« Kapitel B 24 Beschreibung des Oberamts Gerabronn Kapitel B 26 »
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25. Gemeinde Riedbach,
bestehend aus 7 Parcellen und 665 Einwohnern.

Dieser Bezirk liegt zwar auch auf der Hochebene, doch zeigt diese hier, weil einzelne Theile bis zu 150′ höher liegen als andere, mehr Abwechslung. Auch kommen auf die westliche Abdachung gegen das Jagstthal hin einige Thalschluchten. Die Gemeinde schließt das Oberamt nordwestlich gegen die Bezirke von Mergentheim und Künzelsau. Auch hier fehlen Flüsse und Bäche, Brunnenquellen dagegen sind zur Genüge überall vorhanden; bei Reichertswiesen ist ein 3/4 M. großer Weiher, in welchem sich Blutegel finden;[1] auch auf riedbacher Markung war früher ein See von 15 M. und auf heuchlinger Markung einer von 12 M. Diese sind jedoch längst in Wiesen umgewandelt. Die einzelnen durchaus weitläufig gebauten und rein gehaltenen Orte zeigen manche ansehnliche Wohn- und Ökonomie-Gebäude. Gebaut wird meist zweistockig, der untere Stock ist häufig von Stein, die Dächer hie und da noch mit Stroh bedeckt. Von den 101 Haupt- und 111 Neben-Gebäuden sind bloß 2 öffentliche Gebäude. Von Mineralien findet sich ein Kornsteinbruch, Letten- und Lehm-Gruben, hie und da auch dünne Lager Sandstein des dritten Glieds der Keuperformation. Die meisten Güter sind frühere Erblehen des Fürstenthums Hohenlohe-Bartenstein, neben welchem im ganzen Gemeindebezirk sonst niemand Gefällrechte besitzt. Von den Gütern wird 10 % Handlohn und 5 % Sterbfall, bei walzenden Grundstücken 1 fl. 30 kr. von jedem Morgen erhoben. Von den nicht lehenbaren Gütern werden ebenfalls großentheils Grundzinse entrichtet. Der Jahresbetrag an ständigen Gefällen beträgt 784 fl. 52 kr., alle übrigen Belastungen sind in Folge der Oktobergesetze von 1836 abgelöst. Die Frohnen und steuerartigen Abgaben betrugen 1321 fl. Auch die Jagd gehört im ganzen Gemeindebezirk Hohenlohe-Bartenstein.

Alle Orte haben Gemeinderechte und Gemeindevermögen. Die früheren politischen Zustände waren in allen Orten des Gemeindebezirks bis zum Jahr 1806, wo das Fürstenthum Bartenstein, von dem sie Bestandtheile bildeten, unter württembergische Oberherrschaft kam, dieselben.

| a. Riedbach, evang. Pfarrdorf mit dem Haus Bierkeller, hat 230 Einwohner und liegt an der Staatsstraße von Crailsheim und Kirchberg nach Mergentheim und an der Vicinalstraße von Bartenstein nach Niederstetten, etwa 100′ tiefer, als die Umgebung, 3 St. von Gerabronn entfernt. Der Ort wurde früher Rietbach, Riepach und Ryebach geschrieben. Zu ihm gehört die besondere Markung des im dreißigjährigen Krieg abgegangenen Orts Leopoldsweiler.

Riedbach war in früherer Zeit mit einem Wall und Graben umgeben und in der Richtung der Staatsstraße mit Thoren versehen, von welchen die Gebäude noch stehen. Auch war auf der Westseite des Dorfs eine Burg befindlich, von der übrigens nichts mehr zu sehen ist, als die frühere Umwallung. Der Neubruchzehente gehört Hohenlohe-Bartenstein; die übrigen Zehenten dagegen zu 2/3 demselben und zu 1/3 Hohenlohe-Oehringen, sie werden von Jahr zu Jahr verpachtet. Riedbach ist der Sitz eines Postamtes. Zwischen Dinkelsbühl und Ellwangen einer- und Werthheim anderer-seits geht täglich ein Eilwagen hin und her. Die Pfarrei und Schulgemeinde besteht bloß aus den Orten Riedbach und Eichswiesen, die übrigen Orte der politischen Gemeinde sind der Kirche Ettenhausen zugetheilt. Eichswiesen war bis 1835 zur Pfarrei Oberstetten gehörig und Riedbach bis zum Jahr 1334 Filialkirche von Billingsbach und dann bis zur Reformation von Ettenhausen. Die Ernennung des Geistlichen und des Schullehrers steht der Standesherrschaft (Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) zu, der auch die Baukosten an der Kirche, so weit sie mehr als 1 fl. ausmachen, obliegen, die unter 1 fl. aber und die am Pfarr- und am Schul-Haus bestreitet die Gemeinde. Der Kirchhof in Riedbach dient als Begräbnißplatz für die Pfarrangehörigen. Wann die Reformation hier eintrat, ist nicht bekannt. Das Vermögen der Stiftungspflege besteht aus 152 fl. verzinsliche Capitalien. Von 1842/43 hatte sie 51 fl. Einnahmen und 55 fl. Ausgaben.

Im Jahr 1054 wurden von K. Heinrich III. seinem getreuen Diener Emehard von den Besitzungen des geächteten Hermanns, Güter in Riedbach nebst andern überlassen. 1387 waren Sprößlinge der Herren von Seldeneck, nachdem die Stammburg dieser Familie längst in andern Händen war, im Besitz der Hälfte der Burg Riedbach. In diesem Jahr verkaufte Fritz von Seldeneck, von Riepach genannt, seinen Brüdern Leupold, Ulrich und Hansen von Seldeneck, genannt zu Bartenstein, seinen Theil an Riepach Burg und Dorf um 1200 fl. 1405 belehnte der Bischof zu Würzburg mit dieser Hälfte den Hansen von Seldeneck zu Bartenstein und 1444 wurde von dem Bischof diese| Hälfte nebst dem Zoll an Fritz von Seldeneck verpfändet und verkauft. Die andere Hälfte besaß, wie er in gleicher Weise auch bei Bartenstein betheiligt war, Horneck von Hornberg. Von diesen beiden Inhabern kam 1444 mit Bartenstein auch Riedbach an Hohenlohe, der Zoll wurde aber von Würzburg wieder eingelöst und blieb in dessen Händen bis zu Anfang dieses Jahrhunderts, wo hier eine Zollstätte war. Nach einem im Jahr 1443 abgeschlossenen Vertrag hätte Horneck seinen Antheil an Riedbach mit dem Amt Jagstberg an Würzburg abtreten sollen.

Im Jahr 1454 gab die Gemeinde Riedbach den Hof zu Rengershausen zur dortigen Caplanei mit der Bedingung, daß der Caplan daselbst mit dieser Pfründe sich begnügen solle. Damals war nämlich noch die Kirche zu Ettenhausen getheilt und dieß selbst noch 1494, so daß von Hohenlohe mit Bestätigung des Bischofs ein Caplan zu Riedbach ernannt wurde. 1490 wurde der zur Kirchenpfründe in Neufels gehörige Zehentantheil zu Riedbach mit dieser Pfründe nach Neuenstein transferirt.

Zu erwähnen ist hier noch, daß 3/4 Stunden von Riedbach auf der Grenze der Markung gegen Eichholz auf einer nun mit Holz bewachsenen Stelle noch die Gräben einer ehemaligen Burg zu sehen sind, und daß nach der Volkssage hier früher die Burg Bartenstein stand.

b. Eichholz mit Heuchlingen, Weiler mit 72 evang. Einwohnern, südlich 1/2 St. von Riedbach. Universalzehentherr ist Hohenlohe-Bartenstein.

Heuchlingen kommt wie Riedbach schon 1054 vor. Es wurde damals Huchilheim geschrieben. Henricus de Huchelheim ist Zeuge in einer Kl. Schönthaler Urkunde von 1222. 1334 wurden der neu gegründeten Pfarrei Ettenhausen Einkünfte hier angewiesen. Es war, wie die übrigen Nebenorte der Gemeinde Riedbach, von den ältesten Zeiten her Eingehörung der Burg Bartenstein, der Zehente aber hatte zur Hälfte dem Ritter Rüdiger von Mergentheim gehört und kam von diesem durch Kauf 1446 an Hohenlohe.

c. Eichswiesen mit 58 evang. Einwohnern, nördlich 1/4 St. von Riedbach. Zehentherr ist Bartenstein, welcher 1446 die Hälfte von Rüdiger Sizel von Mergentheim erkauft hat.

d. Gütbach mit Klopfhof, Weiler mit 188 Einwohnern, worunter 51 Katholiken, liegt an der Staatsstraße nach Mergentheim 1/2 St. von Riedbach. Der Neubruchzehente und 1/3 des großen und kleinen Zehenten gehört zum Rentamt Bartenstein, 2/3 des großen und kleinen Zehenten und des Heuzehenten der Pfarrei Amlishagen und 1/3 des letztern Hohenlohe-Oehringen.| Den Antheil der Pfarrei Amlishagen hat der damalige Inhaber von Bartenstein, Luipold von Seldeneck, 1415 zur Kirche Amlishagen gestiftet, wo er damals auch begütert war. Der Ort kam an Hohenlohe mit der Burg Bartenstein.

e. Hornungshof, Weiler mit Speckharthof mit 35 Einwohnern, worunter 5 Kath., 3/8 Stunden von Riedbach gegen Westen gelegen. Hohenlohe-Oehringen hat 1/3 des Heuzehenten, die übrigen Rechte aber stehen sämmtlich Hohenlohe-Bartenstein zu.

f. Maisenhof, Weiler mit 28 evang. Einwohnern, ebenfalls westlich von Riedbach gelegen. Die Zehenten wie beim Hornungshof.

g. Reichertswiesen mit Fall- und Zollhaus, 54 Einwohnern, worunter 12 Kath., liegt nordwestlich 3/4 St. von Riedbach, unfern der Staatsstraße nach Mergentheim. Die Zehentverhältnisse sind wie bei Hornungshof. Mit Bartenstein ist dieser vormalige Hof von Leupold v. Seldeneck an Hohenlohe gekommen.


  1. Dieß ist erst seit 1836 der Fall. Als damals ein Händler seinen Vorrath in diesem Weiher auffrischte, blieben viele zurück. Nun sollen sich aber nur noch wenige finden.
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