BLKÖ:Weigl, Leopold Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 290. (Quelle)
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Weigl, Leopold Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant a. D., geb. um 1810). Frühzeitig trat er in die kaiserliche Armee, in welcher er 1843 die Stelle eines wirklichen Hauptmanns bei Erzherzog Franz Karl-Infanterie Nr. 52 bekleidete. Im Bewegungsjahre 1848 wurde er Major im Regimente, 1849 Oberstlieutenant und im December 1850 Oberst und Commandant des Infanterie-Regiments Freiherr von Turski Nr. 62. Am 13. März 1858 zum Generalmajor befördert, stand er 1859 als Brigadier im 2. Armeecorps, ward im folgenden Jahre in Disponibilität versetzt, kam dann 1862 als Brigadier zum 2. Armeecorps in Gratz, 1863 in gleicher Eigenschaft zum 8. Armeecorps in Este, 1864 zum 7. in Venedig, 1865 wieder zurück zum 8., wurde am 15. Juli 1866 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert und dem Generalcommando in Prag zugewiesen. Im unglückseligen Sommerfeldzuge 1866 finden wir ihn noch als Generalmajor und als solchen mit dem Festungscommando von Königgrätz betraut. In dieser Stellung war es, wo am Tage der Katastrophe, welche am 3. Juli über unsere Armee hereinbrach, Generalmajor Weigl’s ausgezeichnetes und bleibender Erinnerung würdiges Verhalten es verhütete, daß diese Katastrophe nicht noch entsetzlichere Dimensionen annahm, als wir ohnehin schon zu beklagen hatten. Nach dem Berichte eines Augenzeugen über den Schluß der Schlacht, war der Sachverhalt folgender: „Vor der Festung Königgrätz war eben die Verwirrung auf das höchste gestiegen. Da die Mannschaft die sonstigen Flußübergangspunkte in dem herrschenden Chaos nicht mehr zu finden wußte, so eilte der größte Theil derselben instinctmäßig der Festung als einem bestimmten Objecte zu. Das Terrain vor derselben aber war künstlich unter Wasser gesetzt, und die Preußen, welche die nächsten Höhen besetzt hielten, konnten von denselben durch ihre dort aufgestellten Geschütze diesen gefährlichen Punkt beschießen. Die Fuhrwerke konnten im erweichten Boden nicht fort, Menschen und Pferde blieben halb im Schlamme stecken, Andere eilten über sie hinweg, so daß Todte und Lebende, in den Sumpf getreten, die Brücken für die Nachfolgenden bildeten und Artilleriematerial in Masse außerhalb der Festung gelassen [291] werden mußte. Da bewies sich der Festungscommandant Generalmajor Weigl, dessen Humanität in der Armee allgemein bekannt war, auch dieses Mal als wahrer Mann voll Verstand und Herz. Er ließ noch Abends und in der Nacht viele Geschütze und Abtheilungen durch die Festung und nahm so viel als möglich Verwundete auf; die wie ein Heuschreckenschwarm Eingefallenen zehrten im Hunger fast alle Vorräthe auf; er wußte aber noch rechtzeitig Alles zu ersetzen und die überflüssigen Gesunden wieder aus der Festung zu entfernen. Die ganze Nacht hindurch war man unermüdet thätig, das in der Inundation stecken gebliebene und sonst zurückgelassene Material, namentlich Geschütze, Munitionswagen in die Festung zu bringen, und als die Preußen gewahr wurden, welch eine Kriegsbeute ihnen entging, und Miene machten, den Festungscommandanten in seinen Maßnahmen zu hindern, griff derselbe zu einer List. Er trat mit dem Feinde in Unterhandlungen wegen Uebergabe der Festung, stellte aber solche Bedingungen, auf welche der Sieger unter den obwaltenden Umständen gar nicht eingehen konnte, z. B. freien Abzug, Mitnahme der gesammten Artillerieausrüstung der Festung u. s. w. Durch die Unterhandlungen war Zeit gewonnen worden, als man endlich über die Bedingungen einig geworden war, erbat sich der General noch, früher nach Wien berichten zu dürfen. Damit hatte er Tage gewonnen, während deren der wackere Festungscommandant jede Nacht weiteres Material in die Festung schaffen ließ. Endlich, als auch dieses Auskunftsmittel erschöpft und der Feind nicht mehr zu beschwichtigen war, brach Weigl die Unterhandlungen plötzlich ab. Das Bombardement der Festung von Seite der Preußen war die Folge davon, aber dem General gab dasselbe nur neue Gelegenheit, seine Energie und Hochherzigkeit an den Tag zu legen. Er erwiderte das Feuer des Feindes auf das nachdrücklichste, und so wurden die casemattirten Räume, welche für die streitbare Mannschaft der Festung bestimmt waren, den zahlreichen Verwundeten überlassen, wo dieselben die sicherste Zuflucht fanden, und so erreichte er auch diesen von ihm beabsichtigten Zweck.“ Die Verdienste des tapferen Generals wurden von Seiner Majestät anerkannt durch das Militär-Verdienstkreuz mit der Kriegsdecoration, durch das schon nach dem Feldzuge in Italien 1859 im Juni ihm verliehene Ritterkreuz des Leopoldordens gleichfalls mit der Kriegsdecoration und im Juli 1869 durch den Orden der eisernen Krone zweiter Classe mit der Kriegsdecoration dritter Classe. Freiherr von Weigl lebt zur Zeit als Feldmarschall-Lieutenant im Ruhestande zu Wien.

Hoffinger (Joh. Ritter von). Lorbern und Cypressen von 1866 (Wien 1868, Prandel, kl. 8°.) Nordarmee, S. 158.