BLKÖ:Garavaglia, Giovita

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 85. (Quelle)
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Garavaglia, Giovita (Kupferstecher, geb. zu Pavia 18. März 1790, gest. zu Florenz 27. April 1835). Verlegte sich früh auf die Kunst und erhielt die erste Anleitung im Zeichnen und Kupferstechen von Faustino Anderloni (s. d. I. Bd. S. 33), den er auch in der Ausführung von Scarpa’s berühmten Werken unterstützte. Bald verband Lehrer und Schüler ein inniges Band der Freundschaft, gefestigt durch gleiche Liebe zur Kunst, wozu sich später noch ein innigeres Band gesellte, da G. Anderloni’s Schwester Giulia heiratete. Anderloni schickte 1808 seinen Zögling nach Mailand, um sein schönes Talent am Studium des Nackten auszubilden. Unter Longhi übte sich G. in seiner Kunst und stach: „Die Tochter der Herodias“, von Luini, [86] den „Horatius Cocles auf der Brocke“ und eine „Madonna“, nach Raphael, alle drei Werke von der Mailänder Akademie preisgekrönt. Dann kehrte er nach Pavia zurück, stach Bildnisse berühmter Personen und stellte sich bald durch seine Arbeiten in die Reihe der ersten Meister seines Faches. Der Großherzog von Toscana übertrug ihm 1833 die Professur der Kupferstecherkunst an der Florentiner Akademie, so daß er Raphael Morghens Nachfolger wurde. In voller Manneskraft – G. zählte erst 45 Jahre – entriß ihn der Tod der Kunst und der Anstalt, an der er gewirkt. Außer den genannten Werken stach er noch: den „David mit Goliaths Haupt“, nach Guercino; – „Jacob und Rahel“, nach Appiani (1831); – die „Madonna della Sedia“, nach Raphael (1828), ein Meisterwerk in Zeichnung und Stich; – „Die Magdalena mit dem Salbengefäß“, nach Carlo Dolci (1832); – „Beatrice Cenci“, nach Guido Reni, der Kopf von bewunderungswürdiger Schönheit; – „Hagar in der Wüste“, nach F. Barocci (1823); – „Madonna mit den Sternen“, nach Guido Reni; – „Madonna mit dem Kinde auf dem Schoose und dem kleinen Johannes“, nach S. Gimignano; außerdem mehrere Bildnisse, als die Porträte von Malaspina, Bidoni, Sommariva, der berühmten Dichter, Gelehrten und Künstler: Boccaccio, Ariosto, Muratori, Parini , Scarpa, Volta, Stratico, Canova, das Porträt des Kaisers Karl V., eines der schönsten Werke der neuern Kupferstechkunst. „Die Himmelfahrt“, von Guido Reni, war sein letztes Werk; zwei Drittel desselben waren vollendet, als ihn der Schlagfluß, dessen Folgen er in einigen Wochen erlag, arbeitsunfähig machte. G. verschmähte die handwerksmäßige Fertigkeit, die zu üben ihm ein Leichtes gewesen wäre; ihm blieb die wahre Kunst, die aus allen seinen Werken spricht, heilig. In wenigen Schöpfungen des Grabstichels dürfte Raphaels Geist und Form reiner und so unverfälscht wiedergegeben sein, wie in seinen, welche sich durch eine fast großartige Einfachheit in der Behandlung auszeichnen.

Ferrario, Le classiche stampe del Cominciamento della Calcographia. – Niccolini (G. B.), Opere ... tomo III. – Gazzetta fiorentina 1835, Nr. vom 21. Mai. – Kunstblatt von Dr. Schorn 1835, Nr. 61, S. 255. – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgem. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 53. Thl. S. 407. – (Brockhaus) Conversat.-Lexikon (10. Auflage) VI. Bd. S. 506. – Müller (Fr.)[WS 1], Die Künstler aller Zeiten u. Völker (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, Lex. 8°.) II. Bd. S. 153. – Heller (Jos.), Praktisches Handbuch für Kupferstichsammler (Bamberg 1823, 8°.) I. Bdch. S. 194 [mit der falschen Angabe: geb. zu Paris, und daß er in seinem Vaterlande, also in Frankreich, das er nie gesehen, arbeite]. – III. Bdch. S. 142.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Müller (Franz).