Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tuma, A.
Band: 48 (1883), ab Seite: 103. (Quelle)
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Tuma, Anton (Journalist, geb. zu Prag im Jahre 1840). Nachdem er die Realschule durchlaufen hatte, widmete er sich dem Buchdruckergeschäfte, indem er dabei zu seiner Fortbildung in den Abendstunden die Vorträge Wenzeslaus Hanka’s besuchte. Einige Jahre leitete er dann eine Druckerei und lithographische Anstalt, förderte mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln den Prager Buchdruckerverein „Typografia“ und betheiligte sich an der Begründung der Zeitschrift „Veleslavin“, für welche er, während Mikulas die Redaction führte [Bd. XVIII, S. 296] eine Menge Artikel socialistischen Inhalts schrieb. 1868 übernahm er die Redaction des periodischen Blattes „Correspondenz“ und wurde für verschiedene Preßvergehen zu neunzehn Monaten Kerker verurtheilt. Nach einjähriger Haft amnestirt, wirkte er als fleißiger Mitarbeiter der Zeitschrift [104] „Pokrok“, d. i. Der Fortschritt, und des Arbeiterblattes „Dělník“, d. i. Der Arbeiter. Im Jahre 1870 stellte sich das Bedürfniß eines neuen periodischen Organs für die Arbeiter heraus, welches vor Allem die Interessen der ländlichen čechoslavischen Arbeiterclasse mit Nachdruck vertreten sollte. Da wendeten sich denn zahlreiche Arbeiter an Tuma, daß er die Redaction eines solchen Blattes übernehme. Diesem Verlangen entsprechend, begründete er nun das Journal „Dělnické noviny“, d. i. Arbeiterzeitung, und unterzog sich auch der Redaction desselben. Von dieser Zeit widmete er dem Arbeiterstande und dessen Interessen seine ganze Thätigkeit, welche, seit die sociale Frage an der Tagesordnung ist, eine ungeahnte Bedeutung und Wichtigkeit gewonnen hat. Er rief unaufhörlich neue Arbeitervereine ins Leben, und zwar bis 1874 allein deren zwölf, dann legte er Arbeiterbibliotheken an, welche bis zum genannten Jahre auf sechs anwuchsen, und hielt von Zeit zu Zeit öffentliche Vorträge über Gegenstände, welche die Arbeiterfrage betreffen. Dadurch gewann er die Theilnahme der gesammten Arbeiterbevölkerung, die in ihm ihren Führer und Rathgeber erblickt, und sein Ruf ging weit über die Grenzen seines engeren Wirkungskreises hinaus, so daß ihn fast sämmtliche Arbeitervereine des Landes zu ihrem Ehrenmitgliede ernannten. Dabei war er auch literarisch thätig, und zwar schon zu einer Zeit, als er noch nicht die entschiedene Richtung eingeschlagen hatte, auf dem Gebiete der Novelle, indem er in Filipek’s „Vlastenecký kalendař“, d. i. Vaterländischer Kalender, die Novellen: „Treulose Liebe“ (nevěrná laska) und „Mahnung an die Jugend“ (upomínka na mládi) veröffentlichte. Später gab er gemeinschaftlich mit V. Petri die Flugschrift „Kde stojme?“, d. i. Wo stehen wir? heraus. Ueberdies ist er ein fleißiger Mitarbeiter des „Poutnik od Otavy“, d. i. Der Pilger von der Wotawa, des „Pokrok“, d. i. Der Fortschritt, des „Veleslavin“ u. a. Gegenwärtig schreibt er an einem größeren Werke, in welchem er Geschichte und Technik der Buchdruckerkunst behandelt.

Porträt. Holzschnitt in einer Bildnißgruppe der „Humoristické listy“, d. i Humoristische Blätter (Prag, kl. Fol.) 1874, Nr. 27. Medaillon 6.