Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stieff, Wilhelm
Band: 38 (1879), ab Seite: 346. (Quelle)
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Stief, Sebastian (Maler, geb. zu Tengling in Bayern, 16. Jänner 1811). Zur Zeit der Geburt Stief’s gehörte das Dorf Tengling noch zu dem ehemaligen Fürstenthume Salzburg. Schon als Knabe zeigte Stief Neigung und Talent für die Kunst, und [347] so kam er denn frühzeitig zu dem akademischen Maler Neumüller in Traunstein, der ihm den ersten Unterricht im Zeichnen ertheilte. Auf dessen Rath begab sich Stief, nachdem er für weitere Ausbildung genügend vorbereitet war, im Jahre 1828 nach München und setzte seine Studien an der dortigen Akademie unter Cornelius, Schnorr von Carolsfeld und Zimmermann durch fünfthalb Jahre mit allem Eifer fort. Während er in den dortigen Galerien Bilder von Rubens und Van Dyk copirte, erwarb er sich, da er mittellos und auf sich selbst gestellt war, durch kleinere Arbeiten seinen Lebensunterhalt. Besonders arbeitete er Bildnisse en miniature mit dem Silberstifte. Diese Manier war zu jener Zeit sehr beliebt und ersetzte so zu sagen die heutigen Lichtbilder. Da er sehr glücklich im Treffen war, rasch arbeitete und durch sorgfältiges feines Coloriren den störenden Glanz solcher Bilder beseitigte und ihnen überdies dadurch ein gefälliges, frisches Aussehen gab, war er, besonders in höheren Kreisen, sehr gesucht und viel beschäftigt. Selbst von Seite des königlichen Hofes erhielt der junge Künstler Aufträge, so vollendete er unter anderen die Bildnisse eines Sohnes und zweier Töchter des Königs Ludwig, wie auch jenes ihres damaligen Erziehers Oettel, nachmaligen Bischofs von Eichstädt. Von München begab sich Stief nach Regensburg und Passau, wo er mehrere Bildnisse in der bereits obenerwähntem Manier und auch einige in Oel ausführte. In Folge des Ablebens eines Verwandten in Seekirchen, der daselbst die Erzeugung von Spielwaaren in Blech betrieben hatte, fiel dem jungen Künstler dieses Geschäft als Erbe zu; der Pinsel wurde nunmehr bei Seite gelegt und die Erzeugung zierlicher, geschmackvoller Blechspielereien mit allem Eifer betrieben. Bei der in jenen Tagen in den Windeln liegenden Kunstindustrie ging das Geschäft im Anbeginn ganz gut und es fehlte auch nicht von auswärts an Bestellungen. Als sich aber die Nürnberger Fabrication des Gegenstandes bemächtigte und die freilich minder sorgfältig gearbeitete Waare auch um billigeren Preis auf den Markt brachte, so war, da das Publikum sich überhaupt weniger um die Solidität kümmerte, als durch den niederer gestellten Preis zum Ankauf sich verlocken ließ, eine Concurrenz auf die Dauer nicht auszuhalten, zudem entsprach die Rentabilität des im Kleinen betriebenen Geschäftes nur wenig der daran gewandten Mühe und den gehegten Erwartungen, und auch die alte Liebe zur Kunst war in Stief wieder erwacht. Er gab also die Sache auf und kehrte zur Kunst zurück. Da er sich mittlerweile mit einem Fräulein Neumann aus Salzburg verheirathet hatte, übersiedelte er dahin und nahm daselbst seinen bleibenden Aufenthalt. Seine Geschicklichkeit machte ihn bald in weiteren Kreisen bekannt, die Bestellungen fanden sich ein, mehrten sich mit jedem Jahre und Stief war in kurzer Zeit ein vielbeschäftigter Künstler, der Altar- und historische Bilder, Porträts, Genrestücke und Landschaften malte und noch malt. Wohl an 60 größere Altargemälde von der Hand Stief’s befinden sich in Kirchen der Stadt Salzburg, der Umgebung und des nachbarlichen Bayerlandes. Leider kann Herausgeber nur von wenigen Nachricht geben. So sind von Stief’s Hand in der Stiftskirche Seekirchen zwei Altarbilder und mehrere Deckengemälde, „Das Leben des h. Rupertus“ behandelnd, in der dortigen [348] Krypta; – in der Pfarrkirche zu Aigen das Hochaltarbild: „Die Taufe Christi“, und ein Seitenaltarbild“: „Christus am Kreuze“; – in der Wallfahrtskirche zu Maria Plain nächst Salzburg, ein Seitenaltarbild: „Die h. Anna.“ – Das Presbyterium der Pfarrkirche zu Saalfelden weist zwei große in Oel gemalte Wandbilder von unseres Künstlers Hand auf. Jedes derselben ist 18′ h. und 11′ br. Das eine stellt „Die Berufung des heil. Johannes des Evangelisten“, das zweite „Die Wüstenpredigt des h. Johannes des Täufers“ dar. – In der Pfarrkirche zu Kuchl sehen wir ein Altarbild des Künstlers aus früherer Zeit, das uns „Den heiligen Severin, wie er zur Verbreitung des christlichen Glaubens in dem römischen Cuculum predigt“, zeigt. Im Palais des Fürsterzbischofs von Salzburg schmücken den Empfangssalon des Kirchenfürsten zwei historische Wandgemälde: „Die Ankunft des h. Rupert am Gestade der Salzach und vor den Ruinen Juvaviums“, dann „Die Erbauung des ersten Domes in Salzburg durch den heil. Virgil“. Stief hat beide Gemälde im Auftrage des verstorbenen Erzbischofs von Tarnoczy ausgeführt. Sie waren seiner Zeit im österreichischen Kunst-Verein in Wien ausgestellt und sind auch, von Weixelgärtner in Wien lithographirt, in der Salzburger Kunsthandlung des Gregor Baldi im Handel erschienen. Groß ist die Anzahl der Bildnisse, welche Stief in verschiedenen Dimensionen von dem großen Monumental-Porträt abwärts bis zum Miniaturbilde ausgeführt hat. Der größte Theil dieser Arbeiten befindet sich zu Salzburg im Privatbesitz. Wir nennen davon das lebensgroße Bildniß des Cardinals von Tarnoczy im Ornate; – zwei Bildnisse des gegenwärtigen Erzbischofs Dr. Albert Eder, zuerst in seiner früheren Würde als Stiftsabt des Benedictiner-Klosters St. Peter in Salzburg und dann in seiner jetzigen als Erzbischof; – die Bildnisse der meisten jetzt lebenden Salzburger Domherren und anderer geistlicher Würdenträger; – jene zweier Aebtissinen der Benedictinerinen im Stifte Nonberg; – ferner der Prälaten der Benedictinerstifte zu Kremsmünster und Lambach in Oberösterreich und des Cistercienser Stiftes Hohenfurth in Böhmen; – das Bildniß des verstorbenen Kapuziners, Bischofs und Missionärs in Ostindien. Athanasius Zuber, welches sich zu Linz befindet, wo Stief auch zahlreiche Bildnisse von Privaten gemalt hat. Dem Herausgeber sind noch einige Arbeiten Stief’s bekannt, so z. B. ein großes Oelgemälde: „Theophrastus Paracelsus“ (400 fl.) und eine Skizze „Hagar und Ismael in der Wüste“, beide aus der Juni-Ausstellung 1862 im österreichischen Kunstverein in Wien; – das Bildniß des bekannten Kupferstechers Blasius Höfel [Band IX, S. 93], und des Gründers des Salzburger Museums „Carolino-Augusteum“. Vincenz Maria Sueß, welche beide im genannten Museum aufbewahrt werden, und das Bildniß des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Schobeln, im Auftrage der Militär-Akademie in Wiener-Neustadt. Daß die herrliche Umgegend Salzburgs den Künstler unwillkürlich zu landschaftlichen Arbeiten anregte, sei nebenbei bemerkt, und seine Landschaftsbilder und auch mehrere Genrestücke, unter denen wir vornehmlich seiner „Vier Jahreszeiten“ gedenken, befinden sich zu Salzburg im Privatbesitz. Der nunmehr 68jährige Künstler ist noch in ungebeugter Rüstigkeit künstlerisch thätig und lebt in Salzburg.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon [349] (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Band XVII, Seite 345. – Monats-Verzeichnisse der Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins (Wien, 8°.) 1862, Juni, Nr. 30 und 204.