BLKÖ:Teuffenbach, Anna

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 44 (1882), ab Seite: 61. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Anna Teuffenbach in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Teuffenbach, Anna|44|61|}}

4. Anna (gest. 1418). Erbtochter von Eberstein, vermälte sich mit Dietrich von Teuffenbach, einem Sohne Hartneids von der Linie Teuffenbach-Mayrhofen. In kurzer Zeit Witwe, wird sie Gegenstand der zärtlichsten Neigung zweier Edlen, Ernst von Lobming, in Liebe für die schöne junge Witwe entbrannt, bat seinen Freund Herberstein, um ihre Hand für ihn zu werben. Als dieser, ein Ritter von edler Gestalt und Sitte, seines Auftrages sich entledigte, gab sie ihm in verschämter Weise einen ablehnenden Bescheid, aus welchem aber das Bedauern herausklang, daß er nicht für sich selbst geworben habe. Wie freudig auch Herberstein diese Andeutung entgegennahm, erschrak er doch bei dem Gedanken, welch’ unangenehme Verwicklung daraus entstehen könne, und daß er seinem Freunde gegenüber in zweideutigem Lichte erscheinen müsse. Und mit sich selbst uneins, verließ er die Burg Annas von Teuffenbach und verständigte seinen Freund von der unglücklichen Werbung, alles Weitere verschweigend. Nach einiger Zeit aber begab er sich wieder nach der Burg Mayrhofen, wo er nun für sich selbst um die Hand Annas warb und ihre freudige Zusage erhielt. Er sendet einen Boten mit der Nachricht von seiner Verlobung an den Freund. Doch Anna, daraus Unheil besorgend, fängt den Abgesandten auf, so daß Ernst von Lobming erst von anderer Seite Kunde von dem Verlöbniß erhält. Dieser wähnt sich von seinem Freunde schmählich hintergangen, sein Vertrauen gemißbraucht, sich selbst verhöhnt und schwört blutige Rache. Durch Andere in seinem Vorhaben noch bestärkt, rüstete er rasch einen Haufen zucht- und herrenlosen Gesindels mit Waffen aus und zog durch Wälder und auf Abwegen gegen Mayrhofen. Es ist Mitternacht. Die Hochzeitsfeierlichkeiten sind zu Ende. Die Gäste treten den Heimweg an, und als alles im Schlosse im tiefen Schlafe liegt, ersteigt Ernst von Lobming mit den Seinen die Burg, tödtet nach kurzem Widerstande, was sich ihm entgegenstellt, bemächtigt sich Günther von Herberstein’s und dessen sechzehnjährigen Neffens Georg und schleppt Beide in Ketten mit sich fort. Sein Knappe Jacob, der diese Gelegenheit benützte, um seinen Haß gegen Herberstein’s Knappen zu kühlen, stößt diesen nieder, versichert sich dann der Neuvermälten, und sie vor sich auf das Pferd hebend, sprengt er aus dem Schlosse seinem Gebieter nach. Günther, Anna und Georg wurden im Verließe eines schwarzen alten Thurmes, der letzten Ruine des zerstörten Schlosses Eppenstein am Fuße der einsamen Stubalpe, eingeschlossen und waren, ohne voneinander Kenntniß zu haben, sich nahe. Kaum war der Raub ruchbar geworden, so zogen die Herberstein und Eberstein aus, die Unglücklichen aufzusuchen, doch Monate vergingen, ohne daß sie ihre Spur fanden. Da lud Herzog Ernst der Eiserne Lobming nach Gratz zu Gericht, erließ eine feierliche Abmahnung an alle Anhänger und Helfer desselben und that sie in Acht und Bann. Darüber erschrocken, öffnete Lobming seinen Gefangenen das Verließ und warf sich Günther zu Füßen, der ihm verzieh und versprach, ihm ein Fürsprecher vor dem Herzoge Ernst zu sein und in der That ihm das Geleite nach Gratz zum Gerichte gab, wo sich Beide am 13. November 1406 Urfehde und gänzliches Vergessen des Begangenen schwuren. Auf Günthers und Annas dringendes Flehen schenkte Herzog Ernst der Eiserne dem Lobminger Leben und Freiheit, der Thurm von Eppenstein aber wurde der Erde gleich gemacht, die Mauern von Lobming gebrochen und die Burggräben damit ausgefüllt. Günther von Herberstein ward von Herzog Ernst zum Hauptmanne von Mitterburg in Istrien, dann zum Befehlshaber des herzoglichen Schlosses Gratz, endlich zum Feldhauptmanne ernannt. Mit seinem Vetter Eckhard von Herberstein war er der Held des Tages von Radkersburg (1418), der Innerösterreich von den Türken befreite. Anna, die ihrem Gatten nur zwei Töchter gebar, starb vor dem geliebten Manne bald nach dem Siege bei Radkersburg. Eine der Töchter, Dorothea, vermält mit Georg Göß von Rabenstein, war berühmt ob ihrer Kenntnisse in der Mechanik und Sternkunde. In der Pfarrkirche zu Wolfsberg wurde eine von ihr gefertigte Kunstuhr gezeigt, welche, auf einer Säule stehend, den vollständigen Kalender, den Wechsel des Mondes und den Lauf der Planeten darstellte. Anna liegt in der jetzt aufgehobenen Minoritenkirche zu Wolfsberg bestattet, wo auch nach Günthers letztwilliger Verfügung dessen Leiche beigesetzt [62] ist. [Carinthia. Wochenblatt zum Nutzen und Vergnügen (Klagenfurt, 4°.) 1817, Nr. 49]. –