Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 36 (1878), ab Seite: 299. (Quelle)
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Srbova, Anna (čechische Schriftstellerin, geb. zu Hořic in Böhmen, am 6. December 1835), schreibt unter dem Pseudonym Venc. Lužická. Nachdem sie die Schule ihres Heimatsortes besucht, kam sie, um Deutsch zu erlernen, nach Braunau. Schon frühzeitig entwickelte sich ihr Erzählertalent, und ein kleines Mädchen noch, ersann sie bereits Geschichten und Märchen für Kinder. Der Braunauer Katechet Bernhard hatte kaum das für dieses Alter ungewöhnliche Talent des Mädchens erkannt, als er sich insbesondere desselben annahm und sorgfältig den Unterricht leitete. Im J. 1849 schickten die Aeltern das 15jährige Mädchen nach Prag in eine der besuchteren weiblichen Bildungs-Anstalten, in welcher sie ihre weitere Ausbildung in der damals gangbaren; allerdings sehr mangelhaften Weise beendete. Nachdem sie die Anstalt verließ, verehelichte sich Anna mit Anton Srb, einem k. k. Beamten in Hořic, der nun ihre weitere Ausbildung sich ernstlich angelegen sein ließ. Da es in dem kleinen Orte wenig gesellschaftliches Leben gab, blieb Anna vornehmlich auf ihr eigenes Heim beschränkt, dessen Einförmigkeit sie durch das Studium der Botanik und durch Musik zu beleben verstand, während später das chronische Leiden ihres Gatten und die Pflege und Erziehung ihrer Kinder ihre Thätigkeit in solcher Weise in Anspruch nahmen, daß ihr wenig Zeit übrig blieb, ihre schriftstellerischen Versuche in čechischer Sprache, wozu sie so viele Neigung besaß und worin sie das eigentliche Ziel ihres Lebens erblickte, zu betreiben. In Wirklichkeit betrat sie diese Richtung zuerst am 31. August 1862 mit einer Fest-Rede, welche sie als Fahnenmutter des Gesangsverein „Ratibor“ in Hořic zu halten Gelegenheit erhielt. Die beifällige Aufnahme, welche dieselbe allenthalben fand, und insbesondere die anerkennenden und ermunternden Worte ihres Gatten, veranlaßten sie, noch im nämlichen Jahre zwei Arbeiten an die Redaction des belletristischen Blattes „Otavan“ in Pisek, dessen Redacteur Janotov früher ihr Lehrer in Hořic gewesen, einzusenden; diese beiden Arbeiten betitelten sich: „V den svatební“, d. i. Am Feiertage, und eine Novelle: „Šilená“, d. i. Die Wahnsinnige. Im Jahre 1867 verlor S. ihren Gatten durch den Tod. Die nun 32jährige Witwe übersiedelte mit [300] ihren drei Kindern nach Prag, wohin es sie schon lange, als den Mittelpunct des geistigen Lebens in Böhmen und als eine geeignete Stätte für ihre schriftstellerische Richtung, gedrängt hatte. Durch die Frau des Ladislaus Rieger, welche sich der Witwe in menschenfreundlicher Weise annahm, kam sie in Verbindung zum humanistischen Vereine der „h. Ludmila“, in welchem sie im Jahre 1869 die Secretariatsgeschäfte, später aber die ganze Leitung desselben übernahm. In dieser Stellung bot sich ihr Gelegenheit zum Studium der bereits damals in Anregung gebrachten Frauenfrage und des socialen Lebens im Allgemeinen. Ihre Beobachtungen und die Ergebnisse derselben sprach sie in einer Reihe von Feuilleton-Artikeln aus, welche in der Zeitschrift „Pokrok“ Aufnahme fanden. Als sich in Prag der weibliche Arbeiter-Verein bildete, wurde sie sofort in dessen Ausschuß gewählt, und bald zur Vorstands-Stellvertreterin berufen. Auch war sie als Geschäftsleiterin des Turn-Vereines der Prager Frauen und Mädchen thätig. Ihre schriftstellerische Thätigkeit nach allen vorerwähnten Richtungen beschränkt sich auf einen Vortrag über den Verein der „h. Ludmila“ (Elaborat spolka sv. Ludmily), und auf einen Vorschlag zur Verbesserung des Unterrichtes in weiblichen Handarbeiten (Návrh na zlepšení vyučovaní ženským ručnim pracim). Da sie überdieß eine Kennerin und Freundin der Musik, insbesondere des Gesanges war, wurde sie Vorsteherin des Damen-Ausschusses des Gesangvereines „Beseda“ in Prag. Als dann im Jahre 1870 mit der Unterhaltungs-Zeitschrift „Květy“, d. i. Blüthen, ein Beiblatt: „Ženske listy“, d. i. Frauenblätter, ausgegeben wurde, übernahm sie die Redaction desselben, später redigirte sie die im Verlag bei Urbanek erscheinende Zeitschrift „Ženský svět“, d. i. Die Frauenwelt, und den Frauenkalender „Tetin“, d. i. Die Tante, dessen erster Jahrgang im Jahre 1873 erschien. Auch sonst ist Frau Srbova als Schriftstellerin sehr rührig; die zahlreichen čechischen Unterhaltungsblätter bringen öfter Arbeiten ihrer Feder – so z. B.: „Žena ve svém povolání“, d. i. Die Frau in ihrem Berufe (im ersten Heft des Jahrganges 1872 der Zeitschrift „Žensky svět“); – „Johana z Rožmitálu“, d. i. Johanna von Rozmital; – „Babiččino tajemství“, d. i. Das Geheimniß des Großmütterchens u. m. A. Die zu Pilsen herausgegebene „Matice slovanska“ brachte ihren Roman „U kameného lomu“, d. i. Im Steinbruch. In Handschrift hat sie mehrere größere Romane druckbereit.

Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger und J. Malý (Prag 1872, Kober, Lex.-8°.), Bd. XI, S. 183.