Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Winter, Adalbert
Band: 57 (1889), ab Seite: 78. (Quelle)
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Winter, Gustav (Geschichtsforscher, geb. zu Znaim in Mähren am 27. Februar 1846). Sein Vater Ignaz Barthol. war Gymnasiallehrer, sein Großvater von Mutterseite der Arzt und Numismatiker Franz Rinnerer [Bd. XXVI, S. 166]. Gustav durchlief von 1855–1863 das Gymnasium der k. theresianischen Akademie in Wien und studirte von 1863–1867 die Rechte an der Universität daselbst. Eindringlich beschäftigte er sich mit den geschichtlichen Rechtsdisciplinen, besonders mit der deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte. Nebenher ging das Studium der Geschichte, der deutschen Sprache und der älteren deutschen Literatur, mit der bestimmten Beziehung auf die Erkenntniß des deutschen Rechtes und seiner Quellen. Nach Vollendung des juridischen Quadrienniums widmete er noch mehrere Semester eifrigen philologischen Studien unter Wilhelm Scherer und Karl Tomaschek und hörte historische Collegia besonders bei Aschbach. Jänner 1870 erlangte er die juridische Doctorwürde. October 1871 trat er in das k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, in welchem er gegenwärtig die Stelle eines Archivconcipisten erster Classe (mit dem Titel eines Archivars) bekleidet. Im Jahre 1876 wurde er Mitglied der k. k. rechtshistorischen Staatsprüfungscommission an der Wiener Universität, 1877 der k. k. Centralcommission für Kunst- und -historische Denkmale, in deren dritter (Archiv-) Section er thätig ist, 1886 (nach dem Erscheinen des ersten Bandes der „Niederösterreichischen Weisthümer“) correspondirendes Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien. Bisher hat Winter herausgegeben: „Urbar des Passauischen Domcapitels von c. 1230“ (im „Archiv für österreichische Geschichte“ Band LIII [1875], S. 259–300); – „Urkundliche Beiträge zur Rechtsgeschichte ober- und niederösterreichischer Städte, Märkte und Dörfer vom XII. bis XV. Jahrhundert“, herausgegeben mit Unterstützung der k. Akademie der Wissenschaften zu Wien (Innsbruck 1877, 8°.); – „Bruchstücke aus der Geschichte eines österreichischen Stadtarchives“ [Wiener-Neustadt] (in den „Mittheilungen der k. k. Centralcomission für Kunst- und histor. Denkmäler“, neue Folge, Bd. IV [1878], S. 7–14; daraus wieder abgedruckt in Franz v. Löher’s „Archival. Zeitschrift“ Bd. VII [1883], S. 120 bis 134); – „Das Wiener-Neustädter Stadtrecht des XIII. Jahrhunderts. Kritik und Ausgabe“ [im „Archiv für österreichische Geschichte“ Bd. LX [1880], S. 71–293); – „Ueber eine Bewidmung von Korneuburg mit Wiener Recht“ (ebd. LXIII [1882], S. 273–303); – Niederösterreichische Weisthümer. Im Auftrage der k. Akademie der Wissensch. herausgegeben. I. Theil: Das Viertel u. d. W. W. Mit einem Anhange westungarischer Weisthümer“ (Wien 1886, gr. 8°., XXXIV und 1102 S.). Auch arbeitete Winter seit 1874 für die „Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich“ mit, und sind darin u. a. enthalten: „Beiträge zur niederösterreichischen Rechts- und Verwaltungsgeschichte“ (seit 1881, bis jetzt 9 Stücke, darunter:) I. „Stadtrecht für Drosendorf von 1399“ (1881, S. 374–378); [79] V. „Zur Geschichte der Forstverwaltung“ (1882, S. 273–294); VIII. „Das St. Pöltener Stadtrecht vom Jahre 1338“ (1883, S. 411–490); IX. „Friedersbacher Pfarrrecht von 1248“ [die älteste Urkunde Niederösterreichs in deutscher Sprache] (1884, S. 428–430). Außerdem war Winter auf dem Gebiete rechtswissenschaftlicher Literatur kritisch thätig.