Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tobenz, Daniel
Band: 45 (1882), ab Seite: 210. (Quelle)
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Toaldo, Joseph (Meteorolog und Naturforscher, geb. zu San Lorenzo di Pianezza in der Marostica unweit Bassano am 11. Juli 1719, gest. zu Padua 11. November 1798). Den ersten Unterricht erhielt er durch verschiedene Priester, die ihn von Jugend auf an Fleiß gewöhnten und ihm Liebe zu den Wissenschaften einflößten. Dreizehn Jahre alt, kam er in das Seminar zu Padua, wo er die Humanitätsclassen, die philosophischen und theologischen Studien beendete, mit besonderem Eifer aber sich auf die Mathematik verlegte, die ihn vor Allem anzog. Nachdem er die theologische Doctorwürde erlangt hatte, wurde er zunächst als [211] Lehrer an dem Seminar angestellt, in welchem er selbst herangebildet worden. Zu gleicher Zeit aber beschäftigte er sich schon mit literarischen Arbeiten und unternahm nichts Geringeres als die Herausgabe der Werke Galilei’s, denen er mehrere bis dahin ungedruckte Fragmente, eigene Anmerkungen und eine Vorrede beifügte. Diese Ausgabe enthält auch Galilei’s berühmte Dialoge über das Weltsystem, deren Druck nur mit vieler Schwierigkeit gestattet wurde. Als Lehrer am Seminar trug Toaldo Grammatik, Rhetorik, Philosophie und Mathematik vor, führte, der Erste, die Infinitesimal-Rechnung nach den Grundsätzen seines Lehrers Succi, eines berühmten italienischen Analytikers, ein und erwarb sich während der vierzehnjährigen Wirksamkeit in seinem Lehramte solche Verdienste um dasselbe, daß ihn der Erzbischof mit der Erzpriesterschaft von Monte Galda belohnte. Obwohl von den Obliegenheiten dieses geistlichen Amtes sehr in Anspruch genommen, benützte er doch alle Mußestunden zur Fortsetzung seiner Lieblingsstudien, und in diese Zeit fällt seine Abfassung der Lobrede auf den Abbé Conti, welche in des Letzteren Werken abgedruckt ist. [Die bibliographische Uebersicht der Schriften Toaldo’s folgt S. 212]. Endlich aber sollte ihm ein seinen Kenntnissen und Neigungen entsprechender Wirkungskreis zutheil werden, als er vom Senat zu Venedig im Jahre 1762 zum Professor der Astronomie und Meteorologie an der Universität Padua ernannt wurde. Nun war er ganz an seinem Platze, aber es galt auch, ernstlich Hand anzulegen, denn er hatte Vieles an dem Bestehenden zu ändern, um seinen Unterricht nutzbar zu machen. Das Erste, was er in Antrag brachte, war die Errichtung einer Sternwarte, die Curatoren der Universität gingen auf seine Forderung ein und übertrugen ihm die Ausführung des Baues und die Aufsicht über denselben. Vorerst aber unternahm er eine Reise durch ganz Italien, um die daselbst befindlichen Sternwarten zu besichtigen und sie bei dem Plane, den er für den beabsichtigten Bau entwerfen sollte, zu benützen. Derselbe begann 1767 und wurde 1774 beendet. Nun ließ er auch einen guten Quadranten aus London kommen und begann dann in Gemeinschaft mit seinem Neffen und Adjuncten Vincenz Chiminello [Bd. II, S. 343] seine astronomischen Beobachtungen. Ferner steuerte er dem empfindlichen Mangel an guten Lehrbüchern, gab einen Abriß der ebenen und sphärischen Trigonometrie mit Tafeln heraus, der auch in anderen italienischen Schulen eingeführt wurde. Die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt in weiteren Kreisen richtete sich aber auf ihn, als er seinen Versuch über die Meteorologie: „Della vera influenza degli astri nelle stagioni e mutazioni di tempo“ im Jahre 1770 veröffentlichte. Dieses Werk machte Toaldo’s Namen in ganz Europa bekannt, wurde mehrere Male gedruckt, ins Französische (von Jos. Daquin) und in andere Sprachen übersetzt, der Verfasser aber durch Aufnahme in mehrere gelehrte Akademien geehrt. Auch betrieb derselbe damals mit Eifer die Anlegung der Blitzableiter auf Gebäuden und suchte seine Ansichten über die Nützlichkeit und Wichtigkeit dieser Einrichtung durch Wort und Schrift zu verbreiten. Im Jahre 1773 begann er die Herausgabe des „Giornale astro-meteorologico“, welches er durch ein Vierteljahrhundert bis zu seinem Tode redigirte. Eine 1774 von der akademischen Gesellschaft zu Montpellier aufgestellte Preisfrage, betreffend die Meteorologie [212] in Beziehung auf den Feldbau, unternahm auch er zu beantworten und errang den Preis. Das Aufsehen darüber in der gelehrten Welt war groß. Seine Abhandlung wurde in mehrere Sprachen (auch in die deutsche von J. G. Steudel in den Jahren 1777–1786, drei Auflagen) übersetzt und veranlaßte zunächst die Stiftung der meteorologischen Gesellschaft zu Mannheim. Toaldo arbeitete in der begonnenen Richtung weiter, erfand für seine Zwecke Instrumente, verbesserte sie dann auch, setzte seine Beobachtungen namentlich über den Einfluß des Mondes auf Wachsthum und Feldbau fort, schrieb überdies eine Geschichte der Verdienste der venetianischen Schulen um Astronomie, Geographie und Schifffahrtskunde und übertrug mehrere astronomische Schriften von Lalande ins italienische. Im Jahre 1783 erhielt er zugleich mit seinem Neffen Chiminello von der Akademie zu Mannheim den Preis für eine Abhandlung über die beste Verfertigung eines vergleichenden Hygrometers. Unterdessen veröffentlichte er auch in seinem Journale wie in anderen gelehrten Blättern die Ergebnisse seiner Erforschungen und Beobachtungen, so unter Anderem einen kurzen Abriß der Chronologie, eine Abhandlung über einen außerordentlichen Winter, eine chronologische Uebersicht der Witterung, seine Beobachtungen über die Nebel und den Einfluß feuriger Meteore, ein Prognostiken der Witterung aus dem Fluge der Vögel, Betrachtungen über einen neuen Cyclus und Stand der Planeten, allgemeine Vorherbestimmungen des Regens und der Winde für den adriatischen Meerbusen nach der Ansicht des Himmels. Man sieht, er schlug ganz den praktischen Weg ein, um der damals noch kaum beachteten Meteorologie in den weitesten Kreisen Eingang zu verschaffen und die Wissenschaft für die Auffindung der meteorologischen Gesetze und deren Einfluß aufs Leben zu interessiren. Mehrere Male bereiste er sein Vaterland von Triest bis Neapel. Auf seinem Wege über die Apenninen beschäftigte ihn Hannibal’s Zug über dieses Gebirge, und er veröffentlichte darüber seine Abhandlung in einem Bande der Schriften der Paduaner Akademie, wie er denn auch aus demselben Anlasse eine kleine aber sehr lehrreiche Schrift: „Ueber Kunst und Nutzen des Reisens“ verfaßte und herausgab. Von Neapel heimgekehrt, führte er 1789 zu Padua die französischen Uhren ein, ließ eine Abhandlung über Gnomonik und noch mehrere astronomische Arbeiten erscheinen, darunter eine über den in unserer Zeit so viel besprochenen und beobachteten Durchgang des Mercurs vor der Sonne. 1797, im Alter von 79 Jahren, erlag er plötzlich einem Schlaganfalle. Man sagte, die Fruchtlosigkeit seiner Verwendung für einen jungen Mann, den man seines Amtes beraubt hatte, habe ihn so sehr aufgeregt und sein rasches Ende herbeigeführt. Als Lehrer hatte er einen leichten fesselnden Vortrag, den er bei seiner reichen und allgemeinen Bildung mit feinen Zügen aus der Beobachtung des Lebens und der Natur zu schmücken verstand. Einfach in seinen Sitten, offen in seinem Wesen, bescheiden in seinem Auftreten, unermüdlich in seinen Studien, nachsichtig gegen Andere und nur streng gegen sich selbst, war er das Bild eines liebenswürdigen Gelehrten und eines echten Priesters.

A. Selbständig erschienene Werke Toaldo’s. „Trigonometria piana e sferica colle tavole trigonometriche“ (Padova 1769); con aggiunte (ib. 1773 et sequ., 4°.). – „Saggio meteorologico della vera influenza degli astri sulle stagioni e mutazioni del tempo“ [213] (Padova 1770, 4°.); con aggiunte (ib. 1781 et sequ., 4°.); ins Französische übersetzt (Cambray 1784, 4°.). – „Novae Tabulae barometri aestusque maris“ (Patavii 1771, 4°.). – „Della maniera di difendere gli edifizii dal fulmine“ (Venezia 1772, 4°.). – „Nuova apologia dell’uso de’Conduttori metallici a preservazione degli edifizii“ (Padova 1774, 4°.). – „La meteorologia applicata all’agricoltura“ (Montpellier 1775, 4°.); diese von der akademischen Societät zu Montpellier als Preisfrage aufgestellte, von Toaldo beantwortete und mit dem Preise gekrönte Abhandlung erschien auch in deutscher Uebersetzung von Steudel (Berlin in drei Auflagen 1777–1786), in französischer in Rozier’s „Journal de la Physique“, 1777, und in spanischer (Sevilla 1786). – „Compendio della sfera e di geografia“ (Padova 1775, 8°.). – „Del Conduttore elettrico posto nel campanile di S. Marco in Venezia“ (Venezia 1776, 4°.). – „Memorie sopra i conduttori, raccolta, migliorata ed accresciuta“ (Venezia 1778, 8°.). – „Saggio di Studii veneti nella Geografia e nella Marina“ (Venezia 1782, 8°.). – „De methodo longitudinum ex observato transitu lunae per meridianum epistola“ (Patavii 1784, 4°.). – „Sbozzo della costituzione meteorologica degli anni 1783–1784 ec. tomi duo“ (o. O. 1785, 8°.). – „Tavole di vitalità“ (Padova 1787, 4°.). – „Confronto delle stagioni coi principali prodotti della campagna“ (ib. 1787, 8°.. – „Metodo facile di descrivere gli orologi solari, ossia trattato di gnomonica“ (Venezia 1789, 4°.). – „Epistolae duae ad Simonem Assemanum de globo coelesti-cufico Borgiano“ (Patavii 1790, 4°.). – „Del viaggiare, lezione academica“ (Venezia 1791, 8°.). – „Schediasmata astronomica“ (Patavii 1797, 4°.). – „Istruzione popolare sull’orologio oltramontano“ (Padova 1797, 16°.). – „Completa raccolta di opuscoli intorno la Meteorologia“, tomi IV (Venezia 1802, 8°.).
B. In Zeitschriften und gelehrten Fachwerken zerstreute Abhandlungen. Im zweiten Bande der „Opere dell’abate Conti“ (Venezia 1775, 4°.): „Vita dell’ab. Conti“; Toaldo’s erste durch den Druck veröffentlichte Arbeit. – Im „Giornale di Italia“ von Grisellini: „Del ritorno degli anni stravaganti“ [luglio 1772]. – Im „Giornale di Modena“: „Discorso sopra i barometri che contiene la difesa della esperienza del Leibnizio“ [tomo V]. – Im „Giornale di Agricoltura“ (Venezia, Milocco): „Emendazione de’ barometri e de’termometri“. – In den „Transactions“ der königlichen Akademie in London: „De aestu reciproco maris adriatici“ [Jahrg. 1776]. – Im „Journal de physique“ von Rozier: „Des changements de temps et d’une faute de Mr. de Luc[WS 1] sur la boule du Thermomètre“ [Jahrg. 1799]; – „Les Saisons météorologiques ou essai d’un nouveau Cycle pour le retour des saisons“ [Jahrg. 1782]. – In den „Abhandlungen“ der Berliner Akademie der Wissenschaften: „De l’impulsion de la lune sur le baromètre“ [Jahrg. 1799]. – Im „Giornale di Pisa“: „Degli influssi lunari in risposta alle obbiezioni dell’abate Frisi [Jahrg. 1782]. – In den „Saggi dell’accademia di Padova“: „Latitudo speculae et urbis Patavinae ac longitude geographica“ [volume I]; – „Descrizione d’una distinta aurora boreale osservata in Padova il 29. Febbraro 1780“ [ib.]; – „Memoria della qualità fisica delle plaghe“ [ib., vol. II]. – In den „Atti dell’Istituto di Bologna“: „De calore lunari“ [vol. X]. – In den „Memorie della Società italiana“: „Fenomeno di alcune vampe di caldo in mezzo al freddo“ [vol. VI]. – In den „Saggi... dell’accademia di Padova“: „Investigatio caloris plurimorum Italiae locorum“ [vol. VI]; – „Riflessi sopra i colpi di fulmine“ [ib.]; – „Del passagio di Annibale per l’Apennino e della marcia da esso fatta per la Toscana“ [ib.]; – „Della fiamma volante ossia globo di fuoco degli 11 settembre 1784“ [ib.]. – In den „Atti e Monumenti de’ fratelli Arvali dell’ab. Gaetano Marini“ (Roma 1795): „Due lettere intorno al tempo della celebrazione del sacro arvalivo“ [tomo I, p. 130]. – Außerdem begann er 1763 und besorgte bis zu seinem 1797 erfolgten Tode die Herausgabe des „Giornale astro-meteorologico“, welches in 25 Octavbänden eine Reihe eben in der Gegenwart, welche sich der Meteorologie von Neuem zugewendet hat, beachtenswerther Abhandlungen enthält.
C. Im Nachlasse fanden sich ungedruckt vor: „Epoca della gran muraglia della Cina“. [214]„Spiegazione del fenomeno osservato dagli Olandesi che videro dal war glaciale il Sole molti giorni prima che doveva comparire“. – „Illustrazione del Timeo di Platon“. – „Illustrazione del Planisfero in bronzo acquistato dal Cardinal Borgia. – „Pensieri sui presentimenti dei corpi aerei“. – „Quadro della storia astronomica e stato presente dell’astronomia“. – „Sui fenomeni della anutiperistasi“. – „Di tre soli veduti“. – „Sul piacere del dolore“. – „Impressioni della luna sulla nascite e le morti“. – „Dei viaggi e scoperte di Marco Polo; emendazioni del Codice delle sue opere“. – „Differenza del livello tra Padova e Venezia col barometro“. – „Sulla meridiana del salone di Padova“. – „Sulla misura del passo e piede veneto“.
Quellen zu Toaldo’s Biographie. Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 375 [nach dieser gest. im Jahre 1798]. – Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften u. s. w. (Leipzig 1863, J. A. Barth, gr. 8°.) Bd. Il, Sp. 1112. – Ferrari (Jo. Bapt.). Vitae virorum illustrium Seminarii Patavini cum opusculo de singulari B. Gregorii Barbadici studio et amore in idem Seminarium etc. (Patavii 1815, typ. Seminarii, 8°.) p. 386–412: „Vita Josephi Toaldi“. – Lombardi (A.). Storia della letteratura italiana nel secolo XVIII (Modena 1827 e 1828). – Tipaldo (Emilio de). Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ contemporanei ecc. (Venezia 1841, tipogr. di Alvisopoli, gr. 8°.) volume VIII, p. 387 et sequ. [nach diesem gest. 1797]. – Galleria dei letterati ed artisti illustri delle provincie Veneziane nel secolo decimottavo (Venezia 1824, tip. di Alvisopoli. Per cura di Bartolomeo Gamba, 8°.) [nach diesem gest. 1798]. – Fabbroni. Vitae Italorum, tomo VIII. – Dandolo (Girolamo). La caduta della Repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’anni. Studii storici (Venezia 1857, Pietro Naratovich, 8°.) Appendice, p. 104 [nach diesem gest. 1797].
Porträt. Unterschrift: „Giuseppe Toaldo“. Comirato inc. (Umriß, 8°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Jean-André Deluc (Wikipedia).