Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 184. (Quelle)
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Zitek, Joseph (Architect, geb. zu Prag 4. April 1832). Ein Bruder des Kupferstechers Johann Zitek [siehe den Vorigen] studirte er 1848 bis 1851 an der technischen Schule zu Prag. Mit dem Geyling’schen Stipendium ging er 1851 nach Wien, um sich daselbst an der k. k. Akademie der bildenden Künste im Architecturfache weiter zu bilden. Er machte dort unter Van der Nüll, Siccardsburg und Roesner seine Studien. In seinen Mußestunden erlernte er praktisch das Maurerhandwerk. Nachdem er seine Studien beendet hatte, arbeitete er ein halbes Jahr unter dem Architecten Kranner und wendete sich damals mit Vorliebe dem Kirchenbau und der Eisenconstruction zu. Nun machte er eine Studienreise zuerst nach Triest, dann nach Venedig und vollendete nach seiner Rückkehr nach Wien den Entwurf einer großen Pfarrkirche, der auf der Ausstellung in der k. k. Akademie der bildenden Künste 1856 mit dem ersten Preise gekrönt wurde. Auch arbeitete er in dieser und der folgenden Zeit an den Entwürfen der griechisch-katholischen Kirche zu Czanolos, und an einem zweiten der Pfarrkirche zu Rakowa. Dann beriefen ihn seine einstigen Lehrer Siccardsburg und Van der Nüll, für welche er neben mehreren kleineren Arbeiten die Pläne der Sparcasse zu Prag und der neuen Universität in Wien zeichnete. Nach Abschluß dieser Arbeiten erlangte er ein Staatsstipendium von 1200 fl. zu einer Reise nach Italien, um daselbst seine Architecturstudien zu vollenden. Er besuchte Venedig, Padua, Ferrara, Bologna, Florenz und Rom und hielt sich behufs seiner Studien in jeder dieser Städte längere Zeit auf; von Rom aus begab er sich nach Neapel und Pompeji und lernte daselbst den Maler und Weimarer Professor Preller kennen, der gerade an seinen Odysseelandschaften arbeitete, für welche in Weimar ein besonderer Bau ausgeführt werden sollte. Als Zitek dies von Preller erfuhr, sprach er gegen denselben seine Gedanken über einen Entwurf dazu aus, der solchen Beifall bei Preller fand, daß auf dessen Empfehlung Zitek mit der Ausführung der Pläne betraut wurde. Als diese fertig waren, reiste Zitek, nachdem er noch Oberitalien besucht hatte, 1862 nach Wien. Dort supplirte er für einige Zeit seinen Lehrer Van der Nüll an der Architecturschule in der k. k. Akademie der bildenden Künste und wirkte auch bei den Arbeiten des Baues des neuen Opernhauses mit. Ende genannten Jahres erhielt er von Seite des Ministeriums des Unterrichts ein neues Stipendium zu einer Reise nach Deutschland, Belgien und Frankreich. Auf derselben besuchte er auch [185] Weimar, wo ihm der Großherzog die Ausführung der Pläne für das zu erbauende neue Museum übertrug. Von Weimar setzte er seine Reise über Frankfurt, Mainz, Cöln und Aachen nach Brüssel fort, von dort ging er nach Paris und den bedeutenderen Städten Frankreichs. Nach Wien zurückgekehrt, arbeitete er daselbst die Pläne des Weimarer Museums aus, mit deren Ausführung er dann betraut wurde. Zu diesem Behufe reiste er nach Weimar, wo er für mehrere Monate Aufenthalt nahm. Ende 1863 ging er nach Wien zurück und arbeitete daselbst in Gemeinschaft mit dem Architecten Gnauth, den er auf seiner italienischen Reise kennen gelernt hatte, die Pläne des Schlosses Petschau in Böhmen, welches der Besitzer der Herrschaft Fürst Beaufort-Spontin zu bauen beabsichtigte. 1864 erlangte er von Seite des Magistrates der Stadt Wien die Concession als Stadtbaumeister, von welcher er aber keinen Gebrauch machte, da er einem Rufe des böhmischen Ständeausschusses als Professor der Architectur am Prager polytechnischen Institut folgte. In Prag übertrug ihm darauf das zum Bau eines Nationaltheaters gewählte Comité die Anfertigung der Pläne und nach Genehmigung derselben die Ausführung des Baues selbst. Dann ging er nach Weimar, vollendete dort den Bau der neuen katholischen Kirche und wurde bei Gelegenheit der Eröffnungsfeier des von ihm erbauten Museums mit dem Ritterkreuze des großherzoglichen Ordens ausgezeichnet. Von seinen übrigen uns bekannten architectonischen Arbeiten nennen wir noch die Denkmäler von Havliček und Dr. Pinkas auf dem Karlstein und mehrere Altäre. In der 1877 anläßlich der Eröffnung der neuerbauten Akademie der bildenden Künste in Wien stattgehabten historischen Kunstausstellung waren von seinen Plänen jene der Brunnencolonade in Karlsbad, des Nationaltheaters in Prag und des Museums in Weimar ausgestellt, ferner das mit Joseph Schulz gemeinschaftlich gearbeitete Concurrenzproject für das Rudolfinum in Prag, sämmtliche Blätter theils Aquarelle, theils getuschte Federzeichnungen; dann das Prager Künstlerhaus, für welches die böhmische Sparcasse durch die Spende von einer Million Gulden den Anstoß gab. Neben seinem Berufe war Zitek auch mehrere Jahre als Vertreter in der Prager Stadtgemeinde thätig. Viele heimische und fremde Vereine und Gesellschaften erwählten ihn zum Mitgliede und Ehrenmitgliede.

Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 307 im Feuilleton: „Aus Weimar“. – Süddeutsche Zeitung, 1862, Nr. 171 im Feuilleton: „Wiener Kunst“. – Dioskuren, 1864. S. 123. – Wiener Zeitung, 1863, Nr. 73. S. 986.