BLKÖ:Starhemberg, Anton Gundakar Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stárek, Johann
Band: 37 (1878), ab Seite: 157. (Quelle)
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Starhemberg, Anton Gundakar Graf (General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Brünn 26. März 1776, gest. auf seiner Herrschaft Bergheim 12. October 1842). Vom Zweige Paul Jacobs. Ein Sohn des Grafen Gundakar Franz Xaver und dessen erster Gemalin Wilhelmine Gräfin Neipperg. 18 Jahre alt, betrat Graf Anton Gundakar als Lieutenant bei Cavanagh-Kürassieren die militärische Laufbahn. Im Gefechte bei Renchen (28. Juni 1796) gab er die ersten Beweise seiner Bravour, wurde auch schwer verwundet und wäre in die Hände des Feindes gerathen, wenn ihn nicht sein Kamerad Salamon [Band XXVIII, S. 91] herausgehauen hätte. Auch im Feldzuge des Jahres 1799 zeichnete sich S. bei mehreren Anlässen aus; so bei der Belagerung und dem Falle von Mantua, bei dem Vorrücken in die Riviera, bei der Occupation des Kirchenstaates und Toscana’s, und diente seinem Corps-Commandanten, dem Feldmarschall-Lieutenant Baron Fröhlich [Bd. IV, S. 378] zu Sendungen an den brittischen Commodore Treubridge. Bei den zahlreichen Gefechten, welche stattfanden, war S. immer den Braven voran und wurde in Würdigung seines oft bewiesenen Muthes am 1. August 1800 zum Rittmeister bei Kienmayer-Huszaren befördert. Als sein Vater Gundakar Franz Xaver im Jahre 1804 starb, kam Anton in den Besitz des zweiten Majorates seiner Familie [158] und trat Ende December 1804 mit Majors-Charakter aus dem Verbande der activen Armee. Er widmete sich in den nun folgenden Friedensjahren der Verwaltung seiner Güter; als aber 1805 Oesterreich von Neuem zu den Waffen griff, trat auch Graf Anton am 1. November im großen Generalstabe als Major und Flügeladjutant des Feldmarschall-Lieutenants Baron Kienmayer wieder ein. In gleicher Eigenschaft zu dem Corps des Feldmarschall-Lieutenants Johann Fürst Liechtenstein versetzt, focht er bei Austerlitz (2. December), folgte seinen Chef zum Abschlusse des Friedens nach Preßburg und wurde am 1. Mai 1806 im 1. Uhlanen-Regimente Sachsen-Coburg eingetheilt. Am 22. Februar 1808 wurde er Oberstlieutenant. Im blutigen Kriegsjahre 1809 bewies er sich ebenso als Patrioten wie Humanisten, wie dieß eine in der Linzer Zeitung vom 24. Mai g. J. gedruckte Bekanntmachung darthut, in welcher er jährliche Summen zur Unterstützung der Weiber und Kinder der Landwehrmänner anweist, besondere Belohnungen, wie Nachlaß der Zehnten, und anderer Leistungen Jenen verspricht, die sich vor dem Feinde auszeichnen oder zu Krüppeln würden, und im Falle ihres Todes die weitere Obsorge für ihre Weiber und Kinder übernimmt. Nach der Schlacht bei Aspern wurde S. Oberst und Commandant des 10. Huszaren-Regiments. Als solcher zeichnete er sich mit seinem Regimente bei Wagram, wo er mit demselben im 4. Armee-Corps stand, besonders aus, so daß sein Name in der Schlacht-Relation unter den Helden des Tages erscheint. Bei Eröffnung des Krieges 1813 stand S. als Oberst und Regiments-Commandant von Radetzky-Huszaren bei der kaiserlichen Armee in Innerösterreich. Nun folgen sich die Waffenthaten des Grafen in ununterbrochener Reihe: Bei St. Marein und Weichselburg (12. und 16. September); – bei dem Angriffe am Bärenberge zwischen Weichselburg und Treffen, als General Rebrovich [Band XXV, Seite 84] von der feindlichen Uebermacht bereits zurückgedrängt wurde; – bei Laschitz (25. September), wo er mehrere feindliche Officiere und 300 Mann gefangen nahm; – bei Zirknitz (27. September), wo er nach vierstündigem Gefechte mit einem stark überlegenen Gegner einen Oberst, zwei Stabs- und mehrere Ober-Officiere und 500 Mann zu Gefangenen machte und eine feindliche Fahne eroberte. S. wurde nun außer seinem Range zum General-Major befördert; – bei der Verfolgung des Feindes über Valvasone (30. October); – bei der Vorrückung des Feldzeugmeisters Hiller gegen Villanuova und San Michele (19. November), bei welcher S. die wesentlichsten Dienste leistete und dem Feinde zwei Kanonen demontirte; – bei dem Etschübergange bei Boara, bei der Besetzung Rovigo’s (im December) und bei der Vertheidigung von Conca di Rome an der Etsch (8. December), als General Marcognet in drei Colonnen vorrückte, wo Starhemberg seine Stellung am Brückenkopfe nahm und behauptete, und Nachts um 10 Uhr an der Spitze des Regiments Benjowsky Nr. 31, eines Bataillons Gradiscaner und eines Bataillons Landwehr Erzherzog Karl einen Ausfall auf den viermal stärkeren Feind machte, den er bis Rovigo zurückwarf. Der Feind verlor dabei 800 Mann an Todten und Verwundeten und 102 Gefangene. Dadurch ward des Feindes Vorhaben, sich [159] dem bedrohten Venedig zu nähern und die Verbindung mit Nugent zu unterbrechen, vereitelt. Mit kaiserlichem Handschreiben ddo. Freiburg. 27. December 1813 wurde Graf S. für sein muthvolles Verhalten mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Auch im Feldzuge des Jahres 1814 verrichtete der Graf mehrere ausgezeichnete Waffenthaten, so bei Fiorenzuola, wo er wieder die Avantgarde führte und (17. Februar) den General Severoli schlug und bis unter die Mauern von Piacenza zurückwarf; bei Reggio, welches er, vereint mit der neapolitanischen Division des General Carascosa (am 7. Mai) nahm und 300 Mann Gefangene machte. Im Feldzuge des Jahres 1815 stand der Graf der Armee des Königs Murat gegenüber. Bei dem Angriffe auf Carpi (11. April) führte der Graf die erste Angriffscolonne, welche im raschen Anfall die Mauern erstieg, zwölf Officiere und 600 Mann zu Gefangenen machte. Nun commandirte der Graf die Vorhut des Corps Bianchi, in der Schlacht bei Tolentino aber (2. und 3. Mai) die leichten Truppen mit 24 Kanonen, wo er namentlich der feindlichen Division Ambrosio durch einen kühnen Cavallerieangriff verderblich wurde. Noch schlug er bei Pepoli (11. Mai) den General Carascosa, später bei Rocca del Raso, Castel Sangro, vertrieb die Nachhut bei Iseria, übersetzte den Volturno, warf die feindlichen Posten bis an den Brückenkopf von Capua zurück und wurde dann nach Apulien zur Herstellung der Ruhe detachirt. Der Kaiser zeichnete nun den Grafen mit dem Commandeurkreuze des Leopoldordens aus. Nachdem der Friede dem Continente gesichert worden, kehrte der Graf zum zweiten Male und dieses Mal bleibend in den Ruhestand zurück, den er noch ein Viertel Jahrhundert genoß, sich nun mit ganzer Seele der Verwaltung seiner in den Erzherzogthümern gelegenen Güter widmend. Aus der Zeit des Feldzuges gegen Neapel erzählt man nun das Folgende, wofür die thatsächlichen Belege aufzufinden mir nicht gelang. Als nämlich der Graf Stations-Commandant zu Livorno war, nahm er ein mit Kriegsmaterialien, aber auch mit Proviant und anderen Waaren reich beladenes Schiff in Beschlag. ließ die Beute theils unter die Mannschaft seiner Brigade vertheilen, theils veräußern und verwendete den ganzen Erlös zur Bekleidung und Beschuhung seiner im Vorpostendienste als beständige Avantgarde-Brigade des Bianchi’schen Corps im Feldzuge 1815 stark herabgekommenen Brigade. Nach dem Friedensschlusse gab diese Thatsache zu Recriminationen von Seite einer Regierung – entweder der toscanischen oder neapolitanischen – Veranlassung. und wurden darüber diplomatische Verhandlungen geführt, in Folge deren Graf Starhemberg in Untersuchung gezogen und sowohl er, als sein (1853 als Malteser-Ordensgesandter verstorbener) Adjutant Oberlieutenant Edmund Graf Coudenhove zu Festungsarrest in Königgrätz – jedoch mit Beibehalt ihrer Chargen und Orden – verurtheilt worden sein sollen. So verbrachte denn der Graf – mehr als politisches Opfer – ein Jahr, 1817/18, in Königgrätz auf der Festung. Als bei Ausbruch der Juli-Revolution 1830 ernstliche Verwicklungen mit Frankreich befürchtet wurden, war Graf S. bereits in der Avantgarde der für den Fall einer am Rhein aufzustellenden Armee [160] zur Uebernahme eines größeren Commando’s in Aussicht genommen. Im November 1841 von einer entzündlichen Krankheit befallen, konnte er nicht wieder ganz genesen und erlag nach fast jahrelangem schweren Leiden im Alter von 66 Jahren. Der Graf war zweimal vermält, zuerst im Jahre 1802 mit Julie Gräfin Eszterházy, welche er nach 27jähriger Ehe (1829) durch den Tod verlor: dann in zweiter Ehe im Jahre 1831 mit Carolina Gräfin Kaunitz (geb. 27. Mai 1801). Beide Ehen sind kinderlos geblieben. Auf den Sohn seines Bruders Karl, auf den Grafen Camillo Rüdiger, ging nach dem Tode des Fürsten Georg Adam der Fürstentitel über.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1267 und 1749. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, herausg. von Schels (Wien, gr. 8°.) 1843, Bd. IV, S. 187. Wiener Zeitung 1844, Nr. 53. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1844, Voigt, 8°.) XX. Jahrg. (1842), 2. Theil, S. 1041, Nr. 388. – Thürheim (Andreas Graf), Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft. Tagebuch-Fragmente und Rückblicke eines ehemaligen Militärs (Prag 1876, H. Dominicus, 8°.), S. 14 u. f. – Thürheim (Andreas Graf), Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.) I. Kürassiere und Dragoner. S. 112; II. Die Huszaren, S. 109, 113, 114–117, 120, 122, 123, 125, 134, 269; III. Uhlanen, S. 52. – Biographie des hommes vivants ou histoire par ordre alphabétique de la vie publique de tous les hommes qui se sont fait remarquer par leurs actions ou leurs écrits (Paris 1819, L. G. Michaud, 8°.) Tome V, p. 410.