Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weger, Joseph
Band: 53 (1886), ab Seite: 235. (Quelle)
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Weeber, Luise (k. k. Hofschauspielerin, geb. in Wien am 17. December 1802, gest. daselbst am 19. October 1826). Sie ist die Tochter eines Wiener Damenfriseurs, der mit dem Personale des k. k. Hoftheaters durch sein Geschäft in vielfachem Verkehre stand, woraus sich auch, zunächst die näheren Beziehungen der Tochter zur Bühne ergaben, für welche dieselbe von Kindheit an Lust und Neigung zeigte. Die Hofschauspielerinen Dauer und Franul von Weißenthurn nahmen sich liebevoll der talentvollen Luise an, welche im Alter von 12 Jahren am 7. Jänner 1814 zum ersten Male in Engel’s „Der Edelknabe“ in der Titelrolle auftrat, und zwar mit solchem Erfolge, daß dadurch ihr Beruf entschieden ward. Am 1. Mai 1816 im Hoftheater engagirt, blieb sie an demselben bis zu ihrem im Alter von erst 24 Jahren erfolgten Tode. Anfangs spielte sie Kinderrollen mit zierlichster Grazie und ging dann ins Fach der Liebhaberinen über, aber lange noch, als sie in diesem bereits sich auszeichnete, Kinderrollen mit großem Erfolge gebend. Als die berühmte Künstlerin Antonie Adamberger infolge ihrer Verheiratung 1817 die Bühne verließ und auch Frau Korn durch Krankheiten öfter am Auftreten verhindert wurde, übernahm Luise Weeber deren Rollen und spielte nach der Vereinigung [236] des k. k. priv. Theaters an der Wien mit dem Hoftheater auch auf ersterem. Gastspiele, in München 1822 und in Pesth 1825, fielen sehr günstig aus, und als sich Tieck um diese Zeit in Wien aufhielt, gefiel ihm ihr Spiel so sehr, daß er ihr einen Engagementsantrag nach Dresden machte, den sie aber ihrer Familienverhältnisse wegen ablehnte. Als Luise in Sheridan’s „Die Lästerschule“ trat sie zum letzten Male auf. Die Wiener Hofbühne verlor an ihr eine Künstlerin, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, und die Theilnahme bei ihrem Hinscheiden war sowohl von Seite ihrer Collegen als des Publicums eine außerordentliche. Aber noch in einer Beziehung ist Luise Weeber besonders bemerkenswerth: durch die im hohen Grade romantische Liebe, die sie, ohne je von ihr eine Ahnung gehabt zu haben, einem damals in Wien lebenden jungen siebenbürgischen Componisten Namens Johann Lucas Hedwig eingeflößt hatte, und welche ihr bis zum Tode Geheimniß blieb. Hedwig (geb. zu Heldsdorf im siebenbürgischen Burzenland am 5. August 1802, gest. als Chordirector der evangelischen Stadtpfarrkirche in Kronstadt am 8. Jänner 1849) kam zur musicalischen Ausbildung im Sommer 1819 nach Wien. Da sah er während der Probe von Körner’s „Toni“ Luise Weeber, welche in der Titelrolle auftreten sollte. Von diesem Augenblicke erfüllte das Bild der jungfräulichen Künstlerin das Herz des jungen Componisten, und er trug es darin noch lange nach ihrem Tode. Er bat den Dichter und Musiker Kanne [Bd. X, S. 438], auf Luise eine Reihe Gedichte zu schreiben, welche er dann in Musik setzte; als er 1832 Petrarca’s Gedichte an Laura kennen lernte, sog er aus denselben neue Nahrung für die seit sechs Jahren bereits im Grabe Ruhende und componirte wieder eine Reihe von Trauergedichten, welche den Namen Luise Weeber trugen, und sieben Jahre nach ihrem Tode, am 19. October 1833, an ihrem Sterbetage, überreichte er das von Kanne verfaßte und von ihm selbst in Musik gesetzte Lied „Luisens Grab“ den Angehörigen der Verewigten. Hedwig, als Componist wenig gekannt und in keinem älteren und neueren Tonkünstler-Lexikon zu finden, war ein sehr fleißiger Tonsetzer, seine Ouverturen wurden auf mehreren Theatern Wiens aufgeführt, auch componirte er viel für die Wiener Volkssänger, besonders für den unter diesen sehr beliebten J. B. Moser, dessen Biographie unser Werk im XIX. Bande, S. 146 brachte. Das Andenken der Künstlerin, welche den genannten Componisten in solcher Weise begeisterte, verherrlichte deren mütterliche Freundin, die Hofschauspielerin Franul von Weißenthurn, durch ein Gedicht, das bei der Leichenfeier der Verblichenen, während der Einsegnung in der Schottenkirche, unter die zahlreiche Menge, welche sich zu diesem Traueracte eingefunden hatte, vertheilt wurde.

Allgemeine Theater-Zeitung. Herausgegeben von Adolf Bäuerle (Wien, 4°.) Jahrg. 1826, Nr. 134 und 135: „Nekrolog“. Von Weidmann. – Sächsischer Hausfreund (siebenbürgischer Volkskalender, 8°.) 1863, S. 54 in Hedwig’s Biographie.