BLKÖ:Urban, Karl Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Urban, Emanuel
Band: 49 (1884), ab Seite: 116. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Karl von Urban in der Wikipedia
Karl von Urban in Wikidata
GND-Eintrag: 138806780, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Urban, Karl Freiherr|49|116|}}

Urban, Karl Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Krakau am 31. August 1802, gest. zu Brünn 1. Jänner 1877). Der Sohn eines Hauptmann-Rechnungsführers, erhielt er die Grundlage seiner militärischen Ausbildung in der Cadetenschule zu Olmütz. Mit 1. November 1815 trat er in die kaiserliche Armee und empfing noch als Cadet am 8. April 1821 bei der Affaire von Novara die Feuertaufe. Bald darauf rückte er zum Officier auf, und seine Tüchtigkeit und Verwendbarkeit führte ihn auf verschiedene Dienstposten, so war er 1828–1835 Divisions- und Militärcommando-Adjutant in Mähren und Schlesien bei dem Feldmarschall-Lieutenant Freiherrn von Eckhardt, dann Vorstand und Lehrer der Regiments-Cadetenschule, von 1837 bis 1839 bei der Militäraufnahme des Innthales, 1843 ad latus des Generalcommando-Adjutanten im Banat und 1845 als Major wirklicher Generalcommando-Adjutant durch zwei Jahre. 1847 zum Oberstlieutenant im 13. Grenz-Regimente ernannt, wurde er bald danach in gleicher Eigenschaft zu dem damaligen 2. Romanen-Grenz-Regimente übersetzt, in welcher Stellung ihn die folgenschweren Märztage des Jahres 1848 trafen. Entschieden und treu zur gesetzmäßigen Regierung stehend, war er fest entschlossen, seinen ganzen Einfluß auf den rumänischen Theil der Bevölkerung geltend zu machen. Bald durchschaute er das Gaukelspiel und die hochverrätherischen Absichten des ungarischen Ministeriums und säumte keinen Augenblick, seine Maßnahmen danach zu treffen. Schon bei dem Ausmarsche des ersten Bataillons seines Regiments ermahnte er die Soldaten in öffentlicher Anrede in der Muttersprache zur Treue gegen das ah. Kaiserhaus, den Eid und ihre Fahnen und forderte sie auf, ohne Rücksicht auf das ungarische Ministerium standhaft den Eid auf die Constitution zu verweigern. Als dann die höchste Militärbehörde in Siebenbürgen dem ungarischen Ministerium blinden Gehorsam schenkte, den Grenztruppen die Ablegung des Eides auf die ungarische Verfassung in einem peremptorischen Termin auftrug, im Weigerungsfalle mit der Entlassung der Officiere drohte, als dieselbe Militärbehörde die im Lande angeordnete massenhafte Recrutenstellung [117] durch kaiserliche Militärassistenz zu Gunsten der sogenannten Honvéd-Bataillone sogar unterstützte, übernahm Urban in dieser rathlosen Zeit von dem erkrankten Obersten Jovic das Regimentscommando ad interim, berief am 10. September alle 44 Regimentsgemeinden in den Stabsort Naszód, sagte sich vom ungarischen Kriegsministerium in einer Denkschrift los und hintertrieb ungesäumt die Recrutirung für die Honvéd in so nachdruckvoller Weise, daß noch vor Ende September 918 Gemeinden des Landes von der Union mit Ungarn sich lossagten und für die kaiserliche Sache gewonnen wurden. Die Macht der Umsturzpartei erlitt dadurch den Todesstoß. Nichtsdestoweniger kamen die hiervon in Kenntniß gesetzten k. k. Militärbehörden noch immer nicht zur Erkenntniß; sie nährten vielmehr Zweifel und Rathlosigkeit und ließen den unerschrockenen Urban durch fünf Wochen ohne bestimmte Weisung. Endlich erhielt er im October 1848 den Auftrag, ein bedeutenderes Detachement nach Szász-Régen zu schicken, und zugleich die Mittheilung, daß er bei etwaigem Ausbruch von Feindseligkeiten zum strategischen Commandanten im Norden Siebenbürgens als Oberstlieutenant bestimmt sei, jedoch mit dem Zusatze: „sich selbst und seiner Einsicht zu vertrauen“, obschon in Klausenburg zwei Generale, im südlichen Theile außer dem Commandirenden noch deren vier angestellt waren. Er rückte also mit dem Reste des Feldstandes der zwölf Grenzcompagnien nach Szász-Régen und stellte sich die Aufgabe, durch Thätigkeit und Ostentation die ganze Kraft der bei Vásárhely versammelten Szekler auf sich zu ziehen und so den Truppen im südlichen Theile Siebenbürgens die Möglichkeit zu verschaffen, sich zu concentriren und die Kriegsmaterialien herbeizuschaffen. Schon am 22. October 1848 begannen die Feindseligkeiten der Szekler gegen Urban, am 25. verließen ihn beide Stabsofficiere des Regiments, und er war allein – Leiter seiner Truppe, die aus 1100 Grenzern des Feldstandes, drei Compagnien vom Bukowinaer ersten Cordon-Bataillon, einer Schwadron Maximilian-Chevauxlegers und zwei dreipfündigen Geschützen bestand; er war auch Organisator des Landsturmes, bei gänzlich unterbrochener Communication mit dem Generalcommando, überdies ohne Geld, ohne Verpflegung, ohne Weisung. Am 31. October bestand er bei Vaida-Szt. Iván ein hitziges Recognoscirungsgefecht gegen die ganze auf mehr als 12.000 Mann geschätzte Macht der Szekler, in Folge dessen er am 1. November seinen Rückzug nach Wallendorf antrat, um die Brigade Wardener zu erwarten. Hier mußte er nun eine Bewegung zu Gunsten der Magyaren, welche sich im Regimentsbezirke und bei der Grenzmannschaft zu zeigen begann, mit aller Kraft zu unterdrücken suchen, und schon am 10. November nahm er als Avantgarde-Commmandant der Brigade Wardener das von den Insurgenten vertheidigte Deés, welches binnen zwölf Stunden 10.000 fl. Kriegssteuer zahlen mußte, und am folgenden Tage besetzte er Szamos-Ujvár und ließ hier 18.000 fl. Kriegssteuer eintreiben. Am Wildbache nahm er seine Aufstellung, lockte durch eine kühne und unerwartete Bewegung am 13. November die Ungarn aus ihrer günstigen Stellung, nahm mit seiner kleinen Truppenzahl den Kampf auf gegen den viermal überlegenen Insurgentenführer Baldacci und trieb denselben vollständig zurück. Mit diesem Erfolge bei Szamos-Ujvár [118] legte er den Grund zur Entmuthigung der Insurgenten bei Klausenburg, gegen welche Stadt er, nachdem er am 15. November Apahida erreicht hatte, vordrang. Die Stellung der Ungarn war eine ungemein günstige, Urban’s Colonnen mußten auf schmaler Straße und immer unter heftigem Kreuzfeuer durch den brennenden Ort stürmen. Ja, einen Augenblick waren sie sogar im Weichen begriffen, aber er drängte zu einem neuen Angriff, und dieser entschied zu seinen Gunsten. Am 18. November befand sich Klausenburg in den Händen der österreichischen Truppen. Inzwischen war der Feind auf Deés wieder vorgerückt und hatte unsere vom Obersten Formacher befehligten Truppen aus ihrer Stellung verdrängt. Nun galt es, dieser Position sich neuerdings zu bemächtigen. Katona Miklós, welcher mit 10.000 Nationalgarden den Ort besetzt hielt, mochte sicher nicht erwarten, daß ihn Urban mit seiner einzigen regulären Brigade angreifen werde. Aber der Romanenoberst war anderer Ansicht. In einem Kriegsrathe zu Klausenburg bot er sich an, jene Stadt wieder zu nehmen, und ließ seinem Antrage sofort die That folgen. Von beiden Seiten gleichzeitig drang er im Sturm vor, so daß Katona kaum genug Zeit blieb, einige Kanonen abzufeuern. Dabei hieben Urban’s Reiter in die Insurgentenschaaren, welche dadurch in die größte Verwirrung geriethen und von den ersteren verfolgt, sieben Stunden weit in die Berge flohen. Katona’s Truppe ward nicht wieder gesehen. Der Bericht von Bem’s Adjutanten Czetz über diese Vorgänge ist von der ersten bis zur letzten Zeile eine gedruckte Lüge. Die Thatsache steht fest, daß Urban mit seinen fünfthalb schwachen Bataillonen, zwei Schwadronen Cavallerie und fünf Geschützen nach mehrstündigem Kampfe den viermal stärkeren, mit sechzehn Geschützen operirenden Gegner völlig vertrieben und aufgerieben hat. Gefangene, erbeutete Bagage, viele Infanteriemunition und Proviant fielen in seine Hände. Nach dem combinirten Plane der österreichischen Armee in Ungarn und Siebenbürgen sollte der von den schroffen felsigen und bewaldeten Abhängen des Tunyer Gebirges im Süden und des Dombrei-Heimare im Norden gebildete Paß Csúcsa forcirt werden. Zwei Tage, am 18. und 19. December, wurde dort vom Morgen bis in die sinkende Nacht gekämpft. Urban selbst stürmte vom Görgény-Thale her, wurde zwar geworfen, behauptete aber die Nacht über die Höhen, und obwohl er am anderen Morgen nicht glücklicher im Kampfe war, gelang es ihm doch, in dem Defilé, welches so enge ist, daß kaum zwei Wagen neben einander fahren können, den feindlichen Armeeintendanten abzufangen und von ihm die Kriegscasse mit der namhaften Summe von über 18.000 fl. zu erbeuten. Darauf trat er seinen Rückzug auf Bánffy-Hunyad und Klausenburg an. Trotz aller Gegenvorstellungen über Zerstückelung der Truppen ward er von General Wardener am 20. December nach Nagy-Sambor und Hid-Álmás exponirt, und als derselbe von Bem aus allen Positionen geworfen ward, sah sich Urban durch feindliche Colonnen am 24. und 25. vor Sibó, Bánffy-Hunyad, Klausenburg und Deés eingeschlossen. Ueberhaupt gehörte Baron Wardener nicht eben zu den glücklich operirenden Generälen im siebenbürgischen Feldzuge, was auch darin seine Bestätigung erhält, daß er in seiner Beförderung zum Feldmarschall-Lieutenant eilfmal übersprungen wurde. Urban’s [119] Entschlossenheit siegte, durch einen kühnen Flankenmarsch rettete er sich und seine fünf Geschütze; darauf durchbrach er bei Apahida des Feindes zahlreiche Massen und setzte nach einem dreißigstündigen Marsche über in die Möszaség. Nun folgten die Gefechte bei Szeretfalva am 1. Jänner 1849, bei Bistritz am 2. Jänner, am Passe Tihoza am 4. und bei Vátra-Dorna am 5., in welchen Urban sich immer gegen eine bedeutende Uebermacht vertheidigend, einen möglichst geordneten Rückzug bewerkstelligte. So erreichte er denn auch glücklich die Grenze Siebenbürgens gegen die Bukowina. Aber das 2. Romanen-Regiment war auf diesem Rückzuge zurückgeblieben und hatte sich derart im Regimentsbezirke zerstreut, daß am 6. Jänner vom Feldstande nur 91 Rotten, vom 3. Bataillon nur 70 Mann verfügbar waren. Nun wurde Urban zur Deckung der Bukowinaer Grenzen unter Feldmarschall-Lieutenant von Malkowsky in Pojana-Stampi mit der ersten Division des 2. Cordon-Bataillons auf Vorposten gestellt; die schwachen acht Compagnien von Erzherzog Karl Ferdinand-Infanterie standen in Jacobeny, die Romanen waren in Kimpolung cantonirt, und bei dem Mißtrauen, welches Urban gegen die eigene Regimentsmannschaft empfand, konnte er ohne Zuzug frischer Truppen nicht wagen, den ferneren Operationen Bem’s in Siebenbürgen hinderlich entgegenzutreten. Endlich aber ließ sich der kampflustige Oberst – er war mittlerweile, am 1. December 1848, zu dieser Charge aufgerückt – nicht länger zurückhalten und beschloß den Ueberfall auf Moroszeny, welcher am 6. Februar unternommen werden sollte, den bestimmtesten Befehlen entgegen und unter gefährlichster Wagniß. Mit einer Division Sivkovich, Erzh. Karl Ferdinand und des 2. Bukowinaer Cordon-Bataillons brach er am 5. Jänner Früh 7 Uhr von Pojana-Stampi gegen Siebenbürgen auf. Tiefer Schnee, ungebahnte Wege, Urwälder, Schluchten und steile Gebirgsstrecken erschwerten den Marsch in mühseligster Weise; nur Mann für Mann konnte fortkommen, aber Oberst Urban ermunterte seine braven Leute, und nach einem zwölfstündigen ununterbrochenen Marsche durchs Hochgebirge bei einer Kälte von nahe 24 Graden erreichte er mit seiner Truppe ein neben einem Walde befindliches Thal, wo unter freiem Himmel gelagert wurde. Nach dreistündiger Rast brach er wieder auf und marschirte die ganze Nacht durchs Hochgebirge. In einem Thale zwischen Borgó-Tiha und Moroszeny, welches feindliche Patrouillen zu durchstreifen pflegten, machte er Halt und sammelte seine Truppe. Noch war es bis zum eigentlichen Ziele, Moroszeny, etwa 3 bis 4 Stunden. Der Marsch blieb immer gleich beschwerlich, die Truppen waren sehr ermüdet, und der Gefahr, feindlichen Patrouillen oder Vorposten zu begegnen, mußte sorglichst ausgewichen werden. Doch erreichte Urban am 6. um 5 Uhr Früh die Hauptstraße zwischen Tiha und Moroszeny und stand im Rücken der feindlichen Vorposten. Nachdem er alle nöthigen Dispositionen getroffen hatte, rückte er behutsam gegen Moroszeny vor. Kurz vor dem Orte tönte der ungesehenen, aber durch das tactmäßige Auftreten gehörten Colonne ein „Halt, wer da!“ entgegen. Oberlieutenant Storch des 2. Romanen-Regiments, der ungarischen Sprache kundig, antwortete der Vedette: „Székely katonák“, d. i. Szekler Soldaten. Nun pflegten die Insurgenten, um ihren Soldaten Muth einzuflößen. [120] immer und überall den Glauben zu verbreiten, daß sie Verstärkungen von den Szeklern erwarten. Für eine solche Verstärkung wurde die anrückende Colonne von der Vedette gehalten. Diese aber ward, ehe sie den Sachverhalt erkannte, rasch entwaffnet und ohne Laut gefangen genommen. Sie gab nun das Haus, wo der Vorposten, dem sie gehörte, stand, und das Feldgeschrei an, und jetzt wurde auch das Haus besetzt, der ganze Vorposten geräuschlos aufgehoben und in den Ort ungehindert eingerückt. In gleicher Weise überrumpelte man eine bei der Bagage des Feindes aufgestellte Schildwache. Mittlerweile war es Tag geworden, und Oberst Urban, fortwährend an der Tête, leitete den Ueberfall. Die erste Compagnie des 2. Bukowinaer Cordon-Bataillons sollte des Commandanten, der Officiere und des Geschützes sich bemächtigen, die zweite Compagnie die Quartiere besetzen und die Mannschaft aufgreifen; die Division Karl Ferdinand diente als Unterstützung, die Division Sivkovich stand als Reserve vor dem Orte gegen Tiha zu. Diesen Anordnungen entsprechend wurde genau vorgegangen, und binnen einer Viertelstunde nach dem Einrücken ins Dorf war die Aufgabe gelöst und der Ueberfall ohne Lärm, ohne daß ein Schuß fiel, gelungen. Nur mit der blanken Waffe ward, wo es nöthig, gekämpft. Man nahm den Vorpostencommandanten, 11 Officiere, 3 Compagnien Infanterie, 44 Huszaren nebst der Artillerie-Bedienungsmannschaft gefangen und erbeutete eine Fahne, zwei dreipfündige Kanonen, zwei Munitionskarren, 74 Pferde mit der ganzen Bagage, der Munition und den Waffen des Feindes. Der Finanzwachcommissär Klenawsky berichtet höchst interessante Einzelheiten über diesen Ueberfall im „Oesterreichischen Courier“ 1849, Nr. 41. Indessen bedrängte Bem wieder unsere Südarmee. Und wenige Tage nach der vorerwähnten Waffenthat brach Urban bei Jaád neuerdings ins Land und zwang den Führer der Insurgenten, sich gegen Norden zu wenden. Bei Vátra-Dorna überraschte er die Compagnien, die sich dem Feinde angeschlossen hatten, und nahm sie gefangen; rückte dann rasch gegen Bistritz, trieb dessen Besatzung nach Deés, berannte am 18. Februar das wohlverschanzte Bayersdorf und nahm es nach viermaligem Sturme. Am 26. Februar rettete seine Entschlossenheit bei Borgó-Schöffen und Borgó-Prund, in einem Gefechte, indem er wieder allein stand, 800 Mann vor Gefangenschaft. Für diese Waffenthaten wurde er vorerst mit dem Ritterkreuze des Leopoldordens ausgezeichnet, ihm aber für den gelungenen Ueberfall Moroszeny’s im 153. Capitel vom 29. Juli 1849 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens verliehen, worauf er mit Diplom vom 18. Jänner 1851 statutenmäßig den Freiherrenstand erhielt. In dem neu aufgenommenen Feldzuge in Siebenbürgen im Sommer 1849 fungirte Oberst Urban zunächst als Avantgardecommandant bei dem Corps des kaiserlich russischen Generallieutenants von Grotenhjelm; am 15. August nahm er Klausenburg, griff am folgenden Tage Gyalu, Szárvásár und Bánffy-Hunyad an, forcirte am 17. den Paß Csúcsa und rieb den Feind auf. Am 18. August rückte er auf Sibó vor und nahm von hier die Verfolgung jener 6000 Insurgenten auf, die bei diesem Orte die Waffen nicht gestreckt hatten. Diese Verfolgung aber führte er mit solcher Raschheit aus, daß in Nagy-Bánya und Sziget die Cassen und [121] edlen Metalle und die Gegend vor Plünderung bewahrt wurden. 1850 zum Generalmajor vorgerückt, erwarb er sich als Militärdistrictscommandant von Klausenburg durch die Energie, mit welcher er den Ausschreitungen der rumänischen Volkshefe entgegentrat, neue und große Verdienste. So rettete er Deés, Szamos-Ujvár und Klausenburg vor Einäscherung, mit welcher diese Orte von den umherstreifenden Rebellenhaufen bedroht waren. In letzterer Stadt, welche dem um ihre Erhaltung so hochverdienten General das Ehrenbürgerrecht verlieh, fand auf denselben auch von einer ungarischen Dame ein Vergiftungsversuch statt. Eines Tages nämlich erhielt Urban von unbekannter Hand eine prachtvolle Torte. Die anonyme Zusendung des Geschenkes erweckte Verdacht, die Torte wurde genauer untersucht, und es zeigte sich, daß sie vergiftet war. Die Nachforschungen nach dem räthselhaften Mordversucher wiesen auf eine hochstehende Magyarin, welche bisher das vollste Vertrauen des Generals genossen und in Folge dessen zu den bevorzugten Gästen seines Hauses gezählt hatte. Nach einigen Tagen gab General Urban große Gesellschaft, zu welcher auch diese Dame geladen war. Während der Mahlzeit ließ er derselben die Torte vorsetzen und forderte sie entschieden auf, die Erste davon zu essen. Bleich vor Entsetzen fiel die Verbrecherin, welche die Torte erkannte, in Ohnmacht; als sie wieder zu sich gekommen, erzählte der General der ganzen Gesellschaft in Gegenwart der Dame, um was es sich eigentlich handle, und entließ sie mit den Worten: „Wenn Sie ein Mann wären, müßte ich Sie nach Gebühr bestrafen, so aber bleibt mir nichts übrig, als Ihnen angesichts Aller hier und für immer die Thür zu weisen“. Unter den Verwünschungen der Gäste des Generals verließ die Gebrandmarkte das Haus. Am 30. September 1857 rückte Urban zum Feldmarschall-Lieutenant vor und wurde Divisionär beim 7. Armeecorps. 1859 bei Beginn des italienischen Krieges an die Spitze einer mobilen Division gestellt, welche das aufgeregte Land im Zaume zu halten hatte, führte er mit rastloser Thätigkeit seine Aufgabe aus, erschien zuerst in Parma, dann in Como, ferner bei der Recognoscirung in Montebello und stand bald Garibaldi gegenüber, als dieser am Lago Maggiore in die Lombardie einbrach. Schon hatte er ihn bei Varese [122] eingeengt, als die Schlacht bei Magenta die österreichische Hauptmacht veranlaßt, sich längs des Po auf Mantua zurückzuziehen. Durch einen Gewaltmarsch entzog sich Urban der Bedrohung seiner Flanke durch die Franzosen und gelangte unter zähen und blutigen Arrièregardegefechten glücklich bis zum Mincio. Nach der Schlacht von Solferino übertrug ihm der Kaiser den Oberbefehl in Verona. Im folgenden Jahre 1860 kam Urban als Divisionär des 4. Armeecorps nach Brünn, in welcher Stellung er bis zu seinem am 1. Mai 1865 erfolgten Uebertritte in den Ruhestand verblieb. Seitdem lebte er ganz zurückgezogen in Brünn. Am Neujahrstage 1877 Morgens zwischen 10 und 11 Uhr bestellte er einen Comfortable, dem er die Weisung gab, ihn ins Garnisonsspital zu fahren. Unterwegs hörte der Kutscher, gerade als er über die Obrowitzer Brücke fuhr, einen Schuß, achtete jedoch nicht weiter darauf. Als aber der Wagen beim Garnisonsspital anlangte und geöffnet wurde, fand man den 74jährigen General todt in seinem Blute liegen. Der Greis hatte aus einem sechsläufigen Revolver einen Schuß auf sich gefeuert. Man sprach davon, daß ihn schweres Leiden zu dieser That getrieben habe. Freiherr Urban hatte sich zweimal vermält, am 29. Jänner 1832 mit Anna geborenen Staff (geb. 1800, gest. zu Wien 19. Mai 1871); dann am 17. Februar 1873 mit Emilie geborenen Stubenvoll (geb. 1837). Aus erster Ehe stammen drei Söhne, von denen die beiden älteren, Karl und Victor, in der kaiserlichen Armee dienen. – Karl (geb. zu Brünn 1. August 1833) ist zur Zeit Oberst und Commandant von Erzherzog Rainer-Infanterie Nr. 59. In die Fußstapfen seines tapferen Vaters tretend, that er sich schon als 16jähriger Lieutenant im siebenbürgischen Feldzuge 1848 und 1849 hervor, in welchem er sich das Militär-Verdienstkreuz mit der Kriegsdecoration erkämpfte; dann erwarb er sich für sein Verhalten in der Schlacht bei Custozza am 24. Juni 1866, als Major im 63. Infanterie-Regimente, sowie im bosnischen Feldzuge 1878, als Oberst-Brigadier, die allerhöchste Belobung.

Czetz (Johann). Bem’s Feldzug in Siebenbürgen in den Jahren 1848 und 1849 (Hamburg 1850, Hoffmann und Campe, 8°.) S. 33, 71, 83 und 218. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien- Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, schm. 4°.) Bd. II, S. 1634 und 1753. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1848, S. 57; 1849, Nr. 26; Nr. 29, S. 132; Nr. 34; 1850, S. 405; 1859, Nr. 47; 1861, S. 214: „Puchner’s Brief an Urban vom 28. Mai 1849“. – Helfert (Jos. Alex. Freih. von). Geschichte Oesterreichs vom Ausgange des Wiener October-Aufstandes 1848 (Prag 1872, Tempsky, gr. 8°.) III. Die Thronbesteigung des Kaisers Franz Joseph I., S. 102 und Anhang S. 83, Anmerkung 97; IV. Der ungarische Winter-Feldzug und die octroyirte Verfassung S. 333, 338, 343. – Friedenfels (Eugen von). Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im neunzehnten Jahrhunderte (Wien 1876, Braumüller, gr. 8°.) Bd. II, S. 68, 84, 88, 101, 102, 104, 109, 125. 143. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 8. Jänner 1877, Nr. 6: „Vom Feldmarschall-Lieutenant Urban“. – Allgemeine Theater-Zeitung. Von Adolph Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 22. Mai 1859, Nr. 117: „Die Scharfschützen in Siebenbürgen“. Von Levitschnigg. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1877, Nr. 5, Beilage: „Brünn 3. Jänner“. – Oesterreichischer Courier (vormals Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle) 1849, Nr. 41: „Heldenthat des k. k. Obersten Urban“. – Neue Zeit (Olmütz) 1859, Nr. 156: „Feldmarschall-Lieutenant Karl Freiherr von Urban“. – Neuigkeiten (Brünner polit. Blatt) 1859, Nr. 138 und 139: „Feldherren und Generäle des gegenwärtigen Krieges“. – [123] Die Illustrirte Welt (Stuttgart, Hallberger, schm. 4°.) 1859, S. 305: „Feldmarschall-Lieutenant Urban“. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 18. Juni 1859, Nr. 833, S. 399: „Karl Freiherr von Urban“. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger, kl. Fol.) 1859, Nr. 36, S. 564. – Wiener Neuigkeiten (polit. Blatt, gr. 4°.) 1859, Nr. 130: „Feldmarschall-Lieutenant Baron Urban“. – Didaskalia (Frankf. Unterhaltungsblatt, 4°.) 1859, Nr. 161 und 162: „Feldmarschall-Lieutenant Baron Urban“. – Carinthia (Klagenf. Unterhaltungsblatt) 1856, Nr. 48, S. 191: „Skizze des Krieges in Ungarn 1848 und 1849“. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1862, Karl B. Lorck, 4°.). Erste Serie, Sp. 545.
Porträte. 1) Holzschnitt aus E. Hallberger’s xylographischer Anstalt. Ganze Figur in der „Illustrirten Welt“ 1859, S. 305. – 2) Holzschnitt ohne Angabe des Xylographen, nach A. N.(eumann), Brustbild in der „Leipziger Illustrirten Zeitung“ 1859, Nr. 833, S. 400. – 3) Lithographie von Kriehuber (Wien bei Neumann, 4°. und Fol.).
[121]
Stammtafel der Freiherren Urban.
U. Urban,
k. k. Hauptmann.
Karl [S. 116]
geb. 31. August 1802,
† 1. Jänner 1877.
1) Anna geborene Staff
geb. 1800,† 19 Mai 1871.
2) Emilie Ottilie Stubenvoll
geb. 1837.
Karl [S. 122]
geb. 1. August 1833.
Emilie Edle von Bauer
geb 10. October 1841.
Victor
geb. 14. Februar 1841.
Olga Zacharias
geb. 1849.
Hubert
geb. 15. Jänner 1864.
Victor
geb. 15. October 1873.
Ernst
geb 25. Sept. 1874.
Hildegard
geb. 22. März 1876.
Margarethe
geb. 8. Sept. 1877.