Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Talabér, Balthasar
Band: 43 (1881), ab Seite: 31. (Quelle)
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Talabér, Johann (gelehrter Theolog, geb. zu Keszthely im Zalaer Comitate am 4. Jänner 1825). Auf dem Landgute seines Vaters lebend, erhielt er anfänglich keinen geregelten Unterricht, sondern denselben ertheilte ihm ein alter in der Nähe wohnender Huszarenwachtmeister, welcher den kleinen Gutsbesitzerssohn liebgewonnen hatte, wie denn auch dieser zu dem alten Schnauzbart, der eine ganz herrliche Methode besaß, gern wallfahrtete. Im Jahre 1835 kam der zehnjährige Junge in das von den Prämonstratensern geleitete Gymnasium zu Keszthely. Noch hatte er 1838 die Vorbereitungsstudien nicht beendet, als er seinen Vater durch den Tod verlor. Er setzte nun seine Studien am Gymnasium fort, 1840 aber trat er als Novize bei den Benedictinern auf dem Mons Pannonius unweit Raab ein, wo er 1842 und 1843 die philosophischen Studien hörte. Mit besonderem Eifer trieb er schon damals ungarische Sprache und Literatur, welche daselbst der berühmte Poet Gregor Czuczor [Bd. III, S. 120] vortrug, der dem jungen Novizen seine Bibliothek zu freier Benützung überließ. Nach beendeter Philosophie begann er das Studium der Theologie. Am 14. Juni 1848 erhielt er die Priesterweihe und trat sofort als Caplan zu Nagocs im Somogyer Comitate in die Seelsorge. Von da in Kurzem nach Veszprim übersetzt, wurde er schon 1852 von seinem Bischofe zum ordentlichen Professor des Bibelstudiums an dem Diöcesanseminar daselbst ernannt. Frühzeitig beschäftigte er sich mit literarischen Arbeiten, welche bis 1843, da er erst achtzehn Jahre alt war, zurückreichen. In die Oeffentlichkeit trat er 1845, in welchem Jahre zuerst im „Honderü“ seine Arbeiten theils unter seinem Namen, theils pseudonym gedruckt erschienen. Um diese Zeit kam er auch mit Nicolaus Sárkány [Bd. XXVIII, S. 248]. dem nachmaligen Abte von Bakonybél, und mit dem gelehrten Theologen Samuel Márkfi [Bd. XVI, S. 454] in Berührung, und die Bekanntschaft mit diesen beiden Männern mag nicht ohne Einfluß geblieben sein auf seine weitere wissenschaftliche Entwicklung und literarische Richtung. Wir nennen von seinen Schriften die in Gemeinschaft mit seinem Neffen Georg [S. 32, Nr. 2] herausgegebenen [32] „Egyházi beszédek az év minden vasárnapjai s ünnepeire s néhány alkalmak elhirhedett német és fránczia hitszónokok nyomán“, d. i. Kirchenreden für alle Sonn- und Feiertage des Jahres und einige Gelegenheitsreden nach berühmten deutschen und französischen Homileten, drei Bände (Pesth, 8°.); – dann die im Auftrage seines Bischofs Ranolder [Bd. XXIV, S. 346] vollendete ungarische Uebersetzung der trefflichen katechetischen Werke des berühmten Salzburger Erzbischofs Augustin Gruber [Bd. V, S. 377], welche er zu Pesth im Drucke veröffentlichte; – ferner: „Hitoktatástan vagyis a hitoktatás elméleti kézikönyve“, d. i. Theoretisches Handbuch des Religionsunterrichtes (Pesth 1865, Emich, 8°.). Seine religiösen Dichtungen, die zerstreut im „Őrangyal“, d. i. Der Schutzengel. „Katholikus Néplap“, d. i. Katholisches Volksblatt, und in den „Családi lapok“, d. i. Familienblätter, erschienen, gab er gesammelt und im Selbstverlage unter dem Titel: „Költeményei“, két kötet, d. i. Gedichte, in zwei Bänden (Pesth 1860, Lauffer, 8°.) heraus. Er trug sich auch mit der Herausgabe der von ihm aus dem Nachlasse des Veszprimer Titular-Domherrn Johann Spreitzenbach erworbenen katechetischen, pädagogischen und didaktischen ungarischen Schriften desselben, sowie dessen ungarischer Uebersetzung der für die Jugend bearbeiteten biblischen Geschichte des berühmten Jugendschriftstellers Christoph Schmid. Talabér mag wohl schon verstorben sein, denn die Schematismen enthalten seinen Namen bereits seit mehreren Jahren nicht mehr.