BLKÖ:Spork, Franz Anton Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sporeno, Anton
Band: 36 (1878), ab Seite: 219. (Quelle)
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Spork, Franz Anton Graf (Humanist, geb. zu Heřmanměstec 8., n. A. irrthümlich 26. Mai 1662, gest. Lissa 30. März 1738). Der ältere Sohn des berühmten Reiter-Generals Johann Graf Spork, aus dessen zweiter Ehe mit Eleonora Katharein von Fineken, einer Dame aus mecklenburgischem Geschlechte. Franz Anton verlebte seine Kinderjahre im Elternhause, im Alter von acht Jahren kam er auf das Jesuiten-Collegium zu Kuttenberg, wo er seine erste wissenschaftliche Ausbildung erhielt. Im Alter von erst 13 Jahren bezog er bereits die Prager Hochschule, da ihn seine Fortschritte in Kuttenberg dazu befähigten. In Prag hörte er Rechtswissenschaften, aber auch die schönen Künste und Wissenschaften blieben ihm umsoweniger fremd, als ihn vorherrschende Neigung und Talent zu denselben hinzogen. Der in den Jahren stark vorgerückte Vater berief, als er sich außer Stande sah, die Familien-Angelegenheiten selbst zu besorgen, seine Bruderssöhne aus Westphalen zu sich nach Böhmen, um ihnen die Besorgung seiner Angelegenheiten zu übergeben. Dem Jüngeren von ihnen vertraute er, für den Fall seines Todes, die Vormundschaft über Franz Anton. Als [220] auch bald darauf der alte Graf Johann im hohen Greisenalter von achtzig Jahren starb, traten die Verfügungen in Kraft, und Graf Franz Anton wurde unter seines Vetters Leitung gestellt. Franz Anton zählte bei seines Vaters Ableben 17 Jahre. An Stelle der bisherigen Schulbildung trat nun das Reisen und der junge Graf besuchte die berühmtesten Höfe seiner Zeit. Zugleich aber fesselten Werke der Kunst vor allem Anderen seine Aufmerksamkeit, und er besuchte Kunstsammlungen, Gallerien, bewunderte und studirte die Werke der Architectur, und bei seinem Range und glänzenden Auftreten ward es ihm auch leicht möglich gemacht, die berühmten, nicht Jedermann zugänglichen Privatsammlungen der einzelnen Fürsten in Augenschein zu nehmen. Während seiner Anwesenheit in Paris war eben das Waldhorn in Aufnahme gekommen. Graf Franz Anton hatte kaum einen Vortrag dieses Instrumentes gehört, als er sofort zwei Leute aus seinem Gefolge darin unterrichten ließ. So wurden Wenzel Benda und Peter Ralik die ersten böhmischen Waldhornspieler, und verpflanzten dieses nachmals immer beliebter werdende Instrument nach Böhmen. Bald nach Rückkehr von seinen Reisen trat Graf Franz Anton in das erforderliche Alter und konnte nun selbständig die Verwaltung seines bedeutenden Vermögens übernehmen. Bei seinen geistigen Vorzügen wird es nicht Wunder nehmen, daß man eine solche Kraft für den Dienst des Staates zu gewinnen suchte. S. wurde demnach 1690 kaiserlicher Kammerherr, 1691 ernannte ihn der Kaiser zum Statthalter von Böhmen und 1692 zum wirklichen geheimen Rathe. Nun begann ein der Förderung der Künste und Wissenschaften nach jeder Richtung und der Pflege der Humanität auf breitester Basis gewidmetes Schalten und Walten. Hier soll nur ein gedrängter Abriß seines Wirkens gegeben werden, denn eine ausführliche Darstellung würde bei weitem zu vielen Raum einnehmen. Zunächst errichtete er in Lissa eine eigene Buchdruckerei, in welcher zahlreiche gute Erbauungsschriften [siehe S. 225 die Schriften Spork’s und seiner beiden Töchter) gedruckt wurden, welche S. dann unentgeltlich unter seine Unterthanen vertheilen ließ. Welchen Dank der liberale, aber wirklich gottesfürchtige Graf später dafür erntete, soll weiter unten erzählt werden. Aus Nürnberg ließ er den tüchtigen Kupferstecher Michael Renz [Bd. XXV, S. 296] sammt Familie nach Gradlitz kommen, und dort stach Renz die zahlreichen Blätter, womit die in Lissa gedruckten Bücher des Grafen ausgestattet wurden. Aber auch sonst erhielt Renz durch den Grafen Anregung und oft unmittelbaren Anlaß zu seinen besten Blättern, die er in Gradlitz stach. Aus Innsbruck berief der Graf den Bildhauer Mathias Braun von Praun [Bd. II, S. 119], den er auf seiner Reise durch Tirol kennen gelernt. Braun nahm in Kukus seinen Aufenthalt, und schuf dort die Bildsäulen, Statuen und anderen Kunstwerke, welche nach Tausenden zählen, und welche in den Schlössern, Gärten und Anlagen des Grafen [siehe S. 229 die künstlerischen Ausschmückungen im Bad und Kloster Kukus] aufgestellt wurden. Für die Ausschmückung der Kirchen und Wohnräume sorgte der berühmte Maler Peter Brandel [Bd. II, S. 113], der auch vielfach mit Aufträgen des Grafen beschäftigt war. Im Kukusbade bei Gradlitz ließ auch der Graf ein eigenes Theater erbauen, in welchem Schauspiele [221] und Opern mit großem Kostenaufwande für die prächtige Ausstattung zur Aufführung gebracht wurden. Wir haben bisher nur von den seine Kunstliebe zeugenden Schöpfungen des Grafen berichtet, nicht minder groß sind seine humanitären Anstalten, welche ihre wohlthätigen Einflüsse noch in der Gegenwart äußern. Vor allen ist die großartige[WS 1] Hospitalstiftung zu Kukus zu nennen, welche 1711 stattfand. Im Anbeginn bestimmte der Graf 100.000 fl. zu deren Fundirung, bei seinem im März 1738 erfolgten Tode fügte er testamentarisch noch die gesammten Einkünfte der Herrschaft Gradlitz dazu, deren Werth damals auf 300.000 fl. geschätzt wurde. Plötzlich trat der Verwirklichung dieser testamentarischen Bestimmung ein unerwartetes Hinderniß entgegen. Ein Fräulein von Obernitz präsentirte nämlich einen alten Schuldschein, kraft dessen ihr Graf Spork 300.000 fl. auf die Domäne Gradlitz verschrieben hätte. Es entspann sich nun darüber ein Rechtsstreit, der bereits fünf Jahre währte, und eben dahin gelangt war, um zu Gunsten der Klägerin entschieden zu werden. War es Zufall, war es durch Mißtrauen hervorgerufene Absicht, der Vertreter der Stiftung hielt die Schuldverschreibung gegen das Licht, und das Wasserzeichen des Papiers trug ein späteres Datum als es jenes war, von dem die Schenkung ausgestellt worden. Diese einfache Entdeckung stellte den Schuldschein als ein Falsum dar, und das Hospiz trat sofort in die vollen Rechte seines Vermächtnisses. Ursprünglich war die Stiftung für hundert arme Unterthanen der Spork’schen Herrschaften bestimmt. Gegenwärtig genießen diese reiche Stiftung nur die der Domäne Gradlitz ungehörigen Armen. Ausgediente Soldaten werden besonders berücksichtigt. Die Spitalpfründner bekommen die gänzliche und zwar sehr gute Verpflegung im Kloster. Ein weltlicher Priester und zwölf Barmherzige Brüder führen die Obsorge. Es gab Zeiten, wo die Zahl der Pfründner eine verhältnißmäßig geringe war; im Jahre 1860 betrug sie 89 Pfründner im Hospitz und zehn im Prager Invalidenhause. Im Krankensaale befinden sich 34 Krankenbetten, da aber dieselben nur selten, und dann zu geringerem Theile von den Pfründnern selbst benützt werden, so verpflegen die Barmherzigen Brüder auch andere Kranke ohne Unterschied des Vaterlandes und der Religion. Die Inspection über das Kloster und über die Erfüllung der Bestimmungen des Stiftsbriefes führt das bischöfliche Consistorium von Königgrätz. Diesem zur Seite steht ein Coinspector, welcher ein Nachkomme der gräflichen Familie ist, und zugleich das Patronatsrecht über die zum Kloster gehörige Herrschaft Gradlitz ausübt. Dafür bezieht er die Interessen eines Capitales von 120.000 Thlr. rhein. Viele Jahre früher noch, 1693, gründete der Graf auf der Herrschaft Gradlitz an einer damals nur dem umliegenden Landvolke bekannten Heilquelle, das seiner Zeit berühmte Kukusbad. Die Mineralquelle, welche ihrer hervorragenden heilenden Wirkungen wegen, den Namen „goldene Ader“ erhielt, hatte der Graf im Jahre 1695 durch den Prager Arzt Löw von Erlfeld untersuchen und da derselbe sie als in vielen Krankheiten heilkräftig erklärte, einfassen lassen. Nun schritt er zur Ausführung der Anlagen und Baulichkeiten. Ueber der Quelle selbst erbaute er die schöne Maria Himmelfahrtscapelle, daneben das stattliche Badehaus mit den nöthigen Nebenbauten, [222] ferner ein Badehaus für Arme und schuf die verschiedenartigsten Anlagen mit den reichsten Ausschmückungen an Kunstwerken aller Art. So z. B., wo das Wasser über Cascaden den Abhang herunterfloß, befand sich am Fuße der Cascade eine in Stein gehauene Bildsäule des Polyphem, aus welcher durch einen von Wasserkraft getriebenen Mechanismus allerlei Lieder erklangen. Als andere Belege des ungemein humanen Sinnes der diesen Edelmann von Gottes Gnaden durch und durch beseelte, sei bemerkt: daß, als im Jahre 1695 eine große Hungersnoth herrschte und viele Edelleute der Ersparniß halber einen Theil ihrer Dienerschaft entließen, Spork im Gegentheile noch mehr Diener aufnahm mit der Bemerkung: „Sonst habe ich sie gebraucht, jetzt brauchen sie mich“, und doch besaß er schon eine ungemein zahlreiche Dienerschaft; auf seinen Herrschaften aber ließ er jährlich eine bestimmte Quantität Korn unter die Armen vertheilen. Zu dem Invalidenhause, welches Kaiser Karl VI. bei Prag erbaute, schenkte er 60.000 fl., und machte nebstbei eine Stiftung von 3000 fl. für 50 Soldaten Spork’scher Herrschaften, welche in den österreichischen Kriegen Krüppel geworden oder ihre Gesundheit eingebüßt hatten. Dem Orden der Trinitarier, welcher die Befreiung gefangener Christen zum Zwecke hatte, schenkte er 100.000 fl., wovon zwei Dritttheile zur Auslösung von in die Sklaverei gerathenen Christen, ein Drittel aber zur Befreiung unglücklicher Bürger, welche in Prag im Schuldengefängniß saßen, verwendet werden sollten. Noch jetzt werden alljährlich am Charsamstag mehrere durch unverschuldetes Unglück in Schuldenarrest Gerathene mit den Zinsen der Spork’schen Stiftung aus demselben befreit. Von seinen Bauten zu frommen Zwecken seien erwähnt: in Lissa die schönen Einsiedeleien St. Wenzel und St. Franciscus, und ein Augustinerkloster; auf dem Berge Vysoka bei der Herrschaft Malešow die schöne Capelle St. Johann des Täufers mit drei Einsiedeleien. [Die aus diesen und anderen Anlässen geprägten Medaillen, siehe S. 227 unter den Medaillen.] Das Schloß Gradlitz verwandelte er in ein Kloster für die Nonnen des Ordens der Annunciaten-Cölestiner, in welchem seine ältere Tochter Maria Eleonora Franziska, welche im Jahre 1704, im Alter von 17 Jahren, zu Botzen in den Cölestinerorden eintrat, die erste Oberin wurde und als solche im Alter von erst 30 Jahren starb. Diese Klosterstiftung wurde später nach Prag in das Freihaus Nr. C 856 und 857 alt, 909 neu, in der Herrengasse übertragen. Der Graf hatte dasselbe sammt dem sogenannten englischen Garten [der erste botanische Garten Prags, angelegt von dem Hof-Apotheker Karls IV., Angelus de Florentia] von der Gemeinde der königlichen Neustadt Prag für den Orden angekauft. Man sollte glauben, alle diese zur Ehre Gottes. zum Wohle und zur Freude der Gesunden, zum Heile der kranken Menschheit errichteten Anstalten und Stiftungen hätten den Grafen wenigstens vor muth- und böswilligen Aergernissen und Verdrießlichkeiten gesichert. Nichts weniger als das, Streitigkeiten mit seinen ehemaligen Vormündern, und zwar mit seinem jüngeren Vetter, an den er nach Abschluß der vormundschaftlichen Rechnungen eine Forderung von 160.000 fl. hatte; Processe mit seinen Gutsnachbarn, die eben so seinen Hochsinn mißbrauchten, als seinen Eigensinn ausbeuteten, und viele andere Verdrießlichkeiten [223] verbitterten ihm das Leben und bereiteten ihm mitunter Kummer und böses Ungemach. In dem Processe gegen seine Vettern hatte Spork bereits in zwei Instanzen gesiegt; da gelang es Jenen, bei dem Hofgericht in Wien einen Spruch wider den Vetter zu erwirken. Nun ließ der Graf die Proceßacten drucken, und mit einem Male erschien der Advocat, der bis dahin die Sache seiner Vettern geführt, bei dem Grafen, bat ihn um Verzeihung und bot ihm nun die Dienste gegen seine Vettern an. Der arglose Graf nahm diese reuevolle Gesinnung Neumann’s von Puchholz, so hieß der Advocat, für baare Aufrichtigkeit, verzieh ihm, nahm ihn als Anwalt an, bezahlte ihm eine reiche Bestallung, und sicherte ihm, wenn der Proceß gewonnen würde, eine Belohnung von 5000 fl. zu, worüber er ihm einen Wechsel, in sechs Monaten zahlbar, ausstellte. Neumann that aber nicht nur nichts in Sachen des Processes, sondern präsentirte zur Verfallszeit den Wechsel, und da der Graf, weil die Bedingung, der Gewinn des Processes, gar nicht erfüllt war, ihn zu zahlen sich weigerte, erwirkte Neumann einen Verhaftsbefehl, welchem zufolge der Graf im Jahre 1720 nächtlicher Weile, während er krank in seinem Schlosse Lissa lag, aufgehoben, nach Prag in die Daliborka gebracht und dort volle dreizehn Wochen in einem kalten, garstigen Gefängniß festgehalten wurde. Mehrere Jahre später sollte ihm eine nicht geringere Kränkung widerfahren. Es wurde bereits berichtet, daß der Graf für den Druck schöner Andachtsschriften, welche er unentgeltlich vertheilen ließ, in Lissa eine Druckerei hatte errichten lassen. Nun war zu jener Zeit die Ketzerriecherei, die in Böhmen seiner Zeit so im Schwunge gewesen, noch nicht ganz abgethan. Der Graf wurde eines Tages bei dem Königgrätzer bischöflichen Consistorium denuncirt. er habe in seiner Druckerei ketzerische Schriften drucken und unter seine Unterthanen vertheilen lassen. Nun wurde die ganze, mehrere Tausend Bände starke Schloßbibliothek mit Beschlag belegt, in Kisten gepackt und nach Königgrätz geschafft. Sieben Jahre währte die Revision dieser Bücher – man sollte es nicht glauben, daß dergleichen möglich war, und doch war es so – und das Resultat der Untersuchung war endlich, daß die Denunciation als falsch erkannt wurde und die Ankläger dem Grafen (1736) öffentlich in Kukus Abbitte leisten mußten! Der größte Theil der Bibliothek – warum nicht die ganze – wurde ihm zurückgestellt. Der Erzbischof von Prag aber – es sollte damit die ungerechtfertigte Anklage widerlegt und so dem Grafen eine Art moralische Genugthuung für die ihm widerfahrene Unbill geleistet werden – kaufte um 12.000 fl., die in Lissa gedruckten Bücher und ließ sie in der Prager Diöcese vertheilen. Durch den langwierigen Proceß gerieth aber die wohlgeordnete Druckerei in theilweisen Verfall und schwang sich nicht wieder zu ihrer vorigen Höhe empor. Für eine andere ihm widerfahrene Unbill hatte sich aber der Graf in höchst humoristischer Weise gerächt. Im Eifer der Jagd, der er mit Leidenschaft ergeben war, hatte er eines Tages einen weißen Hirschen, der von der kaiserlichen Herrschaft Brandeis auf seine Domäne Lissa gewechselt war, bis auf das kaiserliche Revier verfolgt und dort erlegt. Das war ein Capitalverbrechen, und der Graf ward zur Bezahlung einer ganz unglaublich hohen Summe – sie klingt so lächerlich hoch, daß wir sie lieber nicht [224] nennen – verurtheilt. Als nach einiger Zeit ein großes Hoffest stattfand, zu dem auch der Graf geladen war, erschien er in der Geheimrathsuniform und in allem Prunke damaliger Kleider-Etiquette, aber – in hirschledener Hose. Als ihm nun der betreffende Hofbeamte gegen dieses Costüm Vorstellungen machte, erwiederte der Graf: „Jeder trägt heut das Kostbarste, was er besitzt, und diese Hose ist mein Kostbarstes, ich habe sie mit 500 Ducaten in den kaiserlichen Säckel bezahlt.“ Der Graf hatte sich nämlich aus der Haut des erlegten Hirschen die Hose machen lassen. Wie bekannt, hat Anastasius Grün[WS 2] diesen Vorgang in den „Wiener Spaziergängen“ im Gedichte: „Die lederne Hose“ voll Humor behandelt. Im Uebrigen ist nur wenig mehr über den Grafen zu berichten. Im J. 1687 hatte er sich mit Franziska Apollonia Freiin Swéerts zu Reist (geb. 1. November 1667, gest. 22. April 1726) vermält, und waren aus dieser Ehe, nachdem mehrere Kinder in zarter Jugend gestorben, nur die beiden Töchter Maria Eleonora Franziska und Anna Katharina am Leben geblieben. Ueber Erstere wurde bereits oben berichtet, sie starb 18 Jahre vor ihrem Vater. Letztere, Anna Katharina (geb. 13. April 1689, gest. 19. Mai 1754), vermälte sich am 17. April 1712 mit ihrem Vetter Franz Karl Freiherrn Swéerts zu Reist, dem Sohne von Franz Antons Schwester Maria Sabina, welche sich im Jahre 1680 in erster Ehe mit Franz Karl Rudolph Freiherrn Swéerts zu Reist, kaiserlichen Oberstlieutenant; 1695 in zweiter Ehe mit dem kurpfälzischen Oberst von Schönberg vermält hatte. Die Dispens zu ersterer Ehe hatte der Graf in Rom, wohin er selbst gereist, erwirkt. Auch hatte er am 16. Mai 1702 die königliche Bewilligung erhalten, auf der Herrschaft Lissa für seine Nachkommen ein Fideicommiß zu errichten. Da ihm aber männliche Erben versagt waren, so adoptirte Graf Franz Anton im Jahre 1718 seinen Schwiegersohn und Neffen Franz Karl Freiherrn Swéerts zu Reist, welcher in Folge dieser Adoption mittelst kaiserlichen Diploms vom 15. December 1718 mit dem Prädicate Swéerts-Spork in den böhmischen Grafenstand erhoben wurde. Es sind daher die Swéerts-Spork die Nachkommen von Franz Antons Schwiegersohn, den er später adoptirt, die Spork’s aber sind die Nachkommen von Franz Antons jüngerem Bruder Ferdinand Leopold [siehe die Stammtafel]. Nachdem der Graf Franz Anton im Alter von 66 Jahren gestorben, wurde er in der von ihm selbst erbauten Familiengruft zu Kukus, wo bereits sein Vater beigesetzt war, bestattet. Graf Franz Anton war aber nicht blos ein für Kunst und Wissenschaft begeisterter, sondern selbst ein ungemein und vielseitig gebildeter Cavalier. Mit den Gelehrten seiner Zeit – und es fehlt kein nur einigermaßen bedeutender Name – stand der Graf im brieflichen Verkehre. Seine Correspondenz – die Entwürfe der Briefe, die er an sie schrieb – umfaßt 20 Bände. Den Gang der Literatur – vornehmlich der französischen – verfolgte er mit aufmerksamen Blicken. In seinen drei von ihm selbst gegründeten Bibliotheken zu Prag, Lissa und Kukus, welche zusammen über 30.000 Bände faßten, fehlte kein wichtiges Werk, und diese Sammlungen standen den Freunden der Wissenschaft zur Benützung jederzeit offen. Ueber des Grafen in seiner Druckerei [226] zu Lissa gedruckten Bücher, über die zu verschiedenen Anlässen auf seinen Auftrag geprägten Medaillen, über die Ausschmückungen seiner Besitzungen mit Bildern und Statuen, über die Stiftung des Hubertus-Ordens u. s. w. vergleiche die Quellen.

I. Schriften des Grafen Franz Anton Spork und seiner beiden Töchter, in dessen eigener Druckerei gedruckt. Es wurde oben in der Biographie des Grafen berichtet, daß er zu Lissa eine eigene Druckerei errichtet und diese in jeder Hinsicht auf das reichlichste ausgestattet habe. Die Zeit der Errichtung ist nicht genau bekannt, doch möchte sie um 1700 fallen, da das erste Werk, das aus dieser Druckerei hervorging, im Jahre 1701 erschien. In dieser Druckerei wurden nur die Schriften des Grafen und seiner beiden Töchter Maria Eleonora Franziska und Anna Katharina, auf das sauberste gedruckt. Dieselben bestanden aus Andachtsschriften und waren zum größten Theile Uebersetzungen der besten französischen Schriften dieser Gattung. Die Titel derselben sind nach chronologischer Folge: „Christliche Gedanken auf alle Tage des Monats“ (Prag 1701, 12°., 3 Bogen); – „Vollkommenheit des Christenthums aus der Sittenlehre Jesu Christi“ (Prag 1701, 12°., 12 Bogen); – „Gott geheiligte Stunden – in französischer Sprache durch den Cardinal von Noailles, Erzbischof zu Paris, an’s Licht gegeben, jetzt in die deutsche übersetzt“ (Prag 1702, 4°., 3 Alphabete und 9 Bogen), Andachtsübungen auf jeden Tag des Jahres; – „Abhandlung von der Gleichgiltigkeit in Ansehung des Glaubens. Verbessert und aus dem Französischen übersetzt durch M. El(eonora) Gräfin von Spork (Kempten 1702, 12°., 13 Bogen). Als die Gräfin diese Schrift übersetzte, war sie erst 13 Jahre alt; – „Richtige Himmelsstraße“ (Kempten 1702, 12°., 4 Bogen); – „Thomas von Kempis’ Geistlicher Kalender“ (Prag 1705, 8°.); – „Kurze Art und Weise sich in der christlichen Standhaftigkeit zu üben. Aus dem Französischen übersetzt von M. Eleonora Cajetana Aloisia Gräfin von Spork des Ordens Maria Verkündigung“ (Prag 1707, 8°., 6 Bogen); – „Wöchentliche Betrachtungen und Gebeter. Aus dem Französischen übersetzt durch Anna Katharina Gräfin von Spork“ (Prag 1707, 8°., 15 Bogen); – „Die von der h. Theresia von Jesu über das Vaterunser gemachten Betrachtungen. Aus dem Französischen übersetzt und vermehrt“ (Prag 1707, 4°., 20 Bogen); – „Geistreiche Wasser-Quelle“ (Prag 1706, 4°.; wieder aufgel. 1707, 23 Bogen); – „Der Anfang der Weisheit oder kurtz und lehrreicher Tractat, wie und warum man die Sünde fliehen soll“ (Prag. 1708, 8°., 61/2 Bogen); – „Christlicher Morgen- und Abend-Stern, das ist auserlesene und sehr kräftige Morgen- und Abendgebete, nebst einer geistlichen Andacht auf das Vaterunser, und andere Beicht- und Communion-Gebete“ (Prag 1708, 8°., 8 Bogen); – „Geistliche Wochen oder sieben geistreiche Regeln und wahrhafte Richtschnur, darnach ein jeder Christ den ganzen Tag hindurch sein Thun und Lassen richten und anstellen soll“ (Prag 1708, 8°., 3 Bogen); – „Sebastian Schambogen’s andächtige Betrachtungen über das Leben, die Lehre und das Leiden unseres Herrn“ (Prag 1709, 8°., 4 Alphabete und 9 Bogen); – „Der aus dem Irrthum gebrachte Hofmann oder Gedanken eines Edelmanns, welcher die meiste Zeit seines Lebens bey Hofe und im Kriege zugebracht. Aus dem Französischen von M. E. C. A. Gr. v. Spork“ (Prag 1710, 8°., 18 Bogen); – „Auserlesene Gedanken über unterschiedliche, aus der Sittenlehre hergenommene Materien des Herrn Abbé von Boileau, vormals königlich französischen Hofpredigers“ (Prag 1710, 8°., 22 Bogen); – „Carl Drelincourt’s Trost einer gläubigen Seele wider den Schrecken des Todes, sammt nothwendiger Vorbereitung wohl zu sterben“ (Prag 1710, 8°., 2 Alphabete. 13 Bogen); – „Bewährte Hülfsmittel, sich die stäte Gegenwart Gottes beständig vor Augen zu stellen. Aus dem Französischen des H. Courbon, Priesters und der heiligen Schrift Doctor, übersetzt durch M. E. C. A. Gräfin von Spork“ (Prag 1710, 12°., 8 Bogen); – „Wahrhafte Kennzeichen der menschlichen Gemüther. Sittliche und christliche Gedanken. Grundregeln eines tugendhaften Lebens“ (Prag 1710, 12°., 7 Bogen); – „Die wahren Grundregeln, nach welchen die Kinder christlich sollen erzogen werden. Uebersetzt von M. E. C. A. Gräfin von Spork des Ordens Mariä Verkündigung“ (Prag 1710, 12°.; 2. Aufl. 1711, 8°., 6 Bogen); – „Des Pater Cheminais gottselige Gedanken über das evangelische Gleichniß vom verlornen [226] Sohn“ (Prag 1710., 12°., 7 Bogen); – „Nic. Causius’ christliches Tagwerk oder heimliche Gewerb- und Gewinnkunst“ (Prag 1710, 12°., 1 Alphabet. 3 Bogen); – „Des Cardinals Reginald Polus Sendschreiben an Thomas Cranmern, betreffend den Glaubenspunct des hochwürdigsten Sacraments des Altars“ (Prag 1711, 12°., 6 Bogen). – „Widerlegung der Atheisten, Deisten und Zweifler. Aus dem Französischen übersetzt“ (Prag 1712, 4°., 20 Bogen); – „Christliche Sittenlehre oder Kunst recht und gut zu leben .... verbessert, und aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt durch El. Fr. Gräfin von Spork“. 2 Theile (Prag 1. Theil 1711, 3 Alph., 211/2 Bogen; 2. Theil 1712, 5 Alph., 11 Bogen, 4°.). Das Werk ist eine Uebersetzung von Benedict Pictet’s „La morale Chretiénne ou l’Art de bien vivre“, jedoch hat die Uebersetzerin jene Stellen, welche von der katholischen Lehre abweichen, entweder ausgelassen oder geschickt abgeändert. Von diesem Werke ließ der Graf 10.000 Exemplare unentgeltlich austheilen. Die zweite Auflage wurde unter verändertem Titel und dem Druckorte Tübingen 1713 nachgedruckt; – „Die Psalmen Davids nebst einer aus den heiligen Vätern und Lehrern der wahren Kirche gezogenen Auslegung, anfänglich in französischer Sprache an das Licht gegeben von dem Herrn von Sacy, nun aber in das Deutsche übersetzt“. 2 Theile (Prag 1713, 4°., 8 Alphabete und 181/4 Bogen): – „Christliche Betrachtungen und Sittenlehren – aus geistlichen und weltlichen Schriftstellern. Aus dem Französischen übersetzt von A. E. Gräfin von Spork“ (Prag 1714, gr. 8°., 24 Bogen); – „Die Tugendschule der Christen, worinn ein jeder Mensch auferbaulich unterwiesen wird, wie er pflichtmäßig sein Leben anstellen soll – in 4 Theilen eröffnet durch den Pater Ives von Paris, des Capuziner-Ordens Priester“ (Prag 1715, Fol., 10 Alphabete, 10 Bogen); – „Das christliche Jahr oder die Messen auf die Sonn-, gemeine Ferial- und Fest-Tage des ganzen Jahres in deutscher Sprache, sammt der Auslegung der Episteln und Evangelien; auch einem kurzen Begriff der Leben der Heiligen, deren Gedächtniß begangen wird“. 2 Bände (1718, 4°.), davon erschien später eine zweite vermehrte und verbesserte Auflage in Folio, mit Kupferstichen von Renz und Anderen prachtvoll ausgestattet; – „Nebesky slawiczek, to gest kaucyonal“ i. t. d., d. i. Die himmlische Nachtigall oder Gesänge u. s. w. (Königgrätz 1719, Fol., 10 Alphabete, 2 Bogen); es ist dieß eine Sammlung geistlicher Gesänge in čechischer Sprache, welche der Graf durch den Pfarrer von Chraustowicz Johann Joseph Brozan zusammenstellen und zum Gebrauche seiner Unterthanen herausgeben ließ. Das Werk ist für das geistliche Volkslied eine reiche Fundgrube; – „Philipp Hurault’s Grafen von Cheverey treuer Unterricht und väterliche Vermahnung, die er seinem Sohn hinterlassen“ (17.., 8°., 1 Alphabet, 12 Bogen); – „Die Irrwege der Menschen“ (17..); – „Auslegung der Briefe des heil. Apostel Paulus. Aus dem Französischen des Herrn de Sacy“ (17..); – „Summaria oder kurtzer Auszug aller Capitel der heiligen Schrift in deutschen Versen“ (Frankfurt 1723, 8°.); – „Leben der Altväter“. 2 Bände (17.., 4°.): es sind kurze Lebensgeschichten der Einsiedler und Einsiedlerinen aus den ersten Zeiten des Christenthums, aus dem Hieronymus und anderen alten Verfassern der Kirchen-Geschichte im Auszuge zusammengestellt. Der eine Band enthält das Leben der Einsiedler, der zweite jenes der Einsiedlerinen. Jeder Lebensgeschichte ist ein von Renz oder von Montalegre gestochenes Kupferbild beigegeben, wodurch das bereits seltene Werk noch heute geschätzt und gesucht ist. Die Zahl der Kupferstiche beträgt 200. – Welche von den vorgenannten Schriften von den Töchtern desselben übersetzt worden, ist bei den einzelnen Schriften angegeben. Maria Eleonora, die nachmalige Oberin des Cölestiner-Klosters, war die fleißigere; der Antheil des Grafen an diesen Arbeiten mag im Ganzen nicht gering gewesen sein. Die Auswahl derselben spricht für seinen geläuterten Geist, denn er suchte thatsächlich das beste hervor, was die französische Literatur jener Tage nach dieser Richtung hin bot. Von der Schrift: „Widerlegung der Atheisten, Deisten und Zweifler“ wird ihm die Autorschaft zugeschrieben, ebenso wird er als Verfasser einer anderen Schrift, betitelt: „Erläuterung, worinnen die wahre Religion bestehe“, bezeichnet. Welchen Dank er für seine Bemühungen, Gottesfurcht und echte Religiosität unter der Bevölkerung, vornehmlich aber unter dem Landvolke, unter welches viele Tausend Exemplare seiner Andachtschriften unentgeltlich vertheilt wurden, zu verbreiten, geerntet, wurde in der Lebensskizze [227] berichtet. Ein Opfer schändlicher Denunciation, mußte er unverantwortliche und gewaltthätige Eingriffe in sein Eigenthum erfahren – seinen Verlag in dem 1729 zu Königgrätz erschienenen „Index librorum prohibitorum“ gesetzt sehen und seine Drucker in Haft abführen lassen, in welcher diese längere Zeit gehalten wurden; wie die Druckerei auf Jahre hinaus gesperrt wurde. Der Graf selbst war ein aufgeklärter Christ; wenn er sich persönlich auch zur römisch-katholischen Kirche bekannte, so hielt er doch diese nicht für die allein seligmachende, sondern gleich anderen Bekenntnissen für eine Secte, in welcher man sein ganzes Heil auf Christum setzen, dessen Geboten von der Liebe Gottes und des Nächsten man nachleben müsse, im Uebrigen aber glauben könne, was man wolle, ohne deshalb von der ewigen Seligkeit ausgeschlossen zu werden.
II. Medaillen des Grafen Franz Anton Spork. 1) Avers. Eine Kirche auf einem Hügel mit Gartenanlagen, zu welcher von drei Seiten Pilger heranwallen. Umschrift: TRES SANCTAM TRIADEM. Revers: Die Taufe Christi. Umschrift: VENERENTUR MORE JOANNIS. Rundschrift: FUNDAVIT: FRANC.(iscus) ANTO:(nius) S: R: J: COMES DE SPORK: 1697. Anläßlich der Einweihung der Capelle des h. Johannes des Täufers auf dem Berge Vysoka der Herrschaft Malešow. – 2) Eine zweite, ganz der vorbeschriebenen in den Inschriften gleiche, nur die Zeichnung der Kirche und der Anlagen wie die Stellung der Pilger ist verschieden. Anläßlich der Einweihung der Einsiedeleien St. Wenzel und St. Franciscus in Lissa. Es sind deren in Gold, sechs Ducaten schwer, und in Silber, 5/8 Loth schwer, geprägt und bei der Einweihung vertheilt worden. – 3) Avers. Eine Kirche wie auf den Medaillen Nr. 1 u. 2, nur statt der drei Pilger sieht man drei Processionen dahin wallfahrten. Umschrift: TRINUM PERFECTUM DEVOTIO | TERTIA REDDIT. Revers. Zwei Frauen knien zu den Seiten eines Altars, worauf ein Wickelkind als Opfer liegt. Darüber in Wolken die Dreifaltigkeit. Umschrift: HANC · DEUS · ACCEPTET · PIETATEM · TRINUS · ET · UN(us). Randschrift: FRANC.(iscus) ANTON.(ius) S:(acri) R:(omani) J:(mperii) COMES · DE · SPORCK · FIERI · FECIT · A.(nno) 169/9. Votiv-Medaille anläßlich der Darbringung seines dritten Kindes; in Silber 5/8 Loth. Die Medaillen Nr. 1, 2 und 3 sind auch in Zinn nachgeprägt. – 4) Avers. Wappen mit der Umschrift: FR.(anciscus) ANT(onius) COM.(es) DE SPORCK S.(uae) C(aesareae) M(ajestatis) ACT(ualis) CONS:(iliarius) CAMER:(arius) ET REG(ius) LOCUMT(enens) IN BOHEMIA. Revers. Ein Pelikan mit seinem Blute drei Junge fütternd. Umschrift: DEO CAESARI ET PROXIMO SE IPSUM IMMOLAT. 1718. Gedächtniß-Medaille auf seine Statthalterschaft, die auch sein ganzes Wirken, denn er hatte sich zeitlebens Gott, dem Kaiser und seinen Nächsten geopfert, mit wenigen Worten kennzeichnet, und auf die Adoption seines Neffen und Schwiegersohnes Franz Karl Rudolph Freiherr von Swéerts. – 5) Avers. Der h. Hubertus kniend vor einem Hirschen dem ein Crucifix zwischen den Geweihen eingestellt ist. Ohne Schrift. Revers. Ern Adler, dem ein Jagdhorn und eine Medaille mit derselben Vorstellung, wie sie im Avers beschrieben ist, umgehängt ist. Umschrift: CHARMANT SOUVENIR – 1723. Dieselbe Medaille, jedoch Adler, Schrift und Jahreszahl etwas kleiner und in der Zeichnung etwas verschieden. Anläßlich des von dem Grafen gestifteten St. Hubertus-Ordens [siehe darüber S. 231]. – 6) Avers. Aehnlich wie Nr. 5. Revers. Von einem Ringe, woran zwei Bänder befestigt sind, hängt das Jagdhorn und die Hubertus-Medaille an Schnüren. Umschrift: CAESARE SUBSCRIBENTE. Im Abschnitt: DIE III. NOV.(embris) MDCCXXIII. – 7) Avers. Aehnlich der vorigen. Revers. Wie bei der vorigen, nur sind statt der Bänder Ketten an dem Ringe befestigt. Ohne Umschrift Im Abschnitte: CAESARE SUBSCRI | BENTE | DIE III. NOV. | MDCCXXIII. | Diese und die vorige wurde anläßlich der Anwesenheit des Kaisers Karl VI., der einer Einladung des Grafen zur Jagd gefolgt war, geprägt, und bezieht sich auf den Umstand, daß der Kaiser sich eigenhändig in das Matrikelbuch eingetragen. Sie wurden in Gold und Silber geprägt. – 8) Avers. Brustbild. Am Arme C. WERMUTH | C. PR. CAES. F. Umschrift wie bei Medaille Nr. 14. Revers. Ein von Mauern umschlossener Ziergarten, darüber der Name Jehovah hebräisch, von Strahlen umgeben. Umschrift in zwei Kreisen: PASSOS DURA SUAS DUM JUSTE ET RITE GUBERNANT | TERRAS ILLATA HUC GLORIA HC-NORQUE [228] MANET. Im Abschnitt: APOC.(alypseos) XXI, V(ersus) 24 MDCCXXVI C(hristian) W(ermuth). Diese Medaille mit der Ansicht des Neuen Jerusalem, scheint auch anläßlich seiner Streitigkeiten geprägt zu sein. – 9) Avers. Brustbild. Am Arme AET.(atis) LXIV | 26. MART(ii) W(ermuth). Umschrift: FR. ANT. S. R. J. C. DE SPORCK S. C. M. J.(ntimus) C.(onsiliarius) C.(amerarius) LOCUMTEN.(ens) PRAG. Revers. Zwei allegorische Figuren. Umschrift: JUCUNDISS.(imum) OTIUM. Im Abschnitt: MDCCXXVI – anläßlich seines 64. Geburtstages geprägt. In Silber 1/2 Loth, auch in Zinn nachgeprägt. Der 26. März daselbst erscheint unrichtig als sein Geburtstag, als welcher der 8. Mai sichergestellt ist. – 10) Avers. Ein Ritter mit dem Spork’schen Wappen statt des Helmes und dem Monogramm XP (Christus) auf dem Schilde, hält Kreuz und Feder gegen einen Drachen mit zwei Männerköpfen, wovon einer mit der Allongeperücke, der zweite mit einem geistlichen Barer bedeckt ist. Umschrift: HIC HERCULES ETIAM CONTRA DUOS. Revers. Ein Mann, halb geistlich, halb weltlich gekleidet, mit denselben Köpfen wie der Drache im Avers und mit einem Stelzfuß, hat einen magischen Kreis um einen Baum gezogen, der von einer Hand von oben aus mit einer Gießkanne begossen wird. Umschrift: FALLITUR ARTE MAGUS: STABIT SUB NUMINE F·A·G·U·S. Die Buche und die Anfangsbuchstaben des Namens F(ranz) A(nton) G(raf) V(on) S(pork). Im Abschnitt: MDCCXXX | W(ermuth). Diese Spottmedaille ist insbesondere gegen die Jesuiten und den anrüchigen Neumann von Puchholz gerichtet. – 11) Avers. Stehender, geharnischter Mann, in der Rechten ein Schwert, in der Linken eine Kugel. Unter der Figur: RABULISTA. Am Schwerte: CONSUETUDO TYR. Am rechten Arm: MAVALI. Am Gürtel ist die Schrift ganz undeutlich. Auf der Kugel: JUKERUS. Auf der Schwertscheide mit gestürzter Schrift: C–D JURIS. Diese Inschriften sind selbst auf den Originalmünzen nicht ganz deutlich, wodurch eine Deutung des Zusammenhanges und des Sinnes derselben nicht thunlich ist. Umschrift in drei Zeilen: HERKOMANNUS·ICTORUM LAPIS PHILOSOPHOR·(um) L·(egum) ABUSUS ET CORUPTELA : AB- ET DEROGANDO MAGISTER | NE IUS. REGIUM LEGIS FERENDAE RESCRIPTO VEL VIVAE VOCIS ORACULA VINCAT. | AST MULIERES IMPERANT SAEPE VI CLAM AUT PRECARIO. Revers. In einem kabalistischen Kreise eine von Büchern umgebene Buche. Auf den Kreis deutet mit einem Stabe ein Mann mit einem Pferd- und einem Stelzfuße. Auf der anderen Seite des Kreises steht neben einem Todtenkopfe eine brennende Kerze. Die Buche wird von einer aus den Wolken reichenden Hand aus einem Gefäße begossen. Umschrift: FALLITUR arte MAIUS (sic) STABIT SUB NUMINE FAGUS. Unten: MDCCXXX. [Majus ist ein Prägefehler statt Magus.] – 12) Avers ganz wie bei der vorigen Medaille. Revers. Wo Gunst die Feder führt. Wo Geld die Richter blendet. Wird die Gerechtigkeit gar weit von uns gewendet. | Wie aber wird es dort bey jenem Richter stehn. Wann zur Belohnung ihr must in die Hölle gehn. | Im Felde: Herkomanno | invicto | Hactenus | justitiae | debellatori | formalitatumque juris | principi | aequi justique | tyranno | posteritati in cautelam | hanc statuam | bona causa lapsus | justus dolor | erexit· | C(hristian) – FAGUS– W(ermuth) | MDCCXXXI·| Diese und die vorige, in Kupfer, sind nur gegen den Advocaten Neumann gerichtet. [Die Abbildungen der vorbeschriebenen Medaillen enthält die „Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen und Medaillen“. Herausgegeben von dem Vereine für Numismatik in Prag. (Prag 1852, 4°.), Tafel LXIII, Nr. 533–538; Tafel LXIV, Nr. 539–545; Tafel LXXXIII, Nr. 694 und 695]. – 13) Avers. Zwei verschlungene Hände, darüber das gekrönte Spork’sche Mittelschild. Staat der Umschrift oben: AMICIS, unten: AMICUS. Revers. Eine gegen einen Scorpion geballte Faust, darüber SIC. Statt der Umschrift oben: CAETERIS AUTEM; eine Spottmedaille anläßlich der Streitigkeiten mit dem anrüchigen Rechtsanwalt Wenzel Neumann von Puchholz. In Silber 11/4 Loth. – 14) Avers. Brustbild. Am Arm: C.(HRISTIAN) WERMUTH. F.(ecit). C.(um) PR.(ivilegio) CAES.(areo). Umschrift: FRANC.(iscus) ANTON.(ius) S.(acri) R. (omani) J.(mperii) COM.(es) DE SPORCK. S.(uae) C.(aesareae) M.(ajestatis) CONS.(iliarius) INT(imus) ET LOCUMT.(enens) PRAG.(ae). Revers. Seelandschaft mit einer Menge Wasser [229] schöpfender Figuren, darüber ein Regenbogen. Umschrift: AUGMENTATIONIS PELAGUS, PAUPERUM SALUS. Wahrscheinlich anläßlich der Gründung des Kukuser Heilbades geprägt. Kupfermedaille.
III. Die Ausschmückung der Besitzungen des Grafen Spork mit Statuen, Schnitzwerken, Gemälden und Anlagen. Es grenzt fast an das Fabelhafte, worauf Graf Spork verfiel, um seine Besitzungen künstlerisch auszuschmücken. Es kann nicht geleugnet werden, daß der Graf trotz allen Geschmackes, den er besaß, nicht selten ins Barocke verfiel, nun aber es war so die Richtung seiner Zeit, und so fällt nicht Alles ihm, sondern auch der damaligen Geschmacksrichtung zur Last. Doch aber war Alles sinnig, prunkhaft und originell. Manches hat sich noch bis auf den heutigen Tag erhalten, aber das sind nur ärmliche Reste gegen den Glanz und die Pracht von ehedem. Die Gegend um Kukus herum ist förmlich bevölkert von seinen Werken. Heut noch ist vom Bahnhof aus im Garten am Kloster eine riesige Kriegergestalt sichtbar, womit der Graf den Jesuiten in Schurz, mit denen er in beständiger Fehde lag. so zu sagen, einen steinernen Affront errichtete. Obwohl der Graf in einer Jesuiten-Anstalt erzogen worden, hatte er – und vielleicht eben deßwegen – einen Widerwillen gegen einen Orden, der mit des Grafen offenem, freimüthigem Wesen und seiner ungeheuchelten Frömmigkeit geradezu im Gegensatze sich befand. Schon unter den Medaillen finden sich die Spuren seines Unwillens und Spottes gegen diese religiöse Körperschaft. Zum allgemeinen Ausdrucke brachte er seinen Ingrimm gegen sie in diesem miles christianus, der sein mit der erhobenen Rechten geschwungenes Schwert gerade in der Richtung gegen die Jesuiten-Residenz in Schurz zückte. Zwei Pyramiden, welche zu beiden Seiten des Miles gloriosus stehen, dienten dem Grafen dazu, die Pasquille, die er von Zeit zu Zeit gegen seine Gutsnachbarn losließ, daran zu kleben. Wir sehen, es war das noch eine Zeit, in welcher gegen diesen so mächtigen Orden noch Manches möglich war, was heut geradezu unausführbar wäre. Vor dem Kloster stehen auf einer Balustrade zu beiden Seiten der Kirche die Standbilder der Zwölf Tugenden und der Zwölf Laster, an der Spitze jener ein lachender, dieser ein weinender Engel. Den Platz vor dem Kirchenthore schmückt eine Säulenrotunde, die acht Seligkeiten darstellend, in deren Mitte ein kolossaler Engel sich erhebt. Ueber dem aus dem großen Hofraume in den Garten führenden Eingange prangen die vier Jahreszeiten; im Garten selbst, wo der oben erwähnte Miles christianus droht, stehen noch die neun Musen. Die über die Elbe führende neun Klafter lange Brücke trug zu beiden Seiten Heiligen-Statuen. Von allen diesen Werken ist noch Mehreres, aber durch Zeit und Wetter verwittert, durch Zerstörungssucht verletzt oder zertrümmert vorhanden. Viele Bildhauerwerke befanden sich in dem nahe von Kukus liegenden Neuwald. Dort waren die Sandsteinfelsmassen zu Bildsäulen und ganzen Statuengruppen umgewandelt; davon hat sich verhältnißmäßig am wenigsten erhalten, weil die Steine dieses Waldes zum Baue der Festung Josephstadt benützt und, ohne Rücksicht auf die Sculpturen, mit rohem Vandalismus abgebrochen wurden! Das lieblichste und sinnigste waren die in diesem Walde errichteten Einsiedeleien des h. Antonius und h. Paulus. In der Umgebung der ersteren ist in halberhabener Arbeit die Geburt Christi in Stein gemeißelt, daneben die Hirten, die Heiligen Drei-Könige, welche ein Bettler mit einem Stelzfuß um eine Gabe anfleht. An anderer Stelle kniet der h. Hubert, der vom Pferde abgestiegen ist, vor dem Hirsche mit dem Kreuz im Geweihe. In der Nähe liegt die Büßerin Maria Magdalena. Andere Gruppen befanden sich in der Umgegend der Einsiedelei des h. Paulus. Aber davon, wie von den Statuen des h. Onuphrius in Riesengröße, des Einsiedlers Garino, der, vom Jagdhunde entdeckt, aus seiner Höhle kriecht, des h. Johannes mit seinem weidenden Lamm sind nur mehr kaum kenntliche Trümmer vorhanden. Heutzutage heißt diese ganze unweit des Städtchens Schurz gelegene Waldpartie im Munde der Umwohner „Bethlehem“. Das originellste aber bietet der Bokauscher-Wald, der nordöstlich von Kukus gelegen ist, und in welchem, wie es im Volksmunde hieß: „Die Heiligen auf den Bäumen wuchsen“. Der Graf nämlich hatte den Einfall, in die mächtigen Buchenstämme zweier sich kreuzenden Alleen, die er durch den Wald schlagen ließ, durch Braun’s Künstlerhand Sculpturen meißeln, und damit selbe noch deutlicher hervortreten, mit Farben übermalen zu lassen. Noch heut zeigen sich freilich nur [230] spärliche Ueberreste von allen diesen Kunstwerken – so sieht man noch den hängenden Judas, dann folgen rechts und links die Propheten und nach ihnen die Apostel und Christus mit seinen Jüngern. Auf einer stämmigen Buche ist Graf Spork als Zauberer dargestellt, und unter ihm die Inschrift: Fallitur arte Magus stabit sub Nomine FAGUS. welche wir auch als Inschrift einer Denkmünze (Nr. 10) finden. Die Uebersetzung lautet wörtlich: „Wird auch der Zauberer durch Ränke getäuscht, so wird doch unter dem Himmelsdom die Buche aufrecht stehen“. Das Wort Fagus bildet aber, so zu sagen, ein Akrostichon, weil seine Buchstaben die Anfangsbuchstaben des Namen Franz Anton Graf Von Spork bilden Die Inschrift spielt auf die Ränke und Umtriebe an, die gegen den Grafen von dem anrüchigen Advocaten Neumann geschmiedet worden. Man erzählt, daß Graf S. mit Neumann im Anbeginne in ganz freundschaftlichen Verhältnissen gestanden. Als aber Neumann seinen intriganten Charakter entpuppte, und eines Tages den Grafen mit seinen Nichtswürdigkeiten geradezu empörte, vergaß sich dieser in leidenschaftlicher Erregtheit so weit, daß er Neumann eine Maulschelle versetzte. Darüber wurde Neumann klagbar, und der Graf Spork mußte ihm 7000 fl. Schmerzensgeld zahlen. Der Graf zahlte die 7000 fl. aber in lauter kleinen Scheidemünzen, und Neumann mußte vor dem Grafen die ganze Summe guldenweis abzählen. Als Neumann mit der Zählung zu Ende war, geriethen er und der Graf wieder in einen Wortwechsel, und der Graf versetzte Neumann wieder eine Maulschelle. Nun drohte ihm Neumann abermals mit der Klage. „Ist ganz übelflüssig, werthester Herr Neumann“, entgegnete der Graf, jetzt weiß ich schon, was eine Ohrfeige kostet“, und mit diesen Worten wies der Graf den Rabulisten Neumann in das Nebengemach, wo ihm noch einmal 7000 fl. in Gold sofort ausbezahlt wurden. Was davon Wahrheit, was Dichtung, ist nicht mehr zu bestimmen, aber bei der originellen Weise des Grafen ist die Thatsache kaum zu bezweifeln. – Um auf die Heiligen, die auf den Bäumen sitzen, zurückzukommen, so berichten wir noch, daß die beiden Apostel, Peter und Paul, durch zwei Buchen dargestellt waren, die aus einer gemeinsamen Wurzel wuchsen. Dann standen in dieser Allee 22 Statuen. jede in einen Baumstamm gehauen, und mit ihrem in lateinischen Buchstaben ausgeschnittenen Namen bezeichnet. Den Schluß dieser Heiligen-Reihe bildete eine besonders mächtige Buche, in deren Rinde in Schraubenwindungen der Leidensgang Christi nach der Schädelstätte, äußerst figurenreich geschnitzt war. In dem die Hauptallee durchkreuzenden Baumgange befanden sich 44 Statuen, heil. Anachoreten und Mönche, die Drei Weisen des Morgenlandes und die Sieben Weisen Griechenlands darstellend. Lange Jahre erhielten sich diese eigenthümlichen Kunstwerke in ihrer ursprünglichen Schönheit, und der Ruf und die Achtung vor dem die Heiligen in Bäumen bergenden Walde war so groß, daß derselbe bei den wiederholten Invasionen der Preußen, und selbst von Trenk’s verrufenen Panduren – von diesen freilich nur gegen Androhung der schärfsten Strafen von Seite ihres Anführers – verschont blieb. Aber was die Kriegerhorden unangetastet ließen, das hat die Alles umwandelnde Zeit entstellt und vernichtet, denn durch den natürlichen Wuchs der Bäume wurden allmälig die Formen, welche ihnen die Künstlerhand gegeben, umgeändert. Wind, Wetter hatten das Ihrige geleistet, das Moos hatte Farben und Sculpturen überwuchert, und da die Menschenhand nichts dazu gethan, um den Zahn der Zeit aufzuhalten, so vollzog sich die alles entstellende Umwandlung, nur wenig mehr übrig lassend, von selbst. – Nicht minder war die Malerei durch eine große Anzahl von Gemälden vertreten. Dieselben befinden sich zum Theile noch in den inneren Räumen des Klostergebäudes. So hängen im Gange des ersten Stockwerkes zwei Reihen großer, das Leben des h. Johann von Gott, des Stifters des Barmherzigenordens, darstellende Bilder. In der sogenannten alten Kirche hängen zwanzig, über neun Schuh hohe und vier Schuh breite Gemälde, welche die ganze Leidensgeschichte Christi darstellen. Alle diese Bilder werden als Werke des tüchtigen Malers Peter Brandel bezeichnet. Eine große Menge von Gemälden verschiedenen Gegenstandes, aber zum größeren Theile Familienstücke, befinden sich in den Gemächern. Die Stiftskirche zur „h. Dreifaltigkeit“ enthält mehrere große Altarblätter – so eine Verkündigung Mariens, einen Johann von Gott, eine heilige Dreifaltigkeit, einen Christus am Kreuze; erstere zwei sind bestimmt von Brandel. Vieles Andere [231] befindet sich auf den übrigen Besitzungen des Grafen.
IV. Die Stiftung des Hubertus-Ordens durch den Grafen Franz Anton von Spork. Der Graf war, wie schon in seiner Biographie berichtet worden, ein großer Freund der Jagd, wozu ihm die[WS 3] sorgfältig gehaltenen Reviere seiner umfangreichen Besitzungen genug Gelegenheit darboten. Gastfrei im hohen Grade, versammelte er um sich die hohe Welt, und auf seinen Herrschaften gab es neben Musik, Theater-Vorstellungen, Ringel-Rennen, Ballspiel, Vogelfang, auch großartige Jagden. Einer dieser Jagden wohnte auch, von dem Grafen eingeladen, Kaiser Karl VI. bei. Die „Jagdzeitung“ meldet, es wäre in Brandeis gewesen, aber Brandeis gehörte niemals zu den Gütern des Grafen. Der Graf hatte kurz vorher – 1723 – einen Jagd-Orden, nach dem Schutzheiligen der Jagd der St. Hubertus-Orden genannt, gestiftet. Nun, nachdem das Hallali geblasen war, ließ sich der Kaiser Karl, der stolzeste der Cäsaren, dem die Kurfürsten nur mit spanischer Reverenz nahen durften, und dem ein König von Preußen beim Aufsteigen aufs Pferd den Steigbügel hielt, so weit herab, von seinem Unterthan mit einem Orden sich decoriren zu lassen. Es war dieß am 3. November 1723 geschehen, und eine auf diesen Vorgang geprägte Medaille, hat die Erinnerung an denselben uns aufbewahrt. Das Ordenszeichen bestand in einer goldenen Medaille mit dem Bilde des heil. Hubertus und einem frei darunter hängenden goldenen Jagdhorn. Das Ordensband war grün. Nachdem nun ein Kaiser das Ordenszeichen trug, bewarben sich auch andere hohe und höchste Herrschaften um die Aufnahme in den Orden. Und so erhielten ihn denn: der König August von Sachsen, Friedrich Wilhelm I. von Preußen, die Kurfürsten von Mainz, Cöln, Trier und noch andere deutsche Fürsten, ja selbst die Kaiserin Elisabeth von Rußland. Mit des Grafen im Jahre 1739 erfolgten Ableben erlosch auch der Orden. Als Kaiser Karl VI. aus der Hand des Grafen sich den Orden verleihen ließ, unterfertigte er sich auch eigenhändig in das von dem Grafen zu diesem Zwecke angelegte kostbare Matrikelbuch, aus welchem Anlaß der Graf die Medaille Nr. 6 prägen ließ.

V. Die Familiengruft der Grafen Spork. Diese befindet sich in Kukus, und zwar unter der Stiftskirche zur „h. Dreifaltigkeit“. In derselben ruht auch der Stifter des Hauses der Grafen Spork, der berühmte Reiter-General Johann Graf Spork (gest. 1679) in einem zinnernen Sarge. Jeder der Särge ist durch eine Inschrift, begleitet von Versen im damaligen Zeitgeschmäcke, bezeichnet. Einer der Särge ist leer, da sich die Dame, für welche er bestimmt war, die Gräfin Anna Katharina, nochmalige Gräfin Swéerts-Spork, die jüngere Tochter des berühmten Franz Anton Grafen Spork, in der Servitenkirche zu Konogedt beisetzen ließ. Ueber eine Doppeltreppe zur Seite des Grufteinganges gelangt man auf den Weg, der von dem Kloster zur Elbe hinanführt. Nahe am Ufer führt eine Treppe zu dem ehemaligen Lustschlosse, das mit Malereien, Sculpturen – alle dem Wechsel der Zeit verfallen – reich verziert war. Dieses Lustschloß steht mit der Fronte auf das gegenüberliegende Kloster gerichtet, und man kann vom Balcon die noch heut in der Familiengruft brennende ewige Lampe sehen. Der in der Wirklichkeit tief religiöse Graf hatte absichtlich das so herstellen lassen, damit der Mensch in Lust und Freudigkeit gemahnt werde an die Ewigkeit. Noch sei eines Sarges gedacht, der gleichfalls in der Spork’schen Familiengruft sich befindet, nämlich des Sarges einer Zwergin, der Agnes Tarnowski von Tarnow, welche den berühmten Reiter-General durch Entdeckung einer gegen ihn gerichteten Verschwörung gerettet, im Hause des Grafen ein bleibendes Asyl gefunden und daselbst das hohe Alter von 90 Jahren erreicht hat. Der Sarg dieser Zwergin zeigt unter dem Namen die Verse: „Die Glieder stimmen zwar nicht mit den Jahren ein, doch kann der Seel’ dieß gar nicht schädlich sein.“
VI. Porträte. 1) Unterschrift: Franciscus Antonius S. R. J. comes de Spork | Ds. in Lyssa, Gradlitz et Konogedt S. C. M. act. intimus | Consiliarius, Camerarius et Regius Locumtenens. Auf dem Fundament des Wappens steht: Anno 1719 aetatis LVII. 9. Martij. Hiebel delineavit, Pirckart sculp. Pragae. (4°). Gleiche Bilder von demselben Zeichner und Stecher sind noch aet. 51, anno 1713 und aet. 53, anno 1715. – 2) Unterschrift zu beiden Seiten des Wappens: Franciscus Antonius | S. R. J. comes de Spork | Dominus in Gradlitz, Konogetet | Hermanitz. S. C. M. act. | intim. Consiliarius [232] Camerar. et Regius Locumten. Aetat. LXIX. Unter dem Sitze des dos Bildniß haltenden einen Genius auf einem abwärts stotternden Bande: Lex Clementiae in lingua ejus. Proverb. C. 31. v. 26. Von dem zweiten das Bild oben haltenden Genius flattert gleichfalls ein Band mit der Inschrift: Manum suam aperuit inopi. Proverb. C. 31. v. 20. F. Müller del. Sysang sc. Pragae. – 3) Unterschrift: Frantz Anton | Reichs-Graf von Sporck | S. Kayserl. Maj. würkl. Geheimhder Rath etc. (Bernigeroth sc. (?), 8°.). – 4) Tressniak p. 1721 Bernigeroth sc. (Fol. Hüftbild). – 5) E. J. Haas fec. ad viv. 1735 (Kniest, Fol.).
VII. Quellen zur Biographie. Stillman (Gottwald von), Leben des Herrn Franz Anton Grafen von Sporck, Herrn der Herrschaften Lissa, Gradlitz, Konogedt und Hirschmanic u. s. w. im Königreich Böhmen. s. l. 1720. s. l. 1724, 4°.). [Die erste Auflage dieses geschmacklosen Buches erschien unter den Namen eines „Ferdinand von Roxas“, die zweite unter obigen Namen.] – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1792, gr. 8°.), Bd. II, Sp. 346 unter Spörken [ausführlicher und interessanter Artikel]. – Gerber (Ernst Ludwig), Neues historisch-biographisches Lexikon u. s. w. Bd. IV, Sp. 242, unter Spork. – Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) Jahrg. 1860, Nr. 198, 200 und 201: „Bad und Kloster Kukus“. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. III, Sp. 142. [Nach diesem geb. 9. März 1662.] – Schiffner (Jos.), Gallerie der interessantesten und merkwürdigsten Personen Böhmens u. s. w. (Prag 1804, Joh. Buchler, 8°.) Bd. V, S. 263–286: „Anekdoten aus dem Leben Franz Anton Grafen von Spork“. – Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen und Medaillen. Herausgegeben von dem Vereine für Numismatik in Prag. Mit Abbildungen (Prag 1852, 4°.), S. 586 u. f. – Pelzel (Franz Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrter und Künstler u. s. w. (Prag 1775, 8°.) Bd. II, S. 116–131. – Ungemeine Tugend des Herrn Grafen Franz Anton von Spork, mit folgenden elf Blättern: Bildniß des Grafen – Prospect der Herrschaft Lissa – St. Wenzelsort – Bon repos oder Vogelberg – Kukusbad mit Umgebung – Spital Kukus – Einsiedeleien im Kukuser Walde – Kirche und Spital zu Konogedt – Prospect von Allgesdorf mit der ganzen Gegend – Prospect vom Sanct Johannisberge auf der Herrschaft Moleschau mit Eremitage [die vorgenannten acht Blätter 1720 gestochen.] – Abbildung der Denkmünze welche Graf Spork bei der Einführung der Eremitage unter das Volk vertheilen ließ. Sämmtliche Suche sind Werke des Michael Heinrich Renz.
VIII. Grabschrift auf den Grafen Franz Anton. Bald nach seinem Ableben verfaßte ein Verehrer des Grafen folgende Grabschrift, die zugleich ein Chronogramm ist: SporCkIVs hoC sitVs est | bVsto LaCryMare VIator: | nVnC LVgent CharItes | reL-LIgIo pIetas.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: großartig-.
  2. Vergleiche dazu Schrattenbach (Graf)
  3. Vorlage: die, die.