BLKÖ:Smrčka, Joseph Christian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Šmoranć, Franz
Nächster>>>
Smrczek, Blasius
Band: 35 (1877), ab Seite: 210. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Christian Smrčka in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Smrčka, Joseph Christian|35|210|}}

Smrčka, Joseph Christian (Violoncell-Virtuos, geb. zu Mühlhausen in Böhmen 23. März 1766, gest. zu London 28. April 1793). Sein Vater war Syndicus und städtischer Steuereinnehmer in Mühlhausen, der für eine gute Erziehung des Sohnes sorgte. Dieser kam im Alter von neun Jahren als Sängerknabe in das Stift der Kreuzherren mit dem rothen Sterne nach Prag, daselbst setzte er die Studien fort, und in der Musik wurde der berühmte Johann Kozeluch [Bd. XIII, S. 90] sein Lehrer. Alsdann trat er in die Hauscapelle des Grafen Czernin mit ansehnlichem Gehalte und aus dieser als Concertmeister bei dem Grafen Lamberg ein. Als ihn Kaiser Joseph II. eines Tages spielen gehört, ernannte er ihn zum k. k. Hof-Kammer-Violoncellisten. Bis zum Ausbruche des Türkenkrieges blieb er in diesem Dienste. Als aber nun die Kammer-Musik des Kaisers aufgelöst wurde, erhielt auch S. gleich Anderen seine Entlassung. Aber Fürst Kaunitz nahm sich des jungen, talentvollen Musicus an und erwirkte ihm ein Reisestipendium. Im Jahre 1788 trat er seine Reise an, besuchte Brüssel, wo er ein halbes Jahr am Hofe des dortigen Gouverneurs Albert Herzog von Sachsen-Teschen verweilte. Dann ging er nach Paris, von wo ihn 1792 die Revolutionswirren vertrieben. Im Jahre 1793 reiste er nach London, wo er aber schon nach wenigen Monaten im Alter von erst 27 Jahren starb. Auch als Compositeur war S. thätig gewesen und hatte er außer einigen Concertstücken und Sonaten für sein Instrument, das Violoncell, auch eine kleine Oper geschrieben, welche ungedruckt gebliebenen Arbeiten in den Besitz seines ihn überlebenden Vaters gelangten. Mit S. verlor die Tonkunst vor der Zeit einen Künstler, der zu den schönsten Erwartungen berechtigte.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 66. – Dlabacz (Gottfried Johann), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottl. Haase, 4°.) Bd. III, Sp. 127. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorff (Dresden, Rob. Schäfer, gr. 8°.), Bd. III, S. 86. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände [211] (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung. Bd. IX, S. 525. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex.-8°.) S. 787.