Beschreibung des Oberamts Backnang/Kapitel B 15
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Gemeinde 3. Kl mit 213 Einw., worunter 2 Kath.; – Dorf, Filial von Backnang; die Katholiken sind nach Oppenweiler eingepfarrt, 3/4Stunden südlich von der Oberamtsstadt gelegen.
In dem anmuthigen, theilweise von Wald umsäumten, flachen Wiesenthale des westwärts ziehenden Maubaches liegt mit seinen hübschen großen, von Obstbäumen umgrünten Bauernhäusern der gut gehaltene ziemlich weitläufig gebaute Ort, und zwar am sanften Südabhange des Thales. Das Schulhaus, früher ein Privatgebäude, enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Die Gelasse für den Gemeinderath befinden sich in einem Privathause.
Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 2 laufende Brunnen, deren Wasser in hölzernen Deucheln von Heininger Markung hergeleitet wird, dann ein Schöpf- und ein Pumpbrunnen. Die Markung, über die der Maubach fließt und zwei kleine Wasserfälle bildet, hat nur ganz wenige Quellen und darunter keine gute. Zwei Wetten sind angelegt. Die Staatsstraße von Backnang nach Stuttgart berührt den Ort; zwei steinerne Brücken und ein Steg führen über den Maubach, hievon hat die sog. neue Brücke der Staat zu unterhalten.
Die im allgemeinen kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 2 über 80 Jahre zählen, sind geordnete Leute; ihre Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Obstbau. Gewerbe | werden kaum für den eigenen Bedarf betrieben; eine Schildwirthschaft ist vorhanden.Die Vermögensverhältnisse sind befriedigend; der Begütertste besitzt 60, der Mittelmann 20 Morgen Feld, einzelne haben gar keinen Grundbesitz. Armenunterstützung erhalten 2 Personen.
Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl mittelgroße Markung hat eine flachwellige Lage und einen mittelfruchtbaren, leichten, theilweise naßkalten Boden, der theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungen der Lettenkohlengruppe besteht.
Das Klima ist ziemlich mild, zuweilen schaden Frühlingsfröste, dagegen kommt Hagelschlag selten vor.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Suppinger Pflugs fleißig und gut betrieben; auch die eiserne Egge, die Walze und sogar die Repssämaschine haben Eingang gefunden.
Von Halmfrüchten wird hauptsächlich gebaut Dinkel, Haber, Roggen; ferner von Brach- und Handelsgewächsen Kartoffeln, dreiblätteriger Klee, Reps, Flachs und Hanf, von denen nur wenig nach außen verkauft wird. Auf die Fruchtmärkte von Backnang und Winnenden gehen jährlich etwa 200 Scheffel Dinkel und 50 Sch. Haber.
Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert ein mittelgutes Futter, die Wiesen sind zwei- und dreimähdig.
Der Weinbau, früher ziemlich namhaft, ist beinahe ganz abgegangen, dagegen ist die Obstzucht im Zunehmen; man pflanzt hauptsächlich Luiken-Äpfel, Steinobst geräth selten. Das Obst wird gemostet und gedörrt, und in günstigen Jahren in großer Menge nach außen verkauft.
Gemeindewaldungen sind keine vorhanden, dagegen besitzen Privaten 150 Morgen Laubwald.
Die Brach- und Stoppelweide ist gut und wird mit Schafen befahren; Pachtsumme und Pferchnutzung trägt zusammen jährlich 300 fl. der Gemeindekasse ein. Die Allmanden sind an die Bürger um jährlich 50 fl. verliehen.
Die Pferdezucht bedeutet nicht viel, die Stuten werden auf die Beschälplatte in Winnenden geführt.
Die Rindviehzucht ist in gutem Zustand; man hält die Simmenthaler-Race und benützt gemeinschaftlich mit Heiningen und Waldrems die in letzterern Orte aufgestellten zwei Simmenthaler-Zuchtstiere. Der Handel mit Vieh ist ganz unbedeutend und nur einiges Mastvieh wird nach Stuttgart abgesetzt.
Die Schafzucht wird vom Ortsschäfer betrieben, der im Nachsommer und im Winter 150 Stück spanischer Race auf der Markung laufen läßt und im Ort überwintert. Die Wolle geht nach Kirchheim, der Abstoß der Schafe auf verschiedene Schafmärkte.
| Die Schweinezucht (meist halbenglische Race) ist hier sehr bedeutend, sämtliche Ferkel werden im Ort selbst gezogen und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf ausgemästet.Stiftungen sind keine vorhanden.
Bemerkenswerth ist, daß man in dem Walde „Braunhau“ noch alte Ackerbeete, Spuren längst abgegangener Agrikultur, findet.
Den 11. April 1245 bestätigte Pabst Innocenz IV. die Besitzungen des Stifts Backnang an diesem Orte (Mubach, Mupach). Aus dem 14. Jahrhundert sind verschiedene Erwerbungen des Stifts bekannt: i. J. 1370 versetzte der Edelknecht Ulrich von Maubach Hellerzinsen und Gülten aus der Mühle zu Ober-Weissach an einen Backnanger Conventbruder und eine Reihe von Gütern, Zinsen und Gülten zu Maubach an das Stift selbst, wozu er den 12. November 1371 noch 40 Pfund Heller auf dieselben Güter aufnahm. Seine Gattin Bete Zainerin von Nippenburg versetzte dem Stift vollends den 28. März 1373 alle noch unverkümmerten Güter zu Maubach um 13 Pfund Heller. Weitere Güter allhier erwarb das Stift den 10. April 1380 von Agnes von Maubach, Burkarts des Rechners Wittwe, und den 14. März 1390 von dem Edelknecht Fritz Süß zu Schwieberdingen, welcher das Betreffende von der gen. Bete Zainerin erhalten hatte. Gülten ertauschte dasselbe den 21. Mai 1453 von Graf Ulrich von Württemberg gegen seinen Hof in Breitenfürst (St.-A.).
Nach dem Stiftslagerbuch von 1568/9 und dem Landbuch von 1736/44 war der Weiler Maubach mit aller Ober- und Herrlichkeit, Eigenschaft, Gerichtszwang, Gebot und Verbot dem Stift zugehörig, dasselbe bezog den großen und kleinen Frucht- und den Weinzehenten, für den Heuzehenten ein Bestimmtes in Geld, hatte mehrere erbliche Hof- und Lehengüter, Zinsen und Gülten.
Den obigen Urkunden zufolge gab es in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts eine adelige Familie, die sich nach dem Orte nannte, mit der Familie von Nippenburg verschwägert war und drei Helme – 2 und 1 gestellt – im Schilde führte.
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