Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 57 (1889), ab Seite: 185. (Quelle)
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Wobraska, Joseph (Professor der Landwirthschaftslehre in Olmütz, geb. zu Komotau in Böhmen 11. December 1780, gest. in Olmütz 6. Juni 1820). Nachdem er die Gymnasialclassen beendet hatte, beschlossen seine Eltern, ungeachtet ihrer beschränkten Vermögensverhältnisse ihn der wissenschaftlichen Laufbahn zu widmen, und so ging er mit nur geringer Unterstützung nach Prag, wo er die philosophischen Disciplinen hörte. Aber bereits damals zog ihn das Studium der Naturgeschichte, vor Allem jenes der Landwirthschaft so sehr an, daß er in [186] der Ueberzeugung, auf praktischem Wege zunächst zu seinem Ziele zu gelangen, als Amtsschreiber auf den Fürstenberg’schen Gütern und dann als Wirthschaftsrevident bei einem Herrn Donhamer eintrat, der als Wirthschaftsinspector mehrerer großen und ausgedehnten Herrschaften in Böhmen, Mähren und Schlesien zumeist Gelegenheit hatte, ihn in erfolgreichster Weise zu beschäftigen. Nun gab er sich mit Energie und allem Eifer den mannigfaltigen Beschäftigungen seines Wirkungskreises hin, that es auch mit gutem Erfolge, aber trotz alledem machte sich doch der Mangel an theoretisch-wissenschaftlicher Ausbildung oft genug fühlbar, und bei seinem Ehrgeize, in dem Berufe, dem er sich einmal gewidmet, einen ganzen Mann zu stellen, trat er aus der vortheilhaften Bedienstung, in der er sich befand, und nahm, indem er zu den Studien zurückkehrte und wieder auf sich selbst angewiesen war, den schweren Kampf ums Dasein von neuem auf. Ein gewiß seltener Fall, dem volle Anerkennung nicht versagt werden kann. So begab er sich denn 1804 wieder nach Wien und hörte Botanik und Chemie unter Freiherrn von Jacquin, Zoologie und Mineralogie unter A. Scherer, Technologie unter Blaha und wissenschaftliche Landwirthschaft unter Trautmann. Damit nicht zufrieden, besuchte er noch das k. k. Thierarzenei-Institut, um die Vorträge aus den verschiedenen Zweigen der Veterinärkunde zu hören, und in gleicher Absicht die ökonomische Schule in Vösendorf, an welcher damals der berühmte Oekonom von Jordan lehrte. Wie energisch und erfolgreich er seine Studien betrieb, dafür gibt die Thatsache einen Beleg, daß ihn schon 1806 die damals königliche Gesellschaft des Ackerbaues und der nützlichen Künste in Tirol zu ihrem auswärtigen Mitgliede ernannte. Aus dieser Zeit stammen verschiedene seiner im Druck erschienenen Arbeiten, so: „Ueber die Mittel, die weitere Verbreitung der Hornviehseuche zu verhindern“; – „Ueber die Ursachen der herrschenden Theuerung und die dagegen anzuwendenden Mittel“, welche beide 1807 herauskamen und von der Regierung so beifällig aufgenommen wurden, daß ihm die ah. Hofstelle belobende Anerkennung und Aufmunterung aussprach. Als dann um diese Zeit die Staatsverwaltung eine eigene Commission nach Mezőhegyes in Ungarn abordnete, welche an Ort und Stelle alle Verhältnisse jener ausgedehnten und die verschiedensten Zweige der Landwirthschaft umfassenden Oekonomie untersuchen und Vorschläge zu deren besserer Bewirthschaftung machen sollte, schloß sich Wobraska derselben zu eigenen eindringlichen landwirthschaftlichen Studien als Begleiter an. So vorbereitet, bewarb er sich endlich um ein Lehramt in seinem Fache und wurde auch 1810 zum ordentlichen Professor der Landwirthschaft am k. k. Lyceum zu Olmütz ernannt. Dabei hielt er während der Jahre 1811–1815 aus freiem Antriebe und unentgeltlich, von 1815–1819 als ordentlicher von der Studienhofcommission ernannter Supplent Vorträge über Naturgeschichte und Technologie. Seine Thätigkeit als Lehrer war bald von glänzenden Erfolgen begleitet, denn aus seiner Schule gingen nicht nur tüchtige Landwirthe, sondern auch gediegene Lehrer hervor, welche an den landwirthschaftlichen Schulen des Kaiserstaates Verwendung fanden. Aber diese Erfolge hatte er auch mit großen Opfern erkauft. Die vorangegangenen anstrengenden Studien, mit denen die aufreibenden Arbeiten für seinen Lebensunterhalt verbunden [187] waren, hatten seinen von Natur schwächlichen Körper mächtig angegriffen und unter beständigen mitunter schwere Leiden kam er seinen Verpflichtungen als Lehrer, welche durch seine freiwillige Leistungen auf das höchste angespannt waren, oft mit allem Aufgebot der Kraft entgegen. Wiederholt fand er gegen schwere Krankheiten Linderung in Bädern; aber ein erneuerter Anfall im Februar 1820 spottete aller Aufopferung in der Pflege seiner Gattin und seines ihm befreundeten Arztes, und erst 40 Jahre alt, erlag er seinem Leiden, betrauert von der Gattin und beklagt von seinen zahlreichen Schülern, welche in ihm einen gediegenen und wohlwollenden Lehrer verloren.

Mittheilungen der k. k. Ackerbaugesellschaft für Mähren und Schlesien 1822, Seite 414 u. f. – d’Elvert (Christian Ritter). Zur Culturgeschichte Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens (Brünn 1868, gr. 8°.) 2. Theil (18. Bd. der Schriften der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft für Ackerbau u. s. w.) S. 172.