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13. Gosbach,
nach altem Sprachgebrauch Gausbach, katholisches Pfarrdorf mit 789 Einwohnern (worunter 1 Protestant) an der Fils, | – welche im Orte selbst die südlich von Drackenstein herfließende Gos (auch genannt Frauenbach) aufnimmt – 31/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt zwischen schroffen Alphöhen gelegen, deren Spitzen der Leimberg (nördlich vom Ort) und der Aimer (südöstlich) genannt werden. Dekanat Eybach, Kameralamt Wiesensteig, Forstamt Kirchheim.

Den großen Zehnten, welcher gegenwärtig an die Pflichtigen mehrjährig verpachtet ist, bezieht der Staat, den kleinen die Ortspfarrei; Gülten beziehen der Staat, die Pfarrei und die Ortsstiftung.

Der Ort hat 159 Gebäude. Die Einwohner sind nicht wohlhabend; sie nähren sich vom Feldbau, welcher an und auf den Bergen oft unergiebig ist, von der Viehzucht, theils als Maurer und Spindeldreher. Letztere verfertigen etwa 100.000 Stücke. Der von der Fils abgeleitete Mühlkanal treibt hier ein Paar Wasserwerke.

Die Markung befaßt 2735 Morgen und gemeinschaftlich mit Drackenstein 1751 Morgen, deren größerer Theil auf der Alp und an den Bergen gelegen und rauh ist. Die Gemeinde hat nach Abzug der Schulden noch 800 fl. Aktiva, und besitzt 763 Morgen Waldung und eine nicht unbeträchtliche Schaafweide.

Die Stiftungspflege hat 9000 fl. Kapitalien. Die Baulast des Pfarrhauses hat die Herrschaft.

Gosbach war ehemals ein Filial von Drackenstein. Ums Jahr 1474 verwendete sich Graf Ludwig von Helfenstein († 1492) bei dem Bischof von Constanz, daß gen Gosbach ein eigener Priester verordnet werden soll, gerieth aber darüber in Streit mit dem Abt und Konvent in Ursperg, den Patronen von Drackenstein. Um die Einsprachen unbekümmert verbot Graf Ludwig der ältere, wie Gabelkhover erzählt, seinen Leuten von Gosbach hinauf gen Drackenstein in die Kirche zu gehen und demselbigen Pfarrer die Zehnten zu reichen, ließ auch den großen Zehnten, wo nicht gar, so doch zum Theil selbst einsammeln und heimführen. | Darüber die guten Herrlein zu Ursperg, wie auch Ulrich von Westerstetten Ritter erzürnt und haben eine Citation von Rom ausgebracht, darin Graf Ludwig der ältere von Helfenstein und die von Gosbach peremtorie gen Rom citirt worden, und ist solche Citation datirt von Rom, den 17. Febr. 1475. Was nun hierauf erfolgt, sagt Gabelkhover, ist mir unbewußt, da ich nichts, denn allein copias der Citation gesehen. – Ein Vergleich zwischen Kl. Ursperg und den Grafen kam indeß i. J. 1476 zu Stande.

Der Schutzheilige der Kirche ist der h. Magnus.

Im Jahr 1533 verkauften laut herrschaftlichen Saalbuches (vergl. Rink S. 97) der Abt und Konvent zu Ursperg den Kirchensatz, die Kastenvogtei und das Patronatrecht von Gosbach an das Kloster Adelberg und dieses um den nämlichen Kaufschilling an Württemberg.

Dieser althelfensteinische Ort erscheint zuerst als Gosbac in der 1sten Hälfte des 12. Jahrhunderts bei Ausstattung des Klosters Anhausen (Besold Doc. S. 331), welches hier ein Gut bekam. Begütert war allda seit 1153 auch Kl. Zwiefalten (Sulger Ann. Zw. 1, 126), im Jahr 1154 machte Adelbert von Hundersingen an dieses Kloster eine Güterstiftung bei Gosbach (Crusius Ann. pars 2. lib. 9. c. 20. p. 371); diese zwiefaltischen Besitzungen erkaufte im Jahr 1331 das Kl. Blaubeuren (Orig. im Stuttg. Staats-Archiv), welches auch später noch z. B. im Jahr 1489 bei Gosbach Güter erwarb, und allda Gültbezüge hatte. Sonst kommt das Dorf auch in helfensteinischen Urkunden des 13ten Jahrhunderts vor. Im Jahr 1422 verkaufte Schwarzfritz von Sachsenheim und seine Ehegattin Anna von Liechtenstein an die Herrschaft Württemberg unter anderen Güter, Lehen, Höfe etc. zu Gosbach und Ganslosen (Sattler 2te Aufl. Grafen 2, 87). In Gosbach wurde in alten Zeiten ein helfensteinischer Zoll oder Weggeld erhoben, dessen jährlicher Ertrag sich auf ungefähr 100 fl. belief.

In den letzten Jahrhunderten theilte der Ort die Schicksale der Herrschaft Wiesensteig.

Außer dem Dorfe an dem Weg nach Mühlhausen steht | eine Kapelle des h. Joseph; auf dem hohen Leimberg welcher eine schöne Aussicht, namentlich über Ditzenbach gewährt, ist ein Kreuz errichtet, zu welchem ehemals gewallfahret wurde. Im Wirthshaus zum Rad wird die eiserne Kugel gezeigt, welche von der Hiltenburg auf die Leute Herzog Ulrichs geschossen wurde (S. 175).

Auf dem Leimberg findet man dicht umgeben von der Waldung genannt Schlößleswald nahe bei einer einsam liegenden Mad einen von Steintrümmern angefüllten Graben und etwa noch 30 Schuh Überreste der ehemaligen Burg Leimberg, woher sich das Geschlecht der Herrn von Leimberg schrieb. Von demselben erscheint z. B. im Jahr 1324 Fridericus et Heinricus de Lainberg (Crusius pars 3. S. 240), im Jahr 1345 H. Friedrich von Laimberg (Reg. Boic. 8, 43), im Jahr 1356 gleichfalls Herr Friedrich von Laynberk (Kerler Urk. S. 12), im Jahr 1375 Hainrich von Lainberg Ritter, Eberhard von Lainberg, Peter von Lainberg, Beringer von Lainberg. Eberhardt von Lainberg kaufte sich im Jahr 1379 auf 5 Jahre in Ulm als Bürger ein (Orig. Urk. in Stuttg.), derselbe ist im Jahr 1389 Stifter des St.Bernhards-Altares in Deggingen (Gabelk.) und 1392 Mitsiegler eines gräflich helfensteinischen Schuldbriefes gegen die Stadt Ulm (Species fact. Nr. 8. S. 23); im Anfang des 15ten Jahrhunderts kommt ein Peter von Lainberg häufig vor. In dem helfensteinischen Lehenbuch Graf Schweikhards zu Helfenstein ist angemerkt: Blasy von Lainberg ist das Schloß Lainberg geliehen worden mit aller Zugehördt.


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