« Kapitel B 25 Beschreibung des Oberamts Gerabronn Kapitel B 27 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
26. Gemeinde Roth am See,
bestehend aus 7 Parcellen mit 1530 Einwohnern.
Sie liegt mit ihrer ganzen bedeutenden Fläche (6467 M.) auf der Hochebene, auf der nördlichen Hälfte des Brettach-Thales und Blaubach-Thals, und östlich von Roth und Brettenfeld von dem Seebachthälchen durchschnitten. Die Einschnitte dieser Thäler abgerechnet, ist die Lage frei und eben. Der Gemeindebezirk ist nach allen Richtungen von frequenten Straßen durchzogen, von Westen nach Osten durch die hall–rothenburger und von Süden nach Norden von der crailsheim–mergentheimer Staatsstraße, dann von Vicinalstraßen von Gaggstadt über Niederwinden bis zur Kaiserstraße, von Gerabronn nach Musdorf und von Amlishagen nach Brettenfeld. – Fließende Gewässer finden sich der Seebach, der 1/4 St. südöstlich von Roth entspringt und oberhalb Brettenfeld von der Brettach aufgenommen wird; die Brettach, welche die Markungen Brettenfeld, Bemberg und Klein-Brettheim durchzieht, und der auf der Markung von Bemberg von Norden her kommende und bei Klein-Brettheim sich in die Brettach ergießende Blaubach. Durch diese Gewässer und die mitunter tiefen Einschnitte, durch welche sie fließen, ist hier so viel Abwechslung gegeben, daß einzelne Theile der Fläche, namentlich die bei Roth, Bemberg und Klein-Brettheim, liebliche Bilder gewähren. Auch war auf der Markung von Roth früher ein 3/4 St. langer und 1/16 St. breiter See, der eine Fläche von 192 Morgen bedeckte, welcher aber 1757 trocken gelegt wurde und seither als Wiese benützt| wird. An Brunnquellen fehlt es in keiner der Parcellen. An Mineralien finden sich Ziegel- und Töpfer-Thon und in einem mächtigen Lager des Schilfsandsteins, zwischen Musdorf und Klein-Brettheim, vortreffliche Bausteine, die bei Roth und Klein-Brettheim gebrochen werden. Es sind 221 Haupt- und 183 Neben-Gebäude vorhanden. Die Häuser, mehr zwei- als einstockig, haben häufig steinerne Stöcke und auf der Westseite massive Giebel. Strohdächer findet man nur noch wenige.

Nachdem 307 fl. Frohngelder abgelöst worden, sind nun noch 1092 fl. jährliche Grundzinse, sowie an Handlohn und Sterbfall von den großentheils damit belasteten Gütern 62/3 bis 10 %, und außerdem häufig Hauptrecht, bestehend im besten Stück Vieh oder im besten Anzug, zu entrichten. Doch sind von diesen Belastungen jene, welche dem Staat zustehen, großentheils schon abgelöst. – Bemerkenswerth ist, daß die Markung von Klein-Brettheim großentheils Sandboden auf dem, den Untergrund bildenden Schilfsandstein hat, und daß dieser Boden frühe und in feuchten Jahren sehr ergiebige Ernten liefert. – In allen Orten der Gemeinde sind Gemeinderechte. Von 1842/43 betrug die Gemeindekostensumlage 388 fl.

a. Roth am See, evang. Pfarrdorf, mit den einzelnen Wohnsitzen: See-, Schwarzen-, Barten- und Au-Mühle, 600 Einwohnern, worunter 3 Katholiken, nach Groß-Allmerspann gepfarrt, liegt 1470,5 württemb. oder 1297 pariser Fuß (Erdfläche an der Kirche) über dem Meer und 2 St. von Gerabronn entfernt. Roth ist einer der lebhafteren und freundlicheren Orte des Bezirks auf und an einer mäßigen Anhöhe, die hier eine mächtige Lagerung des mittleren Gliedes der Keuperformation bildet, an den Straßen von Hall nach Rothenburg, von Crailsheim nach Mergentheim und von Musdorf nach Gerabronn gelegen. Am Fuß der Anhöhe fließt der Seebach vorüber. – Das königl. Cameralamt für den größten Theil des Oberamtsbezirks hat hier seinen Sitz. Das Ansehen des nicht zu eng gebauten, neuerlich mit gut beschaffenen, reinlichen Etterstraßen versehenen, Dorfs ist von Außen und Innen freundlich. In ältesten Zeiten hieß es Rutmanns Rode und zum Rode. Die Unterscheidungsbenennung „am See“ (s. zuvor) wurde erst später beigefügt. Das Wappen des Orts besteht in einem See. Unter den Gefällberechtigten sind die Rittergüter Hengstfeld und Amlishagen. Die Jagd hier, in Bemberg, Brettenfeld, Klein-Brettheim und Musdorf hat der Fürst von Hohenlohe-Oehringen vom Staat gepachtet.

Unter den Gebäuden ist das ansehnliche, hoch gelegene Cameralamtsgebäude und das erst 1837 massiv aufgeführte Schul-| und Rath-Haus zu erwähnen. Zur Pfarr- und Schul-Gemeinde sind die Orte Musdorf, Brettenfeld und Oberwinden eingetheilt. Bis 1812 hatten auch noch der größere Theil von Kühnhardt und Limbach Bestandtheile der Pfarrei gebildet. Der Pfarrer und der Schullehrer werden vom König ernannt. Das Alter der Kirche ist nicht bekannt. Übrigens kommt die Kirche zu Rode Seve als Eingehörung der Herrschaft Crailsheim schon in einer Urkunde von 1363, mittelst welcher die Geistlichen dieser hohenlohenschen Herrschaft vom Gerichtszwang befreit wurden, vor und enthält das vorliegende Verzeichniß der Pfarreien des Bisthums Würzburg von 1453 Rod schon als eine zum Capitel Crailsheim gehörige Pfarrkirche. Des Pfarrsatzes ist schon in einer Urkunde von 1399 erwähnt. Die Zeit der Reformation ist nicht bekannt. Nach derselben war die Pfarrei dem Dekanatamt Crailsheim zugetheilt und blieb dieß bis 1810. Der Pfarrei gehörten als Lehensherrschaft 6 und der Gotteshauspflege 3 Güter; auch stand der ersteren der Zehente auf den Pfarrlehen zu. In Folge der Besoldungsverwandlung genießt ihn nun aber der Staat, während der große und kleine Zehente von den übrigen Theilen der Markung dem Rittergut Amlishagen gehört. Der letztere Antheil war eine Eingehörung der ehemals zum Stift Neumünster in Würzburg gehörigen Propstei Michelbach an der Heide, zu welcher wohl auch Roth, Musdorf und der abgegangene Ort Kretenbach gehört haben mögen, weil die Zehenten dieser Markungen in den bei Michelbach und Werdeck erwähnten Urkunden von 1419 und 1457 sämmtlich (zu 2/3, das weitere 1/3 den betreffenden späteren Pfarreien überlassen) als Eingehörung der Propstei beschrieben sind. (S. Michelbach an der Heide, Amlishagen und Werdeck.) Der Begräbnißplatz der hiesigen Pfarrei liegt seit 1837 östlich des Orts. Die Baulast an der Kirche hat primär die Stiftungspflege, wer sekundär, ist nicht bekannt. Die Baulast am Schulhaus liegt der Gemeinde ob. Die Baupflicht in Betreff des Pfarrhauses liegt im Streit. Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 290 fl.

1

1363 kommt der Ort, geschrieben Rode Sewe, wie bereits angeführt, erstmals vor und dann wieder 1376 in einer Urkunde vom 15. Oktober, vermöge welcher Raban von Wildenholz Techant und das Capitel des Chorherrnstifts zu Feuchtwangen „ihren grossen Weyer zu dem Rod und 3 Güter zu Weyler“ an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg um 1150 Pfund Heller verkauften.[1] 1381 bis 1395 war mit dem Amt Lobenhausen auch Roth an| Rudolph von Bebenburg von den Gebrüdern Kraft und Ulrich von Hohenlohe verpfändet, 1395 trat an seine Stelle der Landgraf Johannes von Leuchtenberg, und von diesem kam 1399 dasselbe an die Burggrafen von Nürnberg. Leztere brachten 1469 auch die Güter der Propstei Michelbach an der Heide an sich. Der noch 1457 dazu gehörige Zehente in Roth muß aber damals nicht mehr darunter begriffen gewesen seyn, da wir ihn kurz nachher im Besitz der Herrn von Wolmershausen in Amlishagen finden. Nach einer Urkunde vom 20. Mai 1486 war von Graf Albrecht zu Hohenlohe Philipp von Wolmershausen zu Amlishagen mit dem Zehenten zu Roth bei dem See und mit einem Hof an der Kirche belehnt worden. Daher noch die Rechte des Ritterguts Amlishagen. 1698 tritt Graf Philipp Ernst zu Hohenlohe-Schillingsfürst an Markgraf Georg von Brandenburg die ihm bis dahin zugestandenen Zölle zu Roth am See, Musdorf und auf dem Muswiesenmarkt für die Summe von 13.700 fl. ab.

Im Jahr 1732 waren von den Einwohnern lehen-, zins- und handlohn-pflichtig 14 zum ansbachischen Kastenamt Lobenhausen, 2 eben dahin als vormals Kloster-Anhausen’sche Lehenleute, 6 zur Pfarrei, 3 zum Heiligen in Roth, 1 zur Schulpflege Crailsheim, 8 zum ansbachischen Amt Bemberg, 3 zum Rittergut Amlishagen und 2 zu Hohenlohe-Kirchberg. Die lezteren kamen 1771 durch Tausch an Ansbach. Dann gehörten von den Mühlen zur Herrschaft Bemberg die Aumühle und die Schwarzenmühle; und zum Kastenamt Crailsheim die Seemühle. Alle obrigkeitliche Gewalt dagegen, die volle Landes- und Dorfs-Herrschaft war Ansbach zu seinem Amt Lobenhausen (s. dort), wo auch sämmtliche Einwohner auf dem dortigen Schloßgut frohnen mußten, zuständig. Nachdem aber Lobenhausen durch Vertrag 1797 an Hohenlohe überlassen war, wurde Roth dem Oberamt Crailsheim unmittelbar zugetheilt und blieb es bis 1806, von da bis 1810 war es Bestandtheil des bayrischen Landgerichts Gerabronn. Bis 1806 war zur niedern Polizeiverwaltung hier ein Schultheiß und Ehehaftengericht bestellt; der Ort hatte auch ein besonderes bürgerliches Gericht, das übrigens jährlich nur einmal Sitzung hielt und unter dessen Stab auch die lobenhausen’schen Unterthanen zu Niederwinden gehörten.

Im Städtekrieg 1449 theilte auch Roth das Schicksal vieler Orte der Gegend und wurde von den Rothenburgern niedergebrannt. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Einwohner für ihre Theilnahme an demselben mit einer Brandschatzung von 140 fl. belegt.

b. Bemberg, Weiler von 34 Einwohnern, darunter 9 Katholiken, Filial von Groß-Allmerspann, liegt auf der Thalhöhe,| an deren Fuß die Brettach und Blaubach sich vereinigen, 3/4 Stunden nordöstlich von Roth am See. Der Name war früher Bebenburg, von der ehemaligen, hier gestandenen Burg, von welcher sich im Mittelalter ein Zweig der Familie der Küchenmeister von Nortenberg schrieb. Das Schloß, von dem nur noch Reste eines Thurmes erhalten sind, wurde 1449 im Städtekrieg zerstört und das dazu gehörige bedeutende Gut mit den Überresten der Gebäulichkeiten im Jahr 1539 an Privatpersonen verkauft, worauf der Weiler allmählig angelegt wurde. Gefäll- und zehent-berechtigt ist bloß der Staat. Der Zehente ist unter der Gült begriffen.

1

Der erste bekannte Herr von Bebenburg ist Wolfram von Bebenburg, im Jahr 1140 im Gefolge K. Konrads III. vorkommend (Mon. Boic. 29, 300); er ist der Stifter des Klosters Schönthal gegen 1157. Frühe vorkommende Taufnamen in dieser Familie sind außer Wolfram, Dieterich, Engelhard. Wolfram von Bebenburg erscheint 1172 bei K. Friedrich I. (Mon. Boic. 29, 410). Rudolph von Bebenburg 1329 (s. Gammesfeld). Nachdem von Kaiser Ludwig am 28. Juli 1332 Kraft von Hohenlohe mit der Veste Burleswagen, so viel der geächtete Graf Konrad von Oettingen davon gehabt hatte, belehnt worden war, überließ er solche den Herrn von Bebenburg als Afterlehen, welche in deren Besitz bis zum Aussterben der Familie blieben. 1345 empfing Rudolph von Bebenburg von Graf Kraft von Hohenlohe zu Lehen „die Burk etwann was zu Wyzzenbach, ein Holz genannt smalevelder Loch und ein Holz genannt der Breitenlöchelein und ein Burklehen von der Vesten Lobenhausen.“ In einem Lehenrevers von 1393 heißt es: „Ich Cuntz von Bebenburg thu kunt, als mir der Edel Wolgeborn mein gnediger Herr Herr Ulrich von Hohenloch verliehen die Lehen, die Herr Wilhelm von Bebenburg mein Bruder, bisher von der Herrschaft von Hohenloch zu Lehen gehabt hat, und die gen Bebenburg gehören.“ 1357 stiftete Lupold von Bebenburg, Bischof zu Bamberg 1352–1363, die Marien-Capelle zu Anhausen zu dem dort nachher eingerichteten und 1403 von Hermann von Hornburg dotirten Augustinerkoster, an dessen noch übriger Mauer 5 bebenburgische Grabsteine, welche im 15. Jahrhundert gefertigt wurden, sich befinden. Der eben genannte Bischof, früher Domherr zu Mainz, Bamberg und Würzburg, ist der ausgezeichnetste dieses Geschlechts, berühmt durch seine Schriften: 1) Germanorum veterum principum zelus et fervor in christianam religionem Deique ministros. Fol. Basil. 1497. u. öfter; 2) de juribus et translatione imperii. 4° Argent. 1508. u. öfter. Im Jahr 1357 verkauft Engelhard von Bebenburg an Engelhard von Hirschhorn die Burg Bebenburg mit Zugehör auf Wiederkauf (Urk. im Darmstädter Archiv).| 1360 bewilligt K. Karl IV. Engelharten von Bebenburg, im Fall er ohne Leibeserben stürbe, dem Engelhart von Hirzhorn die Veste Bebenburg auftragen zu dürfen, woraus sich ergibt, daß sie Reichslehen war. In demselben Jahr verkauft Wilhelm von Bebenburg dem Dietrich Vierkorn, Bürger zu Rothenburg, Güter und Gülten zu Blaufelden, Iringshausen und Wiesenbach. 1367 verkaufen Wilhelm von Bebenburg, Edelknecht, und Gutta, seine eheliche Hausfrau, Rudolph und Conrad von Bebenburg, seine Brüder, Frauen Irmengard Gräfin von Nassau das Dorf Schnelldorf, den Viehhof Schmaleberg, den Weiler Aspach und den Zehenten zu Wolfsau um 1500 Pfund Heller. Von 1381 bis 1386 erhielten die Gebrüder Kraft und Ulrich von Hohenlohe von Rudolph von Bebenburg gegen Pfandübergabe ihrer Veste und ihres Amtes Lobenhausen nach und nach 7435 fl.; im Jahr 1395 aber löste Johann Landgraf von Leuchtenberg die hierüber von den Schuldnern ausgestellten Schuldscheine mit Übernahme der Pfandobjekte von Rudolph ein. Im Jahr 1444 entstand eine blutige Fehde zwischen den Herrn von Bebenburg, dem übrigen Adel an der Jagst und dem Markgrafen Achilles einer- und der Reichsstadt Hall und den verbündeten Städten anderer-seits; damals wurde auch unser Bezirk vielfach hart mitgenommen. 1469 überließ Jörg von Bebenburg, Reichs-Erbküchenmeister, mit Zustimmung des Wilhelm von Bebenburg die ihm frei eigen zugestandene Pfarrei Asbach und die Badstube daselbst dem Kloster Anhausen. Wilhelm von Bebenburg, von 1496 bis 1502 Amtmann in Lobenhausen, war der Lezte vom Mannsstamm dieser Familie und starb 1516. Als Wappen führten die Herrn von Bebenburg im silbernen Feld zwei rothe Thürme mit Zinnen und auf dem Helm eine geflügelte weibliche Figur.

1

Bis zum Jahr 1380 waren die von Bebenburg im Besitz der Veste und Herrschaft Bebenburg und der dazu gehörigen Veste Gammesfeld mit voller Landesherrschaft; am 6. Dec. jenes Jahrs aber traten Wilhelm von Bebenburg und Gutta, seine Hausfrau, ihren Antheil, und 1405 Catharina von Klingenstein, Wittwe des Conrad von Bebenburg, das ihr zum Leibgeding verschrieben gewesene Drittel an die Burggrafen Friedrich V. und VI. von Nürnberg käuflich ab (Reg. Boic. 10, 64). Aus diesen Erwerbungen, mit Ausnahme der schon 1388 der Reichsstadt Rothenburg überlassenen Veste Gammesfeld, wurde sofort ein besonderes Amt gebildet, welches von Brandenburg-Ansbach im Jahr 1792 an Preußen, im Jahr 1806 an Bayern und im Jahr 1810 an Württemberg gelangte (vergl. Gerabronn). Von dem Übergang an Ansbach an wurde das Amt unter dem Oberamt zu Crailsheim durch einen zu Wiesenbach angesessenen Kastner, dem in| diesem Ort ein Gericht bei- und in den übrigen Orten Schultheißen unter-geordnet waren, verwaltet. Für die Aburtheilung von schweren Verbrechen aber war dieses Amt an das Halsgericht in Blaufelden verwiesen. Eingehörig waren die Orte Wiesenbach, Naicha, Saalbach, Emertsbühl, Engelhardshausen, Bemberg, Klein-Brettheim, Partenmühl, Brettenfeld, Aumühl, Schwarzenmühl, Musdorf, Weibermühl, Kühnhardt, und von außer der Fraisch gelegenen Unterthanen 1 zu Blaubach, 1 zu Wittenweiler, 2 zu Herrenthierbach, 2 zu Blaufelden, 5 zu Simetshausen, 1 zu Kottmannsweiler, 2 zu Wittenweiler dem hiesigen Amt incorporirte Unterthanen des Stiftsämtlens St. Gumprecht in Ansbach, und 1 zu Reinsbürg nebst dem alten vom Wildmeister bewohnten Schlößlein daselbst. Dann waren hinsichtlich der vogteilichen Obrigkeit 3 Einwohner vom Bügelhof hieher verwiesen. Von den Lehengütern war neben ständigen Gütern 62/3 bis 10 % Handlohn zu entrichten und ist dieß, so weit seither nicht Ablösung erfolgte, noch der Fall. Die Frohnen und Frohngelder aber sind durchaus abgelöst. Zubehörde waren ferner die Fischerei in der Blaubach und in der Brettach von der Rothenburger-Landwehr bis zum Einfluß der Blaubach in die Brettach, bedeutende Waldungen, der Zehente zu Brettenfeld und die hohe und niedere Jagd im ganzen Amt, theilweise sich über dasselbe hinaus erstreckend.

c. Brettenfeld, Weiler mit 1 Mühle und dem einzelnen Wohnsitz Partenmühle, mit 516 evang. Einwohnern, im Brettachthal, an der Staatsstraße nach Blaufelden und Mergentheim, 1/4 Stunde nördlich von Roth gelegen. Der Ort ist weitläufig theils an die Thalwandung gegen Roth, theils längs des Flüßchens gebaut. In der Mitte desselben führt eine steinerne Brücke über die Brettach. Zur Markung gehört auch die des abgegangenen Orts Krettenbach, zwischen der Staatsstraße und der Markung von Blaubach gelegen. Unter den Gefällberechtigten ist der Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein. Zehentherr auf der Markung Brettenfeld ist der Staat, auf der von Krettenbach derselbe, mit Ausnahme von 1/3 des großen Zehenten, das der Pfarrei Schmalfelden gehört.

Der Ort war bis 1806 Eingehörung der ehemaligen Herrschaft Bebenburg und des Kastenamts Bemberg-Wiesenbach, doch gehörten 3 Unterthanen mit Grundlasten und niederer Obrigkeit nach Rothenburg.

Nach einer Urkunde von 1503 hatte ein Holz im Toß gelegen den Namen „die Christenleiden.“ Hier lagerte in der Nacht vom 4. bis 5. Mai 1645 die bayrisch-österreichische Armee unter Mercy und Johann von Werth, als sie am 4. Mai von Feuchtwangen| aufgebrochen war, um die Franzosen unter Marschall Turenne, die in und bei Mergentheim in Cantonnements lagen, anzugreifen, und trug über diese am 5. Mai den Sieg bei Herbsthausen davon.

d. Klein-Brettheim, früher Klein-Brettach, Weiler mit 107 evang. Einwohnern an der Brettach, im Thal derselben, westlich 3/4 Stunden von Roth, gehört zur Pfarr- und Schul-Gemeinde Beimbach. Unter den Gefällberechtigten ist das Rittergut Amlishagen. Vom Zehenten steht der große und Neubruch-Zehente dem Staat, der kleine aber der Pfarrei Beimbach zu.

Der Ort war Eingehörung der Herrschaft Bebenburg. Vor der 1797 zwischen Hohenlohe und Preußen stattgefundenen Revenuenaustauschung hatte übrigens Hohenlohe 3 vogteiliche Unterthanen und Lehenleute hier; seit jenem Zeitpunkt finden sich aber bis zur Unterwerfung der Reichsstadt Rothenburg nur noch 2 rothenburgische und 1 amlishagen’scher Unterthan.

Als 1333 die Veste Leofels mit Eingehörungen vom Stift Würzburg an die Grafen von Württemberg und 1409 an die von Vellberg kam, war unter den Kaufobjekten auch der Zehente zu Brettach; derselbe gehörte auch bis zu der bemerkten Revenuenaustauschung Hohenlohe-Kirchberg, an das die vellbergischen Besitzungen später gekommen sind.

e. Musdorf, Weiler mit Marktgerechtigkeit, Filial von Roth am See, hat 67 evang. Einwohner und liegt eben und frei an der Straße von Kirchberg nach Rothenburg 3/8 Stunden südöstlich von Roth.

Die Kirche zum heiligen Michael, vor der Reformation ein Wallfahrtsort, war bis 1478 Tochterkirche von Schmalfelden und wurde erst in diesem Jahr der zu Roth zugetheilt. In derselben wird nur einmal im Jahr und zwar am Mittwoch der Marktwoche gepredigt, wogegen die Taufen, Hochzeiten und Leichen der Einwohner der Pfarrer von Roth hier zu besorgen hat. Der Begräbnißplatz liegt nächst der Kirche. 1724 und 1725 wurde nach Luberts Chronik aus den Mitteln des eingezogenen Anhauser-Klostervermögens auf die Reparation des Thurms und der Kirche 890 fl. 18 kr. verwendet. Die Baulast an der Kirche liegt primär auf der Stiftungspflege; wer subsidiär pflichtig ist, ist unerörtert. Vom großen und kleinen Zehenten steht 1/3 der Pfarrei Schmalfelden, 2/3 dem Staat und diesem der Neubruchzehenten ganz zu. Vom kleinen Zehenten war übrigens vor der Besoldungsverwandlung 1/3 der Pfarrei Roth zuständig. Was die älteren Verhältnisse hinsichtlich des Zehentens betrifft, so wird auf die Beschreibung von Roth verwiesen.

Bis zum Übergang des Orts an Bayern, 1806, war er zum| Kastenamt Bemberg gehörig und zwar mit aller Obrigkeit, doch besaß die Stadt Rothenburg 1 Lehengut hier. Ums Jahr 1594 waren auch die Herrn von Vellberg und von Crailsheim, und vom 15. Jahrhundert an die von Wolmershausen hier begütert. 1483 und von da an bis 1703 in vielen Fällen belehnten die Markgrafen von Ansbach die Herrn von Wolmershausen mit 1 Gut zu Musdorf; 1594 kamen von den vellbergischen Eigenthumserben 2 Höfe an Philipp von Crailsheim.

1

Besondere Erwähnung verdient noch der unter dem Namen Muswiese bekannte große Markt. Seine Entstehung verdankt er nach älteren Nachrichten den Wallfahrten, welche jährlich am Tag des Patrons der hiesigen Kirche, St. Michael, hieher stattfanden; daher er auch bis vor 150 Jahren „Michaelsmarkt“ hieß. Da der Ort Musdorf zu klein ist, als daß in demselben die weitläufige Messe eingerichtet werden könnte, so wird sie auf den anstoßenden Wiesen und Ackerfeldern links und rechts der Poststraße nach Rothenburg und zwar in der Woche, auf welche Burkhardus fällt, abgehalten. Bis zu Einführung des neuen Kalenders fiel der Markt mit dem Michaelis Tag zusammen und dauerte 3 Tage; nun erstreckt er sich aber je auf den Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag der Burkharduswoche und dient als Vieh-, Kram-, Viktualien-, Kübel-, Hafen- und Möbel-Markt zu Befriedigung des Bedarfs der Umgegend für das nächste Jahr. Der Umsatz ist von Bedeutung; der Markt wird von einer großen Zahl, öfters bis 700 Kaufleuten und andern Handeltreibenden besucht. Von größerer Wichtigkeit noch ist der Markt aber als Volksfest für diesen Landstrich. Das Landvolk besucht ihn bis auf 4 Stunden, die übrigen Stände aus noch größerer Entfernung, namentlich von Rothenburg, Crailsheim, Hall, Kirchberg, Langenburg und Künzelsau, und die Dienstboten in unserem Bezirke bedingen sich die Erlaubniß zum Besuche desselben regelmäßig ein. Ein Zusammenfluß besonders günstiger Umstände gab dem Markt diese Bedeutung und schuf ihn gleichzeitig zum einzigen Volksfest in der Gegend.[2] Der Marktplatz liegt nämlich auf ehemals ansbachischem Territorium, hart an den Grenzen des vormals Reichsstadt-rothenburgischen Gebiets, unfern des Knotens, den die zahlreichen bei Roth am See zusammenlaufenden Verbindungsstraßen knüpfen, und in der Mitte der weiten Ebene, welche die Tauber-, Jagst- und Vorbach-Flüsse umschließen, aber auch in Mitte der 18 verschiedenen Territorien,| zu welchen bis 1796 dieser Landstrich gehörten. Ohne Rücksicht auf das Unterthanenverhältniß durfte hier Jeder, ob sonst dazu berechtigt oder nicht, Waaren und andere Dinge zum Verkauf bringen oder Wirthschaft treiben, und es war schon diese freie Concurrenz für Käufer und Verkäufer bei den damaligen manchfachen Beschränkungen, die sich in so kleinen Herrschaften noch fühlbarer machen mußten, anlockend. Hiezu kam aber noch folgende Freiheit: „Alle die diesen Markt besuchen wöllen oder darauf kommen, die haben ein Meil Wegs (zu und ab) auf dem Markt diese Freiheit: Nemblich es treff gleich an Leib und Leben, Ehr, Gutt, Schulden und andere Sachen umb was das were nichts ausgenommen, So kann und mag keiner den andern alda, so lang dieser Markt wehrt, nit annehmen noch verbieten lassen.“ (Bemberger Lagerbuch von 1530.) Die Polizei in Musdorf wird für die Marktwoche, weil die Mittel der Ortspolizei nicht ausreichen würden, unmittelbar durch das K. Oberamt, dem je 16–18 hieher kommandirte Landjäger dabei zu Gebot stehen, gehandhabt, wie sie zu ansbachischen Zeiten ebenfalls der Bezirksbeamte, ein jeweiliger Kastner zu Werdeck, besorgte.

Räuber, welche einst nächtlicher Weile den Markt plündern wollten, wurden – so besagen mündliche Überlieferungen – durch die ihres Gewerbes halber anwesenden Metzger mit ihren Hunden vertrieben. Von daher soll sich nun die Auszeichnung schreiben, die bis zur neuesten Zeit den anwesenden Metzgern jährlich zu Theil wird, indem sie je am Mittwoch von Abends 7 Uhr an um ein großes Feuer tanzen dürfen, zu dem das K. Cameralamt das Holz liefert und wobei sie unentgeldlich mit Wein versehen werden, und alle auf dem Markt anwesenden Musikbanden, mit Ausnahme der im Zollhaus, abwechselnd unentgeldlich aufspielen müssen.

f. Niederwinden, Weiler mit 132 evang. Einwohnern, Filial von Gaggstadt, liegt an dem Vicinalweg, der die Crailsheim–Mergentheimer und Kirchberg–Rothenburger Poststraßen verbindet, südlich 1/2 Stunde von Roth in der Niederung, welche die Hochebene von Schainbach bis gegen Gaggstadt verglichen mit der übrigen Umgebung bildet. Der weitläufig gebaute Ort besteht aus meist sehr stattlichen zweistockigen Bauernhäusern und geräumigen Scheunen. Gefällberechtigt sind der Staat und die Freiherrn von Seckendorf-Aberdar. Zehentherr ist der Staat. Von einigen Äckern hat jedoch die Pfarrei Gaggstadt 1/3 des großen Zehenten. Die Jagd gehört dem Freiherrn von Crailsheim.

Der in älteren Zeiten zur Veste Leofels gehörige Zehente kam mit dieser 1333 an Württemberg und 1409 an die von Vellberg, dann an Hohenlohe und von diesem 1797 an Preußen. (S.| Leofels). Bis 1797 fanden sich hier 3 ansbachkastenamt-crailsheimische, 4 hohenlohensche und 10 erkenbrechtshausen’sche Lehenleute und stand die Gemeindeherrschaft Hohenlohe-Kirchberg, die Vogtei inner Etters jeder Lehensherrschaft über ihre Unterthanen, außer Etters aber und die hohe Obrigkeit der Landesherrschaft Ansbach zum Amt Lobenhausen zu. Im Jahr 1411 verkaufen die Vormünder der Tochter Heinrich Topplers zu Nürnberg an Heinz von Berg 2 Gülten zu Niederwinden. 1446 verlieh den Einwohnern von Niederwinden Götz von Berlichingen als Inhaber der Herrschaft Werdeck einen Wald gegen 3 fl. jährlichen Zins. Die nun von seckendorfischen Lehen kamen 1453 und 1614 durch Tausch von Ansbach an Wilhelm und Philipp von Crailsheim gegen Güter in Asbach, Lobenhausen, Triensbach, Belgenthal, Roth am See und Rüdern. Von den 4 Gütern, welche Hohenlohe besaß, hatte es 1636 3 von der Reichsstadt Hall erworben.

g. Oberwinden, Weiler mit 74 evang. Einwohnern, 1/4 Stunde südlich von Roth am See an der hall–rothenburgischen Staatsstraße eben und frei gelegen. Der weitläufig gebaute Ort war bis 1812 zur Pfarrei Beimbach, ist aber seither zu der von Roth gehörig. Unter den Gefällberechtigten sind das freiherrlich von seckendorfische Rentamt Erkenbrechtshausen und die Freiherrn von Crailsheim-Hornberg. Der Zehente gehört dem Staat. Die Jagd ist getheilt zwischen Hohenlohe-Kirchberg und dem Freiherrn von Crailsheim; so weit ersteres berechtigt ist, ist sie aber Koppeljagd mit denen von Crailsheim. Der Zehente kam mit der Veste Leofels 1333 vom Bisthum Würzburg an Württemberg, 1409 an die Herren von Vellberg, 1614 von der vellbergischen Erbin, Magdalene von Absberg, an Hans Philipp von Crailsheim zu Erkenbrechtshausen und 1762 von dem spätern Besitzer des Ritterguts Erkenbrechtshausen, Johann Gottfried von Seckendorf, an Ansbach, dem zugleich noch 1 Hof, der Mettenshof und 2 walzende Lehen, nebst den Vogtrechten auf jenen Hof, verkauft wurden.

Bis zur Unterwerfung unter Preußen im Jahr 1796 waren hier ein rothenburgischer 5 von seckendorfische und 1 ansbachischer Unterthan. Die Gemeindsherrschaft stand Seckendorf, die Vogtei jeder Herrschaft über ihre Hintersassen, die hohe Obrigkeit aber Ansbach zum Kastenamt Lobenhausen und von 1796 an zum Oberamt Crailsheim zu. Im Jahr 1796 wurde der Ort, mit dem Rittergut Erkenbrechtshausen, Preußen ganz unterworfen.

Das rothenburgische Lehengut ist im Jahr 1306 vom Pfarrer Albrecht in Neusiz ins Domikanerkloster zu Rothenburg gestiftet worden. Die Rittergutsbesitzer von Erkenbrechtshausen erwarben ihren Antheil 1525 von den 3 Städten Hall, Dinkelsbühl und| Rothenburg als damaligen Inhabern des hohenloheschen Amts Kirchberg einen halben Hof; 1585 ein Holz von 3 Bauern in Oberwinden das Maisenlöhle genannt, und 1605 von Hohenlohe 4 Güter. Dagegen hatten sie auch 1563 einige Zinsen und Gülten hier an Hohenlohe abzutreten.
  1. Wie sie kurz nachher an Hohenlohe gekommen waren, ist nicht bekannt.
  2. In der neuern Zeit finden am Tage des Viehmarkts auch die Preisaustheilungen des landwirthschaftlichen Bezirks-Vereins statt.
« Kapitel B 25 Beschreibung des Oberamts Gerabronn Kapitel B 27 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).