BLKÖ:Weidner, Christiane Friederike

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 273. (Quelle)
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Weidner, Christiane Friederike (k. k. Hofschauspielerin, geb. in Zittau am 29. Mai 1730, gest. zu Wien 14. November 1799). Sie ist eine geborene Lorenz und ein Schauspielerkind. Unter ihrer Eltern Leitung bildete sie sich für die Bühne, und ein ungewöhnliches Darstellungstalent berechtigte sie zu großen Hoffnungen. Sie betrat das Theater zu einer Zeit, als die Neuber und Schönemann ihre Triumphe feierten, mit welchen Schauspielerinen es ihr gegönnt war, in Leipzig und Dresden zu spielen. Solche Vorbilder blieben auf das empfängliche und hochbegabte Mädchen nicht ohne läuternden Einfluß, und erst achtzehn Jahre alt, kam sie 1748 an die Hofbühne in Wien, an der sie dann über 36 Jahre wirken und [274] eine der Zierden derselben werden sollte. 1751, nach Anderen erst 1757, vermälte sie sich mit dem Schauspieler Joseph Karl Huber (geb. zu Wien 1726, gest. daselbst 1760), welcher 1746 zum Theater ging, und dem man, als noch die extemporirten Spiele sich großer Beliebtheit erfreuten, eine Menge komischer Stücke verdankte. Er führte in denselben die lustige Person unter dem Namen „Leopoldl“ ein und spielte diese selbst mit dem größten Erfolge. Als dann die Reform der Wiener Bühne stattfand, übernahm er das Fach der jugendlichen Helden, welche er mit Glück darstellte. Nach siebzehnjähriger Witwenschaft verheiratete sich seine Gattin zum zweiten Male, und zwar mit dem Rathsthürhüter der obersten Justizstelle in Wien, Namens Weidner. Ihre eigentliche Glanzzeit fällt in die Jahre ihrer ersten Ehe mit Huber, daher sie auch in der Theatergeschichte meist unter diesem Namen aufgeführt erscheint. Man unterschied damals in Wien, wie es noch heute am Théâtre français in Paris üblich, „Schauspieler, die sich nur auf Capitulation engagiren, und solche, die an der Entreprise selbst theilnehmen“. Die Huber gehörte zu diesen letzteren. War sie schon in der ersten Zeit, als sie noch jugendliche Liebhaberinen und zärtliche Rollen spielte, eine ungemein beliebte Künstlerin, so wuchs ihr Ruhm doch erst, als sie in tragischen Rollen auftrat. Als Merope hat sie das höchste geleistet. Ein gleichzeitiger Berichterstatter schreibt über sie: „Sie hat das Publicum in allen den verschiedenen Fächern, der Colombinen, Liebhaberinen, sanften und zärtlichen Rollen, Furien und Teufel, verkleideten Chevaliers, alten Jungfern, hochkomischen und affectirten Mütter vergnügt und unterhalten und immer ungetheilten Beifall gefunden.“ Ihr Bildniß befindet sich in der Galerie von Künstlern und Künstlerinen, welche das Foyer der k. k. Hofloge im Wiener Burgtheater schmücken. An dem Bilde der Künstlerin befand sich noch vor einigen Jahren – Schreiber dieses sah selbst den Zettel – auf einem Blatte die Bemerkung: „nach Wien verschrieben“.

Chronologie des deutschen Theaters (Leipzig 1774, 8°) S. 101. [Daselbst heißt es unter der Jahreszahl 1741: „Eine andere Wiener Merkwürdigkeit ist der Debut der nachherigen berühmten Madame Huber oder der Demois. Christiane Friederike Lorenzin, geboren zu Zittau 1731. Sie debutirre in der Irton im „Essex“ und begab sich noch dieses Jahr mit Vater und Mutter nach Danzig“. Dann könnte sie, da sie damals erst zehn Jahre alt war. nur in einer Kinderrolle debutirt haben, oder es hat sich in die zwei Zahlen 1731 und 1741 ein Druckfehler eingeschlichen], S. 116, 122, 139, 193 u. 208. – (De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, von Trattner, 8°.) I. Bandes 2. Stück, S. 392. – Galerie von teutschen Schauspielern und Schauspielerinen der älteren und neueren Zeit (Wien 1783, Ig. Nep. Edler von Epheu, 8°.) S. 255. – Megerle v. Mühlfeld (J. G.). Memorabilien des österreichischen Kaiserstaates oder Taschenbuch für Rückerinnerung an die merkwürdigsten Ereignisse seit dem Regierungsantritte Sc. Majestät des Kaisers Franz des Ersten, das ist vom 1. Marz 1792 bis zum Schlusse des achtzehnten Jahrhunderts (Wien 1825, ]J. P. Sollinger, kl. 8°.) S. 323. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 1580 in Richter’s „Lessing-Feuilleton“.
Porträt. Unterschrift: „Christiana | Friderica | Huberin“, Lange del., J. E. Mansfeld sc. Medaillonbild (kl. 8°.).