« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Göppingen Kapitel B 19 »
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18. Gemeinde Heiningen,

evang. Pfarrdorf mit 1272 Einw., wor. 3 Kath., und Marktgerechtigkeit, liegt 11/4 St. südlich von Göppingen, gehört in die II. Classe der Gemeinden, in den Forstbezirk Kirchheim und ist Sitz eines Revierförsters. Der große Zehente steht dem Staate, der kleine der Pfarrei zu. An den grundherrlichen Rechten des erstern hat die Gemeinde seit 1817 für 7214 fl. 41 kr. abgekauft. (S. auch S. 81.)

Heiningen liegt auf einer Terrasse des nördlichen Abhangs der | Alp über dem Filsthale, unter der sogenannten Ecke auf der mehrgedachten wellenförmigen Ebene. (Oben S. 6.) Durch den Ort fließt der oben S. 17 beschriebene Heinbach oder Heubach, welcher dem Ort den Namen gegeben haben soll. Von Süden, Westen und Norden her betrachtet liegt dieser in einer wellenförmigen Vertiefung. Seine Lage längs der Alptraufe hin bietet dieselben großartigen Naturschönheiten dar und ist ebenso gesund, wie Boll, Dürnau und Eschenbach. Heiningen, einer der größten Orte der Umgegend, theilt sich in das Ober- und Unter-Dorf. Die Häuser (196 Haupt- und 50 Neben-Gebäude) stehen nicht sehr gedrängt und sind theils nur einstockig. Die Thore, das obere und das untere, sind längst abgebrochen, Wall und Graben aber noch gegen Osten und Süden sichtbar. Die in der Mitte des Unterdorfes stehende Kirche zum h. Michael ist nicht wegen ihrer Schönheit, sondern ihres hohen Alters wegen merkwürdig. Ihre Größe spricht dafür, daß sie einst eine Hauptkirche gewesen. Die Zeit ihrer Erbauung mag in das 13. oder 14. Jahrhundert zu setzen seyn; daß aber zuvor schon eine Kirche hier gestanden, kann aus einem kleinen Säulenfuße byzantinischen Styles geschlossen werden. Kenner bewundern die schöne Fassung der Sakristeithüre, den achteckigen Taufstein von geschmackvoller gothischer Form und hauptsächlich den interessanten Chor in gothischem Style. Die Gewölbgurten in demselben, welche in schöner sternförmiger Struktur zusammenlaufen, haben ihre Unterstützung in den Ecken des Polygons auf Figuren, Wappenschilden u. dgl. Schade, daß nur noch Eine solche Console ganz ist. Im Chor steht in Stein gehauen der Patron der Kirche, St. Michael. Die früher mit Gemälden und Inschriften gezierten Wände sind leider übertüncht. Ein Ölgemälde, das Leben Jesu und der Apostel vorstellend, ist noch vorhanden. Auf dem Dachboden der Kirche befinden sich mehrere holzgeschnitzte Figuren, theilweise einst ganze Gruppen bildend und wohl einem Ölberg angehörend. Sie haben beinahe Lebensgröße. Einzelne dieser Gruppen, namentlich drei weibliche Figuren, sind unter die gelungensten Werke deutscher Bildschnitzkunst zu zählen. Von Seiten des Pfarramtes ist lobenswerthe Fürsorge zu deren Aufbewahrung getroffen. Der Thurm, wie die Kirche bis zum Dach aus Stein, ist sehr hoch und mit Schiefer gedeckt. Er wurde 1781 durch ein Hochgewitter hart beschädigt. Die älteste der vier Glocken hat die Umschrift: me resonante pia populi memor esto Maria, und gehört wohl dem 13. Jahrhundert an. Die Kirche ist mit einer Mauer umgeben, die in früheren Zeiten sehr hoch und dick war, einen bedeckten Umgang hatte und, weil zur Vertheidigung bestimmt, auf den vier Ecken mit Wach- und Wehr-Thürmen versehen war. Am Eingange des Kirchhofes stand ein eigener Thurm | mit Uhr und 2 Glocken. In diesen vesten Hof haben sich die Einwohner im dreißigjährigen Kriege einigemal mit Hab und Gut geflüchtet und von da den Feind abgetrieben. Das bei der Kirche gelegene Pfarrhaus ist nach der Jahrzahl 1493 über dem Eingange zwar sehr alt, aber gut beschaffen und vom Staat zu erhalten. In einem neugebauten Hause, wo auch eine Kleinkinderschule untergebracht ist, befinden sich 2 große Gemeindebacköfen. Die Einwohner sind groß, wohl gebildet (oben S. 37). Der Nahrungsstand ist im Ganzen gut, und nur wenige Familien bedürfen einer Unterstützung. Auch die Ärmeren können sich ziemlich fortbringen, da jedem Bürger der Genuß von Allmanden und große Holzgaben aus dem Gemeindewalde wohl zu Statten kommen. Die Markung ist sehr groß, der Boden, dessen Hauptgrundlage aus übrigens unbrauchbarem Schiefer besteht, ziemlich fruchtbar. Neuerdings wird, außer Dinkel und Haber, auch Roggen gebaut; Hanf und Flachs haben viele Fehljahre. Der starken Viehzucht wegen werden viele Futterkräuter in der Brache gebaut, namentlich rother Klee und Wicken. Von großem Belang ist auch der Wieswachs. Der Obstbau, der noch vor 30 Jahren Nebensache war, ist jetzt ein mit Sorgfalt gepflegter Nahrungszweig. Seit einem Jahre hat die Gemeinde eine eigene Baumschule. Die hiesige Pferdezucht hatte früher einen guten Namen; seit aber die großen Weiden angebaut sind, fehlt ein Hauptstützpunkt derselben und sie ist nun herabgekommen, obwohl es noch immer an schönen Pferden nicht fehlt. Dagegen ist die Schafzucht sehr gestiegen, die in derselben Weise wie in Boll betrieben wird. An selteneren Gewerben sind 2 Feldmesser und 1 Ziegler zu nennen. An Werken ist nur 1 Mahlmühle vorhanden; sie steht aber wegen des leicht versiegenden Heinbachs häufig still, indem sie, nach einem alten Sprüchworte, Sommers keinen Strohhut und Winters keine Pelzkappe leiden kann. Am Zahlreichsten sind die Weber, die aber mit etwa 20 Stühlen für die Fabriken in Jebenhausen um den Lohn arbeiten. Vor Errichtung der Flachsspinnfabriken wurde ein Handel mit Schnellern getrieben, der jedoch in neuerer Zeit ganz aufgehört hat. Eben dadurch hat auch das einst namhafte Nebengewerbe des Flachsspinnens äußerst gelitten. Die Gemeinde gehört zu den vermöglichsten; sie hat einen schönen Wald und verliehene Allmanden, in deren Benützung hauptsächlich die bürgerlichen Benefizien bestehen. Das Marktrecht ist, wie unten sich finden wird, alt. Die Viehmärkte sind bedeutend (oben S. 62), die Wochenmärkte aber schon längst außer Übung. Das Wappen besteht in einem burgundischen Kreuz mit einem Hirschhorn darüber; so findet es sich schon 1489. Die Pfarrei hat keine Filialien; das Patronat ist königlich. Die Katholiken halten zur Kirche | Groß-Eislingen. An der Schule stehen 1 Schulmeister, 1 Unterlehrer und 1 Gehülfe. Der Schulfonds war am 1. Juli 1842 815 fl. Die Schule ist alt; „Peter Rösch, den man nennt Schulmeister“ verkauft 1466 dem Kl. Adelberg einen Zins aus einer hiesigen Wiese. Das erste Schulhaus baute die Gemeinde 1588. Eine Industrieschule und die obenerwähnte Kleinkinderschule wurden 1838 von dem jetzigen Ortsgeistlichen gegründet. Der Gottesacker ist der oben erwähnte Kirchhof.

Zugehörungen der Gemeinde sind der 1/2 St. entfernte, an der nach Göppingen führenden Steig gelegene, Eitlenshof und 3 Wohnhäuser von Lothenberg, welche auf Heininger Markung stehen, aber zur Pfarrei Eschenbach gehören. (S. oben S. 184.)

Die älteste Geschichte von Heiningen ist in Dunkel gehüllt. Der Sage nach hatte schon Kaiser Barbarossa den Ort zu einer Stadt bestimmt gehabt, in der Mitte desselben soll ein großer schöner Brunnen, mit dem hohenstaufischen Löwen geziert, gestanden haben. Als Herren des Ortes, der jedenfalls von hohem Alter ist, und – wie der Ammanshof (s. unten) vermuthen lässt – einer königlichen Villa seine Entstehung zu danken haben wird, finden wir zuerst die Herzoge von Teck. Herzog Conrad III. von Teck war es, welcher laut Diploms vom 6. Nov. 1284 von Kaiser Rudolph dem Orte dasselbe Stadtrecht auswirkte, welches Freiburg im Breisgau genoß; Rechte, welche Graf Eberhard im Bart am Dienstag nach Thomas 1489 bestätigte. Der Kaiser bewilligte Jahr- und Wochen-Märkte und versprach den Kaufleuten sicheres Geleit. Es wurde, der Sage nach schon unter Barbarossa – nicht eine Mauer, sondern – ein Graben um den Ort gezogen, [1] ein Wall aufgeworfen und das obere und untere Thor gebaut. Mit Boll kam aber 1321 auch das Amt Heiningen von Teck an Württemberg (oben S. 167). Allem Anscheine nach sind jedoch hierunter nicht alle Güter und Rechte, sondern nur diejenigen zu verstehen, welche die Herzoge Conrad IV. und Ludwig VII. besaßen. Das Besitzthum ihres Bruders Simon II. (s. | Beschr. des OA. Kirchheim S. 256) war noch nicht veräußert. Er starb zwar hier am 5. März 1316; seine Gemahlin aber, Agnes Gräfin von Helfenstein, hielt sich hier lange als Wittwe auf und nennt sich noch 1334 „die Herzogin von Heiningen“. Da sie keine Kinder hinterließ, so fielen ihre Rechte wieder an Helfenstein, kamen dann an Gebhard von Rechberg und von diesem 1380 nebst Eschenbach an Fritz von Schlath. Aber frühe besaßen auch die Grafen von Helfenstein hier Rechte; 1279 gestattet Graf Ulrich von Helfenstein, daß die Brüder Hugo, Berthold und Rugger von Gruibingen »dimidietatem mansi, siti apud Huningen cum suis pertinentiis, quam dicti fratres a nobis tenebant in feodum, Eberhardo ministro de Lotinberch jure proprietatis pleno vendiderunt.« Diesen Hof, sowie noch mehrere andere Güter, erwarb später das Kl. Adelberg. Herzog Hermann von Teck gestattet 1289, daß Hainricus quondam minister de Bissingen und dessen Söhne alle ihre Güter zu Huningen et Ameden sita, tam in domibus, quam in ortis, areis, agri etc. an Adelberg verkaufen und begibt sich zugleich »omni jure aduocatie, seruitio et exactioni« an dieselben; und 1303 verkaufen die ebengedachten Brüder Simon, Conrad und Ludwig, Herzoge von Teck, demselben Kloster 2 Höfe in Heiningen »cum dominio vero et utili, juribus et jurisdictionibus« um 280 Pfd. Heller. Die oben erwähnte Herzogin Agnes bekennt 1323, daß sie indessen mit Unrecht Steuern und Dienste auf die adelbergschen Höfe gelegt habe und verspricht, das Kloster bei seinen Freiheiten zu belassen. Ulrich Rysch, genannt Wartmann, zu Heuningen gesessen, verkauft 1392 an Adelberg seinen hiesigen Hof und sein „Gesäß“ um 80 Pfd. Heller für frei und ledig; und 1394 begibt sich sein Neffe, Hans von Berneck, aller Ansprüche daran. Der Letztere und seine Hausfrau Guta erhalten sofort vom Kloster dieses Gut zur lebenslänglichen Nutznießung; er sitzt noch 1442 hier. Ulrich von Ahelfingen zu Rechberghausen verkauft 1409 an Adelberg 2 Lehen und 12 Sölden um 636 1/2 fl., und 1440 Hans Mühlhäuser, Bürger zu Waiblingen einen der Herrschaft Württemberg vogtbaren Hof um 210 Pfd. Heller. Über den ganzen Ort behauptete aber Württemberg mindestens seit 1350 alle Hohheit ausschließlich. Ritter Syfried von Zillenhardt hatte 1392 denselben von den Grafen auf eine Zeit lang pfandweise inne. Zu ihrem Besitze gehörte frühe schon auch der sogenannte im Dorfe gelegene Ammannshof. Auf demselben saßen tecksche Ministerialen. Wir treffen: 1286 Eberhardus minister de Huningen; 1337 den ersamen Mann Meister Berthold, Eberhartz des Ammanns (des Vorgenannten) Sohn; 1323 Cunrat den Ammann und Luitfried von Hüningen. Ein Zweig dieses Hauses war in Kirchheim (OA. Beschr. S. 150) bürgerlich. Jener | Hof war wohl ein Oberhof, Dinghof oder Gerichtshof, worauf das Maierrecht und das Gericht erblich haftete und den der Minister oder Amtmann als Besoldung genoß. Mit der Ertheilung des Stadtrechtes ging das Gericht in die Hände der Gemeinde über; mit dem Hofe blieben aber immer noch namhafte Rechte verbunden. [2] Im J. 1524 besaß die Herrschaft Württemberg 14 Höfe und Lehengüter und 51 Sölden; das Kl. Adelberg 10 Lehengüter und 48 Sölden, das Kl. Kirchheim 4, die St. Veits-Caplanei zu Kirchheim 1 Lehen und (im J. 1707) die geistliche Verwaltung, wegen der Pfarrei und Frühmeß-Pfründe, 3 Lehengüter, sowie 1 Wiese, das sogenannte Bettelwieslein, das gegen die Pflicht „zu Beherbergung der armen Leut“ verliehen war. Auch der Hospital Wiesensteig besaß, wohl noch von den Grafen von Helfenstein her, einige einzelne Güter. Was die Freiheiten des Ortes betrifft, so scheint derselbe von dem Stadtrechte niemals völligen Gebrauch gemacht zu haben. Hauptrecht, Fälle und Leibhennen wurden aber nie erhoben, eben weil der Ort jenes Recht hatte. Die Einwohner traten als Freie im 13. und 14. Jahrhundert mehrmals in teckschen Urkunden als Zeugen auf. Der Ort hatte sein eigenes Hochgericht, wovon aber seit 1514 kein Gebrauch mehr gemacht wurde. Somit blieben nur noch die Marktgerechtsamen übrig, welche am 13. December 1714 dahin bestättigt wurden, daß der Wochenmarkt je Dienstags und der Jahrmarkt am Dienstag vor Michaelis zu halten seyen. Übrigens wurde | dem Orte auch noch 1720 eine eigene Schießstatt aufs Neue bewilligt. Was die Bestandtheile des „Amtes“ Heiningen gewesen, ließ sich nicht mehr ermitteln. Zu den „Beinutzungen“ des Schultheißen gehörte, daß ihm ein Jauchert Ackers in der Frohn gebaut werden mußte und daß er von jedem verheirateten Einwohner einen Laib Brod und von jedem Lehen eine Korngarbe erhielt.

Die J. 1547–1551 (oben S. 101) und der dreißigjährige Krieg waren besonders auch für Heiningen eine harte Geißel. Nach der Nördlinger Schlacht wurde es durch die Kaiserlichen, Spanier und Bayern einige Mal wie eine rauschende Fluth überfallen und gänzlich ausgeplündert. Einen Bürgers-Sohn hängten sie oben zum Kirchthurm an den Füßen hinaus; Andern schraubten sie die Finger auf Pistolen und Flinten, und wieder Andere marterten sie sonst zu todt. Wer sich in den Wald geflüchtet, ward durch Hunde zu todt gehetzt. Pferdefleisch war zur Delikatesse geworden; wie denn ein hiesiges Weib die übrig gebliebenen schlechten Rosse auf den Wasen vor dem untern Thor austrieb und allmählig zum Verkauf abschlachtete. Die sofort eingerissene Pest wüthete so sehr, daß die zum Begräbniß aufgestellt gewesenen zwei Männer mit dem Hinausschaffen der Leichname kaum fertig werden konnten. Noch steht auf dem Boden der Kirche die schwarze Truhe, in welcher sie auf den Kirchhof getragen wurden. (S. auch oben S. 102.)

Die Pfarrei ist, wie schon erwähnt, von hohem Alter. Schon 1275 finden wir Albertus decanus de Huningen; ebenso 1332 Heinricus decanus de Huningen. Den Kirchensatz erwarb Württemberg mit dem Orte von den Herzogen von Teck; 1393 trat aber Graf Eberhard III. denselben mit allem Zugehör an das Kl. Adelberg ab (Steinhofer II. 504), womit dasselbe auch den Zehenten erhielt. Schultheiß, Richter und die ganze Gemeinde stifteten 1412 eine, am 9. August bestättigte, ewige Messe in die Pfarrkirche auf St. Johannes des Täufers Altar, mit der Bestimmung, daß sie eine Tagmesse seyn und von Adelberg verliehen werden solle. Lange zuvor bestand in derselben auf dem Altar der heiligen Maria auch eine Frühmesse; weil aber die Stiftungsurkunde »in guerris quondam dominorum nostrorum, dominorum comitum de Wirtemberg ac civitatensium imperialium« verbrannt sey (wobei also der Ort selbst auch viel gelitten haben mußte), so erneuerten 1418 der Abt von Adelberg, sowie der Schultheiß und die 12 Richter diese Stiftung, mit derselben Bestimmung hinsichtlich der Nomination. Beide Caplaneien bestanden auch bis zur Reformation, deren frühzeitiger Einführung hier kein Hinderniß im Wege stand. Filialien hatte die Pfarrei auch in älteren Zeiten nicht, mit Ausnahme von 2 adelbergischen Höfen in Jebenhausen, die 1760 nach Jebenhausen | umgepfarrt worden zu seyn scheinen. Die Zehenten standen, wie erwähnt, dem Kl. Adelberg zu; nur von 180 Tagwerk Wiesen sprach ihn, Namens der Pfarrei Lothenberg, der Hospital Göppingen an. Ein Streit wurde am 11. Januar 1602 dahin entschieden, daß der letztere im Besitze bleiben, dagegen aber der Adelbergschen Pflege 3 Sch. Dinkel und 3 Sch. Haber jährlich reichen solle. (Sattler G. u. d. H. V. 252.)

Bei Heiningen stand, wie Gabelkhover behauptet, eine Burg, wahrscheinlich einst ein Sitz der Herzoge von Teck. Das Lagerbuch der Kellerei von 1524 führt noch eine Burghalde an. Näheres konnte aber nicht ermittelt werden.

Die Markung ist sehr reich an Petrefakten. Schiefer wird in Menge und zum Theil in großen Platten ausgebrochen. Etwas Schwefelerz wurde vor etwa 90 Jahren auch ausgegraben. Dasselbe war mit schönem buntem Marmor und mit guter Töpfererde der Fall, welche in der Porzellain-Fabrik in Göppingen (oben S. 119) verarbeitet wurde. In der Richtung gegen Eschenbach hin liegt unter nassem Wiesboden eine bis jetzt unbenutzte dünne Schichte Torf. (Vergl. oben S. 22.) Ebenda findet sich eine Schwefelquelle, die – wenn sie nicht mit süßem Wasser vermischt wäre – der Boller Quelle nicht nachstehen würde.

Über die hier gefundenen alten Münzen s. oben S. 106.


  1. Dieses Gehäge oder Stadtwehr, das nach einer alten Handschrift „da gat vm den Markt Huningen, hat man hingeliehen dergestalt, daß welcher einen Theil daran hat, der soll völlig vier gute Schuh breit ein gut Hag lassen stahn vnd ziehen, vnd vßerhalb einen guten Zaun machen lassen, so weit ein jeder an der Gemeind ihn hat. Item soll ihrer keiner kein Vßgang über die Gemein hinein oder hinauß lassen gan,“ bei Strafe von 19 Sch. Vor etwa 300 Jahren war noch der Ort durch diesen Graben geschützt, vor etwa 80 – 90 Jahren aber diese Anordnung schon ganz zerfallen. Auch das thüringensche Dorf Wolfsbehringen bei Gotha war mit einem solchen Wall und Graben umgeben. (Gräters Bragur III. S. 111.)
  2. Nach dem Kellerei-Lagerbuch von 1477 hatten die Hirten ihr Amt von dem Inhaber des Ammann-Hofes gegen ein Laudemium von 5 Sch. Heller zu beziehen. „Dagegen sind dieselbigen Inhaber des Hofs schuldig, alle Ainungen vnd Rügungen, so der Schütz errügt vff dem Feld, einzubringen. Zu sollicher Einbringung soll ihnen der Schultheiß mit seinem Gewalt hilflich seyn.“ Sie hatten auch die Pflicht, die Öschen der ganzen Markung zu bannen, und es mußten ihnen die übrigen Hof- und Lehen-Besitzer „über den Uchtat schwören;“ d. h. diese wurden durch sie auf die Ordnung einer Auchtweide (Nachtweide, nach Schmid) verpflichtet. Das Kellerei-Lagerbuch von 1700 setzt noch weiter bei, daß hinsichtlich einer Änderung dieser Ordnung „die Maier des Ammannhofes die ersten vnd fürnemern Stimmen gehabt.“ Diese Auchtweide habe „die Maierschaft der Höfe vnd Lehen zu Heiningen,“ d. h. die Altbürger, Gemeiner oder Realberechtigten des Ortes, mit Austreibung ihrer Rosse allein genießen dürfen, wogegen sie aber auch die Pflicht hatten, die herrschaftlichen Frohndienste, welche der Gemeinde oblagen, ausschließlich zu leisten. Seit dem dreißigjährigen Kriege habe aber diese ganze Einrichtung aufgehört zu bestehen, so daß alle Einwohner jene Weide genießen, aber auch die herrschaftlichen Frohnen leisten müssen. Die Zahl jener berechtigten Höfe und Lehen war 31.
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