BLKÖ:Sedláczek von Harkenfeld, Johann Nepomuk

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sedlaczek, Johann
Band: 33 (1877), ab Seite: 277. (Quelle)
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Sedláczek von Harkenfeld, Johann Nepomuk (k. k. Staatsbeamter und Landwirth, geb. zu Hohenbruck in Böhmen 9. Juni, u. A. schon 9. Mai 1760, gest. in Brünn 19. Jänner 1827). Der Sohn unbemittelter Eltern, der im Alter von sieben Jahren in das zum Obrowitzer Stifte gehörige Fundations-Institut zu Kiritein kam und später in die Obrowitzer Fundation selbst aufgenommen wurde. Nach beendeten Humanitätsstudien widmete er sich, aus Vorliebe dazu, dem Fache der Landwirthschaft und trat im Jahre 1782 in das Wirthschaftsamt des Klosterstiftes Maria-Saal in Alt-Brünn als Schreiber ein, kam nach Aufhebung des Prämonstratenserstiftes Obrowitz am 1. October 1784 als Kastner nach Scharotitz, im Juli 1785 in gleicher Eigenschaft auf die Herrschaft Königsfeld und Mitte Februar 1786 als Kastner und Burggraf nach Obrowitz, wo er im folgenden Jahre Rentmeister wurde und als solcher die damaligen Arbeiten der Robotablösung und Grundzerstückung leitete, bis er am 14. September 1799 Oberamtmann auf der Religionsfondsherrschaft Alt-Brünn wurde. Durch das Studium der besten landwirthschaftlichen Schriftsteller, wie durch vielfache praktische Erfahrungen, die er [278] auf seiner eigenen Wirthschaft zu Czernowitz bei Brünn erwarb, wuchs sein Ruf als Landwirth und die k. k. mähr.-schles. Staatsgüter-Administration erholte sich nicht selten bei ihm Rathes in verschiedenen Untersuchungen im ökonomischen und Rechnungsfache auf anderen Staatsgütern dieser Provinz. Im Feldzuge des Jahres 1805 übertrug ihm die Regierung das wichtige Geschäft eines k. k. Marsch-Commissärs bei den kais. russischen Truppen, vier Jahre später, am 9. Februar 1809, erhielt er die eben erledigte Stelle eines k. k. wirkl. Gubernialrathes und mähr.-schles. Staatsgüter-Administrators. Auf dieser Stelle eröffnete sich ihm ein großes Feld zur Realisirung verschiedener gemeinnütziger Ideen. Sein Adels-Diplom gibt darüber einige Andeutungen, „so hatte er auf den damals noch bestehenden Meiereien der mähr.-schles. Staatsgüter die Brache gänzlich abgeschafft, die Stallfütterung und Wechselwirthschaft eingeführt, den Viehstand mit Thieren von besonders gutem Schlage vermehrt, und dadurch, wie durch eine bessere Cultur der Grundstücke, den Landbewohnern ein nachahmenswerthes Beispiel gegeben, das Erträgniß der Staatsgüter um ein Wesentliches gesteigert, wozu unter anderen auch die auf den Brauereien derselben bewirkte allgemeine Einführung der Malzquetschmaschine und der Jordan’schen Saathacke das Ihrige beitrug“. Dabei förderte er mit allen Mitteln das Wirken der mähr-schles. Gesellschaft des Ackerbaues, brachte auf mehreren Staatsgütern die Zehentreluition zu Stande, was viel zur Erleichterung der Unterthanen beitrug und hob wesentlich die bis dahin vernachlässigt gebliebene Waldcultur. Zu diesem Verdienste gesellen sich noch auf wirthschaftlichem und landwirthschaftlichem Gebiete seine Resultate mit der Ahorn-, Syrup- und Zuckererzeugung, wofür ihm die ah. Zufriedenheit zu erkennen gegeben wurde, seine Ergebnisse in der Obstzucht, worin er das Edelste an Früchten- und Traubensorten in seinen Garten- und Weinanlagen zu Tage förderte; zur Beförderung des Weinbaues unternahm er im Herbste 1826 in Gemeinschaft mit dem als Landwirth allgemein anerkannten Franz Diebl eine Reise nach Ungarn, um dort den Weinbau in den verschiedenen Gegenden dieses berühmten Weinlandes, vornehmlich aber in Tokay und die dort übliche Behandlung des Weines kennen zu lernen und das davon für den mährischen Weinbau Verwendbare allda anzuwenden. Der Tod hinderte ihn in der Ausführung der ausgesprochenen Ideen. Von seinem sonstigen Wirken sind noch erwähnenswerth: die durch ihn bewirkte Umwandlung der wüsten unzugänglichen Felsen des ehemaligen Calvarienberges in die blühenden, geschmackvollen und allgemein bewunderten Gartenanlagen des Franzensberges zu Brünn; im Jahre 1809 leitete er die Sammlung zur Unterstützung der in der Schlacht von Aspern verwundeten Krieger ein, welche die stattliche Summe von 5000 fl. ergab, vermehrte den Invalidenfond, indem auf seine Veranlassung die Creirung eines Stiftungscapitals von 1000 fl. auf den Namen der mähr.-schles. Staatsgüter-Administration eingeleitet wurde. Als zur Erinnerung an die Befreiungskriege 1813 und 1814 auf dem Calvarienberge nächst Brünn ein National-Denkmal errichtet wurde, war er ebenso an der Errichtung desselben, wie insbesondere der dabei in forstbotanischer Hinsicht lehrreichen Gartenanlage betheiligt. Als Fachschriftsteller veröffentlichte er seine vieljährigen praktischen Erfahrungen über Ackerbau, Viehzucht, Pomologie und [279] Weinbau theils im „Patriotischen Tagblatt“, theils im „Hesperus“ und in den „Oekonomischen Neuigkeiten“, dann in den Landwirthschafts-Kalendern und den Mittheilungen der k. k. mähr.-schles. Ackerbaugesellschaft. Selbstständig erschien sein „Kurzgefasster und auf praktische Erfahrung gegründeter Unterricht über den Anbau der Erdmandel und über den Gebrauch derselben statt des Kaffee’s, welchen sie an Geschmack und Güte vollkommen ersetzt“ (Leipzig 1807, 8°.) und seine vorher in Melzer’s „Bauernfreund“ abgedruckte Abhandlung „Ueber den türkischen Weizenbau, besonders in Absicht der Stallfütterung und die Weise, ihn zu dreschen“, S. stand mit den tüchtigsten Oekonomen Oesterreichs und des Auslandes im literarischen Verkehre und hatte in Folge dessen auf die wirthschaftliche Entwickelung einiger Kronländer des Kaiserstaates auch nicht unwesentlichen Einfluß. Die k. k. mähr.-schles. Ackerbaugesellschaft ernannte ihn im Februar 1813, jene in Wien im Jänner 1822, zu ihrem wirklichen Mitgliede. Ueberdieß wirkte er seit Juli 1818 als substituirter, seit Juni 1821 als wirklicher Präses des pomologischen Vereines in Brünn. Von Seite des Staates wurde seine verdienstliche Wirksamkeit 1818 durch Erhebung in den erbländischen Adelstand mit dem Prädicate von Harkenfeld gewürdigt. Ueber seinen Familienstand vergleiche die Quellen.

Adelstands-Diplom ddo. 3. November 1818. – d’Elvert (Christian), Geschichte der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde u. s. w. (Brünn 1870, gr. 8°.) Beilage, S. 153. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1827, Nr. 50 und 51, S. 289 [nach diesem geb. am 9. Mai 1760]. – Mittheilungen der k. k. mähr.-schles. Ackerbau-Gesellschaft (Brünn, 4°.) 1827, Nr. 12: „Biographie“ von Lauer. – Czikann (Joh. Jac. Heinrich), Die lebenden Schriftsteller Mährens (Brünn 1811, J. G. Traßler, 8°.) S. 149 [nach diesem geb. am 9. Juni 1760].
Heutiger Familienstand der Sedláczek von Harkenfeld. Der Gubernialrath und mährische Staathalter-Administrator Johann Sedlaczek von Harkenfeld war mit Regina Hein (gest. 23. August 1827) vermält. Aus dieser Ehe stammen: 1) Karoline (geb. 29. December 1786, gest. 5. December 1851), vermält mit Franz Raffesberg, k. k. Cameral-Bezirks-Commissär in Galizien. – 2) Johann (gest. 1822). Beamter bei den mähr. Ständen, vermält mit Johanna Gastl (gest. 9. Juli 1837), aus welcher Ehe ein Sohn, Johann Nepomuk, in Wien lebt. – 3) Joseph (geb. 4. März 1800), k. k. Finanz-Ministerialsecretär in Pension in Wien, vermält in erster Ehe mit Amalie Faukal (gest. 24. December 1844), in zweiter Ehe mit Johanna Edle von Montag. Aus erster Ehe stammen: a) Hugo (geb. 12. Juli 1835), Bezirksgerichts-Adjunct in Herzogenburg, vermält mit Franziska Neuwirth, aus welcher Ehe ein Sohn, Otto (geb. 22. October 1866), vorhanden ist. – b) Rosa (geb. 13. Februar 1837), vermält mit Dr. Andreas von Meiller, k. k. Regierungsrath und Archivar, Witwe, und c) Laura (geb. 21. März 1838), vermält mit Joseph Hoßner, Dr. der Rechte und k. k. Gerichts-Adjunct. Aus zweiter Ehe: d) Karl (geb. 4. November 1848), im Staatsdienste bei dem k. k. Handelsministerium.
Wappen. Halb in die Länge und quer getheilter Schild. Im ersten oberen silbernen Felde auf grünem Grunde ein befruchteter Apfelbaum; im zweiten oberen goldenen Felde ein Weinstock mit zwei blauen Weintrauben. In der unteren blauen Hälfte ein silberner Pflug mit einer Egge, in der Kunstsprache Saatharke genannt. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone drei Straußenfedern, eine silberne zwischen blauen, emporwallen. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten blau, mit Silber unterlegt.