BLKÖ:Szultz Bódog, Felician

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Szukiewicz, Nicolaus
Band: 42 (1880), ab Seite: 282. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Felician Szultz Bódog in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Szultz Bódog, Felician|42|282|}}

Szultz Bódog, Felician (ungarischer Revolutionsoberst in Komorn 1849, Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt) Zeitgenoß. Aus der k. k. Armee als Officier schon mehrere Jahre vor 1848 geschieden, focht dieser unerschrockene mit den ungarischen Tapferkeitszeichen beider Classen decorirte Soldat im Winterfeldzuge unter Mészáros und wurde bei Kaschau durch die Schnellfüßigkeit seines Araberrosses, das einen breiten Graben glücklich übersetzte, vor der Gefangennahme durch die k. Chevauxlegers gerettet. Im Sommerfeldzuge 1849 bereits Brigadier im ersten ungarischen Armeecorps, kam er später nach Komorn, wo er, ohne besondere Anstellung, von Klapka zeitweise mit verschiedenen Commandos betraut wurde, so am 3. August 1849 bei dem Ausfallsgefechte von Puszta Herkaly, wo er die Führung einer Colonne hatte, mit welcher er die Fronte der feindlichen Verschanzung mit vieler Bravour stürmte und zwei Achtzehnpfünder eroberte. Zu einem höheren und selbständigen Commando konnte er aber wegen seiner bedeutenden Schwerhörigkeit nie verwendet werden. Was ihn nicht minder als seine militärischen Verdienste denkwürdig macht, waren seine Originalität und seine Sonderlingseigenheiten, durch die er sich in der Revolutionsarmee einen Namen erwarb. Seine Lieblingsidee war, sich mit einem Ritter zu vergleichen und von seinen Vorfahren zu erzählen, daß sie schon die Kreuzzüge mitgemacht hätten. Am häufigsten hörte man aus seinem [283] Munde die Redensart: „Die Szultze waren alle fameuse Kerls“, und unerschrocken tapfer, ja tollkühn war auch er. Als bei Iszazegh die Kanonade sich bereits äußerst heftig vernehmen ließ, sagte er zu seiner Umgebung: „Ich glaube, die Kerls fangen schon wieder zu plänkeln an!“ Einmal badete er sich im Waagflusse, der die gegenseitigen Vorposten schied, bei hellem Tage. Nur ein Wunder rettete ihn vor den vielen Schüssen, welche nach ihm gerichtet waren, die er aber freilich nicht hörte. Am originellsten war Szultz in seinem Costüme während der Winter-Campagne: Sein Burnus, den er nie ablegte, und der gewissermaßen das laute Zeugniß der Thaten seines Trägers war, erfreute sich im ungarischen Revolutionsheere einer gewissen historischen Notorietät. Man stelle sich einen großen rothbeschnürten weißen Burnus vor, mit einer mächtigen Kapuze, die er immer über den Kopf zog, und welche denselben ganz verhüllte, so daß man vergebens nach den Gesichtszügen des Obristen forschte. Dieser pulvergeschwärzte Rock, der alle Spuren eines Bivouaclebens an sich trug, war im strengsten Sinne des Wortes durchlöchert und zerhauen, und Szultz hatte den originellen Einfall, alle Schuß- und Hieblöcher, die sein Burnus erhielt, roth ausnähen zu lassen, so daß derselbe einer Carreauzehn auf ein Haar glich. Diesem weißen Burnus, welcher sein höchster Stolz war. folgte seine Brigade wie die Soldaten Heinrichs IV. einst dessen weißem Federbusche. Szultz’ Berichte waren stets äußerst lakonisch. Während des Ueberganges des ungarischen Heeres über die Theiß, Anfangs Februar 1849, erhielt er den Befehl, gleichzeitig die Bodrogh zu überschreiten und gegen Sárospatak vorzudringen. Seine schriftliche Meldung lautete: „Szultz Bódog ging über die Bodrogh“. Er theilte das Schicksal der meisten seiner Komorner Gefährten und wunderte nach erfolgter Capitulation Anfangs October 1849 mit einem Regierungspasse ins Ausland, seit welcher Zeit nichts mehr von dem Besitzer des originellen Burnus gehört wurde.

Szillányi (ehemaliger Chef des Generalstabes Klapka’s). Komorn im Jahre 1849, mit besonderem Hinblick auf die Operationen der ungarischen Armee an der oberen Donau und Waag (Leipzig 1851 bei Grunow und Comp.) S. 116, 117, 118, 145, 148 und 149–154).