Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 38 (1879), ab Seite: 43. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Stein in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stein (Major)|38|43|}}

10. Major Stein. Dieser tapfere Officier, im Jahre 1788 Major bei Brechainville-Infanterie Nr. 25, hat sich [44] bei der Vertheidigung der nach dem berühmten Feldmarschall Grafen Veterani benannten Veterani’schen Höhle im August 1788 denkwürdig gemacht. Als der Türkenkrieg im genannten Jahre ausbrach, erhielt von dem im südlichen Böhmen zu Pisek, Strakonitz und Nettolitz stationirten Regimente das zweite (Oberst-) Bataillon Befehl, an die türkische Grenze zu marschiren. Dieses Bataillon commandirte der deutsche Ordensritter Major Baron Stein. Anfangs Mai traf das Bataillon im Lager bei Semlin ein und stand am 12. Juli bei Bojana Bronikowi, einem von der Donau durchströmten Thale, in welchem sich die oberwähnte Veterani’sche Höhle befindet. Major S. traf alle Anstalten zur Vertheidigung seiner Stellung, errichtete eine Schanze, welche er mit zwei Compagnien seines Bataillons besetzte, während von den übrigen vier zwei in der Höhle selbst, zwei außerhalb derselben aufgestellt wurden. Schon am 15. Juli zeigten sich ein etwa tausend Mann starker Türkenhaufe und auf der Donau einige Tschaikenschiffe, welche letztere Lieutenant Voith mit wohlgezielten Schüssen empfing und bald zum Rückzuge zwang. Die folgenden Tage vergingen unter kleineren Scharmützeln zu Wasser und zu Lande, aber bald zeigte es sich, daß die Höhle und das Bataillon von allen Seiten eingeschlossen war. Am 11. August 1788 unternahmen die Türken einen Hauptangriff, und zwar ebensowohl auf die Schanze, als auf die zwei Compagnien vor der Höhle und auf die Höhle selbst. Zunächst concentrirte sich der Angriff der Türken auf die Schanze, welche von den zwei Compagnien mit einem Heldenmuthe ohne Gleichen vertheidigt wurde. Dem sechsten Sturme endlich erlagen die Helden, deren jeder einzelne 20 Feinde sich gegenüber hatte. Oberlieutenant Norbert Graf Thürheim, Lieutenant Leopold Graf Clary, Lieutenant Ferstenwald, Fähnrich Baron Elmpt und Fähnrich Eichfeld starben den Heldentod. Hauptmann Scholderer gerieth in Gefangenschaft und schmachtete drei Jahre im Bagno zu Constantinopel. Major Stein mit seinen vier Compagnien, die aber, da sie an dem vorerwähnten Kampfe, so weit es in ihrer Stellung thunlich war, theilgenommen, stark zusammengeschmolzen waren, zog sich nun in die Höhle selbst zurück. Hier hielt er sich gegen die Angriffe der Türken, welche aber diese bald aufgaben, da sie die Besatzung durch Hunger zur Uebergabe zwingen wollten. Wiederholte Aufforderungen, sich zu ergeben, wies Major Stein, nachdem er mit seinen Officieren Kriegsrath gehalten, zurück. Nun brachten die Türken drei Geschütze vor und beschossen die Höhle. Lieutenant Voith richtete seine Geschütze gegen jene der Türken mit solchem Erfolge, daß schon nach den ersten Schüssen die türkischen Geschütze demontirt waren. Neue Aufforderung zur Uebergabe wurde abgelehnt. Aber nun gingen die Lebensmittel zu Ende und endlich ward der Besatzung freier Abzug mit allen Kriegsehren zugestanden. Nun schickte Stein zwei Officiere an den türkischen Commandanten, welcher den Officieren den aufgefangenen Brief eines kaiserlichen Ingenieur-Hauptmannes zeigte, worin ausgesprochen war, daß die Besatzung keinen Entsatz zu hoffen habe. Nun wurde ohne weiters die Capitulation abgeschlossen und Major Stein, welcher die Höhle vom 10. bis zum 30. August gehalten hatte, erhielt mit seinen vier Compagnien, nach erfolgter Uebergabe, ehrenvollen Abzug. Der Großvezier ließ sich den Commandanten der Artillerie, Lieutenant Voith – in Folge dessen mit dem Maria Theresien-Orden betheilt – und die übrigen Officiere vorstellen und war voll des Lobes über ihre ausgezeichnete Haltung. Die Capitulation fand nun statt und die Officiere behielten ihre Seitengewehre. Diese heldenmüthige Vertheidigung der Veterani’schen Höhle wurde zu öfteren Malen geschildert. So in der „Oesterreichisch-militärischen Zeitschrift“ 1809, 3. Heft, S. 397; – in Hormayr’s „Archiv“ 1829, Nr. 88 und 90, im Aufsatze von Joseph Schön: „Vertheidigung der Veterani’schen Höhle 1788“: – in neuester Zeit aber in Prochaska’s „Militärischer Zeitschrift“, im Aufsatze des Grafen Andreas Thürheim: „Kämpfe bei der Veterani’schen Höhle“, welcher bisher nicht bekannte Details aus Briefen des Majors von Stein und des Hauptmannes Scholderer zum ersten Male veröffentlichte, – und in A. Boleszny’s „Die Donaukatarakte“ (Orsova 1874), aus noch ungedruckten Mittheilungen des Artillerie-Oberlieutenants Johann Voith von Sterbetz.