Beschreibung des Oberamts Freudenstadt/Kapitel B 6
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a) Das in einem engen, nicht tief eingeschnittenen, wiesenreichen Seitenthale des Waldach-Thales 3 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt und 1 Stunde nördlich von dem Mutterort gelegene kleine Dorf Cresbach, welches etwas in die Länge gezogen, theils in die Thalebene, theils an einem zwischen 2 kleinen Thälchen hinziehenden Terrainausläufer hingebaut ist, besteht meist aus ziemlich kleinen, minder ansehnlichen Wohnungen; auch in Beziehung auf Reinlichkeit läßt es Manches zu wünschen übrig.
Im Jahr 1839 wurde der Begräbnißplatz um die Kirche aufgegeben und ein neuer an der Vicinalstraße nach Ober-Waldach mit einem Staatsbeitrag von 800 fl. angelegt; auf denselben werden auch die Verstorbenen von Vörbach, Ober- und Unter-Waldach beerdigt. Außer der Vicinalstraße nach Ober-Waldach, welche einerseits nach Heiligenbronn, anderseits nach Thumlingen fortsetzt, sind noch weitere nach Pfalzgrafenweiler, Herzogsweiler und Durrweiler angelegt.
Das ziemlich gut erhaltene Schulhaus, welches auch die Wohngelasse des Lehrers enthält, steht im obern Theil des Orts frei an der Straße nach Pfalzgrafenweiler, auch ist ein minder ansehnliches, mitten im Ort stehendes Rathhaus vorhanden.
Der Ort ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen, durch denselben fließt der Cresbach, anfänglich Gaisbach genannt und treibt unterhalb des Dorfes eine Mühle.
Die Einwohner sind im Allgemeinen wenig bemittelt und erwerben ihr spärliches Auskommen durch Feldbau, Viehzucht und Taglohnarbeiten in den Waldungen; der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 25–30 Morgen, der gewöhnliche 4–6 Morgen. Die im Verhältniß der Einwohnerzahl kleine Feldmarkung besteht meist aus einem düngerbedürftigen, ziemlich unergiebigen Sandboden (Verwitterung des bunten Sandsteins). Obgleich die Brache mit Kartoffeln, Futterkräutern etc. vollständig eingebaut, muß doch noch viel Getreide von Außen gekauft werden. Man baut hauptsächlich Dinkel, Hafer und Roggen: der Ertrag der Felder ist ziemlich geringer als in Pfalzgrafenweiler (s. d.). Die Güterpreise, welche seit einigen Jahren gesunken sind, bewegen sich von 25–30 fl. per Morgen. Die Wiesen aber, größtentheils mit Wässerung und einem durchschnittlichen Ertrag von 24 Cent. Heu und 10 Cent. Öhmd vom Morgen, kosten noch per Morgen 110–200 fl. Die Obstzucht ist unbedeutend, indem das Obst häufig im Frühjahr erfriert oder im Herbst nicht reif wird.
Rindviehzucht wird in mäßiger Ausdehnung betrieben mittelst Farren, welche Bürger mit Unterstützung von Seiten der Gemeinde halten.
Auf der Markung befindet sich ein Steinbruch im bunten Sandstein, der schöne Platten liefert.
Die Gemeinde besitzt nur 16 Morgen Wald. Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. die Tabelle III.
Domnus Luitfridus de Chresbach war am 9. October 1075 zu | Worms Zeuge K. Heinrichs IV. für das Kloster Hirschau und ist dies die erstmalige Nennung des Ortes, welcher mit seiner Burg Riedenberg (s. hienach) und darauf mit der benachbarten Burg Vörbach (s. d. bei Pfalzgrafenweiler) die Schicksale in Beziehung auf die Oberherren theilte. Am 7. Merz 1277 siegelte decanus in Cresbach eine Urkunde Eberweins des Schultheißen von Dornstetten. Etwa eine 1/4 Stunde östlich vom Ort auf einer steilen Bergspitze zwischen dem Waldach- und Weiherbach-Thälchen stehen die letzten Reste der ehemaligen Burg Riedenberg (besser Rüdenberg, alt Ruedenberg), bestehend aus einem dem Einsturze nahen viereckigen Thurme, dessen Seiten je 25′ Länge haben und dessen Höhe theilweise noch 25′ beträgt. An der westlichen, von Natur am leichtesten zugänglichen Seite stößt an beiden Ecken des Thurmes eine Mauer vor, die einen sog. Mantel bildete und diese Seite unzugänglich machte. Das Ganze ist mit einem tiefen Graben umfriedigt, der übrigens einen solch kleinen Platz einschließt, daß außer dem Thurm nicht wohl andere Gebäulichkeiten hier Raum hatten und demnach die Burg nur aus einem durch einen Mantel noch mehr befestigten Thurme (Berchfried) bestand.Eine besondere Adelsfamilie von R. tritt nicht in der Geschichte hervor. Im Jahr 1346 nannte sich Albrecht Kechler „von Rüdenberg“ (Steinhofer 2, 291). Im Anfang des 15. Jahrh. war Konrad von Börstingen im Besitz der Burg „Ruedenberg“, welchem sie den 8. Juni 1406 K. Ruprecht von der Pfalz für 100 Gulden abkaufte (St.A.). Vom pfälzischen Besitz ging sie, wenigstens was die Oberherrlichkeit betrifft, mit Vörbach im J. 1449 in den württembergischen über. Ihre spätere Geschichte ist bei Vörbach (s. unten Pfalzgrafenweiler) erwähnt.
b) Ober-Waldach. Der ziemlich große, meist aus ansehnlichen Bauernwohnungen bestehende Weiler, liegt in dem stillen, anmuthigen Waldach-Thale, 3/8 Stunden östlich von Cresbach und 5/8 Stunden nördlich von Thumlingen.
Die Schule, welche auch die schulpflichtigen Kinder von Unter-Waldach, Vesperweiler und Vörbach zu besuchen haben, wurde im Jahr 1831 neu erbaut und enthält außer den Schulgelassen auch die Wohnung des Lehrers.
Im Ort steht eine ansehnliche Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und am nördlichen Ende desselben eine Sägmühle.
Gutes Trinkwasser ist hinreichend vorhanden, auch fließt die Waldach, welche hier einen kleinen Seitenbach aufnimmt, mitten durch den Ort.
| Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind die gleichen wie in Cresbach, dagegen findet man bei den Einwohnern etwas mehr Wohlhabenheit.Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Cresbach nach Thumlingen.
c) Unter-Waldach, liegt am Fuß der linken Gehänge des Waldach-Thales 1/2 Stunde nordöstlich von Cresbach. Der kleine Weiler besteht aus unansehnlichen, ziemlich nahe bei einander stehenden Gebäuden, unter denen sich auch eine Sägmühle befindet.
Im Ort stand früher eine im romanischen Styl erbaute Kirche, welche aber nie für den evangelischen Gottesdienst benützt wurde – sondern der katholischen Pfarrei Unter-Thalheim gehörte und da sie längst nicht mehr gebraucht und baufällig geworden war, im Jahr 1832 von dem kathol. Kirchenrath der Gemeinde überlassen und von dieser abgebrochen wurde. Die Kirche bewahrte mehrere Grabdenkmale adeliger Familien, namentlich der Edlen von Neuneck, die bei dem Abbruch der Kirche vernachlässigt und profanirt wurden.
Mit Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, auch fließt die Waldach nahe vorüber. Über die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse s. die Ortsbeschr. von Cresbach.
Die älteste Kunde des Ortes Waldach würde schon in’s J. 782 hinaufreichen, wenn die neben Thumlingen genannte Waldhure marca (jedenfalls ein entstellter Name) in dem Güterbuch des Kl. Lorsch, welches von einem gewissen Isenhard hier Besitzungen erhielt, richtig hierher bezogen wird (Cod. Laur. Nr. 3305).
Bestimmt von diesem W. nennt sich Ulrich ein Freier (liber homo de Waldaha), welcher um 1135 lebte und dem Kl. Reichenbach an diesem Orte ein Hofgut schenkte (Cod. Reichenbac. 27a. 10b).
Die Gegend gehörte zum Sprengel der Tübinger Pfalzgrafen; der Pfalzgraf Hugo, der Stammvater der Horber Linie derselben († um 1267), vergabte an das Kloster Bebenhausen die Hälfte seiner Mühle bei Oberwaldach und seine Söhne die Pfalzgrafen Otto und Ludwig folgten im J. 1284 seinem Beispiel mit der andern Hälfte. Diese Mühle war Bannmühle für die Ortschaften Thumlingen, Hörschweiler, Salzstetten, Lützenhardt, Waldach und Weiler (Vesperweiler?). Schmid, Pfalzgr. v. Tüb. 228.
Später wurde Ober- und Unter-Waldach, so weit ersteres nicht dem Kloster Bebenhausen gehörte, Neuneckisch und kam mit Vörbach im Jahr 1625 an Württemberg (s. Ortsbeschreibung von Pfalzgrafenweiler).
Die Mühle in Ober-Waldach nebst dem Hof gehörte dem Kl. | Bebenhausen, während der Rest hievon und Unterwaldach ganz dem Altensteiger Amte zugetheilt waren.d) Vesperweiler, liegt 1/4 Stunde unterhalb Cresbach und 3/4 Stunden südlich von Pfalzgrafenweiler, wohin der Weiler eingepfarrt ist. Der kleine, freundliche Ort hat am Einfluß des Cresbachs in die Waldach eine angenehme, geschützte Lage und ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen. Über die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse s. die Ortsbeschreibung von Cresbach.
Vesperweiler wurde im 11. Jahrh., in welchem es zum erstenmal vorkommt, Vasburwilare geschrieben. Es vergabte damals Gozzolt von Bliderhausen eine hiesige Mühle nebst einem Güterstück an das Kloster Hirschau, dessen Abt Gebhard (1091–1105) diesen Besitz dem Hirschauer Priorat Reichenbach abtrat (Cod. Reichenb. 9 b. Cod. Hirsaug. 68 b., 69 a., in welch letzterem Vastpurgsswiler, Wasteburgsswiler geschrieben wird). Den Hauptbesitz gewann aber hier das Kloster Bebenhausen, von dessen Amt der „Mönchshof Vesperweiler“ einen Bestandtheil bildete. Schon der Stifter dieses Klosters, Pfalzgraf Rudolf von Tübingen, vergabte dahin hiesige Güter (Annal. Bebenhus. in Württ. Jahrb. 1855 II., 175; Schmid, Pfalzgr. v. Tüb. 113) und im Jahr 1193 die (jetzt längst verschwundene) Ortskapelle, deren Einkünfte der Bischof Konrad von Konstanz den 20. Okt. 1211 demselben Kloster zuwies (capella, que dicitur Vesperwilar, quia baptismalis non est nec alicuius matricis ecclesie filia. Mone, Zeitschr. 3, 105). In den Bestätigungsbriefen der Päbste Innocenz III. vom 18. Mai 1204 und Gregor’s IX. vom 8. Merz 1229 für das Kloster Bebenhausen wird ausdrücklich auch Vesperweiler unter dessen Besitzungen aufgeführt.
e) Vörbach, dieser nur aus einigen Häusern bestehende Weiler, zu dem eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang und eine Sägmühle gehören, liegt in dem hier schon ziemlich tief eingeschnittenen Waldachthale, 1/2 Stunde nordöstlich von Cresbach und 1/2 Stunde nördlich von Oberwaldach, wohin die schulpflichtigen Kinder in die Schule zu gehen haben.
Nicht ferne von dem Weiler stand auf einem steilen, bewaldeten Abhange die Burg Vörbach (s. die Ortsbeschreibung von Pfalzgrafenweiler).
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