BLKÖ:Wend, Fridolin Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 273. (Quelle)
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2. Fridolin Freiherr von Wend (geb. in Agram 1812, gest. zu Freiwaldau 18. Mai 1880). Ueber den Lebens- und Bildungsgang dieses ebenso talentvollen, als vom Mißgeschicke verfolgten Schriftstellers fließen nur spärliche Nachrichten. Zu welcher der Adelsfamilien Wend er gehört, ob zu einer der zwei bayrischen, von denen eine 1814, die andere 1818 geadelt wurde, oder zu den Wend von Wendenthal, Wendt zu und auf Wendthausen, oder zur westphälischen, aus welcher der Oberst Oswald Freiherr von Wendt stammt, dies Alles ist dem Herausgeber dieses Werkes, der dem in Rede Stehenden 1835 oder 1836 in Laibach einmal begegnete, nicht bekannt. Fridolins Vater Joseph August Freiherr von Wend [siehe den Folgenden] war k. k. Officier. Der Sohn beendete das Gymnasium in Wien, die Universitätsstudien in Prag, dann trat er bei der Finanz-Landesdirection in Steiermark in den Staatsdienst. Im Jahre 1841 erkrankte er an den Masern, welche ihm ein schweres Augenleiden zurückließen, das ihn zuletzt nöthigte, aus dem Staatsdienste zu treten. Da die kleine Pension, die er vom Staate bezog, nicht reichte, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, widmete er sich der Schriftstellerei und betrieb sie von dieser Zeit ab, indem er Correspondenzen für mehrere ausländische Journale schrieb und anderthalb Decennien lang in Gratz und dann in Prag als dramaturgischer Referent thätig war. In J. G. Seidl’s Taschenbuch „Aurora“, Jahrgang 1842, und dessen Almanach „Iduna“, Jahrgang 1844, fand ich von Wend die ersten Arbeiten, und zwar in letzterem zwei Romanzen, betitelt „Der Pirat“, zu denen der Maler Franz Weigl ein Bild zeichnete, welches der wenig bekannte Wiener Kupferstecher Joseph Jung in Kupfer gestochen hat. 1847 war Wend Mitarbeiter des Prager Blattes „Ost und West“, 1848 der „Bohemia“ und schrieb in diesem Jahre auch die politische Schrift „Die beste Regierungsform“. 1850 sollte er die Redaction der „Wiener (amtl.) Zeitung“ übernehmen, mußte aber nach kurzem Versuch seines Augenleidens wegen diesen Plan aufgeben. Aus Wend’s eigenen 1869 aus Teschen an mich gerichteten Briefen ersehe ich, daß er sich auch mit dramatischen Arbeiten beschäftigt und mehrere Lustspiele geschrieben hat. von denen er eines, betitelt: „Ich habe Eile“ im Juni 1869 an die Intendanz des Münchener Hoftheaters einschickte, welche ihm das Stück mit dem Rathe zurücksendete, in der Eintheilung der Acte blos äußere Veränderungen anzubringen; außerdem enthielt der Bescheid der Hoftheater-Intendanz wörtlich Folgendes: „Allerdings ist (das Stück) zu behäbig, aber anderseits von einem so feinen Geist, so glänzendem Witz und frappanter Naturwahrheit des Dialogs, daß man auf keinen Fall das Stück kurzweg ablehnen darf. Es ist etwas von der guten alten Schule darin, was auch den Darstellern wohlthun muß und sicher angenehm auf die Zuschauer wirken wird.“ Wend’s eigene, wie meine Bemühungen, das Werk an einer Wiener Bühne zur Darstellung zu bringen, scheiterten. Der kranke, über solchen Mißerfolg erbitterte Dichter zog sich nun ganz zurück. In den Siebenziger-Jahren schrieb er viel für die „Schlesische [274] Presse“. Als er im Mai 1880 starb, widmete ihm diese Zeitung einen warmen Nachruf, in welchem sie ihn als sehr begabten, geistvollen Mann, tüchtigen Violinspieler und gediegenen Musikkenner schildert. Auch erwähnt sie, daß er eine Sammlung Gedichte hinterlassen. Sein schriftstellerischer Nachlaß ist Eigenthum eines Herrn Nipper zu Gräfenberg in Schlesien. –