BLKÖ:Trampler, Richard

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trampsch, Hugo
Band: 46 (1882), ab Seite: 262. (Quelle)
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Trampler, Richard (Geschichtsforscher, geb. im Städtchen Wagstadt in Oesterreichisch-Schlesien am 13. December 1845). Richard, dessen Vater Werkführer in einer Tuchfabrik zu Wagstadt war, besuchte die Volksschule seines Geburtsortes und kam dann nach Frankstadt in Mähren, um dort die čechische Umgangssprache zu erlernen. Da der Vater bei seiner zahlreichen Familie die Mittel nicht erschwingen konnte, um den Sohn weiter studiren zu lassen, so sollte derselbe ein Handwerk erlernen. Der Wagstädter Musterlehrer Isidor Bandt aber, der die Anlagen Trampler’s erkannt hatte, überredete endlich die Eltern, den wißbegierigen Knaben der Wissenschaft nicht zu entziehen, und so kam der 14jährige Richard auf das Gymnasium in Troppau. Nun hub jener Kampf ums Dasein an, der so vielen Talentbegabten nicht erspart bleibt. Unter Entbehrungen aller Art begann Trampler das Gymnasialstudium, und diese hörten auch dann nicht ganz auf, als sich eine Tante seiner annahm, denn durch diese mildthätige Frau ward er eben nur der drückendsten Nothlage entrissen. Einigermaßen besserte sich sein Los, als er Lectionen und endlich gar ein Stipendium erhielt; nun brauchten die Eltern ihn nicht länger zu unterstützen. Dabei ging er mit seinen Mitteln so sparsam um, daß er in den Ferienreisen immer kleine Fußtouren unternehmen und so seine Heimat näher kennen lernen konnte, wozu in früher Zeit ihn der „Mährische Wanderer“ durch die Beschreibung verschiedener Burgen und Schlösser in Mähren und Schlesien angeregt hatte. Auch machte er damals schon Auszüge aus Schriften, welche die Geschichte und Geographie seiner Heimat behandelten, wie Ens „Oppaland“, Stellwag’s „Chronik von Freudenthal“ und andere. Später bot ihm die an Werken über Schlesien reiche Bibliothek des Kreisphysicus Dr. Oel in Troppau, welche zu benützen ihm gestattet war, noch mehr Stoff für seine Aufzeichnungen, in welche er auch Inschriften einschloß, die er, wo er sie fand, copirte, und ebenso Volkslieder und Sagen, welche der Gymnasial-Professor Anton Peter in seinem Buche „Volksthümliches aus Oesterreichisch-Schlesien“ verwerthete. Die Richtung welche Trampler einschlagen würde, kennzeichnete sich, als er in der Octava, wie es vorgeschrieben, einen Vortrag über ein selbstgewähltes Thema halten sollte und für den „Mongoleneinfall in Schlesien“ [263] sich entschied, wozu er die Materialien in der Gymnasialbibliothek gefunden. Nachdem er im Jahre 1867 mit Auszeichnung die Maturitätsprüfung abgelegt hatte, entschloß er sich, seine Studien in Wien fortzusetzen, obwohl er für die erste Zeit nur auf seine nicht eben zu großen Ersparnisse angewiesen und für die Zukunft ganz im Unsichern war. In der That kämpfte er auch ein Jahr mit den bittersten Entbehrungen, bis es ihm gelang, sein Elend mit den goldenen Sclavenketten einer Hofmeisterstelle zu vertauschen. Doch enthoben ihn diese zunächst aller materiellen Sorgen, wenn sie auch seine Zeit so sehr in Anspruch nahmen, daß er, um seinen Fachstudien obliegen zu können, die Stunden der Nacht zu Hilfe nehmen mußte. Indeß sein Eifer hielt ihn aufrecht, fleißig besuchte er das historische Seminar für allgemeine und österreichische Geschichte als dessen ordentliches Mitglied und wurde unter Leitung der Professoren Adalbert Jaeger, Ottokar Lorenz und Theodor Sickel in die Geheimnisse exacter Geschichtsforschung eingeführt. Frühzeitig trat er mit seinen Arbeiten vor die Oeffentlichkeit. Schon im Jahre 1868 brachte das von Chr. d’Elvert begründete „Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde“ Trampler’s erste historische Abhandlung. Die Uebersicht seiner gedruckten Arbeiten folgt auf S. 264. Die Osterferien des Jahres 1869 benützte er auf den Wunsch des Landespräsidenten-Stellvertreters Alexander Ritter von Summer zur Durchforschung der in Troppau befindlichen Archive, worüber er noch im October an denselben einen so umständlichen Bericht einsendete, daß ihm dafür die volle Anerkennung ausgesprochen wurde. Nach Ablauf des Universitäts-Trienniums bewarb er sich zunächst um ein Lehramt und sah sich am 24. September 1870 zum Supplenten für die drei oberen Classen der königlich städtischen höheren Töchterschule in Brünn ernannt. Bei der angestrengten Lehrthätigkeit in der Schule, bei den Privatlectionen und dazu den Vorbereitungsstudien für die Lehramtsprüfung blieb ihm nur wenig Muße, sich Arbeiten über die Geschichte Mährens und Schlesiens, welche er sich zunächst zur Aufgabe gestellt hatte, zu widmen. Inzwischen ernannte ihn die historisch-statistische Section zu ihrem zweiten Secretär, und er begann die zahlreichen, aber ungeordneten archivalischen Schätze ihrer Bibliothek zu ordnen und Register derselben anzulegen. An der Vollendung dieser Arbeit wurde er durch seine am 5. September 1871 erfolgte Ernennung zum definitiven Lehrer an der Communal-Oberrealschule in Brünn verhindert. Diese neue Stellung nahm seine ganze Zeit in Anspruch und gestattete ihm nur sehr wenig Muße, um seinen historischen Arbeiten und Forschungen obzuliegen, welche sich damals auf eine Durchforschung der Correspondenz des Cardinals Dietrichstein an den Hofkriegsraths-Präsidenten Collalto und auf eine Darstellung des Lebens des Ersteren beschränkten. Am 5. September 1873 wurde er zum Professor an der Communal-Oberrealschule auf der Wieden in Wien ernannt, auf welcher Stelle er sowohl für seinen Lehrberuf als im Gebiete geschichtlicher Forschung zur Stunde noch thätig ist. Bereits als Studiosus der Philosophie war er von dem Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens in Breslau, am 16. Jänner 1869, zum wirklichen Mitglied [264] ernannt worden, und dasselbe geschah am 29. October 1869 von Seite der mährisch-schlesischen historisch-statistischen Section. Hier folgt die Uebersicht von Trampler’s selbständig ausgegebenen und in gelehrten Sammelwerken veröffentlichten Schriften.

Uebersicht der gedruckten Arbeiten Richard Trampler’s. a) Selbständige Werke. „Correspondenz des Cardinals Dietrichstein mit dem Hofkriegsraths-Präsidenten Collalto nebst einem Anhange: Briefe Lustrier’s aus Constantinopel, der Markgrafen von Brandenburg und des Grafen Schlik von Preußen“ (Wien 1873, 118 S.). Dieser interessante Beitrag zur weiteren Beleuchtung der Ereignisse und Zustände des dreißigjährigen Krieges fand in Fachkreisen freundliche Anerkennung. – „Statistische Uebersichtstabelle der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder“ (Brünn 1873). – „Geographie und Statistik der österreichisch-ungarischen Monarchie“ (Wien 1874, XVI und 128 S.). – „Karten-Netz-Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie“ (Wien 1874, 14 Blätter mit Text). – „Leitfaden der allgemeinen Geographie“ (Wien 1876, XII und 132 S.). Die vier vorgenannten Schriften, von denen die zweite und dritte von Seite des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht als zum Gebrauche an sämmtlichen österreichischen Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache zulässig erklärt wurden, entstanden, nachdem Trampler die Wahrnehmung gemacht hatte, daß an vielen österreichischen Lehranstalten ausländische nicht immer zuverlässige, ja durch feindliche Gesinnung gegen Oesterreich gekennzeichnete Lehrbücher in Verwendung kommen. – „Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie für Mittel- und verwandte Schulen“, 31 Blätter (Wien 1881). – „Physikalisch-politischer Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie für Mittel- und verwandte Schulen“, 19 Blätter (Wien 1882). – „Oro-hydrographischer Atlas der österreichisch-ungarischen Monarchie für Mittel- und verwandte Schulen“, 14 Blätter (Wien 1882, Staatsdruckerei). – b) In Sammelwerken zerstreute Abhandlungen und Aufsätze. Im „Notizenblatt der mährisch-schlesischen historisch-statistischen Section“: „Streitigkeiten zwischen den Besitzern von Jägerndorf, besonders Georg von Schellenberg und dem Klosterconvent der Dominicanerinen von Ratibor wegen Bauerwitz“ [1868, Nr. 8 und 9]; – „Ein Beitrag zur Geschichte des Geschlechtes der Kraváře“ [1868, Nr. 11 und 12]; – „Chronik der Stadt Odrau“ [1869, Nr. 9 bis 11]; – „Ein Beitrag zum Gerichtsverfahren im XVII. und XVIII. Jahrhundert“ [1870, Nr. 2 und 3]; – „Wok I. von Kravář (1269–1328)“ [1870, Nr. 3 und 4]; – „Getreidepreise in Odrau“ [1870, Nr. 7]; – „Ueber die Ansprüche Friedrichs II. auf das Herzogthum Jägerndorf“ [1877, Nr. 11 und 12]. – Im Feuilleton der „Troppauer Zeitung“: „Denkschrift, aufgefunden im Thurmknopfe der Wagstädter Pfarrkirche“ [1869, Nr. 7 und 8]; – „Sagenhafte Darstellung der Ursachen des Mongolen-Einfalles im Jahre 1241 und dessen Verlaufes in Schlesien nach den Legenden der h. Hedwig“ [1869, Nr. 40–82]; dieser Aufsatz wurde auch mit einigen kleinen Aenderungen und Zusätzen in das vorerwähnte „Notizenblatt“ [1871, Nr. 4 und 5] aufgenommen; – „Die Theilung der Stadt Freudenthal und ihres Gebietes unter die Herzoge Johann II. und Nicolaus IV.“ [1869, Nr. 90 und 93]; – „Beiträge zur schlesischen Geschichte“ [1869, Nr. 89 und 91]. – In der „Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens“: „Odrau und Umgebung während des dreißigjährigen Krieges“ [X. Bd., 2. Heft, S. 87 u. f.]; – „Urkundliche Nachrichten über die Stadt Zuckmantel“ [X. Bd.. 2 Heft]; – „Ueber die Correspondenz des Cardinals Fürsten Franz Dietrichstein, Bischofs von Olmütz (1599–1636) aus den Jahren 1609 bis 1611“ [ebd.]; – „Einige Regesten zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges“ [XI. Bd., 2. Heft, S. 480 u. f.]. – In dem „Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen“, herausgegeben von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: „Correspondenz des Cardinals Franz Fürsten von Dietrichstein“ (1609 bis 1611) [XLV. Bd., 1. Heft]. – Im „Programm der k. städtischen höheren Töchterschule in Brünn für 1871“: „Vorgänge vor Ausbruch des ersten schlesischen Krieges“, und in demselben für 1872: „Die Beziehungen zwischen den beiden Königinen Elisabeth und Maria Stuart“. – Im „Jahrbuch des Vereins der Oesterreichisch-Schlesier“: „Der Sonderling Graf Hoditz in Roßwald“ [1877, S. 32 [265] bis 75]. In Vorbereitung hatte Trampler eine Heimatkunde der Markgrafschaft Mähren und eine von Oesterreichisch-Schlesien, eine Episode aus dem siebenjährigen Kriege, welche den Spion, genannt Max von Bärn, betrifft, und eine wissenschaftliche Abhandlung über die descriptive Methode in der Geographie, von denen die eine oder andere der genannten Arbeiten mittlerweile wohl schon im Druck erschienen sein dürfte.
d’Elvert (Christian Ritter). Das in der Lebensskizze wiederholt erwähnte Notizenblatt (Brünn, 4°.) 1877, Nr. 2, S. 11.