BLKÖ:Vukotinović, Ludwig Farkas von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Vukomanović, Wilhelmine |
Nächster>>>
Vukovics, Sebastian | ||
Band: 52 (1885), ab Seite: 27. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Ljudevit Farkaš Vukotinović in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 130887358, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Kanitz in seiner „Geschichte der Botanik in Ungarn“ erzählt, so wäre Vukotinović wegen seines Antheils an den nationalen Bewegungen seines Vaterlandes entlassen worden. Von 1853 bis 1860 lebte derselbe in Agram, seine ganze Thätigkeit der croatisch-slavonischen Landwirthschaftsgesellschaft und dem im Entstehen begriffenen Nationalmuseum widmend. Nach Kanitz wäre er sogar Gründer dieses Institutes und hätte dessen Leitung auch später, als er eine schwierige und viel Zeit in Anspruch nehmende Stellung bekleidete, nicht aus den Händen gelassen. 1860 wurde er zum Obergespan des Kreuzer Comitates ernannt. Als aber 1867 das allgemeine Wehrgesetz erschien und der provisorische Leiter der croatisch-slavonischen Hofkanzlei, [28] Feldzeugmeister Kusević, die Ausführung dieses Patentes befahl, erklärte Vukotinović in einer vom 4. März datirten Zuschrift an den Genannten, daß, wenn auf der Forderung bestanden werde, daß er das Gesetz durchzuführen habe, er es vorziehe, seine Würde niederzulegen. Seine Resignation wurde auch angenommen, und er zog sich ins Privatleben zurück, sich vornehmlich mit der Landwirthschaft beschäftigend. 1868 in den croatischen Landtag gewählt, trat er der Nationalpartei bei. Als dann die Nationalen denselben verließen, verblieb er beinahe allein auf seinem Standpunkte, und es gelang ihm, später eine kleine Partei, die autonomistische benannt, zu bilden, welche der Regierung und der Majorität opponirte. Trotz der Verschiedenheit der Ansichten in den meisten principiellen Fragen wurde er doch zum ersten Landtags-Vicepräsidenten und zum Vertreter auf dem gemeinsamen ungarisch-croatischen Reichstage erwählt. Später zog er sich ganz vom politischen Leben zurück und gab sich ausschließlich seinen Studien und wissenschaftlichen Arbeiten hin. Schon als 1856 in Wien die große landwirthschaftliche Ausstellung stattfand, trug er als Leiter und Secretär der Agramer Landwirthschaftsgesellschaft wesentlich dazu bei, daß Croatien auf dieser Ausstellung vertreten war; er fungirte dann auch auf derselben als Schriftführer einer Section, in welche er gewählt wurde. Als anläßlich der Wiener Weltausstellung 1873 bei Bildung der ungarischen Landescommission das transleithanische Ministerium der Autonomie der Königreiche Croatien und Slavonien Rechnung zu tragen beschloß und deshalb eine Stelle im Präsidium einem Vertreter jener Länder reservirte, fiel die Wahl auf Vukotinović. Er betonte auch sofort neben dem engen Anschluß Croatiens und Slavoniens an Ungarn in Angelegenheit der Weltausstellung die Nothwendigkeit eines selbständigen Vorgehens seiner Landsleute und veranlaßte, daß sich in Agram das croatisch-slavonische Central-Ausstellungscomité constituirte, in welchem ihm dann der Vorsitz zufiel. Aber nicht blos auf juridischem, politischem und administrativem Gebiete begegnen wir Vukotinović, auch auf schriftstellerischem, und auf diesem nach zwei Richtungen, der schöngeistigen und naturwissenschaftlichen. Als besonderer Freund der Naturwissenschaften bereiste er in den Jahren 1853 und 1856 im Vereine mit dem Botaniker Dr. Joseph Schlosser [Bd. XXX, S. 142] das Küstenland, die oberen Grenzregimentsdistricte und die croatischen Velebitalpen, erwarb sich eine ganz genaue und gründliche Kenntniß des Landes und legte in verschiedenen selbständigen Werken und durch Fachzeitschriften veröffentlichten Abhandlungen die Resultate seiner Beobachtungen und Forschungen nieder. Wir lassen nun hier eine Uebersicht dieser naturwissenschaftlichen und schöngeistigen Arbeiten folgen, welche er theils in croatischer, theils in deutscher Sprache verfaßt hat, ihre Titel sind: „Golub, igrokaz u 4 čina“, d. i. Die Taube, Schauspiel in 4 Aufzügen (Agram 1832, Fr. Župan, 8°.); – „Pervi i zadnji kip, turobna igra vjednim činu poleg nemške ballade od G. Seidla“, d. i. Das erste und das letzte Bild, Trauerspiel in einem Aufzug nach der deutschen Ballade von Joh. Gabr. Seidl (Preßburg 1833, Anton Schmid, 8°.); – „Pesme i pripovědke“, d. i. Gedichte und Erzählungen (Agram 1838, Ludwig Gaj, 8°.), eigentlich nur eine Sammlung [29] seiner in den Jahrgängen 1835, 1836, 1837 und 1838 der „Danica ilirska“ (Illyrischer Morgenstern) abgedruckten Dichtungen in gebundener Rede und in Prosa; – „Pjěsme i pripovědke“, d. i. Gedichte und Erzählungen (ebd. 1840), eine von der vorigen ganz verschiedene Sammlung; – „Ruže i trnje (pjesme)“, d. i. Rosen und Dornen (Gedichte) (ebd. 1842, Župan, 8°.); – „Prošastnost ugarsko-horvatska. Historičke novele. I. i II. dil“, d. i. Die ungarisch-croatische Vergangenheit. Historische Novellen, 2 Theile (ebd. 1844, Župan, 8°.); – „Nješto o pučkih školah“, d. i. Einiges über Volksschulen (ebd. 1844); – „Pjesme“, d. i. Gedichte (ebd. 1847, Ludwig Gaj, 8°.); – „Njekoja glavna pitanja našeg vremena“, d. i. Einige Hauptfragen unserer Zeit (ebd. 1848, Župan, 16°.); – „Prirodoslovje, svezak I.“, d. i. Mineralogie und Geognosie (ebd. 1851, 8°.); – „Pametarka gospodarom u Hrvatskoj i Slavonu“, d. i. Erinnerungsbuch für die Landwirthe in Croatien und Slavonien (ebd. 1858, Ludwig Gaj, 8°.); – „Die Botanik nach dem naturhistorischen Princip“ (ebd. 1855); – „Syllabus florae croaticae“ (ebd. 1857, 8°.); – „Hieracia croatica in seriem naturalem disposita“ (ebd. 1858, gr. 4°., mit 2 Abbildungen); – „Trnule, Pjesme“, d. i. Brombeeren, Gedichte (ebd. 1862, Jakic, 32°.). In Fachblättern sind abgedruckt, und zwar in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftlicher Classe: „Das Licca- und Krbavathal in Mittel-Croatien“. Mit einer geognostischen Karte [Bd. XXV, S. 522]; – „Die Plitvicaseen in der oberen Militärgrenze in Croatien“. Mit einer Karte [Bd. XXXIII, S. 268]; – „Die Diorite mit den übrigen geognostischen Verhältnissen des Agramer Gebirges in Croatien“. Mit einer Karte [Bd. XXXVIII, S. 333]; – in den Sitzungsberichten der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft: „Zur Flora Croatiens“ [Band III, S. 131]; – „Neue Viola“ [Band IV, S. 91]; – in der Oesterreichischen botanischen Zeitung: „Ein dubioses Hieracium aus der Flora Croatiens“ [Bd. III, S. 113]; – „Noch Einiges über Hieracium“ [Bd. IV, S. 100]; – „Aus der Flora Croatiens“ [Bd. IV, S. 297]; – „Schlossera heterophylla“ [Band VII, Seite 350 und Bd. VIII, S. 66]; – „Hypecoum der Flora Croatiens“ [Bd. X, S. 161]; – In der Linnaea: „Ueber die Formen der Blätter und die Anwendung der naturhistorischen Methode auf die Phylographie“ [Bd. XXV, S. 295]. Die meisten der vorgenannten botanischen Schriften, sowohl der selbständig erschienenen als der in Fachblättern veröffentlichten, gab Vukotinović in Gemeinschaft mit Schlosser in den Druck; auch redigirte er 1856 bis 1858 die croatische landwirthschaftliche Zeitung „Gospodarski list“, welche mehrere Aufsätze seiner Feder, namentlich über Weinbau enthält, und gab den „Leptir. Zabavnik za godinu 1859 i 1860“, d. i. Der Schmetterling. Taschenbuch für 1859 und 1860 (Agram, L. Gaj, 12°.) heraus, in welchem er mehrere Gedichte und Erzählungen brachte. Außer den bisher angeführten Schriften finden wir von ihm noch mehrere als herausgegeben bezeichnet, deren bibliographische Titel wir vergeblich suchten, und zwar: eine „Geognostische Skizze von Warasdin-Teplitz in Croatien“ (Wien 18582); – „Die Berge von Moslovina“ (ebenda [30] 1852); – „Einige Bemerkungen über die Berge von Kalnik“ (1853); – „Ueber fossile Kohle“ (1868); – „Ueber Tertiäres in der Umgebung von Agram“ (1873); – „Vallenciennesia annullata“ (1874); – „Botanische und geologische Untersuchungen im Norden Croatiens“ (1854); – „Ueber Genealogie und Abstammung der Pflanzen“ (1876); – „Die Theorien der Naturphilosophen und der Darwinismus“ (1877); De Gubernatis gibt sogar eine „Hora croatica“ con appendici an, was wohl „Flora croatica“ mit Nachträgen (1869, 1872, 1876 und 1877) bedeuten soll; – „Quercus croatica“ (18/3–1878); – „Anthyllis tricolor Vuk“ (1878); – „Flora excursoria“ (1876). Vukotinović, seit Bestand der Agramer südslavischen Akademie der Wissenschaften Mitglied derselben und vornehmlich in der naturwissenschaftlichen Abtheilung für Geologie und Geognosie thätig, besitzt um die Hebung des wissenschaftlichen Lebens und namentlich um die geologische Erforschung Croatiens, wie auch als Botaniker, wozu er sich am Joanneum in Gratz ausgebildet, unläugbar nicht geringe Verdienste. Aber auch als Dichter gehört er zu den Lieblingen seiner Nation, welche viele seiner Gedichte singt und sie dadurch zum Volksgut gemacht hat. Ueberall, wo man ihm begegnen mag, sei es als Beamten, Poeten, Landwirth, Naturforscher, immer wirkt er anregend, fördernd, und es wäre, wenn es in seinem Vaterlande mehrere Männer seines Schlages gäbe, um dasselbe besser bestellt, als es der Fall ist, da ja selbst im berathenden und gesetzgebenden Körper des Landes statt der hohen Einsicht des Geistes, statt des von Vaterlandsliebe erfüllten heiligen Rechtsbewußtseins die rohe Gewalt, der Scandal und die Vergewaltigung ihre Stätte aufgeschlagen haben.
Vukotinović, Ludwig Farkas von (Naturforscher und croatischer Poet, geb. in Agram 13. Jänner 1813). Er stammt aus alter croatischer Adelsfamilie. Das Gymnasium besuchte er in Agram und Groß-Kanizsa, Philosophie hörte er in Szombathely, die Rechte in Agram. Im Jahre 1836 wurde er Jurat bei der königlichen Tafel zu Preßburg, und zwar zur Seite des Septemvirs Louis Baron Bedekovich, kam aber bald nachher in gleicher Eigenschaft an die Banaltafel zu Agram. Noch in demselben Jahre legte er die Advocatenprüfung ab und trat als Honorar-Vicenotar in den Dienst des Kreuzer Comitates, wo sein Vater Großgrundbesitzer war. In dieser Stellung lernte er den damaligen Verwaltungsdienst in allen Zweigen kennen. 1840 wurde er zum Oberstuhlrichter, 1847 in den croatischen Landtag gewählt, in welchem er auch in der Folge saß. Als 1848 die Bewegung ausbrach, übernahm er, von der Banaltafel dazu berufen, die Majorstelle in einem Bataillon des nationalen Aufgebotes. Als aber mit der Niederwerfung des Aufstandes das Bedürfniß dieses Aufgebotes entfiel, kehrte er in den Staatsdienst zurück und wurde bei der neuen Organisation der Gerichtsstellen in Croatien im Jahre 1850 Präsident des provisorischen Landesgerichtes zu Kreuz, 1853 erfolgte die Auflösung des Comitates und des Gerichtes zu Kreuz, und er schied aus dem Staatsdienste. Wie- Wiener Weltausstellungs-Zeitung. „Centralorgan…… II. Jahrg. 12. October 1872, Nr. 81. – Politik (slavisches Parteiblatt in deutscher Sprache, Prag, Fol.) 1864, Nr. 223, im Feuilleton: „Aus Agram“. – Jordan. Slavische Jahrbücher (Leipzig gr. 8°.) 18453, S. 195. – Kanitz (August). Geschichte der Botanik in Ungarn (Skizzen) (Hannover 1863, W. Riemschneider, 12°.) S. 141; in dem unter dem Titel „Versuche einer Geschichte der ungarischen Botanik“ in Halle 1865 erfolgten Wiederabdruck (8°.) S. 222. – Bericht über die österreichische Literatur der Zoologie, Botanik und Paläontologie aus den Jahren 1850, 1851, 1852, 1853. Herausgegeben von dem zoologisch-botanischen Verein in Wien (Wien 1833, Braumüller, 8°.) S. 80, 81, 182, 183. – De Gubernatis (Angelo). Dizionario biografico degli scrittori contemporanei ornato di oltre 300 ritratti (Firenze 1879, succesori di Le Monnier, schm. 4°.) p. 1056. – „Ilirska čitanka za gornje gimnazije knjiga druga, d. i. Illyrisches Lesebuch für Obergymnasien (Wien 1860, Schulbücherverlag, gr. 8°.) S. 21.
- Porträt. Palm del., C. Angerer sc., in der „Wiener Weltausstellungs-Zeitung“ Nr. 81, 12. October 1872.