Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Bei der Kontrolversammlung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 785, 787–788
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[785]

Kontrolversammlung.
Nach einer Zeichnung von W. Zehme.

[787] Bei der Kontrolversammlung. (Zu dem Bilde S. 785.) „Still gestanden! Richt Euch!“ – Das einst in den Tagen des aktiven Dienstes so unzählige Male vernommene Kommando übt auch heute noch unter den Reservisten, die sich mit ihren Militärpapieren zu der vorgeschriebenen Kontrolversammlung eingefunden haben, seine zwingende Wirkung, stramm klappen die Absätze zusammen, ob sie nun an derben Bauernstiefeln oder eleganten Lackschuhen sitzen. So weit stimmt’s also. Aber die Haltung im übrigen verräth doch etwas den Zahn der Zeit, welcher von dem Ergebniß der mühevollen Drillarbeit eines oder mehrerer Jahre schon ein recht erkleckliches Stück heruntergenagt hat.

„Na, nehmen Sie mal etwas Kopp hoch, Sie Nummer vier, schauen Sie mir nicht so neuigkeitsgierig an der Front herauf,“ ruft der Bezirksfeldwebel einem biederen Schneidergesellen zu, welchem augenblicklich das elegante Jackett des rechten Flügelmanns wichtiger zu sein scheint als die Schärfe der Richtung.

„Nummer sechs, thun Sie mir den einzigen Gefallen und nehmen Sie Ihren unteren Rockknopf zurück!“

[788] Der Angerufene, ein wohlgenährter Bierbrauer, bemüht sich vergeblich, zwischen der Richtung seiner Gesichts- und derjenigen seiner vorderen Körperlinie den richtigen Kompromiß zu schließen. Stimmt’s oben, so hapert’s unten, und stimmt’s unten, so steht sein Kopf um ein paar Handbreiten hinter den Kameraden zurück. So kann’s denn natürlich auch seinem feingekleideten Nebenmann nicht gelingen, für seine Person die Zufriedenheit des Herrn Feldwebels zu erringen, und unter ihm macht gar die ganze Linie einen Haken! „Zurück der ganze linke Flügel, von der Mitte ab zurück!“ schreit immer heiserer der geplagte Mann – langsam findet einer um den andern sein richtiges Plätzchen und leidlich befriedigt tritt der Feldwebel endlich vom Flügel weg, ruft noch mit einer letzten Anstrengung seiner des Kommandierens doch etwas entwöhnten Lunge „Augen gerade aus!“ und erstattet dem dienstthuenden Bezirksoffizier die Meldung: „Sechsundachtzig Reservisten der Jahresklasse 1885 zur Stelle!“

Und mit Würde tritt der die Kontrolversammlung leitende Hauptmann an den Flügel, wirft einen scharfen Blick die Front hinunter, findet selbstverständlich noch einiges auszusetzen an der so mühevoll zustande gebrachten Richtung, und nun endlich erschallt das erlösende Kommando: „Rührt Euch!“ Die Verlesung der Kriegsartikel, der verschiedenen Bekanntmachungen und allerhöchsten Verordnungen kann beginnen.