Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wahrmann, Justus
Band: 52 (1885), ab Seite: 147. (Quelle)
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Noch sind erwähnenswerth:

1. Moriz Wahrmann, Pesther Großhändler und Abgeordneter, wohl zur Familie Jehudas und Israels gehörend, vielleicht ein Sohn des Pesther Banquiers Maier Wolf Wahrmann. Er spielt in den Finanz- und Abgeordnetenkreisen der ungarischen Hauptstadt eine bedeutende Rolle. Schon im Jahre 1872, als man in Transleithanien einen neuen Handelsminister suchte, wurde er unter den Candidaten genannt. In der Pesther Leopoldstadt zum Deputirten des Parlaments gewählt, war er ein Anhänger Lonyay’s [Bd. XVI, S. 26] und erwies seinem Freunde, als derselbe Finanzminister und später Ministerpräsident geworden, manchen guten Dienst. Als dann bei Eintritt der großen Geldkrise in Pesth viele Finanzleute fielen und auch das Haus Wahrmann bedenklich schwankte, griff Lonyay dem bedrängten Banquier unter die Arme, und so hatte denn Einer dem Anderen geholfen. Minister ist nun Wahrmann, wie erwartet wurde, nicht geworden, aber er ist doch Abgeordneter und war es schon im Jahre 1869, wo er noch im Feuilleton der „Triester Zeitung“ als der einzige Jude des Parlaments bezeichnet ward, in welches er nur durch seine Fähigkeiten gelangte. Ueberdies sind die Pesther Juden eine politische Macht, mit welcher gerechnet werden muß, denn so gingen drei Minister – Tóth, Bittó und Lonyay – aus den Wahlen 1872 nur durch den Einfluß der Juden hervor. Moriz Wahrmann ist es auch, der seine Parlamentscollegen, wenn sie durch die ellenlangen Reden einzelner Abgeordneter bis zur Erschöpfung ermüdet werden, durch seinen Geist aus ihrer Erschlaffung reißt und zur Ausübung ihrer parlamentarischen Pflichten wieder fähig macht. Bemerkenswerth erscheint noch Moriz Wahrmann’s Stellung zur Bankfrage, welche, wie ja bekannt, immer auf dem Programm der Heißsporne des Pesther Reichstages sich befindet. Als diese Frage im Mai 1877 wieder im Parlamente verhandelt wurde, war es Wahrmann, der ein weiteres Vorgreifen in derselben – eine selbständige ungarische Bank – entschieden abrieth und einfach bemerkte: „jetzt sei es genug, daß das Recht Ungarns auf eine selbständige Bank aufrecht erhalten werde“. –