BLKÖ:Stratico, Simeone Conte

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 301. (Quelle)
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Stratico, Simeone Conte (Mathematiker und Techniker, geb. in Zara im Jahre 1733, gest. zu Mailand 16. Juli 1824, n. A. erst 1829). Ein Bruder der beiden Vorgenannten Johann Dominik [S. 299], und Gregor S. [S. 298]. Er studirte auf der Hochschule zu Padua anfangs Medicin, aus welcher er im Alter von 25 Jahren ein Lehramt erhielt. Als 1763 der Senat der Republik Venedig Thomas Querini und Franz Lorenz Morosini als außerordentliche Gesandte nach England schickte, um König Georg III. zu seiner Thronbesteigung zu bewillkommnen, wurde diesen zwei Edelleuten Simon Stratico als Begleiter beigegeben. Nach seiner Rückkehr von dieser ehrenvollen Sendung übernahm er nicht wieder die bisher innegehabte medicinische Lehrkanzel, sondern jene der Mathematik und Schifffahrtskunde an derselben Universität. 1801 wurde er als Professor der Nautik an die Universität zu Pavia berufen, wo er nicht selten den berühmten Professor Volta in dessen Lehramt der Physik suppliren mußte. Unter italienischer Herrschaft versah er der Reihe nach die Aemter eines Mitgliedes der Commission für den öffentlichen Unterricht, des Präsidenten der hydraulischen Junta zu Modena und zuletzt des General-Inspectors der Straßen und Brücken. Er wurde Senator und mit dem Contetitel sowie mit den Orden der eisernen Krone und der Ehrenlegion ausgezeichnet. Als dann die Lombardei wieder in den Besitz der österreichischen Regierung gelangte, blieb Stratico zwar nicht im Staatsdienste, aber er behielt die Pension eines Senators und den Titel eines emeritirten Professors der Universitäten zu Padua und Pavia. Ueberdies zeichnete ihn Kaiser Franz I., der ihm seine besondere Huld zuwandte, noch durch Verleihung des Leopoldordens aus. Als Schriftsteller seines Faches war Stratico ungemein thätig; von seinen zahlreichen Schriften nennen wir die folgenden: „Oratio habita in Gymnasio Patavino“ (Padova 1764, Comino, 8°.); – „Series praepositionum, continens elementa mechanicae et staticae, earumque varias applicationes ac praesertim ad theoriam architecturae civilis et nauticae“ (ibidem 1772, 8°.); – „De duabus formis archetypis aeneis ad antiquum numisma majoris moduli pertinentibus disquisitio“ (Veronae 1799, Guliani, 8°., c. figg.); – „Teoria compita della costruzione e del maneggio de’ bastimenti“ (Padua 1791), [302] Uebersetzung des französischen von dem berühmten Mathematiker Euler verfaßten Originals; – „Elementi d’idrostatica e d’idraulica“ (Padova 1773, 8°.); – „Dell’antico teatro di Padova“ (ibid. 1795); – „Vocabulario di Marina nelle tre lingue italiana, inglese e francese“ 3 Bde. (Milano 1813–14, 4°., cum fig.), ein Werk, welches Gius. Maffei in seiner Geschichte der italienischen Literatur für nicht minder wichtig und nothwendig bezeichnet als das berühmte Wörterbuch der[WS 1] Crusca[WS 2]; – „Esame marittimo teorico e pratico etc.“ (Milano 1819), eine von eigenen Anmerkungen und Zusätzen begleitete Uebersetzung des französischen Werkes von D. Georgio Juan und Leveque; – „Bibliografia di Marina nelle varie lingue dell’Europa ossia Raccolta dei titoli dei libri i quali trattano di quest’ arte“ (Milano 1823, 4°.); – in gelehrten Sammelwerken zerstreut gedruckt sind, u. zw.: in den „Memorie della Società italiana“: „Osservazioni sopra varj effetti della pressione de’ fluidi“ [vol. V, 1790]; – in den „Saggi dell’Accademia di Padova“: “Sopra le leggi d’agitazione de’ fluidi contenuti in vasi oscillanti” [vol. I, 1786]; – „Memoria intorno ad un fenomeno della diffrazione della luce“ [vol. II, 1789]; – „Memoria delle foci e sbocci de’ fiumi“ [vol. III, pt. 1, 1794]; – „Memoria delle confluenza de’ fiumi“ [vol. III, pt. 2, 1794]; – in den „Memorie dell’Istituto[WS 3] nazionale italiano“: „Dell’inclinazione delle sponde negli alvei de’ Fiumi” [vol. II, pt. 2, 1810], und in den „Memorie dell’Istituto lombardo-veneto“: „Saggio dei principj dai quali di pende il giudizio delle opere d’architettura civile” [vol. I, 1819] und [vol. III, 1824]; – „Saggio storico sull’invenzione dei sostegni a conca e porte ne’ canali navigabili“ [vol. II, 1821]. – „Delle legge della velocità dell’acqua uscente dai fori aperti nel fondo e nelle pareti dei vasi“ [ibid.]; – „Osservazione sopra alcuni fenomeni magnetici“ [vol. III, 1824]. Nach seinem Tode erschien aber sein Commentar des Vitruvius: „M. Vitruvii Pollionis architectura cum exercitationibus J. Poleni et commentariis variorum“ 4 tomi (Udine 1825 et seq. 4°., cum 320 fig.), an welchem er sein ganzes Leben gearbeitet und welcher als sein Hauptwerk und wohl heute noch als die beste Ausgabe des berühmten Classikers angesehen wird. Diesem Commentar zunächst stellen dann Kenner sein „Wörterbuch der Marine“, für welches er in den bedeutendsten Hafenstädten Italiens, in Venedig, Genua, Livorno aus dem Munde der Leute selbst die technischen Ausdrücke gesammelt, das Waffen- und Ausrüstungs-Inventar eines venetianischen Kriegsschiffes Stück für Stück eingesehen und verzeichnet, endlich den fortschreitenden Bau eines großen Schiffes Stufe an Stufe beobachtet und sich mit allen Einzelheiten desselben und dessen üblichen Bezeichnungen vertraut gemacht hat. Stratico erreichte das seltene Alter von 91 Jahren. In der Universität Padua, an welcher er seine ruhmvolle Laufbahn begonnen, befindet sich ein stattliches seinem Andenken gewidmetes Denkmal, das ihm sein Neffe Johann Baptist Stratico und Joseph Bellori haben setzen lassen.

Maffei (Giuseppe), Storia della letteratura [303] italiana dall’origine della lingua sino a nostri giorni (Milano 1834, Soc. tipogr. de’ Classici italiani, 8°.) tomo III, p. 123, tomo IV, p. 140. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1816, S. 58. – Biographie nouvelle des Contemporains ou Dictionnaire historique et raisonné de tous les hommes qui, depuis la révolution française, ont acquis de la Célébrité... Par MM. A. V. Arnault, A. Jay, E. Jouy, J. Norvins et autres hommes des lettres (Paris 1824, librairie histor., 8°.) Tome XIX, p. 349.
Porträt. Unterschrift: „Simone Stratico“ G. Longhi dis. G. Garavaglia inc. (Edidit N. Bettoni, 4°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: des.
  2. Accademia della Crusca (Wikipedia).
  3. Vorlage: dell’Isituto.