BLKÖ:Weber (Veber), Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weber, Johann
Band: 53 (1886), ab Seite: 188. (Quelle)
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20. Weber (Veber), Joh. (Staatsbeamter, Schriftsteller, geb. zu Oedenburg in Ungarn am 11. Juli 1806). Nachdem er das Gymnasium in seiner Vaterstadt beendet hatte, hörte er in Preßburg die philosophischen Studien. 1828 wurde er Erzieher in der Familie eines Grafen Eszterházy in Wien. Um diese Zeit betrat er auch die schriftstellerische Laufbahn, und zwar zunächst in Hormayr’s „Archiv für Geschichte“, worauf er kleinere Arbeiten in anderen Wiener Blättern folgen ließ. 1839 begann er selbst die Herausgabe eines Blattes, betitelt „Der Aktionär“, aber schon im folgenden Jahre fand er Anstellung als Secretär bei der Gesellschaft des Donau-Theißcanales und begann nun im „Magyar Gazda“ (Der ungarische Landwirth) und in dem von Aurel [189] Grafen Dessewffy in Opposition zu Kossuth’s „Pesti Hirlapi“ gegründeten „Világ“ (Das Licht) in ungarischer Sprache zu schreiben. 1843/44 war er als Deputirter-Stellvertreter einer höheren ungarischen Adelsfamilie im Preßburger Landtage thätig. Im „Budapesti-Hiradó“ (Pesth-Ofener Anzeiger) schrieb er zu jener Zeit verschiedene commercielle und financielle Artikel, so über Wasserwege und ihre Wichtigkeit, über die Zollregulirung, welch letztere auch im Sonderabdruck erschienen. Ueberhaupt entfaltete er in Bezug auf Anregung von Reformen in Ungarn auf praktischen Gebieten, worin er das einzige Heil für dieses Landes Zukunft erblickte, eine ganz eminente Thätigkeit. Als dann die Eisenbahnen ins Leben und durch dieselben die bisherigen Wasserwege mehr in den Hintergrund traten, infolge dessen auch die Donau-Theiß-Canalgesellschaft sich auflöste, kehrte Weber, der sich inzwischen vermält hatte, mit seiner Familie nach Ofen zurück, wo er seine schon früher im „Magyar Gazda“ entwickelten Bewirthschaftungspläne zu verwirklichen begann. Die wüsten Ofener Höhen, den sogenannten Saség bepflanzte er und verwandelte ihn nun in einen lieblichen Obstgarten, welcher, nachdem der Cardinal-Primas Scitovszky den Bau einer Capelle auf demselben gestattet hatte, ein bevorzugter Wallfahrtsort der Ofener Gemeinde wurde. Das Bewegungsjahr 1848 riß den nunmehrigen Obstzüchter und Landwirth aus dieser ruhigen Beschäftigung, als ihn nämlich am 4. Mai 1848 der Erzherzog Palatin Stephan zum Secretär im ungarischen Handelsministerium ernannte. Aber auch auf diesem Posten sollte er nicht lange verbleiben: der nach Niederwerfung des Aufstandes zur Organisirung des durch denselben aller königlichen Behörden beraubten Landes als königlicher Civilcommissär nach Ungarn entsendete Freiherr von Geringer berief ihn Anfangs November 1849 in das Bauorganisirungscomité; Mitte März 1851 betraute ihn die k. k. ungarische Statthalterei, bei welcher er kurz vorher zum Secretär ernannt worden war, mit der Theatercensur. Nach der 1852 bei der Pesth-Ofener Polizeidirection erfolgten Errichtung eines Bücherrevisionsamtes wurde er im August dieses Jahres zum Vorstande desselben und am 18. Jänner 1855 zum k. k. Polizeirath bei gedachter Behörde ernannt. Schon 1850 hatte er die Herausgabe eines Codex der neuen Ungarn betreffenden Gesetze begonnen, welcher bis Ende 1858 zum 7. Bande gedieh. Ueberdies gab er 1851 eine kleinere Schrift: „Ungarn in seinen neuester: Verhältnissen und Einrichtungen“ heraus, welcher eine nach amtlichen Daten ausgeführte Landkarte zur Orientirung beigefügt war. Ueber die späteren Schicksale Weber’s, der wohl schon gestorben ist oder jetzt 80 Jahre alt wäre, sind wir nicht unterrichtet.

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1858, Gustav Emich, 8°.) Zweiter den ersten ergänzender Band, S. 363.