BLKÖ:Voith von Sterbez, Johann Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Voith, Karl Freiherr
Band: 51 (1885), ab Seite: 239. (Quelle)
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Voith von Sterbez, Johann Freiherr (k. k. Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Ausche in Böhmen 1746, gest. zu Wien am 22. März 1831). Zwölf Jahre alt, trat er 1758 als Gemeiner in die k. k. Artillerie, in welcher er die Feldzüge des siebenjährigen Krieges und den bayerischen Erbfolgekrieg als Unterofficier mitmachte. Nach Organisirung der Artillerie kam er 1772 in das 2. Regiment, wurde im November 1784 zum Unterlieutenant befördert und zog 1788 in den Türkenkrieg. In diesem zeichnete er sich bei der heldenmüthigen Vertheidigung der veteranischen Höhle ganz besonders aus. Letztere spielt in der österreichischen Kriegsgeschichte eine große Rolle. Sie liegt am linken Donauufer, etwa fünfeinhalb Stunden aufwärts der Festung Neu-Orsowa, zwischen den Dörfern Dubowa und Plovischewitza. Die Donau wird hier in ihrem Laufe so beengt, daß sich von der Höhle und deren Verschanzungen aus die Fahrt derart sperren läßt, daß kein Schiff es wagen darf, die Durchfahrt zu versuchen, ohne Gefahr zu laufen, in Grund geschossen zu werden. Auch im Türkenkriege war es die Aufgabe der Besatzung jenes Punktes, die feindliche Verbindung auf dem Strome zu hemmen, was, so lange die Höhle in unseren Händen blieb, vollkommen erreicht wurde. Ursprünglich bestand die Besatzung aus zwei Compagnien des walachisch-illyrischen Grenz-Regiments unter Hauptmann Mahowacz mit eilf Kanonen. Nach dem Vorrücken der Türken über Xuppanek wurde Major Baron Stein [Bd. XXXVIII, S. 43, Nr. 10] von Brechainville-Infanterie Nr. 25 mit seinem Bataillon noch dahin beordert. Am 10. August 1788 entsendeten die Türken dreißig Tschaiken und sechs Patrouilleschiffe donauaufwärts zum Angriffe der Verschanzungen, mußten aber mit einem Verluste von vier Schiffen abziehen. Gleichzeitig waren über Xuppanek 7000 Türken herangeeilt, um den Punkt zu cerniren, was nach dem Rückzuge der k. k. Armee keine Schwierigkeiten bot; sie trieben alle auswärtigen Vorposten zurück, die sich nun mit der Besatzung in einer tambourirten Redoute vereinigten, welche außerhalb des Berges angelegt war. Dieselbe ward von 5000 Spahis wiederholt angegriffen, aber jedes Mal mit unerschütterlichem Muthe von den Kaiserlichen vertheidigt. Major Stein, von der höchsten Höhe Zeuge dieses Ereignisses, zog den Rest der Mannschaft seines Bataillons zusammen, um die Redoute zu entsetzen. Allein die Türken hatten mittlerweile dieselbe so umzingelt, daß ihm nichts übrig blieb, als jene tapfere Truppe, vier Officiere und 412 Mann, ihrem Heldenmuthe zu überlassen und sich selbst mit dem Reste seines Bataillons in die Höhle zu werfen, deren Erhaltung und Vertheidigung ihm anvertraut war. Der Rückzug gelang, aber die Helden der Redoute waren das Opfer. Aus einer Schilderung österreichischer Kriegsscenen erfahren wir das Nähere. Neunzehn Stürme hatten diese Helden abgeschlagen, gegen zwanzig türkische Tschaiken in den Grund geschossen, fünf Aufforderungen des Großveziers, sich zu ergeben, zurückgewiesen und sich einundzwanzig Tage – bis zum 30. August – auf ihrem Posten gehalten, ungeachtet die Mannschaft den bedeutendsten Mangel an Lebensmitteln litt und jeder Einzelne die letzten eilf Tage „täglich auf ein Pfund Mehl, aus dem man sich in der heißen [240] Asche eine Art von Zwieback röstete, beschränkt war. Als aber durch allerlei faulenden Stoff, den die Türken durch eine Oeffnung im Gipfel des Berges hineingeworfen, die Luft in der Höhle verpestet, der größere Theil der Besatzung in Folge dessen von einer Seuche ergriffen und zuletzt nur noch für Einen Angriff Schußbedarf vorhanden war, da glaubte Major Stein, der Ehre des österreichischen Waffenruhms und dem Andenken des Helden, von dem die Höhle den Namen führt, Genüge gethan zu haben, das Leben so vieler Braven schonen und die neue Aufforderung des Großveziers, welcher der Besatzung freien Abzug ohne Waffen verhieß, annehmen zu müssen. Leichen und Gespenstern ähnlich verließ die Mannschaft die Höhle, und die Türken standen beschämt, als sie die kleine Schaar erblickten, die so viele hundert tapfere Osmanen getödtet und deren ganzem Heere im Vorrücken einen so kräftigen Stillstand geboten hatte. Daß dies aber überhaupt gelang, war zunächst das Verdienst des Artillerielieutenants Voith. Dieser trug sich zur Vertheidigung freiwillig an. Seine sehr geschickt ausgeführten Schutzarbeiten, sein aufmunterndes standhaftes Verhalten, das wohlgezielte und kräftig unterhaltene Feuer aus seinen Geschützen erfüllte selbst den Feind mit Bewunderung, und jetzt nach erfolgter Uebergabe, ließ sich der Großvezier den Commandanten der Artillerie vorstellen und war des Lobes voll für dessen ausgezeichnete Haltung. In der 15. Promotion vom 15. November 1788 erhielt Voith für seine ruhmvolle Waffenthat das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens und wurde auch zum Oberlieutenant in seiner Waffe befördert. Im Jänner 1789 commandirte er in der Redoute Uj-Palanka 24 Geschütze. 1790 zum Hauptmanne vorgerückt, trat er am 16. März 1802 mit Majorscharakter in den Ruhestand, den er noch 29 Jahre genoß. Er hinterließ einen Sohn Wenzel Ferdinand, der gleichfalls dem Waffendienste sich widmete und zu dem Ruhmeskranze seines Vaters einen nicht weniger schönen fügte.

Taschenbuch für vaterländische Geschichte (Wien 1813, Anton Doll, 12°.) III. Jahrg., S. 248. – Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichischen Armee (Wien und Teschen 1880, K. Prochaska, Lex.-8°.) Bd. I, S. 368.