554/55 verkaufen die Johanniter zu M. ihre Rechte in H. an den Deutschorden. W. F. 8, 281.

1562 bittet der Pf. von Regenbach mit dem Pfarrer von Hollenbach tauschen zu dürfen. Weik. Rep.

1586 wird der Schulmeister Mart. Scheu um 5 fl. gestraft, weil er einer Frau wegen einer Geldschuld Thür und Fenster ausgehoben. W. F. 6, 491.

1587. Der Pfarrer von Hollenbach heiratet die Witwe des „Pfaffen“ von Mulfingen. ib.

1589. Der Pfarrer Mich. Regius schenkt Wein aus, ohne Umgeld zu bezahlen. Mayer Koll.

1590. Der Sohn des Pfarrer Regius erhält als Fechtkünstler 36 fl. Es ist eine Schützengesellschaft in H. Mayer Koll. W. F. 6, 491.

1621 läßt sich Kraft von Hohenlohe zu Hollenbach huldigen, um die Beschlagnahme der Grafschaft seines geächteten Bruders G. Friedrich zu verhindern.

1621 schenkt eine Familie ein Grundstück zur Anlegung eines Gottesackers außer dem Dorf. 1625 wird er wegen einer Seuche dorthin verlegt. Wib. 7, 131. Mayer Koll.

1623 sind 2 Wirthshäuser in Hollenbach. Mayer Koll.

1624 bezahlen die von Holl. und Adolzhausen den 4 Wirthen für Übernahme der Einquartierung 310 fl. ib.

1624 befiehlt die Herrschaft die „heunischen“ Fexer auszurotten ib. Die Herrschaft läßt in H. Kohlen brennen.

1646 werden Kinder von Steigerbach nach H. zur Taufe gebracht (K.B.).

1651 wird ein Mann von Steigerbach durch die Cent nach H. geführt und dort beerdigt. K.B.

1651 erscheint als Pathe Joh. Phil. Ulstadt v. Buxheveden, schwed. Kapitänlieutenant, 1652 als venetian. Offizier, neben ihm Luc. Ulstadt, Stadtschultheiß in Hall, 1658 David Ulstadt in Augsburg. K.B.

1675 10. März ist der brandenb. Oberstwachtmeister Ekart im Quartier mit seinen Völkern, 10. Nov. das Portische Regiment. K.B.

1718. 25. Juli entsteht eine große Feuersbrunst nahe beim Pfarrhof morgens zwischen 7 und 8 Uhr; das Dorf kommt an 3 Stellen in Brand, 42 Gebäude brennen nieder, eine Bettelfrau verbrannte mit. Vor Alters soll auch am Jakobifeiertag ein großer Brand gewesen sein.

Um 1790 läßt Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen in Hollenbach auf Steinkohlen graben. Fischer Gesch. des Hauses Hohenlohe 3, 308.

1811 Juli großer Hagelschlag, der allen Ertrag der Felder in der Richtung gegen Roth und Hachtel vernichtet (Güterb.).

1849 22. Nov. brannte in Folge von Brandstiftung eine Scheune nieder, ib.

1857 27. Juli. Hagelschlag in der Richtung nach Roth.


Ozendorf, alt Azendorf, das Dorf eines Azo, ursprünglich Reichslehen und als solches im Besitz des Pfalzgrafen Hermann | von Luxemburg, kommt 1054 an den Rothenburger Grafen Emhard, später ist es im Besitz der Grafen v. Hohenlohe, welche dort den Deutschorden begaben 1219 ff. Als hohenlohische Lehensbesitzer finden sich die Herrn von Dörzbach und Klepsheim 1350 und 1422 die Herrn von Seldeneck und Rosenberg. Der Zehnte kam durch Kauf und Schenkung 1422 und 1455 an die Kirche zu Hollenbach. ca. 1560 ist Ozendorf wüste. Die Markung ist zwischen Roth und Hollenbach getheilt.

1219 übergeben Heinrich und Friedrich von Hohenlohe dem Deutschorden all ihr Eigenthum in Acendorf. W. U. 3, 136.

1222 sichern Gottfried und Konrad von Hohenlohe dem Deutschorden statt des Zehntens Güter in Azendorf zu. W. U. 3, 136.

1300 9. Nov. wird Adelheid von Brauneck mit ihrem Sohn Ulrich von Bischof Mangold von Würzburg mit der Vogtei in Azendorf belehnt. Mon. b. 38, 244.

1316. Sonnt. vor Marg. verkauft Margareta, die Witwe Johanns von Dörzbach, mit Wissen ihres Schwagers Konrad und ihres Bruders Konrad Schroters Güter zu Ozendorf an den Deutschorden. Staatsarch. W. F. 5, 7.

ca. 1350 haben Konrad von Dörzbach und Johann von Klepsheim den Zehnten zu Azendorf als hohenl. Lehen. H. Arch. 1, 337

1558 wird festgestellt, daß die Deutschordensunterthanen zu Roth schon über 30 Jahre Güter in Ozendorfer und Althollenbacher Markung haben. Staatsarch.


Seelach, alt Salhach, auch Sailing (der Bach an den Salweiden), gehörte zu der Cent Jagstberg, W. F. 1847, 38, zu unterscheiden von Sailach, auch Selhech, bei Gnadenthal z. B. 1307, W. F. 9, 368. Es gehörte den Herrn von Hohenlohe-Brauneck als würzburgisches Lehen. Wahrscheinlich hohenlohischer Dienstmann war Heinrich v. Salhach 1221. Der Schönthalische Besitz ist zweifelhaft Reg. 1313 f.

1221. Heinrich v. Salhach trägt dem Bischof v. Würzburg seine Besitzungen in Turtal (Dörtel) OA. Mergth. und Stuppach als Lehen auf. Reg. b. 2, 121. Mon. boic. 37, 210, OA. Beschr. Mergth. 713.

1300. Adelheid von Brauneck wird mit der Vogtei in Selhach von Bischof Mangold von Würzburg belehnt. Mon. b. 38, 244.

1313 18. Jan. Albert und Konrad von Aschhausen, Gebrüder verkaufen dem Kloster Schönthal Güter in oppido Selhach, Lehen Ruperts von Düren, der sie dem Kloster eignet. Sollte das hieher gehören? Der Mönchswald spricht dafür. Staatsarch. Schönh. Schönthal 63.

1316 29. Juni vergleicht sich das Kloster wegen dieser Güter mit Konrad von Rosenberg, der sie bis zur Fastnacht lösen darf, nur die Schafweide bleibt dem Kloster. Staatsarch. W. F. 9, 180.



Errata


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