BLKÖ:Vorwort (Band 26)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 26 (1874), ab Seite: III. (Quelle) | |||
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Das Erscheinen dieses, des 26. Bandes hat sich leider etwas verspätet, aus Ursachen, welche zu beseitigen nicht in meiner Macht lag.
Auf einer im Sommer d. J. unternommenen Erholungsreise begegnete ich im Auslande mit Bezug auf mein Werk Ansichten, die ich mit den folgenden Thatsachen richtig zu stellen mich veranlaßt fühle. So herrscht vielfach die Meinung, daß ich mein Werk nicht nur im amtlichen Auftrage edire, ja, daß ich sogar ein eigenes amtliches Bureau mit Hilfsarbeitern, die blos für mein Werk thätig sind u. dgl. m., zu meiner Verfügung habe. So wünschenswerth das Alles für mein und jedes ähnliche Unternehmen dieser Art wäre, und so sehr ich überzeugt bin, daß dergleichen Arbeiten ohne amtliche Förderung nicht leicht zu Stande kommen können: so muß ich, zur Sache zurückkehrend, einfach bemerken, daß mein Werk durchaus nicht im amtlichen Auftrage überhaupt, sondern als rein privates Unternehmen erscheint, mit welcher Erklärung aber auch alle Voraussetzungen von einem eigenen Bureau und für mein Lexikon eigens bestellten Hilfsarbeitern in Nichts zusammenfallen.
Meine amtliche Stellung hat mit meinem biographischen Lexikon nicht das Geringste – ja, doch etwas – nämlich insoweit zu schaffen, als ich allen Aufwandes an moralischer [IV] und physischer Thatkraft bedarf, um nach beendetem täglichen, keineswegs eine Sinecure vorstellenden Amtsdienste an die schwierige Ausführung meines Werkes zu schreiten. Ueberhaupt habe ich nicht nur nicht amtliche, sondern gar keine Hilfsarbeiter, und ist das Lexikon vom ersten bis zum letzten Bogen dieses 26. Bandes mein eigenstes Werk, das ich ganz eigenhändig concipirt und auch geschrieben habe, infolge dessen ich auch für alle Gebrechen desselben – Menschenwerk, Stückwerk – allein mit den von mir zu Rathe gezogenen, stets benannten Quellen verantwortlich bin.
Mußte ich also im Vorstehenden einer in Deutschland herrschenden und mich wirklich befremdenden Auffassung, insofern sie mein Lexikon betrifft, entgegentreten, so muß ich auch wieder mehrerer mir in jüngster Zeit gewordenen Anerkennungen meines Werkes gedenken. Mit Allerhöchster Entschließung vom 25. December 1873 geruhten Se. Majestät der Kaiser in Würdigung meiner verdienstlichen Leistungen auf dem Gebiete der Literatur mir den Orden der eisernen Krone zu verleihen. Es ist dieß ein Act kaiserlicher Huld, der für sich selbst spricht. Und wie mich dieser zum ehrerbietigsten Danke verpflichtet, so muß ich auch jenen wohlwollenden Kritikern in ausländischen Blättern denselben aussprechen, welche, obgleich meine Arbeit zunächst den österreichischen Kaiserstaat betrifft, doch dieselbe und die darin ausgesprochenen Bestrebungen in anerkennendster Weise würdigen.
Dort, wo ich es am wenigsten erwarten durfte, in deutschen Blättern, denen doch mein Werk fern liegt, widmete man demselben eine warme Theilnahme, welche durch die fast nicht zu vermeidenden Gebrechen desselben nicht im geringsten sich beirren ließ, sondern, das ganze Werk und seine Bedeutung in’s Auge fassend, durch rückhaltlose Anerkennung meiner Bestrebungen meinen oft sinkenden Muth gehoben und mich zur Ausdauer und Fortsetzung meiner schweren und nichts weniger denn materiell [V] lohnenden Aufgabe ermuntert hat. Und in dieser Richtung muß ich zunächst drei der geachtetsten Blätter Deutschlands nennen: die Augsburger Allgemeine Zeitung, das von Joseph Lehmann (gest. 1873) herausgegebene Magazin für die Literatur des Auslandes, und die Brockhaus’schen, von Dr. Rud. Gottschall redigirten Blätter für literarische Unterhaltung. Jedes der genannten Blätter hat zu wiederholten Malen in wärmster Weise die Aufmerksamkeit auf mein Werk gerichtet. Die Allgemeine Zeitung aber nahm erst kürzlich Anlaß, den 25. Band meines Werkes als „Jubelband“ in einer Weise zu begrüßen, daß ich nicht weiß, was ich höher stellen soll, die Wärme, womit der Referent mein Werk beurtheilt, oder die Mühe, die er meiner Arbeit zugewendet, da er ja zu dieser Beurtheilung das Lexikon einem wochenlangen, eindringlichen Studium hat unterziehen müssen. Dazu gesellte sich eine mit dieser Besprechung in inniger Verbindung stehende Ovation, da der historische Verein von und für Oberbayern das Erscheinen dieses „Jubelbandes“ zum Anlasse nahm, mich in Würdigung dessen, daß auch bayerische Angehörige in meinem Werke eine Stätte gefunden, in welcher sie ein künftiger Forscher leicht aufzufinden vermag, mit der Aufnahme in den Schooß seiner gelehrten Mitglieder zu ehren. Also allen diesen wohlwollenden und theilnehmenden Freunden und Förderern meiner Arbeit meinen innigsten Dank.
Leider kann ich von so schönen Erfolgen der Kritik in meinem eigenen Vaterlande nicht berichten. So lange noch Hieronymus Lorm in Oesterreich weilte, widmeten er und nach ihm noch ein paar mir freundlich gesinnte Schriftsteller, meinem Werke die wärmste Theilnahme. Seither erfreut sich dasselbe wohl einer fleißigen Plünderung, im Uebrigen aber treten ihm volles Unverständniß für die Bedeutsamkeit dieser Arbeit, die unter allen Umständen die Durchführung eines großen Gedankens ist, [VI] hämische Schmähsucht, widrige Kleinigkeitskrämerei und Itüftelei, absichtliches Nichtverstehen eines patriotischen Motivs, offene und heimliche Intriguen entgegen, Alles Umstände, die mir die Lust an meiner Arbeit nicht nur schmälern, sondern dieselbe geradezu verkümmern müßten, wenn nicht andererseits gerechtes Wohlwollen und vorurtheilslose Einsicht ein Gegengewicht in die Wagschale legten. Ich werde davon, wenn es mir gegönnt sein sollte, mein Werk zu vollenden, öffentlich Rechenschaft geben; denn die Geschichte meines Lexikons ist ein gut Stück Geschichte Oesterreichs.
Eben wieder, als ich dieses Vorwort schließe, erhalte ich gleichfalls von außen, das nachstehende Schreiben:
Mit großem Vergnügen habe ich in Erfahrung gebracht, daß unlängst der fünfundzwanzigste Band Ihres ausgezeichneten „Biographischen Lexikons“ der Oeffentlichkeit übergeben wurde. Da ich mich nun von dem reichen und in jeder Beziehung trefflichen Inhalte des genannten Werkes persönlich zu überzeugen die Gelegenheit hatte, so gewährt es mir eine besondere Genugthuung, Ihnen aus Anlaß des Erscheinens obenbezeichneten 25. Jubelbandes meine aufrichtigen Glückwünsche darzubringen und zugleich die Versicherung beizufügen, daß ich die weitere Vollendung des Productes Ihres unausgesetzten Fleißes und Ihrer Beharrlichkeit stets mit regem Interesse verfolgen werde. Indem ich Sie auf’s Neue meiner hochachtungsvollen Werthschätzung versichere, bin ich, mein Herr Regierungsrath Ihr wohlgeneigter
Regensburg, den 30. December 1873.“
Solche Worte von Seite des durchlauchtigsten Vaters Ihrer Majestät der Kaiserin gleichen nun wohl alle Unbilden der heimischen Kritik aus.
Wien, 31. December 1873.